- Ihr könnt euch bald mit 4 Klingen rasieren! - Bob, 12.08.2003, 17:05
- Re: Ihr könnt euch bald mit 4 Klingen rasieren! -- Na dann: Bravo! (owT) - Jagg, 12.08.2003, 17:08
- Re: Ihr könnt euch bald mit 4 Klingen rasieren! - Euklid, 12.08.2003, 17:20
- Gillette und Wilkinson werden als Mega-Teuer-Ami-Marke boykottiert - stocksorcerer, 12.08.2003, 17:33
- Re: Gillette und Wilkinson werden als Mega-Teuer-Ami-Marke boykottiert - Euklid, 12.08.2003, 17:39
- Cola light....Euklid!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!:-) (owT) - Tofir, 12.08.2003, 17:42
- Pfand für das amerikanische Gift vergessen??? ;-) (owT) - Tierfreund, 12.08.2003, 17:46
- Richtig Tierfreund das hatte ich vergessen - Euklid, 12.08.2003, 17:52
- Re: Richtig Tierfreund das hatte ich vergessen - von wegen........ - Koenigin, 12.08.2003, 19:09
- Richtig Tierfreund das hatte ich vergessen - Euklid, 12.08.2003, 17:52
- Re:Ja Sinalco - Cola light;-)) - Euklid, 12.08.2003, 17:47
- Pfand für das amerikanische Gift vergessen??? ;-) (owT) - Tierfreund, 12.08.2003, 17:46
- 44 Euro? Der Appenzeller wird aber auch immer teurer ;-) - Nachfrager, 12.08.2003, 17:47
- Re: Gillette und Wilkinson werden als Mega-Teuer-Ami-Marke boykottiert - WebDiver, 12.08.2003, 17:55
- Re: Gillette und Wilkinson werden als Mega-Teuer-Ami-Marke boykottiert - Karl52, 12.08.2003, 18:29
- Großkonsum von Cola-Light - Da rate ich dringend ab!! - Bob, 12.08.2003, 18:53
- Re: Großkonsum von Cola-Light - Da rate ich dringend ab!! - Euklid, 12.08.2003, 19:00
- Der unmerkliche Siegeszug des Süßstoffs - HB, 12.08.2003, 19:14
- @ HB -"Die Suppe lügt" - vladtepes, 12.08.2003, 21:37
- Gib mir mal deine Mailaddresse - HB, 12.08.2003, 22:17
- 4-er Pack abgeliefert ;-) (owT) - HB, 12.08.2003, 23:01
- Gib mir mal deine Mailaddresse - HB, 12.08.2003, 22:17
- @ HB -"Die Suppe lügt" - vladtepes, 12.08.2003, 21:37
- Re: Großkonsum von Cola-Light - Da rate ich dringend ab!! - rodex, 12.08.2003, 19:28
- von Cola-Light - Da rate ich dringend ab!! fragt mal die Inder: - Emerald, 12.08.2003, 19:54
- Der unmerkliche Siegeszug des Süßstoffs - HB, 12.08.2003, 19:14
- Re: Großkonsum von Cola-Light - Da rate ich dringend ab!! - Euklid, 12.08.2003, 19:00
- Großkonsum von Cola-Light - Da rate ich dringend ab!! - Bob, 12.08.2003, 18:53
- Cola light....Euklid!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!:-) (owT) - Tofir, 12.08.2003, 17:42
- Re: Gillette und Wilkinson werden als Mega-Teuer-Ami-Marke boykottiert - Euklid, 12.08.2003, 17:39
- Oder gleich trocken rasieren! ;-) (owT) - vladtepes, 12.08.2003, 20:10
Der unmerkliche Siegeszug des Süßstoffs
-->Hans-Ulrich Grimm dazu in"Die Suppe lügt":
9. Heimlich light: Der unmerkliche
Siegeszug des Süßstoffs
Weshalb saure Gurken bei Mastkuren sehr zu empfehlen sind.
Warum Plastik für süße Gefühle sorgen kann. Vom Segen der
Chemie: Blühende Geschäfte in der Lebensmittelabteilung von
Hoechst.
