- @Elli - zum Thema Kirche - Mr. Smith, 05.08.2003, 11:32
- Re: @Elli - zum Thema Kirche - - Elli -, 05.08.2003, 11:35
- Re: @Elli - zum Thema Kirche - Mr. Smith, 05.08.2003, 11:49
- Re: @Elli - zum Thema Kirche / hier ist er, glaube ich... - -- Elli --, 05.08.2003, 11:39
- Ja, genau den meine ich! Danke!!!! (owT) - Mr. Smith, 05.08.2003, 11:52
- Re: @Elli - zum Thema Kirchensteuer - ein weitverbreitetes Mißverständnis - Bob, 05.08.2003, 12:05
- Re: zum Thema Kirchen - ein weitverbreitetes Mißverständnis - Baldur der Ketzer, 05.08.2003, 12:31
- Applaus (owT) - PATMAN1, 05.08.2003, 12:53
- Re: zum Thema Kirchen - ein weitverbreitetes Mißverständnis - Baldur der Ketzer, 05.08.2003, 12:31
- Re: Kirche bekommt einen Obulus unabhängig von Kirchensteuerzahlern... mwT - Silver_Bullet, 05.08.2003, 12:25
- Re: Kirche bekommt einen Obulus unabhängig von Kirchensteuerzahlern... mwT - Karl52, 05.08.2003, 21:08
- Re: @Elli - zum Thema Kirche / Zwei hab' ich noch + Link - marsch, 05.08.2003, 17:52
- Re: @Elli - zum Thema Kirche / Zwei hab' ich noch + Link - Karl52, 05.08.2003, 21:16
- Re: @Elli - zum Thema Kirche - - Elli -, 05.08.2003, 11:35
Re: @Elli - zum Thema Kirche / Zwei hab' ich noch + Link
--><table><table border="0" width="600"><tr><td><font face="Arial"><font size=5> KIRCHE - Diskret wie Schweizer Banken </font></font><div align="Justify">
Die Kirchen klagen über rückläufige Steuereinnahmen und leere Kassen. Doch ein Wissenschaftler hat errechnet: Die Christen-Institutionen sind die reichsten Unternehmer der Republik.
Drei Jahre lang recherchierte der Hamburger Politologe Carsten Frerk penibel Zahl um Zahl. Er las Haushaltspläne und Bilanzen, befragte Finanzräte und Stiftungsaufseher, durchforstete Rechenschaftsberichte und Staatskirchenverträge. Dann rechnete er zusammen - und kam auf eine stattliche Summe. Die beiden großen Kirchen in Deutschland, so sein Fazit, verfügen über ein Gesamtvermögen von fast einer Billion Mark.
Das Unterfangen des 56-jährigen Wissenschaftlers war höchst beschwerlich. Denn wenn es um ihr Geld geht, sind die beiden Kirchen so verschwiegen wie Schweizer Banken. Zwar sickert hin und wieder mal eine Zahl über kirchliche Latifundien, Weinberge, Brauereien, City-Immobilien oder Forste und Gutshöfe durch, doch einen Überblick hat niemand. Die Kirchenoberen achten streng darauf, dass nicht allzu viel publik wird.
Die Haushaltspläne der evangelischen Landeskirchen etwa enthalten in der Regel Sperrvermerke zu Haushalts- und Vermögensfragen. Angaben über Stiftungen, Sondervermögen und Immobilien werden nicht veröffentlicht. Sogar die katholische Bischofskonferenz klagt über"die Zurückhaltung ihrer Bistümer", die"äußerst ungern pekuniäre Auskünfte erteilen". Der Grundbesitz beider Kirchen wurde zuletzt 1937 in einer offiziellen Reichs-Statistik erfasst. Aktuelle Zahlen gibt es nicht.
Frerks Zahlen, die er Mitte Dezember veröffentlicht, dürften denn auch für Aufregung sorgen: Der Autor stellt erstmals detailliert Vermögenswerte, Geldanlagen und Immobilien von Landeskirchen und Diözesen, karitativen Stiftungen und anderen ebenso frommen wie lukrativen Werken vor*.
