- Thema Bürgerversicherung - Euklid, 30.07.2003, 19:37
- Frage ist die, - Silberfuchs, 30.07.2003, 20:13
- Wieder mal: Weniger ist mehr [owT] - Sascha, 31.07.2003, 18:15
- Ergänzung [mkT] - Sascha, 31.07.2003, 18:26
- Re: Ergänzung [mkT] - Euklid, 31.07.2003, 19:20
- Ergänzung [mkT] / Beispiel - Sascha, 01.08.2003, 02:09
- Re: Ergänzung [mkT] - Euklid, 31.07.2003, 19:20
- Ergänzung [mkT] - Sascha, 31.07.2003, 18:26
Ergänzung [mkT] / Beispiel
--> > Ist doch schön wenn sich Deppen finden die 60 h schuften und 38 h Stunden
> bezahlt bekommen und gleichzeitig durch ihren übergroßen Einsatz die
> Einstellung von Personal verhindern.
[b] Das ist ja das was in der heutigen Arbeitswelt durch den Globalisierungsdruck immer krasser wird. Die Leute müssen immer mehr rudern. In wievielen Tarifverträgen steht genau geschrieben, daß Überstunden mit 25% Zuschlag zu bezahlen sind? In ziemlich vielen? Ich kenne kaum Menschen die nen Zuschlag für ihre Überstunden bekommen. Bei vielen kommt sogar immer ein änhliches Argument und das ist, daß sie die Überstunden ja selbst versursachen. Wenn sie schneller arbeiten würden wären sie auch schneller fertig.
Nehmen wir das Beispiel Bau. Es gibt einen Tarifvertrag an dem man sich orientieren kann. Er ist zwar nicht verbindlich aber sollte eigentlich dennoch als Orientierung gelten. Da gibt es für kaufmännische und technische Angestellte die Tätigkeitsgruppen A I, A II bis A X. Im Tarifvertrag steht auch, daß ein Fachhochschulabgänger und ein Hochschulabgänger im Berufseinstieg(!) jeweils mit A VI bzw. A VII einzustufen sind.
Das erste was dann kommt ist, daß man ne Gruppe weiter unten anfängt. Warum weiß man selbst nicht so genau wenn man die Tätigkeitsbeschreibung liest und im Tarifvertrag genau geregelt ist wo man eingestuft werden sollte. Na gut denkt man sich. Man ist ja noch neu und hat nach dem Studium noch nicht sooo viel Erfahrung. Man will sich hocharbeiten. Man verzichtet auf die 300 Euro brutto die man hätte eigentlich hätte mehr verdienen sollen und gibt sich mit einer Einstufung zufrieden die eigentlich um eine Stufe zu tief liegt.
Doch damit nicht genug! Der nächste Hammer kommt sogleich. Die Frage beim Vorstellungsgespräch wie es mit Überstunden und so aussieht. Da man den Job will muß man logischerweise sagen, daß einem das nichts ausmacht und man gerne einsatzbereit ist und Engagement zeigt. Sagt man was anderes ist das Vorstellungsgespräch wohl gelaufen. Am Ende des Vorstellungsgesprächs kommt dann heraus, daß man die ersten zehn Überstunden pro Woche schon mal gar nicht bezahlt bekommt. Das heißt dann praktisch, daß man bei einer tariflichen Arbeitszeit im Rahmentarifvertrag (allgemeinverbindlich) von 39 Stunden/Woche etwa 25% länger arbeitet ohne Gehaltsausgleich.
Das Problem ist nun, daß am Ende die Überstunden zur Normalität werden. Eigentlich sollten sie nur anfallen wenn Not am Manne ist oder Urlaubszeit oder eine Arbeitsspitze. Aber heute sind Überstunden eher die Regel als, wie es eigentlich sein sollte, eine Ausnahmesituation bei der man gerne mal dem Betrieb hilft. Man arbeitet also statt der tariflichen 39 Stunden pro Woche dauerhaft rund 50 Stunden. Irgendwann merken viele gar nicht mehr, daß sie eigentlich ständig 50 Stunden statt 39 Stunden arbeiten und dafür keinen einzigen Cent sehen. 25% länger arbeiten ohne einen Cent mehr zu verdienen heißt im Prinzip, daß der Studenlohn damit auch um diese 25% niedriger ist. Bedenkt man, daß man auch noch eine Stufe tiefer eingestuft wurde weiß man warum soviele junge Akademiker heute Deutschland verlassen und ihr Glück anderswo versuchen. Denn das oben beschriebene Beispiel gilt nicht nur in der Baubranche.
Viele Grüße
Sascha

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