Der junge Mann mag die Chemie. Vor allem im Essen. Denn
die künstlichen Zutaten, so sagt er, seien absolut sicher und sehr
gesund und stünden unter ständiger Beobachtung: »Da weiß ich,
was drin ist. Das ist gut getestet.« Die Natur hingegen ist ihm
eher suspekt, sie produziert Wildwuchs und wird von ihm nach
Möglichkeit gemieden. Denn: »Die Natur ist nicht so gut
kontrolliert.«
Dieses weiße Pulver kommt seinen Vorlieben daher sehr
entgegen: »Total chemisch«, jubelt der junge Mann und lächelt
glücklich. Der junge Mann heißt Andreas W. Lotz, er ist
Direktor für Verkauf und Marketing in der amerikanischen
Filiale von Hoechst Food Ingredients, einer
Lebensmittelabteilung der Chemiefirma Hoechst. Seine Firma
produziert das weiße Pulver, in riesigen Mengen und mit
Zuwachsraten von bis zu 50 Prozent alljährlich.
Das weiße Pulver ist ein chemisch erzeugter Kunststoff, also
pures Plastik. Seine Beliebtheit verdankt er einer Eigenschaft,
den die Chemiker 1967 zufällig entdeckt haben: Er schmeckt
süß. Allein in Deutschland wurde er 1996 in 700 Millionen Liter
Getränke gemischt. Und weil er so erfolgreich ist, haben die
Strategen von Hoechst die Produktionskapazitäten stark
ausgebaut. Der Plastik-Süßstoff ist in Portugal und Barbados,
Bolivien, Trinidad und Guatemala zu haben: »Auf unserer
Landkarte gibt es kaum noch weiße Flecken«, freut sich
Professor Gert-Wolfhard von Rymon Lipinski, der Leiter der
Abteilung Lebensmitteltechnik bei Hoechst Food Ingredients.
Selbst Pepsi Cola in Saudi Arabien mixt das Pulver in seine Soft
Drinks.
Natürlich wurde der künstliche Süßstoff ausgiebig getestet.
1988 erteilte die US-Lebensmittelkontrollbehörde FDA die
Zulassung als Zucker-Ersatz in Kaugummi und Getränken,
Instant-Kaffee und Tee, Desserts, Puddings und Sahne-
Ersatzpulvern.
Amerikanische Verbraucherschützer raten dennoch vom
Verzehr ab. Die Ernährungsexperten des Center for Science in
the Public Interest haben den Kunststoff Acesulfam K, der von
Hoechst unter dem Namen Sunert vertrieben wird, auf eine Liste
von zehn Zutaten gesetzt, die vom Speiseplan zu streichen seien:
»Vermeiden Sie Acesulfam K und die Produkte, die es
enthalten. Ihre Naschlust ist es nicht wert.« Die
Verbraucherschützer haben gesundheitliche Bedenken: »Die
Ã-ffentlichkeit wartet auf einen künstlichen Süßstoff, der
unzweifelhaft gesund ist. Dieser ist es nicht. Sogar verglichen
mit Aspartam und Saccharin - die ihre eigenen
Sicherheitsprobleme haben - ist Acesulfam K der schlimmste.
Dieser Zusatzstoff ist ungenügend getestet worden - die FDA
stützte ihre Zulassung auf Tests, die nicht einmal ihren eigenen
Ansprüchen genügen. Aber sogar diese Tests deuten daraufhin,
daß der Zusatzstoff bei Tieren Krebs erzeugen kann. Das kann
ein erhöhtes Krebsrisiko bei Menschen erzeugen.« Die
Verbraucherschutzorganisation Center for Science in the Public
Interest fordert deshalb, der Stoff sollte verboten werden (Safe
Food. Eating Wisely in a Risky World. Michael F. Jacobson,
Ph.D. Lisa Y. Lefferts, Anne Witte Garland. Center for Science
in the Public Interest. New York: Berkley Books, 1993). Die
FDA hingegen rechtfertigt ihre Entscheidung und verteidigt ihre
Zulassungskriterien: Die Behörde hätte den Stoff sicher nicht
zugelassen, wenn die Tests irgendwelche Probleme gezeigt
hätten.
Die Hersteller von Getränken und Fertigdesserts können sich
natürlich freuen, daß die amerikanische Zulassungsbehörde bei
ihrer Entscheidung bleibt. Denn sie haben, so der Hoechst-
Prospekt für den Kunst-Stoff Sunett, auf jeden Fall »handfeste
wirtschaftliche Vorteile«.
Das wäre vielleicht eine Erklärung für den neuen Boom bei
den synthetischen Süßstoffen.