Das gesamte Kirchenvermögen (Geld, Aktien, Beteiligungen, Grund und Immobilien) beziffert Frerk auf 981 Milliarden Mark - damit sind die Kirchen die reichsten Unternehmer der Republik. Allerdings verteilt sich der Reichtum sehr unterschiedlich auf eine Vielzahl kirchlicher Rechtsträger - von der Dorfgemeinde bis zu den Hilfswerken Misereor (katholisch) und Brot für die Welt (evangelisch).
Von der knappen Kirchen-Billion ist indes nur ein Teil sofort verfügbar. Immobilien- und Grundbesitz im Wert von 298 Milliarden, so Frerk, seien ebenso problemlos kapitalisierbar wie 170 Milliarden Mark Geldvermögen. Historische Kirchenbauten dagegen haben, da unverkäuflich, nur theoretischen Wert. Auch der aber ist beträchtlich: Würde die Kirche den Kölner Dom etwa als Museum einer öffentlichen Stiftung übereignen, könnte sie mit einer Ausgleichszahlung von 500 Millionen rechnen.
Beide Kirchen, so hat der Autor errechnet, besitzen alles in allem 6,8 Milliarden Quadratmeter Grund und Boden - etwa dreimal so viel wie Bremen, Hamburg, Berlin und München zusammen. Allein auf evangelischem Boden stehen 75 062 Gebäude. Mal auf Filetgrundstücken in der City, mal am Dorfanger. Die Katholiken vermochten keine Zahl zu nennen.
Das Gemeindehaus der Hamburger St.- Petri-Kirche etwa ist ein siebenstöckiger Bürobau nahe der Haupteinkaufsstraße, Schätzwert 20 Millionen, vermietet an einen Radiosender und an Firmen. In Berlin-Mitte gehörten Grund und Boden sowie das Gebäude des Dorint-Hotels am Gendarmenmarkt einem Immobilienfonds der EKD. In Hildesheim verfügt die katholische Kirche über 16 City-Grundstücke. Den Wert aller kirchlichen Gebäude und Grundstücke beziffert Frerk auf 424 Milliarden Mark.
Ihre Ausgaben für Personal, Seelsorge und gute Taten decken die Kirchen jedoch kaum aus Vermögen, sondern vor allem aus laufenden Einnahmen. Allein 17 Milliarden kommen jährlich durch die zwangsweise von den Mitgliedern erhobene Kirchensteuer herein - rund 9 Milliarden bei den Katholiken, etwa 8 bei den Evangelischen. Weitere 19,1 Milliarden beziehen sie aus staatlichen Quellen, zum Teil als Zuschüsse, zum Teil als Ausgleich für die Zwangsenteignung von Kirchengut mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803.
Mit öffentlichen Geldern werden unter anderem extra bezahlt oder subventioniert:
Militär-, Anstalts- und Polizeiseelsorge, Kirchentage, Denkmalpflege, Religionsunterricht, kirchliche Kindertagesstätten, Kirchen-Bibliotheken und Konfessionsschulen. In zahlreichen Bundesländern werden zudem Bischöfe und Pfarrer wie Beamte vom Staat besoldet. Der Staat verzichtet außerdem auf 20 Milliarden Einnahmen, indem er den Kirchen steuerliche Privilegien einräumt. Zudem kostet die Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer mittlerweile rund 6,8 Milliarden pro Jahr.
Einen Großteil ihres Geldes deponieren die frommen Geldhüter auf zwölf kirchlichen Banken - etwa der katholischen Kölner Pax-Bank oder der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft Kiel. Frerk taxiert die Einlagen kirchlicher Organisationen bei den religiösen Geldinstituten auf insgesamt 42 Milliarden Mark. Trotz der permanten Klage der kirchlichen Finanzverwalter über sinkende Steuereinnahmen und harsche Sparmaßnahmen ist diese Summe in den letzten Jahren gestiegen. 1997 waren es noch 7,5 Milliarden weniger.
