- Bond-Markt - wie gehts weiter? - kizkalesi, 23.07.2003, 09:20
- Für viele Unternehmensanleihen gibts nur ein Weg... - chiron, 23.07.2003, 15:12
Bond-Markt - wie gehts weiter?
--><font size="5">Ausverkauf bei Anleihen setzt sich fort</font>
von Beatrix Wirth und
Holger Zschäpitz
Berlin - Wer dachte, dass die Wall Street nur an den Aktienmärkten den Takt angibt, hat sich getäuscht. Auch die Entwicklung bei Anleihen wird von den USA diktiert. Das Epizentrum des Bebens am Rentenmarkt lag in Übersee. Von dort breiteten sich die Schockwellen nach Europa und Asien aus.
Binnen eines Monats haben die Kurse von US-Staatsanleihen zwölf Prozent verloren. Allein zum Wochenbeginn ging es drei Prozent in die Tiefe. Die Rendite erhöhte sich spiegelbildlich um mehr als 80 Basispunkte. Solch einen Einbruch gab es zuletzt 1994. Damals allerdings erstreckte sich der Ausverkauf über sieben Monate. Mittlerweile rentieren die zehnjährigen US-Staatsanleihen mit 4,16 Prozent erstmals seit Mai 2002 wieder über der entsprechenden Bundesanleihe (4,06 Prozent).
"Kaum ein Renteninvestor hat die Dramatik der Korrektur so vorhergesehen", sagt Florian Späte von der WGZ Bank."Doch sie ist fundamental gut zu begründen." Schuld haben die Geld- und Finanzpolitiker in den USA. Zum einen legte die Regierung Bush mit ihren massiven Steuersenkungen das größte Konjunkturprogramm der Nachkriegsgeschichte auf. Zum anderen schürte Notenbankchef Alan Greenspan unmissverständlich die Hoffnungen auf eine baldige wirtschaftliche Trendwende. So wurde der"sichere Hafen" Rentenmarkt zum Auslaufmodell.
Das Fatale: Obwohl Konsens darüber besteht, dass die Konjunktur in Europa der amerikanischen weit hinterherhinkt, wird der europäische Rentenmarkt in Sippenhaft genommen. Auch Japan kann sich den Vorgaben nicht entziehen. Weltweit flüchten die Investoren und drücken wie am Aktienmarkt nach dem Boomjahr 2000 die hoch gelaufenen Kurse.
Trendverstärkend wirkt, dass die Regierungen zur Finanzierung ihrer ausufernden Staatsdefizite weitere Anleihen auf den Markt werfen. Trotz sinkender Nachfrage steigt also das Angebot. Während in den USA diskutiert wird, ob 30-jährige Treasuries wieder neu aufgelegt werden sollten, stockt der Bund bei den extremen Langläufern auf.
Am heutigen Mittwoch will das deutsche Finanzministerium 30-Jährige im Volumen von vier Mrd. Euro an den Mann bringen. Viele Experten werten dies als weitere Bewährungsprobe für den angeschlagenen Rentenmarkt.
Wann der Ausverkauf stoppt, ist schwer zu sagen."Auf das faire Niveau achtet derzeit niemand", sagt Mark Tinker, Stratege beim unabhängigen Londoner Brokerhaus Execution."Ein Pendel, das zuvor zu weit in die positive Richtung ausgeschlagen ist, wird nun nicht in der Mitte anhalten." Wie bei Aktien könnten die Kurse von einer starken Überbewertung in eine massive Unterbewertung getrieben werden.
Würden sich die Märkte strikt nach fundamentalen Kriterien richten, hätten Bundesanleihen nach Ansicht von Experten sogar wieder Luft nach oben. Im Schnitt sehen Analysten die faire Rendite der zehnjährigen Bunds bei 3,9 Prozent. Anders sieht es für die US-Treasuries aus. Sollte die Wirtschaft wie von Greenspan erwartet tatsächlich im nächsten Jahr um bis zu 4,75 Prozent zulegen, wäre ein Hochschnellen der Renditen auf 5,5 Prozent angebracht. Damit wären weitere Kursverluste programmiert.
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<font size ="4">Auch die Charttechnik gibt für den Rentenmarkt keine Entwarnung</font>
Bund-Future und amerikanischer T-Bond-Future haben wichtige Unterstützungen durchbrochen - Kurse finden keinen Halt[/b]
von Beatrix Wirth
Berlin - Einen schlechten Tag haben kann jeder. Ist jedoch das Umfeld ungünstig, kann sich das einmalige Erlebnis leicht zu einer Pechsträhne ausweiten.
In dieser prekären Situation befinden sich die Rentenmärkte dies- und jenseits des Atlantiks. Der Ausverkauf der vergangenen Tage und Wochen war aus technischer Sicht ein Fiasko:
Er hat das charttechnische Bild bei den Futures auf zehnjährige Bundesanleihen und zehnjährige US-Treasuries (Bund-Future und T-Bond-Future) dramatisch verschlechtert. Dies bedeutet für die Kursentwicklung am Rentenmarkt nichts Gutes.
"Vor allem beim amerikanischen T-Bond-Future hat sich die Situation stark verfinstert", sagt Thomas Amend, technischer Analyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt."Er hat wichtige Unterstützungsmarken nach unten durchbrochen." Weder die 200-Tage-Linie noch die Aufwärtstrends vom Frühjahr 2002 oder vom Oktober 2002 hätten den Absturz aufhalten können. Ein Ende des steilen Kursrückgangs sei noch nicht abzusehen:"Der ADX-Indikator, der die Dynamik einer Bewegung misst, steht bei 50 und damit dem Doppelten des Grenzwertes", so Amend.
Die Situation am Markt für deutsche Staatsanleihen stellt sich nur wenig besser dar. Zwar hat der Bund-Future die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 114,39 Zählern verläuft, noch nicht nach unten durchbrochen. Sollte dies aber passieren, befindet sich die nächste Unterstützung erst bei 113,75 Punkten."Außerdem sind die Indikatoren auch hier zu Lande negativ", sagt Analyst Amend:"Dem Trend aus den USA kann man sich nicht entziehen."
Die Charttechniker der Bayerischen Landesbank haben den Bund-Future unter dem"schweren Verdacht, bei 120 Punkten eine nachhaltige Wende nach unten hin vollzogen zu haben."
Beim Blick auf den T-Bond-Future wollen sie sogar nicht mehr ausschließen, dass der Kursgipfel im Juni das Ende der US-Rentenmarkt-Hausse markiert haben könnte, die in den frühen achtziger Jahren begann. Sie geben zu bedenken:"Womöglich bleibt der übergeordnete Kurstrend für längere Zeit abwärts gerichtet."
<ul> ~ Originaltext hier</ul>

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