- @Tassie Devil Adenauers Rentenbetrug - alberich, 15.07.2003, 01:20
- Re: @alberich Adenauers Rentenbetrug - Tassie Devil, 16.07.2003, 04:21
Re: @alberich Adenauers Rentenbetrug
-->>Hallo Tassie Devil,
Hi alberich,
>Deine Erinnerungen zu den Vorgängen 1957 sind eindeutig nicht realitätsbezogen.
>Ist ja auch ganz schön lange her.
Ja, dieses Jahr ist schon eine ganze Weile her, da kann einem schon mal ein kleines Detail nicht mehr zu 100% gelaeufig sein.
Aber meine Erinnerungen gleich im Plural nicht eindeutig (100%) realitaetsbezogen?
>Die Rentenreform war im Frühjahr 57, die Bundestagswahl im Sept. 57.
Ich hatte beim Datum der Rentenreform ausweislich meines Vorbeitrages nicht ausgeschlossen, dass ich mich in diesem Punkt um wenige Monate irren mag.
>Es besteht daher kein Anlass der CDU Geschichtsklitterung oder wie man das immer nennen will zu unterstellen.
Aha, jetzt wieder eindeutig 100%, in diesem einen Punkt allerdings meoglicherweise zurecht.
Dass auch die CDU gewaltige Geschichtsklittierung bei der Geschichtsschreibung der Siegermaechte betreibt, das darf ich hoffententlich als bekannt voraussetzen.
>Die Rentenreform war dringenst notwendig geworden, da das System auf Kapitaldeckung notleidend war.
Ja, ich hatte doch schon geschrieben, dass bei dieser Rentenreform der deutsche Staatsbankrott in 1948 infolge des Verlustes des WK II diesbezueglich nachbearbeitet werden musste.
>Man könnte noch einen Bezug zu dem Streik in Schleswig-Holstein (Gleichstellung der Arbeiter mit den Angestellten in Bezug auf die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, längster Streik in der BRD) herstellen. Sprich: Adenauer war unter Druck.
Klar, aber nicht nur der, die gesamte Regierung der CDU/FDP Koalition stand deshalb unter Druck, nur wollte die FDP dieses Problem anders loesen als Adenauer.
>Daß nennenswerte Kapitalien angesammelt wurden, kann ich nicht feststellen. (weißt Du mehr, bitte Quellen).
Uff, die angesammelten Kapitalien i.H.v. knapp 10 Monatsausgaben des Jahres 1971, diese konkrete Information weiss ich aus Hardcopy Unterlagen zur Rentenversicherung, als ich 1991 aus aktuellen Anlaessen auch einen generellen Health-Check der Sozialversicherungen der BRDDR unternahm. Als ich damals diese Information las, die ich zuvor so genau nicht wusste, dachte ich noch im Stillen bei mir, sieh mal einer an, da war doch schon in diesen 14 Jahren recht ordentlich was zusammengekommen. Die Mindestreserve der Rentenversicherung betrug 1971 nach meiner jetzigen Erinnerung 5 oder 6 Monatsausgaben, unter Schmidt wurde sie auf 3 Monatsausgaben reduziert, heute ist sie bei 0,5.
>Zwar war das Verhältnis von 1:8 sehr günstig, niedrig waren die Beiträge (im Vergleich zu heute), die Renten waren aber um 60 % höher als zu Zeiten der Kapitaldeckung.
Klar, den allermeisten Rentnern ging es vor der Reform nicht sehr gut, mal ganz vorsichtig ausgedrueckt, ich kann mich da auch heute noch an sehr unschoene Details aus meinem Umfeld erinnern.
>Der Clou des Umlageverfahrens lag ja gerade darin, daß sehr schnell die Rentenzahlungen erhöht werden konnten (was ja gewollt war, Verbesserung der Situation der Rentner), Kredit gaben die Einzahler, Payday 20-30 Jahre später.
Wieso Payday 20-30 Jahre spaeter? Glaubst Du, dass beabsichtigt war, dass die kreditierten Renter dieses von Dir als Kredit bezeichnete Geld wieder haetten zurueckzahlen muessen, oder wer was wie wo?
>ein Kettenbriefsystem eigentlich.