Dabei fehlt in den Bilanzen der Kirchenbanken ein wichtiger Posten: die Kirchen-Depots mit Aktien und Investmentpapieren. Mit diesen"unsichtbaren Depots", so Frerk, steige die Summe der Anlagegelder - auf rund 50 Milliarden Mark. Die Kirchen-Banken sind zudem nur eine Größe im Finanzspiel der Christen. Nach Frerks Einschätzung existieren bei"weltlichen" Geldhäusern etwa dreimal so viel Kirchenkonten wie bei Pax und Co. Die gesamten kirchlichen Geldeinlagen setzt er auf derzeit 170 Milliarden Mark an.
Eigene Baufirmen, Versicherungen und Siedlungsunternehmen werfen ebenso Millionengewinne ab wie Kolping-Hotels und CVJM-Herbergen oder kirchliche Reiseunternehmen. Auf zwei Milliarden Umsatz wird allein das Volumen kirchlicher Gruppenreisen in Deutschland geschätzt.
Auf die Vermögenslage angesprochen, dementierte der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Manfred Kock:"Unser Vermögen wird überschätzt. Wir verfügen nur über die uns gesetzlich zustehenden Rücklagen, die für drei Monate reichen."
Beide Kirchen haben zuletzt für 1993 immerhin 5,1 Milliarden Mark Einnahmen aus Vermögen zugegeben, was bei einer Verzinsung von fünf Prozent 102 Milliarden Mark Vermögensbesitz ergäbe. Dabei fehlten noch die Wohlfahrtsverbände sowie die Hilfs- und Missionswerke.
Auf diese Werke ist Frerk nicht gut zu sprechen. Sie schmücken sich seiner Ansicht nach mit fremden Federn: Misereor etwa finanziert sich zu 49 Prozent aus Steuergeldern, zu 41 Prozent aus Spenden, nur 8 Prozent kommen aus diözesanen Mitteln. Warum Misereor als"Bischöfliches Hilfswerk" firmiert, fragt Frerk angesichts der Zahlen,"bleibt unerklärlich".
Untersucht hat der Autor auch einzelne Landeskirchen und Diözesen, etwa das Erzbistum Köln. Der Sprengel mit seinen 2,3 Millionen Katholiken gilt gemeinhin als reichstes deutsches Bistum.
Doch das stimmt nicht ganz: Reich ist nicht das Erzbistum, sondern lediglich der"Erzbischöfliche Stuhl zu Köln", ein Titel, der an den jeweiligen amtierenden Oberhirten gebunden ist. Rechtlich bedeutet das: Vermögen und Einnahmen müssen nicht im Diözesanhaushalt ausgewiesen werden, da die"Bischöflichen Stühle" ihre Etats quasi privat verwalten.
Über das Generalvikariat besitzt der Kölner Bischofsstuhl, in Person: Kardinal Joachim Meisner, 67, zum Beispiel rund 40 Prozent des Grundkapitals der"Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH", der 22 000 Einheiten im Rheinischen gehören. Geschätzter Marktwert des bischöflichen Anteils: 1,9 Milliarden Mark. Vom Jahresgewinn 1998 gingen 3,7 Millionen in die erzbischöfliche Kasse.
Ein Kapitel für sich sind die Medien-Beteiligungen der Kirchen. So gehört die lukrative Augsburger Weltbild-Gruppe, die in ihrem Buchversand auch allerhand esoterische Titel vertreibt, 15 Bistümern. An der Tellux Beteiligungsgesellschaft sind 8 Oberhirten als Mehrheitsgesellschafter beteiligt. Die TV-Firma produziert kirchenfreundliche Streifen wie"Glut unter der Asche" oder"Nikolaikirche", aber auch Krimis wie"Der Discokiller" aus der Serie"Polizeiruf 110".
Bei seinen Nachfragen zum kirchlichen Medien-Engagement stieß Frerk auf eine Mauer des Schweigens. Immerhin fand er heraus: Der Umsatz in Verlagen beträgt mindestens 1,5 Milliarden, in der kirchlichen Filmbranche 68 Millionen Mark.
