- Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - 2good4you, 27.10.2000, 23:13
- Re: Ich glaube nicht... (owT) - Georg, 27.10.2000, 23:30
- Re: Ich glaube nicht... Bingo.. nur 2 Minuten (owT) - Georg, 27.10.2000, 23:33
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - dottore, 27.10.2000, 23:32
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - Tiffy, 28.10.2000, 00:32
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - Rumpelstilzchen, 28.10.2000, 00:56
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - Rudow, 28.10.2000, 01:02
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - JüKü, 28.10.2000, 14:04
- Re: David S. Landes hat ziemlich viele Meilensteine gesetzt - Danke für diesen! - dottore, 28.10.2000, 14:35
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - JüKü, 28.10.2000, 14:04
- Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war? - JürgenG, 28.10.2000, 17:32
- Re: Ich glaube nicht... (owT) - Georg, 27.10.2000, 23:30
Re: Dottore: wie geht es dir?,alles ok? was war?
meilenstein
>
>>Da ich nicht mehr jung bin (jedenfalls behauptet das mein Pass) und den Internet-Schwachsinn als das bezeichne, was er ist, nämlich nichts als eine gigantische Geldverbrennungsanlage, bin ich nicht mehr"auf der Höhe der Zeit". und deshalb ist über kurz oder lang ein saftiges"Schlech-Dich" angesagt.
>>Wir werden ja sehen wie's ausgeht. Ich kenne das Ende allerdings schon. Und Du kannst Dir denken, wie es ausschaut.
>Das Blöde, werter Dottore,
>zeigt sich in der Unfähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen.
>David Landes schreibt: (in Wohlstand und Armut der Nationen, Siedler 1999. ISBN 3-88680-525-5)
>----------schnipp----------
>2. Augengläser. Eine scheinbar banale Geschichte, etwas so Alltägliches, daß es schon trivial wirkt. Und doch verlängerte die Erfindung der Brille das Arbeitsleben gelernter Handwerker auf das Doppelte, zumal wenn die Tätigkeiten strapaziös für die Augen waren, wie bei Schreibern (vor der Erfindung des Buchdrucks außerordentlich wichtig) und Lesern, Instrumentenbauern und Werkzeugmachern, Feinwebern, Feinschmieden.
>Das Problem ist biologischer Natur: Weil die Linse des menschlichen Au-ges um das vierzigste Lebensjahr an Elastizität verliert, tritt ein Zustand ein, der Ähnlichkeit mit der Weitsichtigkeit hat (tatsächlich handelt es sich um Presbyopie oder Altersweitsichtigkeit). Das Auge vermag sich nicht mehr auf nahe Objekte einzustellen. Aber wenn er vierzig war, konnte ein Handwerker im Mittelalter einigermaßen sicher damit rechnen, daß er noch zwanzig weitere Jahre leben und tätig sein konnte, die besten Jahre seines Arbeitslebens - vorausgesetzt, er konnte gut genug sehen. Die Brille löste das Problem.
>Wir glauben zu wissen, wo und wann die ersten Augengläser in Erscheinung traten. Grobe Vergrößerungsgläser und Kristalle (lapides ad legendum) hatte man schon früher entdeckt und zum Lesen benutzt3 Der Trick bestand darin, die Verzerrung zu verringern und ein Paar zu einem Sehgerät zu verbinden, das sich ohne Gebrauch der Hände tragen ließ. Das gelang offenbar zuerst gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts in Pisa. Wir haben einen Zeitzeugen aus dem Jahre 1306, der behauptet, den Erfinder gekannt zu haben:
>»Nicht alle Künste [im weiten Sinne von handwerklicher Kunst] sind bereits entdeckt; wir werden nie erleben, daß man aufhört, sie zu entdecken. Jeden Tag kann eine neue Kunst aufgespürt werden Es sind erst zwanzig Jahre vergangen, seit die Kunst entdeckt wurde, Brillen zu machen, die uns beim Sehen helfen, eine Kunst, die zu den besten und unentbehrlichsten der Welt zählt Und das ist vor so kurzer Zeit geschehen, daß eine neue Kunst erfunden wurde, die es vorher noch nie gegeben hatte.... Ich selbst habe den Mann gesehen, der sie entdeckte und ausübte, und habe mit ihm gesprochen.«4
>Diese konvexen Linsen waren offensichtlich nicht gleichmäßig und hatten keine Normqualität, wie wir heute sagen würden. Aber hier kam den mittelalterlichen Optikern die Natur des Problems zu Hilfe und sorgte dafür, daß ihrer in den Anfängen steckenden Kunst dennoch Erfolg beschieden war:
>Die Linsen zur Korrektur von Presbyopie müssen nicht übermäßig genau geschliffen sein. Sie haben vor allem die Aufgabe, zu vergrößern, und auch
> wenn manche starker vergrößern als andere, sind doch praktisch alle hilfreich für den Benutzer. Deshalb kann es vorkommen, daß sich in einem Restaurant jemand eine Brille leiht, um die Speisekarte zu lesen, und deshalb werden in Billigläden solche Brillen dutzendweise zum Verkauf angeboten. Der Käufer probiert einfach ein paar aus und wählt die passendste. Menschen, die an Myopie leiden (Kurzsichtige), können das nicht.
