- Über den Silberpreis entscheiden die Chinesen - vladtepes, 01.08.2003, 12:55
Über den Silberpreis entscheiden die Chinesen
-->Über den Silberpreis entscheiden die Chinesen
29. Juli 2003 Mit einem Preisaufschlag von über zehn Prozent hat sich Silber in den vergangenen Tagen eindrucksvoll als Spekulationsobjekt zurückgemeldet. In der Spitze wurde mit einer Notiz von 5,22 Dollar je Feinzunze sogar der höchste Stand seit 41 Monaten erreicht. Aufgeschreckt durch diese überraschende Entwicklung streiten die Auguren nun darüber, ob es sich um eine spekulative kurzfristige Übertreibung oder um einen neuen Trend handelt.
Die meisten Rohstoff-Experten gehen derzeit noch von der ersten Variante aus. Sie machen Eindeckungen von Leerpositionen und den Aufbau erster Long-Positionen durch Hedge-Fonds für den Preisanstieg verantwortlich. Allgemein rechnet man aber damit, daß sich das Geschehen schon bald wieder beruhigen wird und die Notiz vielleicht schon am Dienstag, wenn am Nachmittag hießiger Zeit in Amerika ein OTC-Kontrakt auf Silber fällig wird, auf Konsolidierungskurs einschwenken wird.
Noch überweigend die Skepsis
Stellvertretend für die vorherrschende Meinung kann John Reade, Analyst bei UBS Warburg, zitiert werden: „Wir glauben, daß die Rallye nur von spekulativer Natur ist und Silber bald wieder auf unter fünf Dollar je Feinunze zurückfällt.“ Kamal Naqvi, Analyst bei Macquarie Research, gibt sich ebenfalls reserviert und bleibt bei seiner Prognose, welche die Preisrange für Silber bis auf weiteres auf 4,40 bis 5,00 Dollar je Feinunze veranschlagt.
Auch in den vergangenen Jahren bewegte sich der Silberpreis nur in einem relativ engen Band, wodurch das Edelmetall etwas von seinem spekulativen Charakter verloren hat. Wilhelm Schröder vom australischen Rohstoff-Broker Macquarie erinnert aber daran, daß es früher oft zu unberechenbaren Preissprüngen kam und es sich bei Silber eigentlich um ein Produkt für Hardcore-Spekulanten handele. Wie sein Analysten-Kollege glaubt er aber nicht an eine nachhaltige Renaissance, zumal es sich beim Silber anders als beim Gold nicht um eine eigene Asset-Klasse handele.
Rätselraten um das Verhalten der Chinesen
Als Argument gegen höhere Silberpreise wird immer wieder angeführt, daß die Fotoindustrie, wo Silber zur Herstellung von Filmen eingesetzt wird, wegen dem Siegeszug der Digital-Kameras angeblich immer weniger Filme benötige. Hinzu komme die Tatsache, daß die Nachfrage nach Silber das Angebot in den vergangenen Jahren zwar oft überstiegen habe, aber diese Lücke sei immer wieder durch einen Abbau der chinesischen Lagerbestände gedeckt wurden.
Dies räumt zwar auch Marcel Ewald, Rohstoffe-Experte aus der Schweiz, ein. Seinen Angaben zufolge zeichnete China nicht selten sogar für 15 Prozent des jährlichen Angebots von 600 Millionen Feinunzen verantwortlich. Doch anders als die Skeptiker hält er es für möglich, daß die Chinesen inzwischen ihr Pulver verschossen haben könnten. Schon im Vorjahr habe sich deren Abgebot auf 40 Millionen Unzen halbiert und es sei nicht ausgeschlossen, daß es in ein bis zwei Jahren ganz verebbe.
Sollte das Angebot aus China nachlassen, kann sich Ewald schnell einen Preisanstieg bis auf 7,50 Dollar je Feinunze vorstellen. das gelte insbesondere dann, wenn noch die Weltkonjunktur in Gang komme. Schließlich werde Silber vor allem als Industriemetall wahrgenommen. Für Ewald steht deshalb fest: „China ist die große Unbekannte und man muß abwarten, wie sich die Chinesen verhalten. Aber wenn die Bestände abgebaut sind und sich die Wirtschaft erholt, wird Silber gut laufen,“ gibt er sich überzeugt.
Aktien der Silberminen mit hohem Hebel
Auch von dem Argument einer sinkenden Nachfrage aus der Fotoindustrie ist er als Optimist für Silber nicht restlos überzeugt. Er verweist auf die wachsende Schar an reisenden Chinesen, die noch lange nicht über eine Digitalkamera verfügen. Sein Rat an Investoren lautet daher ganz klar: „Bei Silber muß man langfristig betrachtet einen Fuß drin haben.“
Ähnlich denken auch bekannte Großinvestoren wie George Soros, Warren Buffett oder Bill Gates, die schon seit einigen Jahren in größerem Stil in Silber investiert haben. So ist Microsoft-Chef Gates der Hauptaktionär bei der kanadischen Pan American Silver, von der auch Ewald im Falle eines steigenden Silberpreises einiges hält.
Der ungehedgte Silberproduzent, der 70 Prozent der Erträge aus dem Silber erzielt, weist nämlich einen hohen Hebel auf. Da Gewinnschwelle überschreitet das Unternehmen bei einem Silberpreis von 4,50 Dollar und jeder Dollar, den der Silberpreis zulegt, bringt den Cash Flow um 100 Millionen voran - und das bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von knapp 440 Millionen Dollar.
Große Chancen und Risiken
Noch größer sind die Hebel beim australischen Silberproduzenten Macmin. Diese Gesellschaft braucht einen Preis von sechs Dollar, um Gewinne zu machen. Das bedeutet aber auch nichts anderes, als daß das Unternehmen bei einem zu niedrigen Preis ähnlich wie der Konkurrent Coeur dÁlene Mines ohne einen Preisanstieg langfristig Konkurs gehen wird.
Wer sich für ein Investment interessiert, sollte deshalb stets im Hinterkopf behalten, daß Chancen und Risiken beim Kauf von Silber-Aktien eng beieinander liegen. Zumal man nicht vergessen darf, daß der Durchschnittspreis der vergangenen 15 Jahren für die Feinunze Silber nur bei knapp fünf Dollar lag. Es ist somit ein nachhaltiger Preisanstieg auf über 5,20 Dollar nötig, um aus der jahrelang gültigen oberen Begrenzung des Seitwärtstrends auszubrechen und den Minen dadurch eine Aussicht auf echte Gewinne zu bieten.
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