Den vermutlich größten Kirchenschatz vermochte der Hamburger Wissenschaftler indes nicht einmal annähernd zu erheben - jene Kleinodien wie Kelche, Monstranzen und Reliquiare, die in kirchlichen Museen und Tresoren lagern oder zu sehen sind. Aus ihnen, glaubt Frerk, ist so wenig Kapital zu schlagen wie aus dem Dom zu Speyer. Deshalb hat er sie unter der Rubrik"Kunst, Sakrales und Unverkäufliches" zusammengefasst.
PETER WENSIERSKI
http://www.maulkorbzwang.de/archive_news/12_01/291201_2.htm[/i]
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<font face="Arial"><font size=5> Unsinnige Steuersubventionen - Milliardensegen für die Kirchen
</font></font>
Anmoderation
Anja Reschke:
Sparen - Sparen - Sparen - denn der Staat ist klamm. Wo immer es irgendwie geht, wird gestrichen. Nur eins bleibt heilig - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kirche - das reichste Unternehmen der Republik. Experten schätzen ihr Gesamtvermögen auf fast eine halbe Billion Euro. Nun mag man denken, schön für die beiden großen Kirchen, aber was hat das mit dem Sparen des Staates zu tun? Schließlich haben wir vor 200 Jahren diese beiden Systeme mühevoll von einander gelöst. Aber - der sogar im Grundgesetz festgeschriebenen Trennung von Staat und Kirche zum Trotz zahlt auch heute noch - im 21 Jahrhundert - jeder Bürger, abseits der Kirchensteuer - noch ganz kräftig für die Kirche. Egal, ob Mitglied oder nicht. Jochen Graebert und Clemens Oswald über die Milliardenhilfe für unser Heiligstes.
Kommentar:
Grossheubach in Bayern: Hier bittet die Kirche jeden zur Kasse, auch den Ungläubigen,
auch den Moslem. Denn mit der Kirchensteuer gibt man sich hier noch lange nicht zufrieden.
Und so muss Bürgermeister Oettinger noch immer für ein Ereignis zahlen, das nun schon zwei Jahrhunderte zurückliegt: Für die Trennung von Staat und Kirche, die sogenannte Säkularisation, 1803. Seit damals muss die Gemeinde für Kirchenrenovierungen bezahlen
Oettinger führt uns durch den kirchlichen Pfründendschungel.
O-Ton
Günther Oettinger:
(Bürgermeister)
„Ja, und hier geht’s um echt viel Geld. Hier geht’s um die Kirchenbaulast, Verträge aus
dem Jahre 1803. Hier möchte die katholische Kirche von uns 180.000 Euro. Wir akzeptieren diese Verträge sozusagen nicht mehr. Ich kann nicht Verträge aus 200 Jahren zurück auf die heutige Zeit anwenden.“
Kommentar:
Die Kirche ist da anderer Meinung, und es wäre nicht das erste Mal, dass sie den rebellischen CSU-Bürgermeister kalt abserviert.
Der hat nämlich schon einmal den Aufstand geprobt: Da ging es um eine Naturalabgabe, das sogenannte Kornreichnis. Auch eine Entschädigung für die Säkularisation, jedes Jahr neu berechnet nach dem aktuellen Getreidepreis.
O-Ton
Günther Oettinger:
(Bürgermeister)
„Ja, hier haben wir die Ablichtung einer Urkunde aus dem Jahre 1853, das
sogenannte Kornreichnis, wo wir der katholischen Kirchenstiftung jedes Jahr den
Gegenwert von 18,5 Hektarliter Roggen überweisen, ca. 130 Euro pro Jahr.
Kommentar:
Nach 200 Jahren sei es doch mal an der Zeit, sich wenigstens vom läppischen Kornreichnis freizukaufen, dachte der Bürgermeister. Doch beim Geld kennt die Kirche keine Gnade: Sie forderte als Abfindung für die nächsten 100 Jahre: 32.000 €.
Grossheubach ist überall. Auch im bayerischen Eichstätt. Viel Pomp, als der neue Bischof Walter Mixa geweiht wird. Alles auf Staatskosten, versteht sich.