Denn eigentlich war die Light-Welle ja schon ausgelaufen, die
Kunden waren Light leid. »Light-Produkte liegen schwer in den
Regalen«, meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Juli
1994. Denn bei den Dicken, den echten und den eingebildeten,
hatte es sich herumgesprochen, daß mit den kalorienarmen
Kunstprodukten allerlei Lügen aufgetischt worden waren: Eine
Light-Mettwurst hatte da schon mal bloß zwei Kalorien weniger
als eine normale, ein vorgebliches Light-Huhn »süßsauer« aus
der Fertigpackung war mit 98 Kalorien auf 100 Gramm fast so
fett wie eine Schweinshaxe, die es gemeinhin auf 100 Kalorien
bringt. Und ein Marmorkuchen »Light« hatte gar mehr Kalorien
als sein Normalo-Bruder. Untersuchungen von
Verbraucherzentralen hatten zudem ergeben, daß von 214
Leicht-Produkten jedes fünfte mit falschen Nährwertangaben
geschmückt war. Sogar Richter mußten gegen allzu vollmundige
Reklame einschreiten: Das Landgericht Frankfurt untersagte
dem Kraft-Konzern, sein Salat-Dressing »Miracel Whip« als
»das leichte Wunder« anzupreisen, wo das Zeug doch, wie die
Richter angewidert feststellten, »zur Hälfte aus purem Fett«
bestehe.
Wer seine Diätprodukte loswerden wollte, mußte sich aufs
Schärfste von solchen Light-Lügen distanzieren: Eine der
erfolgreichsten Abspeck-Marken beispielsweise blieb, mit über
100 Erzeugnissen vom Hühnchen »Toskana« bis zum »Chop
Suey mit buntem Chinagemüse«, die Marke »Du darfst« aus
dem Hause Unilever. Die bunten Päckchen für Möchtegern-
Dünne dürften auf gar keinen Fall mit den anderen
Leichtprodukten in einen Topf geworfen werden, verkündete
Unilever: »Du darfst« habe »grundsätzlich nichts mit Light-
Produkten zu tun«.
Doch bei den Studien, die Unilever veranstalten ließ, um den
Nutzen seiner Abspeck-Päckchen nachzuweisen, wurden
durchaus nicht alle Tester dünner. Einige nahmen gar zu.
Das könnte daran liegen, daß auch in einigen »Du darfst«-
Produkten das bewährte Masthilfsmittel enthalten ist, das nach
der Futtermittelverordnung in deutschen Ställen für Ferkel
zugelassen ist, unter der Rubrik »appetitanregende Stoffe«:
Saccharin. Der »Du darfst« Fleischsalat beispielsweise enthält
dies süße Kunstprodukt.
Daß Süßstoffe schön dick machen, haben ja im Tierversuch
unter anderem jene holländischen und dänischen Ferkel
bewiesen, die neben den Aromen auch die süßen Zusätze im
Futter fressen durften. Daß die kalorienreduzierten Erzeugnisse
auch bei Menschen nicht viel helfen, beweisen im Großversuch
die Amerikaner. Die Amerikanische Krebsgesellschaft
beispielsweise hat bei einer Untersuchung von 80000 Frauen
herausgefunden, daß jene Damen, die Süßstoff nahmen, stärker
zugelegt hatten als jene, die Zucker bevorzugten. Und obwohl
die Amerikaner ganz verrückt sind auf kalorienreduziertes
Futter, werden sie ständig dicker. 1994 bevorzugten, wie der
dortige »Kalorienkontrollrat« verkündete, 174 Millionen US-
Bürger »Light«-Mahlzeiten und -Getränke -70 Prozent der
Bevölkerung. Dennoch steigt ihr Mastgewicht stetig: 1996
meldete das Nationale Zentrum für Gesundheitsstatistik, daß
schon 59 Prozent der Männer und 49 Prozent der Frauen
Übergewicht haben - zehn Jahre zuvor waren es noch 51 Prozent
der Männer und 41 Prozent der Frauen gewesen.
Die armen Amerikaner wurden gleich in doppelter Weise zum
Opfer unsichtbarer, aber wirksamer Mechanismen:
Zum einen hat sich ja der menschliche Körper noch nicht
ganz an die neuen, nichtsnutzigen Nahrungsmittel angepaßt. Er
versteht unter dem Geschmacks-Signal »süß« immer noch, daß
nun besonders energiereiche Kost anlandet - und schüttet schon
mal Insulin aus, um den wichtigen Körper-Rohstoff abzubauen.
Kommt nun nichts rechtes, reagiert er mit dem »cephalischen
Insulin-Reflex« - Heißhunger. Der Mensch rennt erneut zum
Kühlschrank. Die Chance, daß er unter all den bunten
Packungen dort Nahrhaftes findet, sinkt indessen ebenfalls.
