- Banken-Studie: 100.000 Jobs gehen in Billiglohn-Länder (Spiegel-Online) - Sascha, 30.07.2003, 11:01
- Zahnspangen kommen demnächst aus Costa Rica - Bob, 30.07.2003, 11:33
- sorry - das ist kein Problem fĂĽr Zahntechnik in D - tstg, 30.07.2003, 12:06
- Das Pfeifen im Walde - Bob, 30.07.2003, 13:05
- Re: aber kaum in gew. Dental Laboren - tstg, 30.07.2003, 14:38
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- Auch in den USA wird ausgelagert - wir sind nicht allein:) - (Spiegel) - Sascha, 30.07.2003, 11:49
- Zahnspangen kommen demnächst aus Costa Rica - Bob, 30.07.2003, 11:33
Auch in den USA wird ausgelagert - wir sind nicht allein:) - (Spiegel)
-->IT-ARBEITSMARKT IN DEN USA
<font size=5>Der groĂźe Aderlass</font>
Von Marc Pitzke, New York
<font color="#FF0000">Die fortschreitende Globalisierung lehrt mittlerweile eine Gruppe von Arbeitskräften das Fürchten, die bisher als unangreifbar galt</font>. Die weltgrößten Hightech-Konzerne - unter ihnen Microsoft und IBM - <font color="#FF0000">wollen große Teile ihrer IT-Arbeitsplätze in Billiglohn-Länder verlagern</font>.
New York - Eric Poore hatte eine goldene Zukunft bei Microsoft. Der Computer-Ingenieur heuerte 1997 als Kundenberater bei dem Weltkonzern an. Kurz darauf wurde er zum Troubleshooting-Spezialisten für E-Mail-Probleme befördert. <font color="#FF0000">Seine Karrierechancen, so ließ man ihn fröhlich wissen, seien unbegrenzt</font>.
Dann begann das Elend. Zuerst wurde Poores neuer Posten"ausgelagert", sprich: in Länder verlegt, in denen die Lohnkosten niedriger sind. <font color="#FF0000">Er landete wieder auf seinem Einstiegsjob</font>. Und jetzt steht seine gesamte Anstellung in Frage: <font color="#FF0000">Microsoft plant intern, im Lauf des Bilanzjahres 2004 mindestens 800 weitere Arbeitsplätze aus seiner Dependance im texanischen Las Colinas, wo Poore arbeitet, nach Indien und Kanada umzuschichten</font>.
Poores Schicksal ist ein Beispiel <font color="#FF0000">für den neuen Trend in der amerikanischen IT-Branche</font>: Die lädierten Konzerne verlagern nicht mehr nur Produktions-Jobs ins Ausland, <font color="#FF0000">vor allem nach Fernost, Südamerika und Osteuropa</font>. <font color="#FF0000">Zunehmend sind hoch bezahlte"White-Collar"-Posten in Management, Verwaltung, Buchhaltung, Technik in Gefahr</font>. Outsourcing oder Offshore nennt sich das:"Ein fundamentaler Wandel der US-Wirtschaft", klagt Marcus Courtney, Präsident der Washington Alliance of Technology Workers (WATW), eines regionalen IT-Interessenverbands.
Kundenberatung aus Hyderabad
Anders als frühere Outsourcing-Wellen, <font color="#FF0000">die meist ungeschulte Arbeitnehmer betrafen, sind diesmal also die mit mehrfachen Uni-Abschlüssen dekorierten IT-Wunderkinder der neunziger Jahre die Opfer</font>. <font color="#FF0000">Ganze Technik-, Buchhaltungs-, Ingenieur-, Computer- und Finanzabteilungen machen dicht</font>. Nach Schätzung der Consulting-Firma Forrester Research <font color="#FF0000">werden US-Arbeitgeber in den nächsten 15 Jahren mindestens 3,3 Millionen"White-Collar"-Jobs sowie Gehälter im Wert von 136 Milliarden Dollar in Billiglohn-Länder verlagern, darunter China, Indien, Russland, Mexiko und die Philippinen. Also nicht nur in der IT-Sparte: 348.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung, 288.000 im Management und 184.000 in der Architektur würden ebenfalls auf gleiche Weise verloren gehen</font>.