Denn der Eichstätter Hirte und seine sechs bayerischen Amtskollegen beziehen
ihr komplettes Gehalt vom Steuerzahler. Und das Amtsgefolge auch. So zahlt Bayern in
diesem Jahr für die Gehälter seiner sieben Bischöfe und Erzbischöfe 655.000,- €, Zulagen für 12 Weihbischöfe 99.000,- €, Gehälter für 14 Dignitäre 737.000,- €, für 60 Kanoniker 3.914.000,- €, für 42 Domvikare usw.
Endlos die staatlich finanzierte Lohnliste des Kirchenpersonals.
Selbst Weihrauch wird vom Staat bezahlt.
Insgesamt kassieren die beiden großen Kirchen in Bayern in diesem Jahr vom Staat aufgrund alter Rechtstitel 85.932.000 €.
Da stellen sich natürlich Fragen. Doch politisch Verantwortliche, Minister oder
Staatssekretäre, standen für ein Interview nicht zur Verfügung.
Der einzige, der sich für zuständig erklärte und der nicht krank war oder aus
Termingründen leider verhindert, ein Beamter. Und der stellt ganz nüchtern fest,
dass das, was er da treibt, eigentlich verfassungswidrig ist.
O-Ton
Interviewer:
„Wie lange sollen die Zahlungen an die Kirche noch weiterlaufen. 100 Jahre, 200 Jahre,
1000 Jahre?
O-Ton
Josef Erhart:
(Ministerialdirektor, bayr. Kultusministerium)
„Im Grundgesetz ist ein Artikel, in dem drinsteht, dass der Bund die Grundlagen für die
Ablösung dieser alten Verpflichtungen festlegen muss. Der Bund hat diese Festlegungen bis heute noch nicht getroffen, so dass wir Schwierigkeiten sehen darin, einfach zu sagen, wir stellen diese Zahlungen ein.
O-Ton
Norbert Kleyboldt:
(Generalvikar Bistum Münster)
„Ich kann nur sagen, hier gibt es Rechtstitel, und diese Rechtstitel gibt man nicht einfach auf, wenn der Staat oder wenn die Kirche der Meinung sind, sie seien obsolet, da muss man darüber reden, dass man fair miteinander redet, zu fairen Regelungen kommt, ist klar, aber ich sehe da überhaupt kein Unrechtsbewusstsein.“
O-Ton
Interviewer:
Ist die Kirche ein hartnäckiger Verhandlungspartner?
O-Ton
Josef Erhart:
(Ministerialdirektor, bayr. Kultusministerium)
„Die Kirche hat jedenfalls 2000 Jahre Erfahrung in solchen Sachen.“
Kommentar:
Und so kassieren die Kirchen in diesem Jahr bundesweit fast 500 Mio Euro vom Staat für alte und uralte Rechtstitel. Manche reichen 500 Jahre zurück, die meisten bis 1803,
dem Datum der Säkularisation unter Napoleon.
200 Jahre lang gingen seitdem Staatsformen und Herrscher unter, neue stiegen auf, was stets blieb, waren die Pfründe der Kirche.
Auch beim Neubeginn der Bundesrepublik. Der erzkatholische Kanzler Adenauer ließ alte Rechte der Kirche neu festschreiben.