Denn der mörderische Konkurrenzkampf unter den
Nahrungsmittelgiganten führt dazu, daß diese ihre Erzeugnisse
immer billiger anbieten und immer heftiger Reklame
veranstalten müssen - ein Mechanismus, der zur Folge hat, daß
für die Rohstoffe ganz einfach kein Geld mehr da ist. Selbst
Zucker gilt da schon als besonders luxuriös. Die Neigung ist
also groß, das Luxusgut durch Kunststoff zu ersetzen. Mit
Sunett lassen sich so, gegenüber anderen »Süßungslösungen«,
bis zu 40 Prozent sparen.
Und weil die Marktmechanismen zwar unsichtbar, aber
äußerst effektvoll wirken, haben auch die Europäer immer
weniger Chancen, den billigen Ersatzprodukten zu entgehen:
Wenn sie schon nicht freiwillig zu den »Light«-Produkten
greifen möchten, dann mischen die Hersteller das billige Zeug
eben unters normale Essen - ohne das groß anzukündigen. Die
Firma Hengstenberg beispielsweise hat in ihren süßsauren
Gewürzgurken, den ganz normalen, den Zucker einfach durch
Saccharin ersetzt. Auch die Firma Homann hat bei ihren
Rollmöpsen statt des teuren Naturstoffs das billige Imitat
genommen. Und die Firma Hero Drinks Group, der viertgrößte
Getränkehersteller Großbritanniens, hat sich bei seinem »Hero
Concentrated Fruit Juice Drink« für Sunett entschieden, um, wie
Marketingleiter Andrew Pickering im »Sunett«-Prospekt
bekennt, »die Produktqualität kosteneffizient zu optimieren«.
An Sunett, so der Prospekt von Hoechst, haben »Rechner ihre
helle Freude«.
Sunett wird darum weltweit schon in über 3000 Produkten
eingesetzt. Sogar die Firma Rhönsprudel in Weyhers bei Fulda
mischt den Kunststoff ins Gesöff- und hat das Erzeugnis mit der
chemischen Süße jüngst umbenannt, wie Frau Gabriele Nitz,
Gesamtverkaufsleiterin von Rhönsprudel, im Hoechst-Prospekt
erzählt: So wurde »Fiesta Light«, ein süßer Zitronensprudel, zu
»Fiesta fit«. Denn: »Die Verbraucher«, so Frau Nitz, »haben mit
dem Begriff ³light‰ immer häufiger Negatives assoziiert«. Und
weil das »neue Süßungskonzept« so billig war, blieben sogar
noch 300 000 Mark für Rundfunkspots übrig (»Fiesta-Frische
macht Spaß«). Eine »beispielhafte Umstellung von ³light‰ zu
³fit‰«, lobt Hoechst.
Die künstliche Süße ist flächendeckend auf dem Vormarsch:
Ihr Einsatzfeld wurde »jüngst ausgeweitet auf viele Produkte
außerhalb der traditionellen ³Diät‰-Sphäre‰«, meldete 1996 das
Kunstnahrungs-Fachblatt Food Ingrediens. Das Multi-Vitamin-
Getränk »R'activ« von der Großmolkerei Alois Müller im
bayrischen Aretsried beispielsweise ist kunstsüß, ebenso das
»Eistee-Getränk« des Einzelhandelskonzerns Spar.
Auf dem Etikett steht nichts von »Light« oder dergleichen.
Und auch beim Trinken müssen die Konsumenten das nicht
merken: Diplomingenieur Harald Meyer, der verantwortliche
Lebensmitteltechnologe des Süßstoffproduzenten Nutra-Sweet,
berichtete im Fachblatt Die Ernährungsindustrie von einem
»Dreiecks-Blindtest«, bei dem die Tester Cola kriegten. In
einem Fall die handelsübliche Flasche mit 100 Prozent Zucker,
in einem anderen Fall mit 40 Prozent NutraSweet. Ergebnis: Die
Teilnehmer »schmeckten keinen Unterschied«. Bei fruchtigeren
Produkten empfiehlt sich ein weiterer Griff in die Geschmacks-
Trickkiste, meint Ingenieur Meyer: »Durch vernünftige
Investition der eingesparten Kosten in Aromen und Konzentrate
kann der Hersteller den Fruchtanteil und damit den
Fruchtgeschmack beachtlich hervorheben.«
Der Konsument genießt lauter zuckersüße Lügen: Da ist keine
Frucht, und da ist auch natürlich nichts Süßes. Der Geschmack
wird zurechtgetrimmt, korrigiert, retuschiert. Wenn das
bisweilen einen bitteren Nachgeschmack hinterläßt, dann liegt
das in der Natur der Sache, beziehungsweise der künstlichen
Süßstoffe. Doch auch diese Bitternis kann maskiert werden, mit
wieder neuen Chemikalien. Man nehme, beispielsweise:
»Sclareolide«. Ein prima Stoff, den hat sich der Geschmacks-
Gigant IFF patentieren lassen (US-Patentschrift Nummer
4,988,532). Damit kann der Süßgeschmack, beispielsweise von
NutraSweet, »moduliert« werden. Ein »unangenehmer
Nachgeschmack« kann gelöscht werden, ein frischer, voller
Geschmack wird vorgespiegelt. Der besondere Witz: Die
patentierte Chemikalie hat selbst überhaupt keinen Geschmack.
