- @dottore: MACHT - Kopfschüttler, 04.08.2003, 22:55
- Re: @dottore: MACHT - dottore, 05.08.2003, 10:26
- Re: @dottore: MACHT - Kopfschüttler, 05.08.2003, 11:19
- Re: @dottore: MACHT - dottore, 05.08.2003, 13:47
- Re: @dottore: MACHT - Kopfschüttler, 05.08.2003, 11:19
- Re: @dottore: MACHT - dottore, 05.08.2003, 10:26
Re: @dottore: MACHT
-->>>>>>(Kopfschüttler):Wenn nur eine Minderheit profitieren kann, muß die Mehrheit also Negativeffekte in Kauf nehmen, die durch den Machtge(miß)brauch zustande kommen.
>>>>(Dottore):Na klar, was auch sonst? Macht missbraucht seit 5000 Jahren.
>>>Also ist Macht für einen Großteil der Bevölkerung ein negativer Effekt, so das eine Machtakkumulation von ihnen nicht erwünscht ist?
>>Wissentlich nicht. Die Bevölkerung wird hinters Licht geführt.
>Das bedeutet also, das es für den Großteil des Volkes besser wäre wenn die Machtakkumulation erschwert werden würde? Die meisten sich aber dessen nicht bewußt sind.
Leider klumpt sich die Macht immer stärker in der"Zentrale" (gilt im übertragenen Sinn seit langem als"Wagner'sches Gesetz" (Ende 19. Jh.) der wachsenden Staatstätigkeit, die beim Zentralstaat am stärksten wächst). Beispiele allerorten: Früher gab's kommunale Polizeit, heute Länder, siehe a. Kulturpolitik ("Hochschulrahmengesetz","Kulturstaatsminister"), siehe die unaufhörlichen Verlagerungen nach Brüssel ("Subsidiaritätsprinzip"), usw. Letztlich werden die lokalen"Machtzentren" immer stärker zugunsten der überlokalen und schließlich überregionalen"enteignet". Überall sind das schleichende Prozesse, die zur fiskalischen und generell legislativen Klumpung der Macht in der"Zentrale" führen. Eine Dezentralisierung der Macht würde diese Machtakkumulation stoppen oder gar auflösen.
Da aber jede"untergeordnete" Macht sofort nach der"Obermacht" ruft, wenn sie Probleme hat, siehe"Haushaltshilfen" usw. schreitet die Akkumulation voran. Wer zahlt, schafft an.
(...)
>Wenn sich das Volk der Schädlichkeit der Macht und den Mechanismen die die Machtakkumulation begünstigen, bewußt wird, könnten sie es schaffen diese Mechanismen nach einer Revolution zu entschärfen?
Zumindest könnte sie das Haushaltsrecht, das an die Parlamente abgetreten wurde (geschichtlich von den Souveränen ans"Volk" aber nicht an die Bevölkerung, sondern an die"Repräsentanz" dieser abgetreten wurde) an sich reißen. Jeder einzelne Haushaltstitel müsste dann durch ein Plebiszit.
>Welches siehst du als bestes Mittel der Machtakkumulation? Das Geld?
Die zentrale Staatskasse, der freie Zugang des Zentralstaats (automatisch beste Bonität, Benchmarking) zum Kapitalmarkt.
(...)
>>Das ist sehr kontraproduktiv, weil sich die Macht mit weiteren Einschränkungen dessen wehren wird, was Du"Platz zum Leben" nennst. Man spricht dann davon, dass immer mehr"bürgerliche Freiheiten" flöten gehen - was wir jeden Tag beobachten. Irgendwann stehen wir alle im Macht-Computer, inkl. Genstruktur, werden ununterbrochen von Macht-TVs gefilmt, usw.
>Auch das ist kontraproduktiv. Dem Unterdrückten ist es egal wie es weiter geht, er will nur das es SO nicht weitergeht.
Das ist nur allzu verständlich. Aber fast alle, die ich erlebt habe und die dies ändern wollten und deshalb"in die Politik" gegangen sind, erlagen über kurz oder lang den Verlockungen der Macht. Wer sich nicht verbiegen wollte und sich dagegen stemmte, scheiterte (Ludwig Erhard ist ein Beispiel dafür).
>Der"erweiterte Suizid" ist ein tolles Beispiel dafür. Wenn der Druck erhöht wird weil manche"Durchknallen" wird es nur bewirken das noch mehr Durchknallen. Und du wirst niemals die Bevölkerung so überwachen können das du so etwas verhindern kannst.