Lieber alberich, auch diese Wieselwortschoepfung der"Kaufkraft", die hier suggeriert, dass die Leute ihr Geld in ihren Sparstruempfen oder Matrazen versteckelt haetten, das ist etwas fuer die Maerchenstunden gehalten fuer Wirtschaftsknaben und -maedchen, oder auch fuer deren BRDDR-Religionsstunden.
Damals, 1967, war Deutschland trotz der"Wirtschaftskrise" kurz zuvor, die ein sehr mildes und sanftes Saeuseln zu den Krisen, die danach noch kommen sollten und kamen, und vor allem noch zu dem bereits an die Tuer der BRDDR klopfenden Krisentsunami, in einen langjaehrigen Inflationstrend eingebunden.
Weisst Du, was da mit dem gesparten Geld der Leute damals passiert ist?
Die gaben es auf die Bank und kassierten wg. Inflation hoehere Zinsen.
Und die Bank?
Nein, die blieb auch nicht lange auf den Scheinchen sitzen, denn gerade in einem inflationaeren Trend stehen die Kreditnehmer vor den Banken Schlange und holen sich die Moneten trotz hoeherer Zinsen.
Und was machten die Kreditnehmer damals mit den Floehen?
Ganz einfach, sie kauften damit Dinge, von denen sie erwarteten, dass sie ihnen zukuenftig Geld verdienen oder bei Verkauf mehr Geld bringen, i.e. sie investierten das Geld, um der Infla ein Schnippchen zu schlagen!
Konsumentenkredit?
Bei diesem Wort waeren 1967 alle Bankangestellten incl. dem Bankdirektor in Deckung gegangen, und Minuten spaeter haetten die Beamten des Ueberfallkommandos die Bank gestuermt!
Ja, alberich, entzogene Kaufkraft, das war damals in Deutschland unerwuenscht, jedoch voellig anders, wie Du Dir das jetzt vorstellst.
Und haettest Du diesen Begriff damals gebraucht, die Massen haette ihre Koepfe geschuettelt, weil sie Dich nicht verstanden haetten.
>Daher bleibe ich dabei: die Umstellung der Rentenfinanzierung auf das Umlageverfahren durch Adenauer war der Anfang des Rentenbetrugs.
Und noch bei Deinem letzten Satz darf ich Dir einen grossen Irrtum und Inkonsequenz bescheinigen:
Wenn Du schon mit dem Begriff Rentenbetrug operierst, dann haettest Du hoechstens schreiben koennen, dass Adenauer den Rentenbetrug fortgesetzt hat, aber angefangen hat er damit ganz bestimmt nicht, und das wuerden Dir auch vor allem die Renter der 50-ger Jahre bestaetigen, wuerden sie heute noch leben.
Weisst Du was tatsaechlich verspeist wurde?
Es waren nicht die Renten einer ganzen Generation, die da verspeist wurden, wie Du in Deinen Vorbeitraegen behauptet hast, diese hat es ueberhaupt nie gegeben, es wurden ausschliesslich die Versprechen auf angemessene Renten verspeist und sonst garnix, die Versprechen auf angemessene Rente an die Leute, die langjaehrig dafuer ordentlich einbezahlt haben.
Denn das sieht heute jeder Blinde mit Krueckstock in der BRDDR, dass die Sache mit den Renten voellig schieflaeuft.
Dafuer ist Adenauer ueberhaupt kein Vorwurf zu machen, und es ist ihm auch kein Vorwurf zu machen, als 1972 ein Brandtstifter voll an die gesamte Steuerung der Republik mit Hochrufen dazu gebeten wurde.
Und ich will Dir jetzt noch eines verraten: mir war nach den gesamten Umbauten der"Rentenversicherung" im Jahre 1972 voellig klar, dass ich nur dann eine angemessene an meinen Beitraegen orientierte Rente im Alter von 63 - 65 Jahren erhalten werde, wenn die Wirtschaft brummt, die Inflation weiterhin in vertraeglichem Rahmen bleibt, und deshalb der Rentenkettenbrief weiterlaeuft.
Dass da durchaus mal was schiefgehen kann, bei der Rente, nachdem Willy Brandtstifter ans Steuer hochgejubelt worden war, das war mir ebenfalls klar, deshalb habe ich ja damals umgehend mit zusaetzlicher privater Initiative in zweistelliger Prozenthoehe meines Nettoeinkommens reagiert.
>gruß
>alberich
Gruss
TD

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