Sie kann allerlei Süßes verbessern, wie beispielsweise
Schokolade, Mousse, Kuchen, Eiscreme, ja sogar Süßweine.
Das Zeug kann aber laut Patentschrift, nebenbei, auch eventuelle
Bitter-Töne in Hundefutter, Salzstangen, Brezeln, Suppen und
Käse-Imitaten beseitigen. Auch der Geschmack von Zahnpasta
und Mundspülungen kann »merklich verbessert« werden.
Schokolade, Hundefutter, Mundspülung? Wo ist da noch ein
Zusammenhang? Gibt es irgendeine herkömmliche Zutat, die
man gleichermaßen für süßen Wein, Tierfutter, Zahnpasta und
Brezeln verwenden kann? Kaum. Die Dinge haben, bisher, ihren
eigenen Kosmos, Vermischungen sind nur in Maßen möglich,
die angestammten Grenzen bleiben erkennbar. Doch Chemiker
kennen keine Geschmacksgrenzen. Sie lösen die
Zusammenhänge. In der neuen Welt des Geschmacks haben die
Dinge, die Eßwaren, ihren Platz verloren, sie wurden verrückt.
Und so findet jetzt das süße Leben in seltsamer Gesellschaft
statt.
Die Mousse au Chocolat wird, wenigstens teilweise, mit den
gleichen Zutaten zusammengerührt wie das Hundefutter. Der
Dessertwein verdankt seinen Geschmack den gleichen
Ingredienzen wie das Gurgelwasser. Das süße Leben ist den
Ingenieuren und Patentanwälten in die Hände gefallen. Dort ist
das süße Leben vielleicht noch süß, aber nicht mehr sehr lustig.
Und die Süße ist auch noch bloße Illusion, sie entbehrt jeder
Grundlage. Sie hat keinen Nährwert, keine Energie. Sie enthält
nur noch Chemikalien statt Kalorien. Die neue Süße hat keinen
Platz im Körper, der Körper kann auch gar nichts mit ihr
anfangen, sie wird, wie die Chemiefirma Hoechst im Prospekt
für die Kunst-Süße Sunert verkündet, »sehr schnell wieder
unverändert ausgeschieden«. Sie ist also überflüssig oder:
Luxus, totaler Luxus.
Bislang hatte das Süße noch einen Sinn. Die Wahrnehmung
des Süßen gehört, wie Forscher herausfanden, zu den
ursprünglichsten Geschmackserfahrungen des Menschen. Ein
Baby kann, noch bevor es die Mutterbrust gefunden hat, Süßes
wahrnehmen; es reagiert auf eine Zuckerlösung positiv - weil
das Süße, wie die Physiologen vermuten, Energie signalisiert,
Kraftnahrung für den Körper. Darüber hinaus löst es, auch bei
erwachsenen Menschen, im Hirn eine milde Euphorie aus, weil
es die Produktion des »Glückshormons« Serotonin stimuliert -
ein Effekt, den der voluminöse Genußmensch Helmut Kohl zu
schätzen weiß: Er nascht im Bundestag gern Schokolade, um
troslose Debatten und die Anfeindungen seiner Gegner
wohlgemut zu überstehen.
