- MAL was INTERESSANTes von Niquet - yatri, 01.08.2003, 22:06
- Und hier sind Bernd Niquets"verzweifelte Bullen" von letzter Woche - HB, 01.08.2003, 22:52
- Re: INTERESSANTes von Niquet: seit wann hat der denn eigentlich Put`s?? - kizkalesi, 03.08.2003, 09:52
Re: INTERESSANTes von Niquet: seit wann hat der denn eigentlich Put`s??
-->Morgen,
wenn ich so seine"Kolummne" in der WAMS (letzte Woche auch schon) lese, sieht auch der bald das Ende der Finanzwelt auf uns zukommen.
Das kennt man doch von diesem notorischen Dauerbullen gar nicht?!
aws.
kiz
v.Bernd Niquet
Die gegenwärtige Wirtschaftslage hat etwas Einzigartiges. Es passieren Dinge, die es in dieser Form in der Nachkriegzeit noch nicht gegeben hat. Um ein weiter führendes Beispiel zu bringen: So stelle ich mir die Situation vor, wenn der Rennfahrer Michael Schumacher plötzlich seine Einkünfte in Deutschland versteuern würde. Auch so etwas wäre eine historische Einmaligkeit. In Wirklichkeit macht er das natürlich nicht, schließlich leben wir ja im Zeitalter des Ich. Der Begeisterung der Massen tut das freilich keinen Abbruch. Denn beim Rennfahren wie an der Börse ist der Verstand stets das Erste, was über Bord geht.
Um beim Beispiel eines Autorennens zu bleiben: Normalerweise nimmt ein Rennfahrer vor einer Kurve das Gas weg und gibt erst dann wieder Volldampf, wenn er durch die Kurve hindurch ist. Unsere Volkswirtschaften - und ganz besonders die US-amerikanische - verhalten sich gegenwärtig jedoch wie ein Rennfahrer, der mit Vollgas in die Kurve hineingefahren ist und auch in der Kurve weiterhin das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückt. Das lässt natürlich einige Bedenken hinsichtlich der Geschwindigkeit auf der nächsten Gerade aufkommen.
In jeder Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg haben die US-Haushalte ihre Verschuldung zurückgeführt. Sie haben ihre Kredite abgebaut, um dann im Aufschwung wieder Gas geben zu können und bei guter Konjunktur die Verschuldung wieder auszubauen. Und gerade dadurch ist die Konjunkturlokomotive erst richtig ins Laufen gekommen. Im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen nämlich immer die Konsumausgaben der Haushalte.
Und erst wenn hier Steigerungen absehbar sind, ziehen die Investitionen an. Denn Investitionen fallen niemals vom Himmel, sondern hängen ausschließlich von den Ertragserwartungen der Unternehmen ab.
Im augenblicklichen Rezessionsszenario ist die Verschuldung der US-Haushalte jedoch regelrecht explodiert und befindet sich mit 18 Prozent des Haushaltsvermögens (nach 14 Prozent vor Beginn der Krise) auf einem historischen Allzeithoch. Woher hier im Ausgang der Kurve noch einmal stärker Gas gegeben werden könnte, bleibt angesichts dieser Zahlen unerfindlich. Und die Unternehmen werden dies in ihren Investitionsplänen natürlich reflektieren.
Trotz der niedrigsten Zinsen seit dem Zweiten Weltkrieg ergibt sich deshalb mit 14 Prozent des verfügbaren Einkommens wieder eine Schuldendienstquote, die genauso hoch liegt wie auf ihrem Top-Niveau in der Mitte der achtziger Jahre. Doch damals lagen die Zinsen bei einem Vielfachen des heutigen Wertes. Selbst wenn die Zinsen zukünftig nicht anziehen, sondern auf dem niedrigen gegenwärtigen Niveau verharren würden, dann steigt der Schuldendienst der US-Haushalte bei gleich bleibender Kreditexpansion auf 15,5 Prozent bis Ende des Jahres 2005.
Man mag sich also lieber nicht vorstellen, was passieren würde, wenn es der Fed in den USA nicht gelingt, die Zinsen dauerhaft niedrig zu halten. Dann wird aus der zarten Pflanze des erhofften Aufschwungs sehr schnell eine Eisblume. Das Glas ist nämlich weder halb voll noch halb leer. Es ist bereits übervoll - und zwar mit Schulden. Spiegelbild der Schuldeneskalation ist eine dramatisch niedrige Sparquote, die rechnerisch kaum noch ausreicht, die jährliche Abschreibung zu verdienen. Doch an dieser Stelle kann man wenigstens eine Teilentwarnung geben. Denn die Vorstellung, dass Investitionen unterbleiben, weil nicht gespart wird, ist völlig irrig.
Es ist vielmehr genau umgekehrt: Zum Investieren braucht man keine Ersparnisse, sondern Geld. Die Ersparnisse ergeben sich dann schon von selbst - entweder bei den Haushalten, beim Staat oder bei den Unternehmen in Form von nicht ausgeschütteten Gewinnen. Und Geld, so hört man, gibt es weltweit derzeit ja genug. Ganz besonders im Greenspan-Land USA.
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