- Beherrscht China seine Arbeitslosen? - nasdaq, 21.07.2003, 18:58
- Re: Arbeitslosigkeit im Moment weitverbreitet - Goldfinger, 21.07.2003, 22:28
Beherrscht China seine Arbeitslosen?
-->20.07.03 (asia-economy.de) Wie wir in zurückliegender Zeit berichteten, ist die Zunahme der Arbeitslosigkeit eines der großen sozialen Probleme die China zu lösen hat. Sie widerspiegelt die sozialen Spannungen, welche nicht mehr unter der Decke zu halten sind. Die Kluft zwischen Armut und Reichtum wird immer größer. Die Zahl der Menschen, welche an dem Wachstum des Landes teilhaben wollen, nimmt zu.
Vor über einem Jahr wies der Vizearbeitsminister Wang Dongjin darauf hin, das sich eine düstere Beschäftigungslage anbahne und die soziale Stabilität untergräbt. Bereits in den vergangenen Jahren strömten jährlich 12 bis 13 Mill. neue Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt. Dazu kamen Mill. von entlassenen Menschen. Noch schwerwiegender ist die „Landflucht“. So wandern jährlich etwa 20 Mill. Menschen vom Land in die Städte, um eben an dem Wohlstand und Wachstum teilhaben zu können. Das Problem ist, dass das Land aber bei einem Wachstum von 7 bis 8 Prozent jährlich nur acht Mill. neue Arbeitsplätze schaffen kann.
Offizielle Arbeitslosenstatistiken sind nach wie vor Lücken- und Fehlerhaft. In der Regel erfassen sie nur die industrialisierten Großstädte. Da aber gerade in diesen der wirtschaftliche Aufschwung statt findet, sind die Arbeitslosenzahlen umso alarmierender. Ende 2001 betrug die offizielle Arbeitslosenrate in den Städten 3,6 % und im vergangenen Jahr 4 %. Diese Zahl war der höchste Stand seit 1980, als die Quote bei 4,9 % lag. Jetzt ist man wieder auf dem besten Weg zu diesen Ständen.
In seine einer Eröffnungsrede zur Lage der Nation Anfang März diesen Jahres bezeichnete der damalige Ministerpräsident Zhu Rongji die Armut, vor allem unter den Bauern, als drängendstes Problem des Landes. Die Regierung müsse alles unternehmen, um das Einkommen der Landwirte zu verbessern.
Am vergangenen Donnerstag, 17. Juli, fand eine Pressekonferenz über die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Chinas in der ersten Hälfte dieses Jahres statt.
Yao Jingyuan, Chefökonom und Pressesprecher des Staatlichen Statistikamts, informierte über den Entwicklungsstand. Seinen Ausführungen zu Folge wurden bis Ende Juni dieses Jahres 3,7 Mill. Arbeiter und Angestellte von staatlichen Betrieben entlassen.
Die Zahl der registrierten Arbeitslosen belief sich auf 8 Mill. was eine Quote von 4,1 % ausmacht. Es wird erwartet, dass dieses Jahr etwa 10 Mill. neue Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt drängen werden. Bis zum 20. Juni hatten von den 2,12 Mill. Universitätsabgänger nur 50 % einen Job gefunden, 15 % weniger als im letzten Jahr, so Jingyuan. Er wies darauf hin, dass China derzeit vor einem großen Beschäftigungsdruck stehe. Der Dienstleistungssektor, der bisher die meisten Arbeitskräfte aufgenommen hatte, wurde von der SARS-Krise schwer betroffen.
Es wird davon ausgegangen, dass es dieses Jahr, trotz SARS, zu einem Gesamtwachstum von 8 % kommt und damit auch in 2003 wieder 8 Mill. Arbeitsplätze geschaffen werden können. Der Chefökonom erklärte, dass die Zahl der Arbeitslosen nur diejenigen die sich registrieren lassen umfasse. Die reale Zahl der Arbeitslosen werde diese sicher überschreiten. Das Staatliche Statistikamt sei gerade dabei, eine korrektere und genauere Untersuchungsmethode einzuführen.
Ingo Lorenz

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