Süßes ist nicht nur Signal für den Körper, sondern auch
Symbol für gesellschaftliche Zustände. Zu Beginn seiner
Karriere war das Süße Privileg der höheren Herrschaften:
»Zuckerschlecken war einst ein feudales Vergnügen«, sagt die
Wissenschaftsautorin Annelies Furtmayr-Schuh. Venezianische
Händler hatten im Mittelalter den »sukkar« aus Arabien
importiert, den die europäischen Kaiser und Könige bei ihren
Kreuzzügen schätzen gelernt hatten. Bei Kaiser Karl V. gab es
schon Marzipan, den der Apotheker bei Hofe aus Zucker und
geriebenen Mandeln zubereitete, und zum Nachtisch nahm
Karl Konfekt. Im Barock, im »Luxusmilieu des französischen
Hofes« (Furtmayr-Schuh) gab es regelmäßig zum Abschluß des
Mahles süße Leckereien, auch wurden verschiedene
Zubereitungsformen kultiviert, Liqueur, Limonade, Eis und
Pralinen bereicherten die Tafel - das Süße wurde zum Gipfel
barocken Überschwangs. Der Bürger späterhin, bei Geschäften
dem Gebot der Nüchternheit verpflichtet, gewöhnte sich im
18.Jahrhundert den morgendlichen Kaffeetrank an, anstelle des
bei Bauern gebräuchlichen Bieres, und versüßte den neuen
Trank mit Zucker. Die Arbeiter schließlich nutzten den Zucker
pragmatisch, um die Mühsal des Proletarierlebens in Fabrik und
Grube besser zu überstehen, als nunmehr billig erhältlichen
Kalorienlieferanten und Gemüts-Aufheller: Sie genossen
übersüßen Reisbrei und Pudding. In der Weimarer Republik war
der Reklamespruch an Litfaßsäulen überall präsent: »An Zucker
sparen grundverkehrt- Der Körper braucht ihn, Zucker nährt.«
Die aufstrebende Industrie hatte den vormals feudalen Zucker
demokratisiert. Coca Cola, Kaugummi, Schokolade und
späterhin allerlei Knabberartikel fanden im Volk, da
erschwinglich, allgemein Zuspruch. Doch nunmehr bemächtigte
sich eine Krankheit breiter Volksschichten, die ehedem
ebenfalls nur vornehmen Kreisen vorbehalten war: Zahnfäule,
Karies. Die Schattenseite des süßen Lebens.
Die künstlichen Süßstoffe versprachen da einen probaten
Ausweg. Nur: So ganz gesund sind sie auch nicht. Zumindest
nicht für jeden.
Aspartam beispielsweise, die NutraSweet-Substanz, die nach
Angaben des Herstellers, einer Monsanto-Tochter, in mehr als
100 Ländern in über 5000 Produkten von Coca Cola Light bis zu
»Original Apothekers Nuß-Nougat-Creme« für Pseudo-Süße
sorgt. Sie kann bei manchen Kindern dazu führen, daß die
geistige Entwicklung gestört wird: Eines von 20 000 Babies
wird mit einer seltenen Stoffwechselkrankheit namens
Phenylketonurie (PKU) geboren. Diese Kinder können eine
Substanz, die auch in Aspartam enthalten ist, nicht angemessen
abbauen: Phenylalanin. Wenn sie nun den Süßstoff zu sich
nehmen, kann es zu giftigen Konzentrationen jenes Stoffes im
Blut kommen. Doch auch andere Aspartam-Konsumenten
klagten, in den USA zu Tausenden, über Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Depressionen, Schwindelgefühle, ja sogar
Gedächtnisverlust, Panikattacken und epileptische Anfälle.
Einige Wissenschaftler vermuten, daß der Kunst-Stoff zu
veränderten Gehirnfunktionen führt. Umstritten ist, ob Aspartam
auch für Hirntumore verantwortlich gemacht werden kann: Eine
Studie an Ratten hatte diesen Schluß nahegelegt, eine andere
allerdings konnte dies zunächst nicht bestätigen.
Die Autoren des amerikanischen Verbraucherschutz-
Bestsellers »Safe Food« empfahlen daher schon 1993
vorsichtshalber: »Vermeiden Sie Aspartam, wenn Sie schwanger
sind, an PKU leiden oder glauben, daß sie schon einmal
Nebenwirkungen davon beobachten konnten. Wenn Sie täglich
mehrere Portionen davon nehmen, sollten sie daran denken, es
einzuschränken. Und geben Sie, um sicher zu sein, Kindern kein
Aspartam.«
Neuere Untersuchungen erhärten den Krebs-Verdacht: Eine
1996 in den USA veröffentlichte neurologische Studie führt den
rapiden Anstieg der Hirntumor-Rate in Amerika Mitte der 80 er
Jahre auf gesteigerten NutraSweet-Verzehr zurück. Und eine
Anfang 1997 im Wissenschafts-Organ The Lancet
veröffentlichte Studie des »Palm Beach Institute for Medical
Research« ergab ebenfalls Hinweise auf eine Zunahme von
Hirntumor und darüber hinaus Verwirrtheitszustände, Krämpfe
und Depressionen. Die Autoren fordern daher ein Verbot von
Aspartam in Lebensmitteln.
