- Gewitter im obersten Stockwerk? Die CEOs und ihre Schweißausbrüche ;-) - Baldur der Ketzer, 16.07.2003, 00:16
- würde sagen: die umverteilung wird beschleunigt - die manager-branche freut sich (owT) - marocki4, 16.07.2003, 09:26
Gewitter im obersten Stockwerk? Die CEOs und ihre Schweißausbrüche ;-)
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Auf rutschigem Parkett zu Hause: Immer mehr Topmanager werden gefeuert. Bild Keystone
Das CEO-Karussell dreht sich immer schneller
Manager werden im Eiltempo ausgewechselt
Die Chefsessel von Topmanagern haben sich in den letzten Jahren in wahre Schleudersitze verwandelt. So wurden im vergangenen Jahr 70 Prozent mehr Chefs in die Wüste geschickt als noch ein Jahr zuvor. Ein Grund dafür: Die Aufgaben der Topmanager werden immer anspruchsvoller.
VON STEFAN SCHMID
Harte Zeiten für Geschäftsführer, die «neudeutsch» auch gerne als Chief Executive Officers (CEOs) bezeichnet werden. Noch in den neunziger Jahren von Medienschaffenden und Analysten als Wundermänner gefeiert, ist für viele nach dem Platzen der New-Economy-Blase die Luft dünner geworden - das Tempo, mit dem leistungsschwache CEOs gefeuert werden, nimmt von Jahr zu Jahr rasant zu. Dieser Trend wird auch von einer kürzlich veröffentlichten Studie des US-Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton untermauert - Grundlage waren 2'500 der weltweit grössten börsenkotierten Unternehmen. Laut der Studie nahmen 2002 die Auswechslungen von Top-Führungskräften im Vergleich zum Vorjahr um über 70 Prozent zu. Ausserdem verringerte sich die durchschnittliche Verweildauer auf den Chefsesseln börsenkotierter Unternehmen seit 1995 um knapp ein Jahr auf nunmehr 8,6 Jahre.
Dabei wurde im vergangenen Jahr in mehr als einem Drittel der Fälle der Rausschmiss mit «mangelnder Arbeitsleistung» des CEO begründet. 2001 war das erst bei jedem vierten Wechsel der Fall. Weiter stellte Booz Allen Hamilton erhebliche regionale Unterschiede fest: Während sich die Fluktuationsrate im Topmanagement in den USA in den letzten Jahren stabilisiert hat, hat das Köpferollen in den Chefetagen in Europa (+192 Prozent) und Asien (+140 Prozent) seit 1995 sprunghaft zugenommen.
Nach den Grossen kommen jetzt die Kleinen
Auch die Schweiz ist von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Von den 26 Grossunternehmen, die dannzumal im Schweizer Blue-Chip-Index SMI kotiert waren, haben im vergangenen Jahr knapp die Hälfte ihren Konzernchef ausgewechselt. Und nachdem letztes Jahr wie erwähnt insbesondere grosse Unternehmen wie ABB, Ascom, Credit Suisse Group, Rentenanstalt, Von Roll oder Zurich Financial Services mit Führungsrochaden für Schlagzeilen gesorgt haben, wechseln dieses Jahr vermehrt die «kleineren» Unternehmen ihre CEOs aus. So haben unter anderem Esec, Mikron, Hapimag oder Valora heuer ihre operativen Chefs gefeuert.
Umfeld wird immer komplexer
Die Gründe für das Aufkommen dieser so genannten Hire-and-Fire-Politik sind vielschichtig. Und naturgemäss hat jede Entlassung eines Top-managers auch ihre ganz eigene Geschichte. Abgesehen von zwar spektakulären, aber eher ungewöhnlichen Einzelfällen - wie im jüngsten Fall bei der abrupten Trennung der Valora von ihrem Chef Reto Hartmann - werden überwiegend schlechte Unternehmensergebnisse, respektive eine verfehlte Strategie als Entlassungsgründe angegeben. Doch woher kommt diese starke Zunahme? Schliesslich können die Leistungen der Manager in den letzten Jahren ja nicht auf einmal so viel schlechter geworden sein.
Mitverantwortlich für diesen Trend ist zum einen sicherlich das immer komplexer werdende wirtschaftliche Umfeld, in dem die Topmanager heute agieren müssen. Entwicklungen wie etwa das Aufkommen neuer Technologien (insbesondere im Kommunikationsbereich), die Ã-ffnung der Märkte, aber auch die durch die fortschreitende Globalisierung zunehmende Verletzlichkeit der Weltwirtschaft (prägnantestes Beispiel: Die Folgen der Anschläge vom 11. September 2001) machen das Führen eines international agierenden Unternehmens immer schwieriger. Zum andern spielen aber auch die Forderungen von Bevölkerung und Politik nach mehr Transparenz in den Chefetagen eine Rolle bei der Zunahme der Manager-Entlassungen. Mehr Transparenz bedeutet eben auch, dass die Entscheide der Topmanager zunehmend von einer breiteren Ã-ffentlichkeit kritisch beurteilt werden können. Fallen die Unternehmensergebnisse dann einmal schlechter aus, werden die Rufe nach einer Auswechslung der Führungsspitze schnell lauter. Auslöser für diese Entwicklung waren übrigens insbesondere die Bilanzskandale in den USA im Winter 2001 (Enron).
Schliesslich ist aber auch die derzeitige Wirtschaftsflaute zu einem Teil für die Entlassungswelle verantwortlich. Während sich Management-Fehlentscheide in wirtschaftlich guten Zeiten noch einigermassen einfach in einer positiven Erfolgsrechnung «verstecken» lassen, wird dies bei schlechterem Geschäftsgang schwieriger - schliesslich schauen Verwaltungsräte und Aktionäre den Chefs dann besser auf die Finger.

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