O-Ton
Carsten Frerk:
(Politikwissenschaftler)
„Und es ist für mich ein Unding, dass zusätzlich zu diesen älteren Rechtstiteln, die nach
der Verfassung abgelöst werden sollen, in der Nachkriegsgeschichte immer mehr Zahlungsverpflichtungen vom Staat eingegangen worden sind, die die Kirche gefordert hat und bekommen hat.“
Kommentar:
Carsten Frerk hat das finanzielle Geflecht zwischen Staat und Kirche in jahrlangen,
mühseligen Recherchen erstmals komplett durchleuchtet. Ein kaum durchschaubares, von der Kirche sorgsam abgeschirmtes Zahlengewirr. Eine überraschende Erkenntnis:
O-Ton
Carsten Frerk:
(Politikwissenschaftler)
„Bayern, dachte ich ja auch, das schwarze Bayern zahlt das Meiste, wieder pro Kopf
umgerechnet, aber ich hab auch dazugelernt, in vielen Fragen. Die Spitzenreiter in der
Bezahlung pro Kopf sind Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und dann erst kommt Bayern.“
Kommentar:
Nordrhein-Westfalen: Hier fließen in diesem Jahr über 1,5 Milliarden € Steuergelder an die Kirchen und ihre Einrichtungen. Ein Tabu-Thema, auch im Düsseldorfer Parlament. Denn welcher Abgeordnete will schon Krach mit den mächtigen Kirchen riskieren. Und so wissen nicht mal die Experten, wie viel sie selbst für die Kirchen ausgeben:
O-Ton
Frank Sichau:
(SPD, Kirchenexperte)
„Ich kann Ihnen das nicht beantworten, da werden Sie wahrscheinlich auch lange suchen müssen.“
O-Ton
Interviewer:
„Wie hoch ist die Summe etwa in Nordrhein-Westfalen, die an die Kirche gezahlt wird?“
O-Ton
Hans-Ulrich Klose:
(CDU, Kirchenexperte)
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil das auch mehrere Titel sind, die hab ich zusammengefasst, kann ich Ihnen das nicht sagen.“
O-Ton
Joachim Schultz-Tornau:
(FDP, Kirchenexperte)
„Muss ich ganz offen sagen: Das weiß ich nicht, das ist auch mal ein Hinweis darauf, sich damit vielleicht auch einmal persönlich auseinander zu setzen.“
Kommentar:
Wenn man sich damit auseinandersetzt, würde einem auch auffallen, das die beiden Kirchen keineswegs so arm sind, wie sie sich immer geben. Auf über 400 Milliarden Euro wird ihr Vermögen taxiert. Umso absurder die vielen Gefälligkeiten des Staates für die Kirchen, oftmals reine Subventionen.
Beispiel Frankfurt, evangelischer Kirchentag 2001: Der Staat zahlt den Löwenanteil und das nennt sich dann ganz harmlos „Zuschuss“. Der Kirchentag kostete 11,8 Mio €, davon zahlte der Staat 5,5 Mio und damit doppelt soviel wie die Kirche: Sie beteiligte sich mit 2,8 Mio €. Der Rest kam von den Teilnehmern.
Beispiel Ausbildung: Der Staat zahlt für das Pfarrerstudium an kirchlichen Fakultäten. Rund 30 Millionen € pro Jahr, schätzen Experten.
Beispiel Militärseelsorge: Der Bund zahlt alles, vom Gehalt der Pfarrer bis zu den „Kultgegenständen“, 26 Mio. € in diesem Jahr.
Insgesamt flossen im Jahr 2000 fast 20 Mrd. € an die Kirchen und ihre Einrichtungen.
Kritiker sprechen deshalb von einer zusätzlichen, heimlichen Kirchensteuer, die jeder aufbringen muss, unabhängig davon, ob er Kirchenmitglied ist.
O-Ton
Interviewer:
„Welchen Gegenwert bekommt der Staat für seine doch erheblichen Leistungen an die Kirche?“
O-Ton
Norbert Kleyboldt:
(Generalvikar, Bistum Münster)
Das Engagement derer, die sich von der Kirche in den Dienst nehmen lassen und die dann in den kirchlichen Einrichtungen zum Wohl der Gesellschaft handeln und arbeiten. Im Kindergarten etwa, in dem Kinder dort Aufnahme finden.“
Kommentar:
Wie auch hier im württembergischen Neckarwestheim.
Dennoch hält Bürgermeister Mario Dürr wenig von der angeblichen Wohltätigkeit der
Kirche. Denn wie in ganz Deutschland, sinkt auch hier seit Jahren der finanzielle Beitrag
der Kirche für den eigenen, evangelischen Kindergarten. 17 Prozent der Kosten trägt die
Kirche noch, den Rest bezahlt der Staat.