Eine Mischung aus Cyclamat und Saccharin ist womöglich
auch nicht gesünder: Sie führte im Tierversuch zu Blasenkrebs -
eine Erkenntnis, die ebenfalls einen Gutachterkrieg ausgelöst
hat. Mit Dutzenden von Versuchen, die das Gegenteil bewiesen,
hielt die Süßstoffindustrie dagegen - dennoch wurde der Stoff
Cyclamat in den USA, in Frankreich, England und Japan
verboten. Die Zeitschrift Ã-ko-Test empfahl ihren Lesern in
Deutschland, wo der Stoff nach wie vor erlaubt ist: »Vor allem
Schwangere und Stillende sollten auf Cyclamat verzichten. Es
kann in den Mutterkuchen und in die Milch gelangen.«
Saccharin schließlich ist ebenfalls umstritten. In den USA
muß jedes Produkt, das die Kunst-Süße enthält, einen
Warnhinweis tragen: »Die Verwendung dieses Produkts kann
Ihrer Gesundheit schaden. Dieses Produkt enthält Saccharin, das
in Tierversuchen Krebs ausgelöst hat.«
In Europa fehlt ein solcher Warnhinweis. Weil indessen
immer mehr Verbraucher den umstrittenen Stoff zu sich
nehmen, ohne es zu wissen, hatten die EU-Gesetzgeber
versucht, wenigstens die Kennzeichnung auf den Etiketten zu
verbessern: Wer denkt schon beim Biß in eine Gewürzgurke
oder einen Rollmops daran, daß er eine womöglich
krebserregende Chemikalie verzehrt? Zumal, wenn es sich um
gewöhnliche Gurken handelt und nicht um Light- oder Diät-
oder irgendwelche Fitness-Gurken.
Doch die Zusatzstoff-Industrie widersetzte sich diesen
Bestrebungen, die Verwendung von Süßstoff vorne auf dem
Etikett anzuzeigen: Das sei, so das Fachblatt International Food
Ingredients, eine unnötige »Doppel-Kennzeichnung«.
Schließlich sei das Saccharin hinten im Kleingedruckten schon
aufgeführt. Die Industrie setzte sich durch. Das Kleingedruckte
also wird Pflichtlektüre zur Krebsvorsorge.
Eine wundersame Welt, die Welt der Dosen, Tüten, Gläser.
Die Welt des Verzehrs ist zu einer Welt der Verblendung
geworden. Vorne drauf auf den Tüten, Gläsern, Dosen prangt
eine Phantasiebezeichnung, die wahren Zutaten sind, ganz klein,
hinten versteckt. Als ob es etwas zu verbergen gäbe.
Und es gibt etwas zu verbergen. Die unangenehme Wahrheit,
daß mitten in einer Welt des Wohlstands offenbar bittere Not
herrscht, Mangel am Elementaren. Selbst Zucker wird da zu
einem Luxusprodukt wie einst im finsteren Mittelalter. Selbst
einer Gurke mag man ihn nicht gönnen.
Und der Mangel nimmt zu. Immer öfter müssen sie jetzt
schon an den übrigen Rohstoffen sparen. Und mitten in der Welt
des Wohlstandes nehmen sich die, die für die Nahrung sorgen,
jetzt schon ein Vorbild an jenen Elendsgestalten in Kalkutta
oder Lima, die in Abfallkübeln wühlen. Hierzulande ist, in der
Wohlstandsgesellschaft, glücklicherweise viel mehr zu holen als
auf den Müllkippen in Kalkutta oder Lima. Und die, die für
unsere Nahrung sorgen, haben natürlich auch ganz andere
Möglichkeiten zur Wiederaufbereitung. Auch, was den
Geschmack angeht.
Denn schmecken soll es prima, das Essen aus Müll.
Inhalt..................................................................................... 2
1. Diskrete Weltmacht: Die Geschmacksindustrie............... 5
Über einen erstaunlich bescheidenen Konzern in New
York. Wozu Bäcker einen Geheimdienst brauchen.
Sinnestäuschung von früh bis spät, von Müsli bis Spinat.
