- Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) - Sascha, 29.07.2003, 21:44
- Re: Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) - Emerald, 29.07.2003, 21:58
- Du hast wohl Recht, man fragt sich was es eigentlich noch bringt (auch ich) mkT - Sascha, 29.07.2003, 22:20
- Re: Du hast wohl Recht, man fragt sich was es eigentlich noch bringt (auch ich) mkT - Emerald, 29.07.2003, 22:29
- Re: Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) - Euklid, 29.07.2003, 22:25
- Du hast wohl Recht, man fragt sich was es eigentlich noch bringt (auch ich) mkT - Sascha, 29.07.2003, 22:20
- Re: Bildungs-Abbrecher: Ein bisschen Schwund ist immer (Spiegel) - Emerald, 29.07.2003, 21:58
Du hast wohl Recht, man fragt sich was es eigentlich noch bringt (auch ich) mkT
--> > Vor drei bis vier Jahren waren nur noch Universitäts-Degrees gefragt für
> die New-Economy-Jobs. Da diese alle heute auf dem Arbeitslosen-Amt gelandet
> sind, fragen sich viele junge Menschen vermutlich was es bringt, wenn
> jahrelang auf den Unis gelernt, geschuftet und auf einen Job gehofft wird, um
> dann quasi auf Halde zu gelangen und stempeln zu gehen.
Hallo Emerald!
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Wenn ich alles(!) mit einbeziehe frage ich mich mittlerweile langsam auch ob sich mein Studium unterm Strich (wenn man alles gegeneinander stellt) rechnet. Ich denke es rechnet sich momentan auf jeden Fall noch. Aber wie lange noch bei immer schlimmer werdenden Arbeitsbedingungen, unbezahlten Überstunden, immer stärkeren Abweichungen vom Tarifvertrag, immer größeren Arbeitslosenquoten auch bei Akademikern,...???
Im Oktober bin ich voraussichtlich mit meinem BWL-Studium fertig. Ausgerechnet im Rezessionsjahr 2003. Naja ich glaube manchmal ich reite mitten in die ScheiXX rein denn als ich vor ein paar Jahren angefangen haben waren die Einstiegsgehälter noch höher aber vor allem auch die Arbeitsbedingungen noch besser und was überhaupt das wichtigste ist: Man bekam besser eine Stelle. Heute gibt's ja nur noch befristete Verträge und zugleich auch weniger offene Stellen.
Naja für Akademiker wird es auch immer schwerer. Vor allem weil sie um ihre Leistungen betrogen werden:
Ich schrieb vor ein paar Monaten mal hier im Forum:
<font color=#0000FF>In vielen Akademikerberufen (als Angestellter) wird nur noch auf dem Papier mehr verdient. Rechnet man genauer so fällt auf, daß dies häufig in Wirklichkeit nicht so ist. </font>
a) <font color=#0000FF>Längere Ausbildung:</font> Man muß immer sehen wie viel länger die Ausbildung eines Akademikers gegenüber gewöhnlichen Ausbildungsberufen dauert. Man steigt erst später ins Berufsleben ein. Andere sind schon weiter. Man muß die Opportunitätskosten sehen die einem enstehen durch jahrelangen Ausfall an Ausbildungsgehalt/Lohn oder - nach der Ausbildung - normalem Gehalt und Lohn.
b) <font color=#0000FF>Studienkosten: </font>Man muß die Studienkosten sehen (Kopien, Fahrtkosten, Bücher,...)
c) <font color=#0000FF>Risiko: </font>Man muß das Risiko sehen das man eingeht. Wer sagt denn, daß man später überhaupt mehr verdient oder die Karriere macht die man sich erwünscht. Zu welchem Preis?