O-Ton
Mario Dürr:
(Bürgermeister)
„Wir haben einen Kindergarten, der zu 83 % von der Gemeinde finanziert wird, und es steht eben evangelischer Kindergarten außen drauf. Und normalerweise sollte ja das außen drauf stehen, was innen drin ist. Und innen drin ist eigentlich Gemeinde zu 83%. Also müsste eigentlich, genauer genommen, „gemeindlicher Kindergarten sponsored by evangelische Kirche“ draufstehen.“
Kommentar:
Dabei ist der Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg noch verheerender: Ganze sieben Prozent beträgt der Anteil der Kirchen an der Finanzierung ihrer Kindergärten. Kein schlechtes Geschäft, wenn man den Imagegewinn der Kirchen bedenkt und ihr offen erklärtes Ziel, den christlichen Glauben unter den Kleinen zu verbreiten:
O-Ton
Carsten Frerk:
(Politikwissenschaftler)
„Die Menschen denken, wenn eine kirchliche Bezeichnung draufsteht, sozusagen ein Etikett drauf ist, dann zahlt die Kirche zumindest den überwiegenden Teil. Es ist aber nicht so. Und deshalb ist das alles eigentlich ein Etikettenschwindel.“
Kommentar:
Wo Kirche drauf steht, soll auch Kirche drin sein. So sehen es wiederum die Kirchen und ihre Einrichtungen. Zwar werden die meisten der rund 1,2 Mio Kirchenjobs vom Staat bezahlt. Aber die Bedingungen diktiert die Kirche. Vor allem auf die Kirchenmitgliedschaft legt sie Wert.
Diese Klinik in Weimar wird vom Staat finanziert. Nach der Fusion mit einem kirchlichen Krankenhaus gilt jetzt für alle Angestellten das kirchliche Sonderarbeitsrecht. Schwester Rita fühlt sich diskriminiert. Als Nicht-Kirchenmitglied kann sie in bestimmte Leitungspositionen nicht mehr aufsteigen. Und obendrein hat die ehemalige Betriebsrätin jetzt als sogenannte Mitarbeiter-Vertreterin deutlich weniger Rechte. Kirchen verbieten nämlich Betriebsräte.
O-Ton
Rita Eberhardt:
(Krankenschwester)
Das Unfassbare ist daran für mich wirklich, als Betriebsrätin wäre ich ein gleichgestellter
Partner der Geschäftsleitung. Und jetzt fühle ich mich als Bittsteller, nicht nur fühlen, es wird auch tagtäglich praktiziert, dass man ein Bittsteller ist. Und das ist für mich unbegreiflich, dass in einem staatlich finanzierten Haus man als Bittsteller auftreten muss.“
Kommentar:
Weniger Mitbestimmung und Konfessionszwang. Alles im Namen der christlichen Dienstgemeinschaft. Und Reinigungskräfte der Diakonie sollen bis zu 30 Prozent weniger Lohn erhalten, können sich aber nicht mal wehren. Denn das kirchliche Arbeitsrecht verbietet ein Grundrecht: Den Streik.
O-Ton
Markus Rückert:
(Verband der Diakonischen Dienstgeber)
„Streik, müssen Sie wissen, kommt aus dem 19. Jahrhundert, aus der Mottenkiste dieser Zeit. Ich sag Ihnen ehrlich, mir tun immer die Leute leid, die da mit rotem Regenmantel, roter Kapuze, roter Trillerpfeife dastehen müssen, irgendwo und bisschen Remmi-Demmi machen. Und das nennt sich dann Streik, und kaum sind die Kameras abgebaut, verflüchtigen sie sich wieder. Das ist nicht die Form der Auseinandersetzung, die ich auch für diese Leute für angemessen halte.“
Kommentar:
Auf ewig Frieden und Einvernehmen - das Prinzip, nach dem auch der Staat verfährt.
Gegenüber den Kirchen wenigstens. Ob bei Finanzen oder im Arbeitsrecht, der Staat hat’s gegeben, die Kirche lässt sich‘s nicht nehmen.
PANORAMA Nr. 618 vom 17.10.2002
http://www.ndrtv.de/panorama/data/kirchen_neu.doc
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~ <a target=_blank href=http://www.neumann-otto.de/relivor.htm>Religionskritik</a> (von"Ottoasta", schreibt auch hier)</li>
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