- Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? - chiron, 22.07.2003, 15:41
- Re: Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? - -- Elli --, 22.07.2003, 17:01
- Sei es die Psy die Lebensversicherungs-Vermögensmanager - LenzHannover, 23.07.2003, 00:16
- Re: Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? - Bob, 22.07.2003, 17:52
- Re: Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? - chiron, 22.07.2003, 18:18
- Alles Psychologie, oder was? - Bob, 22.07.2003, 18:50
- Re: Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? - chiron, 22.07.2003, 18:18
- Re: Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? - -- Elli --, 22.07.2003, 17:01
Re: Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft?
-->>Ist die Börse das Spiegelbild der Wirtschaft? Selbstverständlich, werdet ihr denken, was soll es denn sonst sein. Schliesslich treffen sich hier Angebot und Nachfrage. Nun, ich möchte diese Ansicht an Hand eines Beispieles in Frage stellen.
Die (Aktien-)Börse ist nicht das Spiegelbild der Wirtschaft, sondern ein Ausschnitt der Wirtschaft. Die Aktienkapitalisierung spiegelt den erwarteten zukünftigen Residualwert (=Gewinn) der Aktiengesellschaften wider. Man könnte die Aktienkapitalisierung deshalb auch als Residualwert der Wirtschaft bezeichnen.
Der Residualwert dient dazu, Wertschwankungen, die auf nicht vorhersehbaren Einflußfaktoren (=Innovationen) beruhen, aufzufangen.
>Nun zurück zur Börse. Der Preis einer Aktie basiert einerseits auf fundamentalen Faktoren, wie Umsatz, Gewinn und vielen schönen Ratios. Auf dieser Basis können die Aktien miteinander verglichen werden. Dabei spielen natürlich auch die Zukunftsaussichten einer Branche eine entscheidende Rolle, die manchmal euphorisch (Internet Ende der 90er Jahre) oder auch zurückhaltend eingeschätzt werden.
>Wie ist es aber möglich, dass der gesamte Aktienmarkt, also unabhängig von einer spezifischen Branche, Schwankungen unterliegt?
Die Schwankungen kommen daher, daß der Gewinn, der ex post erscheint von dem erwarteten Gewinn abweicht. Taucht dieses Phänomen bei vielen Gesellschaften gleichzeitig auf, so kann die ganze Börse sich als Ganze rauf und runter bewegen
Andereseits hängt der Kapitalisierungsfaktor, mit dem die Gewinne bewertet werden von der Risikowahrnehmung der Anleger ab. Meine Idee geht dahin, daß die Risikowahrnehmung sinkt, wenn die Gewinnerwartungen der Anleger eintreffen, und steigt, wenn diese verfehlt werden. Die Risikowahrnehmung richtet sich also nach dem, was man"gerade" erlebt hat.
> Ist es überhaupt möglich, dass die Wirtschaft global gesehen einmal schneller und einmal langsamer wächst? Und, wenn ja, müssten dann die Preisvorteile, die sich dank einer Prokuktivitätssteigerung ergeben wegen dem Wettwerbsprinzip nicht automatisch an die Kunden weitergegeben werden?
Nicht automatisch, sondern durch das Wettbewerbsrecht. Das Wettbewerbsrecht aber ist träge. D.h. es dauert eine Weile, bis die Behörde eine -sagen wir technische - Innovation verstanden hat und verarbeitet hat. Solange genießt unser Innovator seinen Gewinn.
>Wenn man all dies betrachtet, können durchschnittlich steigende P/E's, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten beobachten konnten, nur einerseits mit einer steigenden Geldmenge begründet werden und andererseits mit Psychologie - warum fliesst das meiste"überschüssige" Geld in die Finanzmärkte und nicht z.B. in die Immos.
Steigende P/Es kommen von abnehmenden Risikoprämien. Die Risikoprämie fällt, wenn die Erwartungen der Anleger erfüllt werden. Die Risikoprämie ist Null, wenn die Erwartungen über längere Zeit genau eintreffen.
>Somit ergibt sich: Schrumpft die Geldmenge (ink. Buchgeld), schrumpfen auch die Aktienkurse, wobei die letzten drei Jahre nicht von einer schrumpfenden Geldmenge, sondern von einer Präferenzverschiebung von Aktien zu Bonds und Immos geprägt waren.
>Was hält Ihr von dieser Theorie? Bin gespannt auf Eure Meinungen Pro und Contra.
>Gruss Chiron
Gruss bob

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