d) <font color=#0000FF>Steuerprogression: </font>Man muß Progression bei der Steuer beachten da man ja tendenziell doch mehr verdient später (aber auch mehr dafür getan hat und tut)
e) <font color=#0000FF>Längere Arbeitszeit, Ist der Studenlohn überhaupt höher?</font>: Man muß beachten, daß häufig (wenn auch nicht immer aber relativ oft) klassische Akademiker-Berufe (Ingenieure, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Architekten,...) längere Arbeitszeiten mit sich bringen. Bei vielen normale Ausbildungsberufen herrscht beispielsweise eine 35-Stunden-Woche. In Großbetrieben gibt es Schichtwechsel oder Zeitlohn. D.h. es wird oft das abgerechnet was auch wirklich (im Zeiteinsatz gesehen) geleistet wird. Ich kenne leider viele Akademiker die in Unternehmen arbeiten und ein Pauschalgehalt erhalten. Im Arbeitvertrag steht zwar was von einem offiziellen Feierabend von 16 Uhr aber vor halb sechs, sechs sind viele dieser Leute gar nicht zuhause. Das wird auch oft vergessen. Im Arbeitsrecht gibt es keine gesetzlichen Vorschriften für die Entlohnung der Mehrarbeit, sprich: Überstunden.
f) <font color=#0000FF>Weniger staatliche Zuschüsse/Leistungen (man ist dauernd der sog. Besserverdiener)</font>: Man erhält durch sein"hohes" Einkommen viele staatlichen Leistungen nicht (Wohngeld, Bafög wenn es Kinder gibt die studieren, usw.). Auch das muß man beachten und auch dies wird häufig jedoch nicht(!) beachtet in diesen Rechnungen.
g) <font color=#0000FF>Erhöhte Flexibilität wird gefordert</font>: Man muß flexibler sein und muß sich tendenziell in diesen Berufen auch in seiner privaten Zeit (Freizeit) stärker weiterbilden. Es wird einfach von einem"heimlich" verlangt.
h) <font color=#0000FF>Vermögen kann sogar behindernd wirken bei Arbeitslosenhilfe usw. </font>:Häufig legen sich Akademiker Eigentum in Form von Immobilien o.ä. zu. Im Gegensatz zu denen die von der"Hand in den Mund" leben müssen sie bei Zahnersatz oder was weiß ich allem immer an ihr Gespartes gehen. Einmal ist es der Ausflug der Kinder von der Schule, dann eine teure Zahnbehandlung die nicht von der Kasse übernommen wird und sonst alles mögliche. Wenn man nix hat muß häufig der Staat einspringen.
i) <font color=#0000FF>Streßfaktor/Herzinfarkt/Burn-Out</font>: Der Streßfaktor bei Akademikern ist oft höher. Da sich diese Personengruppe häufig Vermögen anspart und dafür auf Urlaub und anderweitigen Konsum ähnlicher Art sogar teilweise verzichtet muß immer das Vermögen"verteidigt" werden. Jemand der mal locker und lässig arbeitet und schön sein Geld verlebt und in Urlaub fliegt und dann mal arbeitslos wird kann sich i.d.R. wesentlich gemütlicher einen Job suchen wenn er keine Hypotheken zu zahlen hat und auch stärkere staatliche Förderung bekommt (weil er ja nix hat an Vermögen). Jemand der Vermögen hat bekommt weniger staatliche Förderung. Das Vermögen wird überall angerechnet. Selbst wenn der Sohn von Sozialhilfe lebt wird man als Eltern angeschrieben Angaben zum Vermögen zu machen. Hat man nix kann man nix geben. Dann zahlt die Gemeinschaft. Hat man was wird man auch hier mal wieder (wie immer) zur Kasse gebeten.
Festhalten kann man, daß Leistung in Deutschland häufig kaum noch belohnt wird. In einigen Fällen - die ich kenne - muß ich sogar davon ausgehen, daß man teilweise gar bestraft wird. Denn wenn man angesichts aller erwähnten Punkte auf dem Papier noch 350 Euro brutto mehr hat merkt man eigentlich, daß man in Wirklichkeit nur dann noch mehr hat wenn man eine wirklich sehr hohe Position hat. Und die erreicht man häufig nur noch wenn man gar nicht mehr aufhört 50 bis 60 Stunden pro Woche zu rudern bis man 50 ist. [/i]
Insofern hast Du wohl Recht. Man fragt sich was es eigentlich noch bringt sich groß weiterzubilden wenn man sich die Realität anschaut... Viele in meinem Semester stellen sich die Frage aber auch andere junge Menschen die nicht studieren.
Viele Grüße
Sascha

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