Jeden Tag ein Pfand Essen mit Geschmack aus der Retorte.
2. Organisierter Etikettenschwindel: Das
Kennzeichnungsrecht......................................................... 19
Vom Segen der Natur: Über das Kunststück,
australischen Sägespänen das »natürliche« Aroma von
Erdbeeren zu entlocken. 12= 600. Welch akrobatische
Leistungen ein Etiketten-Poet vollbringen darf. Dichterische
Freiheit und die unschöne Wahrheit.
3. Die Logik des Menüs: Über die Geschichte des
Geschmacks........................................................................ 38
Das Dessert zum Schluß oder der komplizierte Weg zur
Ordnung der Speisen bei Tisch. Die Erfindung des
Geschmacks und weshalb wir heute von allem eine härtere
Dosis brauchen.
4. Das dressierte Kind: Der Kampf um die Kleinen........... 51
Das Geheimnis des grünen Büschels. Kreuzberger
Türkenkinder kennen ihre Kräuter. Warum Mickymaus für
Maggi so wichtig ist. Mehr Horrorwerbung für Kinder!
5. Doppel-Blind-Versuche: Die Ohnmacht staatlicher
Kontrolleure........................................................................ 66
Warum ein Beamter einmal während der Arbeitszeit ein
hochprozentiges Wässerchen brennen mußte. Der
freundliche Herr aus Kanada kennt die verborgenen
Geschmacksqualitäten australischer Sägespäne nicht. Je
weniger Gift, desto schlimmer?
6. Geschmacks-Verirrung: Die schleichende Legalisierung
verbotener Metzgermethoden............................................. 81
Warum das Würstchen unter die Dusche darf. Weshalb
Rauch neuerdings flüssig ist und für unsere Regierung die
Ausnahmen heute fast schon die Regel sind. Endlich nimmt
der Speck Rücksicht auf Natur und Nachbarn.
7. Die Suppe lügt: Der Betrug am Körper.......................... 93
Über die Botschaft des Bratens an Hirn und Bauch. Das
Essen als Fetisch. Fehlalarm im Verdauungstrakt: Weshalb
der Geschmack eigentlich eine wkhtige Aufgabe hat. Und
wie das Warnsystem des Körpers überlistet wird.
8. Dicker Hund: Wohlgeschmack als Masthilfsmittel...... 103
Warum Katzen Whiskas wollen. Weshalb Herr und Hund
sich zivilisatorisch angleichen und immer mehr Vierbeiner
auf Diät sind. Und: Allergische Katzen können jetzt wieder
Hoffnung schöpfen.
9. Heimlich light: Der unmerkliche Siegeszug des Süßstoffs
.......................................................................................... 115
Weshalb saure Gurken bei Mastkuren sehr zu empfehlen
sind. Warum Plastik für süße Gefühle sorgen kann. Vom
Segen der Chemie: Blühende Geschäfte in der
Lebensmittelabteilung von Hoechst.
10. Müll mit Maske: Aus Abfall werden Lebensmittel prima
Imitate............................................................................... 127
Die Metamorphose der Meeresbewohner: Wie sich ein
Leuchtkrebs in ein Frankfurter Würstchen verwandeln kann.
Wie aus Klärschlamm Gulasch wird. Und warum trotzdem
alles lecker schmecken kann.
11. Der Schock-O-Riegel: Versteckte Risiken für die
Gesundheit........................................................................ 140
Weshalb für manche Menschen eine »Lila Pause«
lebensgefährlich sein kann. Woran Sarah Redding, 17, so
plötzlich gestorben ist. Der Doktor als Detektiv: Über die
schwierige Suche nach den Krankheitsauslösern im Essen.
12. Das Geschmacks-Kartell: Der Kampf der Giganten im
Food-Business.................................................................. 154
Lebensmittelgeschäfte mit krimineller Note: Weshalb das
amerikanische FBI einen Agenten ins Aroma-Milieu
einschleusen mußte. Wie sich ein Bauchemie-Konzern ums
Ei verdient gemacht hat. Functional Food: Die gesunden
Rezepte der Pharma-Köche.
13. Lieber Lecker: Die Zukunft des Geschmacks............ 171
Wie ein ehrlicher Konzernlenker geballten
Hausfrauenzorn auf sich lenkte. Weshalb die Tütensuppe
eigentlich purer Luxus ist. Und endlich: Die Wiederkehr des
Wohlgeschmacks.
14. Literatur...................................................................... 179

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