>So sahen die Anfänge aus. Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts stellten italienische Städte, unter ihnen vor allem Florenz und Venedig, bereits Tausende von Brillen her, mit konkaven ebenso wie mit konvexen Linsen,je nachdem, ob es sich um Kurzsichtigkeit oder um Altersweitsichtigkeit handelte. Zumindest die Florentiner (und wahrscheinlich auch andere) erkannten außerdem, daß die Sehschärfe mit dem Alter immer mehr abnimmt, und fertigten konvexe Linsen in verschiedenen Stärken an, die auf Fünljahreszeiträume berechnet waren, während der Zeitraum bei den konkaven Linsen zwei Jahre betrug; der Benutzer konnte also eine ganze Garnitur kaufen und die Gläser im Laufe der Zeit wechseln.
>Brillen machten es möglich, feinmechanische Arbeiten auszuführen und feine Instrumente zu handhaben. Aber das Umgekehrte galt gleichfalls: Die Brillen regten zur Erfindung feiner Instrumente an und trieben Europa in der Tat in eine Richtung, wie sie nirgends sonst eingeschlagen wurde. Die Mus-lime kannten das Astrolabium, aber damit hatte es sich auch schon. Die Eu-ropäer gingen weiter und erfanden Meßgeräte, Mikrometer, Feinfräser -eine ganze Batterie von Geräten zur Präzisionsmessung und -steuerung. Damit legten sie den Grund für Gelenkmaschinen mit Paßteilen.
>Prazisionsarbeit: Wenn andere Zivilisationen dergleichen verrichteten, dann aufgrund generationenlanger Übung. Die Fertigkeit steckte in der Hand, nicht im Zusammenwirken von Auge und Werkzeug. Es wurden bemerkenswerte Ergebnisse erzielt, aber kein Produkt glich dem anderen, wohingegen sich Europa bereits auf Reproduktionsprozesse zubewegte - die Fertigung von ganzen Partien und schließlich die Massenproduktion. Die Kenntnis der Linsen bereitete außerdem weitere optische Fortschritte vor, und das nicht nur in Italien. Sowohl das Teleskop als auch das Mikroskop wurden um 1600 in den Niederlanden erfunden und breiteten sich von dort rasch aus.
>Europa genoß drei bis vier Jahrhunderte lang ein Monopol auf korrigierende Linsen. Faktisch führten sie zu einer Verdoppelung des Kontingents an gelernten Handwerkern und bewirkten sogar noch mehr, wenn man in Rechnung stellt, wieviel wertvolle Erfahrung der Arbeit an ihnen entsprang.
>--------schnapp----------
>Deutet man das Internet als ein Hilfsmittel (wie eine Brille), so dient sie natürlich zuerst den Erfahrenen; der modische Schnickschnack erübrigt sich, sobald das Instrument etabliert ist.
>Dass all die Leute, die heute in den oberen Etagen der Verlage und des Firmenmanagements auf Grund fehlender Kenntnis und Erfahrung an der Brille vor allem deren schmucken Rahmen bewundern und meinen, dass es darauf ankäme - wen wunderts?
>Dottore hat hier und in anderen Foren gezeigt, dass er auf die frischeste und passenste Weise durch die Brille zu sehen vermag - bedauerlich, wenn die Entscheider die Verpackung für die Sache halten und meinen, die Nachricht sei neu, nur weil der Briefträger jung ist...
>Respektvolle Grüße
>von Rudow
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: