- Gebt bloß Eure Dosen NICHT zurück - Sie schaffen Ausbildungsplätze!!!! - vladtepes, 17.08.2003, 15:47
- ich wundere mich über gar nichts mehr... - nasdaq10000, 17.08.2003, 18:58
- Re: ich wundere mich über gar nichts mehr... - Karl52, 17.08.2003, 20:52
- Re: ich wundere mich über gar nichts mehr... - nasdaq10000, 17.08.2003, 22:49
- Re: ich wundere mich über gar nichts mehr... - Karl52, 17.08.2003, 20:52
- ich wundere mich über gar nichts mehr... - nasdaq10000, 17.08.2003, 18:58
Re: ich wundere mich über gar nichts mehr...
-->Also meine Meinung zum Thema Ausbildungsplätze ist folgende. Wenn wir annehmen, dass es tatsächlich einen Mangel an Ausbildungsplätzen haben und nicht nur einen Mangel an"befähigten" Ausbildungswilligen, dann verstehe ich die Diskussion trotzdem nicht. Laut OECD ist unsere Jugendarbeitslosigkeit eine der geringsten weltweit. Frankreich oder USA haben da viel größere Probleme. Was soll also das Gejammer, nach meiner Beobachtung findet jeder bisher einen Ausbildungsplatz, auch wenn er vorher vielleicht 1/2 oder ein Jahr heranreifen muss, was viele bitter nötig haben.
Jein, nasdaq10000, unser Problem liegt darin, daß selbst die, die als Lehrlinge akzeptiert werden (aufgrund schulischer Ergebnisse), massive Probleme haben, sich in einen industriellen Ablauf einzufügen, wozu auch dazugehört, um sechs Uhr morgens auf der Matte zu stehen. Im Bäckerhandwerk kann das fallweise auch mal drei Stunden früher sein.
Hinzu kommt das Gefälle innerhalb der Berufsschule: das erste Jahr geht im wesentlichen dafür drauf, elementare Unterschiede zwischen den einzelnen Haupt- und Realschulen auszubügeln, woher die Masse der Lehrlinge kommt. Ab dem zweiten Lehrjahr kann in der Regel darauf aufgebaut werden.
Natürlich ist die Zahl der Lehrstellen für den Beruf des Astronauten und der Sozialpädagogin usw... begrenzt udn das soll ja auch so sein!!!
Wenn es keine Arbeit gibt, dann gibt es selbstverständlich auch keine Lehrstellen, also bringt es auch nichts die Leute in irgendwelchen Berufen auszubilden.
Die Bundesanstalt für Arbeit sieht das, wie viele"Bildungspolitiker" natürlich anders. Hinzu kommt eine Anspruchsmentalität der potentiellen Lehrlinge, die meinen für einen"sauberen" Job qualifiziert zu sein, aber mit 'nem Dreisatz massivste Probleme haben.
Andererseits fehlt z. B. im Metzgerhandwerk der Nachwuchs. Ausgerechnet hier könnten kreative Kräfte mit Partyservice und Verwandte geradezu Goldgruben aufmachen, die zeitlebens vor Arbeitslosigkeit schützen.
Weshalb zum Teufel wurde in vielen Lehrberufen die Ausbildungszeit verlängert? In meiner Erstausbildung in der Chemiebranhce habe ich 3 Jahre gelernt. Mittlerweile sind es 3,5 Jahre. Da das Ausbildungsniveau in diesem Bereich und das betriebliche Engagement sehr hoch liegen, kann es auch nichts mit den von der Gewerkschaft immer wieder behaupteten Lohndumping zu tun haben, da man in diesem Bereich i.d.R. erst nach Beendingung der Ausbildung profitabel für den Betrieb arbeiten kann.
Vergiß bitte nicht, daß die Gewerkschaften massiv in die Ausbildungsordnung hineinregieren!
Im Bezirk der IHK zu Aachen wollten wir den Beruf des Kunststofformgebers vor etlichen Jahren inhaltlich aufmotzen, indem wir die Pneumatik in den Ausbildungsstoff aufnehmen wollten; Pneumatik ist wegen des vielfältig erforderlichen Ex-Schutzes in diesem Bereich eigentlich zwingend.
Wir haben volle sechs Jahre gebraucht, unsere Vorstellungen durchzusetzen. Wer der größte Bremsklotz war, kannst Du Dir leicht ausrechnen, auch ohne Dreisatz. Daher die gelegentlich zu beobachtende Verlängerung der Ausbildungszeiten. Bloß keinen fordern, was leider auch gelegentlich für die Ausbilder gilt.
Die Kosten und die Kapazitäten sind also Wissentlich heruntergefahren worden. Schuld daran haben in nicht unerheblichen Maße die IHK's.
Wundert Dich das, wenn pro Prüfling erst mal ca. 300 Euronen fällig sind? Wenn ich nicht anläßlich solcher Termine erfolgreiche Kundenaquisition betreiben könnte, hätte ich mein"Ehrenamt" längst an den Nagel gehängt; vom nachschleichenden Dank des Vaterlandes kann ich mir nix kaufen.
Wenn man eine Ausbildung mit Nachdruck betreibt, dann behaupte ich, dass man fast jeden"normalen" Beruf innerhalb von zwei Jahren erlernen kann. Rein theoretisch könnte es durch diese Umschlagssteigerung zu einem Mangel an Auszubildenden kommen.
Jein, nachdrückliches Jein! Für die Überflieger, auch die soll's ja noch geben, reichen zwei Jahre allemal, werden nach meiner Beobachtung auch von allen Beteiligten einschlägig gefördert, durchaus auch in Privatinitiative von Schule und Betrieb intensivst!
Die Masse jedoch schafft es/ist nicht bereit, es zu schaffen? in zwei Jahren nicht; für viele Lehrlinge kommt der Kick, daß sie hier was qualitativ wertvolles lernen, ohnehin erst nach der Zwischenprüfung am Ende des zweiten Lehrjahres.
Gruß Karl

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