Die Microsoft-Chefs in Las Colinas raten ihren Angestellten seit Monaten schon, sich anderswo Arbeit zu suchen. <font color="#FF0000">"Die Manager machen es uns sehr deutlich", sagt Poore."Zum Ende des Jahres 2004 werden alle unsere Jobs verschwunden sein."</font>
Es wäre die größte Massenentlassung in der Geschichte von Microsoft. Über 1300 Menschen sind in der Customer-Central-Abteilung in Las Colinas beschäftigt: telefonisch-virtuelle Kundenberater und erste Ansprechpartner für technische Fragen, die die Verbraucher mit den Produkten haben. Ähnliches Outsourcing plant Microsoft nach Angaben der WATW in seinen IT-Telefonzentralen in Charlotte (North Carolina) und Issaquah (Washington).
Offiziell dementiert Microsoft zwar, Entlassungen zu planen."Wir ersetzen keine US-Jobs, wir entlassen keine Leute", sagt Konzernsprecherin Stacy Drake. <font color="#FF0000">Eine interne Microsoft-Präsentation aber drängte kürzlich alle lokalen Abteilungsleiter, für eine"kurzfristige Projektliste" alsbald alle möglichen Posten"für die Auslandsverlagerung auszuwählen"</font>.
China im Blick
Viele dieser Posten wandern ins <font color="#FF0000">indische Hyderabad</font>, wo Microsoft seit 1999 ein Entwicklungszentrum unterhält. Auf der Company-Website werden zurzeit Dutzende hochkarätige Jobs in Hyderabad annonciert.
Derweil reiste Microsoft-Vizepräsidentin Lori Moore im April nach Las Colinas, um den Angestellten dort ihre missliche Lage persönlich zu verdeutlichen. Ihre Message, so erinnert sich Poore:"Es gebe keine Expansionspläne oder Weiterentwicklung für uns. Microsoft setze all seine Bemühungen auf Indien."
<font color="#FF0000">Damit steht Microsoft nicht alleine. General Electric will allein in diesem Jahr 20.000 Stellen, meist im Forschungs- und Entwicklungsbereich, nach Indien und China abschieben. Intel, das in Russland bereits 400 Software-Ingenieure und 200 Marketing- und Verkaufsmanager beschäftigt, lagert rund 3000 weitere Arbeitsplätze in Chip-Design und Technik-Unterstützung nach Indien aus</font>. Auch Oracle hat Indien im Blick (4000 Jobs in Software-Design und Tech-Support), Philips dagegen China (700 im Bereich der Verbraucherelektronik). Ähnliche Pläne gibt es bei IBM, Hewlett-Packard, Dell und Motorola.
<font color="#FF0000">"Unsere Konkurrenz tut es, und wir müssen es tun"</font> [Eigener Kommentar: Das ist DAS Problem; man kann sich dem Druck kaum entziehen. Selbst wenn man wollte], bekräftigte IBM-Direktor Tom Lynch im März in einer vertraulichen Konferenzschaltung mit IBM-Managern in aller Welt, aus der die"New York Times" gestern pikante Auszüge veröffentlichte.
80 Prozent Kosteneinsparung
<font color="#FF0000">"Das Internet hat diese Welt um vieles kleiner gemacht"</font> [Eigener Kommentar: Das ist sozusagen der Fluch der Technik den ich in der letzten Zeit versucht habe zu beschreiben und deutlich zu machen. Internet und all die modernen Kommunikations- und Fortbewegungsmittel haben auch Nachteile], sagt Paul Eurek, CEO von Xpanxion, einer Firma, die sich darauf spezialisiert hat, fĂĽr GroĂźkunden wie Coca Cola Offshore-Dependancen zu schaffen. <font color="#FF0000">"Die Globalisierung des Arbeitsmarktes aufzuhalten ist zwecklos"</font>, sekundiert John Challenger, Chef der IT-Firma Challenger, Gray & Christmas in Illinois."Sie ist eine Naturgewalt."
Also trafen sich Ende Juni rund 125 US-Firmenchefs zu einer Tagung im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria, um ihre Outsourcing-Strategien zu beraten. In einer Präsentation ließen sie sich erläutern, <font color="#FF0000">dass sie rund 80 Prozent Kosten sparen könnten, indem sie Computer-Programmierer und Buchhalter nach Indien, China oder Malaysia abschöben</font>.