Ich will da nichts verhindern und habe auch nichts zu verhindern. Ich sehe nur, dass der Staat heute in erheblich mehr Lebensbereiche eingreift als früher. Die deutschen Gesetze sind heute - nebeneinander gereiht und das in den Beckh'schen Dünndruckpapierausgaben - 12 (zwölf!) Meter lang, wie die ZEIT berichtete. Diese rattenhafte Geschäftigkeit des"Gesetzgebers" ist typisch für"Spätphasen", man schaue sich nur den Corpus Iustiniani (6. Jh.) an: Fast 3000 Seiten in 4-Punkt-großer Schrift gesetzt (Lupe!) und im Quartformat gedruckt.
>Das Problem sind nicht die organisierten"Terroristen" sondern die verbitterten Einzeltäter, von denen wir es uns nie vorstellen könnten, weil sie ja"immer so nett gegrüßt" haben. Das tolle dabei ist ja auch, das der Sklavenhalter effektive Sklaven will, doch um so mehr Druck ausgeübt wird um so schlechter funktionieren sie und um so mehr Kosten verursachen sie.
Wer wollte dem widersprechen? Wenn versucht wird,"Befreiungsschläge" zu landen, werden sie als lächerlich oder"undurchführbar" apostrophiert - man denke nur an den Vorschlag des Verfassungsrechtlers und ehem. BVerfGer-Präsidenten Paul Kirchhoff, die Steuererklärung auf 1 Blatt Papier zu reduzieren (gerade erst von BAMS veröffentlicht).
>>> ~ Dann das ganze durch Krieg oder Bürgerkriege neu angefangen wird.</li>
>>Dies sind Machtum- bzw. neuverteilungen. Die Macht und die Möglichkeit, sie auszuüben verschwindet dadurch keineswegs.
>Aber nach einen Bürgerkrieg ist die Machtstrucktur so erschüttert das sich Machtmechanismen ändern können?
Die herkömmlichen Strukturen schon, aber das ändert nicht den Mechanismus. Man kann auch die Steuereintreibung privatisieren ("tax farming"), aber zum Schluss erscheint doch jemand mit der Waffe in der Hand, um einzutreiben.
(...)
>Das glaube ich dir nicht. Die Bildzeitung ist ein extremes Machtinstrument.
Zeitungen sind unbewaffnet.
>Du hättest die Stelle nicht bekommen wenn du nicht mächtige Fürsprecher hättest.
Ich wurde gefragt, ob ich das machen würde und fertig. Der Frager war der CR, der ein paar Jahre später nicht Konzernchef wurde. Im Journalismus schauen wir grundsätzlich darauf, ob jemand das kann, was er können muss. Viele, die gern etwas werden wollen, werden nichts. Andere sind überrascht, dass ihnen etwas angeboten wird, womit sie nicht gerechnet hatten.
Mir wurde der Posten des CR der WELT angeboten. Das habe ich abgelehnt. Diverse andere CR-Posten übrigens auch (manager magazin, Capital, Christ und Welt, Forbes, Bilanz, Cash, Euro am Sonntag, Welt am Sonntag und bei Blättern, die nicht erschienen sind).
>Dann hast du dort einen Job gehabt der dir einige Macht über die Themenauswahl gegeben hat, so das du auch für die Mächtigen interessant warst/bist.
Wenn Du wüßtest, wie das mit Themenauswahl, alias"Blattmischung" vor sich geht! Da ist man froh, wenn man überhaupt etwas Gescheites zur Auswahl hat. Nichts treibt Chefredakteure mehr um, als die Suche nach"Themen". Wer nichts findet, fliegt schnell wieder raus.
>Medienmanipulation ist ein wichtiges Machtinstrument.
Manipulationen fliegen sehr rasch auf. Die Konkurrenz wartet gierig auf jeden Fehler, den man macht. Sobald es in den - Dir immer spinnefeind gesinnten -"Mediendiensten" steht, bis Du dran. Der gerade geschasste Kollege Walberer von der HÃ-RZU kann den aktuellen Cantus dazu anstimmen. Der hat noch nicht mal manipuliert, sondern einfach nur Larifari geschrieben.
Jeden Moment auf der Abschussliste zu stehen und Tausende würden nur allzu gern abdrücken - das macht frisch, aber es macht keine Manipulateure. Denk an die"Hitler-Tagebücher". Peng - und drei Chefredakteure waren weg.
Gruß!

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