- NZZ-Zitat: Wie Geld-Manipulation die Mentalität eines ganzen Volkes verändert.. - Galiani, 03.08.2003, 15:28
- Moment mal, hier geht mir der Hut hoch... - Worldwatcher, 03.08.2003, 16:17
- Re: Wie Geld-Manipulation die Mentalität eines ganzen Volkes verändert.. - stocksorcerer, 03.08.2003, 16:23
Re: Wie Geld-Manipulation die Mentalität eines ganzen Volkes verändert..
-->Hallo Galiani,
danke für den Text. Nicht unspannend.
Fachleute sprechen inzwischen von 1,3 Billionen Mark, eine schier unvorstellbare Summe, die noch weiter anwachsen wird. Insgesamt wendet die Bundesrepublik alljährlich vier Prozent ihres Bruttoinlandprodukts für Transferleistungen in den Osten auf, zwei Drittel davon werden für Konsumzwecke verwendet.
Ist schon Wahnsinn, oder? Wenn man unser Defizit in Augenschein nimmt, das kürzlich die Marke von 1,3 Billionen Euro erreicht hat und erkennt, dass die Transferleistungen in das schwarze Loch in der Größenordnung bereits die Hälfte ausmacht. Tendenz steigend... wie die Staatsverschuldung. Danke Anke.
Dass die Nehmer-Mentalität zunimmt, ist kein Wunder und darf niemanden erschüttern. Wenn Leistung nicht zählt, sondern"Betroffenheit" und die Lautstärke beim Weinen, dann kann jeder jammern und klagen, bis die Heide wackelt. Und dass dann jeder dem Vorbild folgt mit dem vermeintlich geringsten Aufwand und Risiko, darf nicht überraschen. So subventioniert man sich auf gut deutsch (oder bald schlecht deutsch) die Leistung radikal weg.
Andererseits nimmt natürlich auch das Unverständnis derjenigen zu, die bei einem eigenen Versuch entweder durch irgendein Raster gefallen sind und nicht in den Genuß von Finanzspritzen kamen, oder vorerst schon gar nicht betteln konnten oder wollten. Die vermeintlich Dummen halt, die noch schaffen!
Hintergrund dieser Mittelverschwendung war der Versuch, den Ostdeutschen einzureden, der Staat werde sich auch nach der Wiedervereinigung um alles kümmern. Diese Mentalität hat auch auf den Westen abgefärbt. Inzwischen erwartet jedermann, und zwar auch die wirtschaftlich erfolgreichen Schichten, finanzielle Unterstützung vom Staat.
....und Telekom/DaimlerChrysler kriegen den Zuschlag für das Autobahn-Mautsystem, obwohl sie - wie man hört - technisch offenbar das mieseste Verfahren anbieten, das am Markt ist.
Kürzlich erzählte eine spanische Korrespondentin, wie zwei deutsche Mitarbeiter ihres Büros die Kündigung provoziert hatten, um dann zu verkünden, sie wollten in den nächsten beiden Jahren das Nichtstun und ihr Arbeitslosengeld geniessen. Und dann sprach die Frau, die sich selbst als treue Wählerin der spanischen Sozialisten bezeichnete, den harten Satz: «Deutschland ist das Land der Schmarotzer.
Auch das paßt, zumindest für Deutschland und die"zunehmend neugewonnene nationale Mentalität". Wenn man beobachtet, wieviel Prozent der Arbeitsleistung den Arbeitern nicht zufließt, sondern in anderen Kanälen verschwindet, auf die man keinen Einfluß hat und die einem selbst kaum jemals zugute kommen, dann probiert man halt, seinen Teil zu sichern und sich dabei nicht für Fremde kaputt zu machen. Für mich ist das nicht mal Schmarotzertum, sondern ein Stück weit das Sichern der eigenen Ansprüche und der eigenen Arbeitskraft. Und ich denke, dass viel mehr Menschen so agieren müßten, damit der Unfug schlagartig ein Ende findet. Wer weiter den Strom hinabschwimmt, ohne sich an ein Ufer zu kämpfen, wird irgendwann in den Stromschnellen den Löffel abgeben.
winkääää
stocksorcerer

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