Kosten sind immer das erste Argument. Ein Programmierer in Indien verlangt nach Berechnungen der Consulting-Firma Cap Gemini Ernst & Young <font color="#FF0000">im Schnitt 20 Dollar Stundenlohn, sein US-Gegenpart mit 65 Dollar mehr als dreimal so viel</font>.
Aufs Jahr bezogen sehen diese Zahlen noch eindrucksvoller aus. So beträgt das <font color="#FF0000">durchschnittliche Jahresgehalt eines IT-Ingenieurs in den USA 70.000 Dollar, in China dagegen 15.120 Dollar, in Russland 14.420 Dollar und in Indien 13.580 Dollar</font>.
Tief greifende Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit
Eins der bizarrsten Beispiele für IT-Outsourcing findet sich im US-Bundesstaat New Jersey. Da hatte die Regierung eine private Firma mit der Betreuung von Empfängern von Sozialhilfe und Essensmarken beauftragt. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Fachkräfte nicht in der Landeshauptstadt Trenton saßen, sondern - im indischen Bombay. Um dies zu vertuschen, meldeten sich einige am Telefon sogar zur Tarnung mit falschen"amerikanischen" Namen.
"Offshore-IT", warnt der Soziologe Ron Hira von der New Yorker Columbia University, könne"tief greifende Folgen für die Amerikaner und die Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der USA" haben."Sind diese Job einmal aus dem Lande, kommen sie nie mehr zurück", sekundiert Phil Friedman, CEO der Software-Firma Computer Generated Solutions.
<font color="#FF0000">So werde dieser Trend die derzeitige Rekord-Arbeitslosigkeit in den USA nur weiter anfachen</font>."Das Problem der Arbeitslosigkeit ist fĂĽr Elektronik-, Computer- und Software-Ingenieure schon jetzt schlimmer als fĂĽr die meisten anderen", sagt Hira. In der Tat liegt die Sparten-Quote hier derzeit mit 6,5 bis 7,5 Prozent ĂĽber dem nationalen Durchschnitt.
Billigster aller Arbeitnehmer
<font color="#FF0000">Die US-Dachgewerkschaft AFL-CIO erwartet durch IT-Outsourcing"noch weit dramatischere Arbeitsplatzverluste und Gehaltserosion" als bisher</font>. <font color="#FF0000">Betroffen sei vor allem die Mittelklasse. Schon jetzt sind Stundensätze für Computer-Berater nach Erhebungen der Independent Computer Consultants Association um 10 bis 40 Prozent zurückgegangen</font> [Eigener Kommentar: Das ist ja schon richtig extrem!].
<font color="#FF0000">Inzwischen formiert sich eine aktive Protestbewegung der Betroffenen</font>. Dutzende Arbeitnehmer demonstrierten im Juni vor dem Waldorf-Astoria. Einer von ihnen war der arbeitslose IT-Ingenieur John Bauman, Präsident der Organization for the Rights of American Workers."Ich finde keinen Job", sagt er. <font color="#FF0000">"Es gibt keine IT-Stellen mehr - sie gehen alle an ausländische Arbeitnehmer." </font>
Dem Kalifornier Christopher Kenton, dessen Marketing-Firma Cymbic selbst vom Outsourcing profitiert, bleibt die"traurige Ironie" der Geschichte nicht verborgen."Viele der Job, die jetzt ins Ausland gehen, sind dieselben Jobs, die das Outsourcing-System erst ermöglicht haben", sagt er.
<font color="#FF0000">Und das sei erst der Anfang: Eines Tages, orakelt Kenton, würden die IT-Konzerne noch weitaus mehr Stellen kürzen können, indem sie die Arbeit ganz vom Menschen auf den billigsten aller Arbeitnehmer verschöben -"den Computer". [Eigener Kommentar: So könnte es sein. Schon jetzt verlieren wir zig tausend Arbeitsplätze Monat für Monat nur durch Rationalisierung und technischen Fortschritt wo auf der anderen Seite weniger Arbeitsplätze durch den Fortschritt entstehen.</font>
[b] Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,258269,00.html, Spiegel-Online, 23.07.2003

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