- Falschgeld - R.Deutsch, 28.10.2000, 18:46
- Re: Falschgeld - Jochen, 28.10.2000, 20:37
- Re: Falschgeld - dottore, 28.10.2000, 21:32
- Es ist absoluter No-Nonsense. Danke. - R.Deutsch, 28.10.2000, 21:55
- No Nonsens Jochen - R.Deutsch, 28.10.2000, 22:15
- Re: No Nonsens Jochen - dottore, 28.10.2000, 22:42
- No Nonsens Jochen - R.Deutsch, 28.10.2000, 22:15
- Re: Falschgeld - Jochen, 29.10.2000, 00:20
- Es ist absoluter No-Nonsense. Danke. - R.Deutsch, 28.10.2000, 21:55
- Re: Falschgeld - dottore, 28.10.2000, 21:32
- Re: Falschgeld Die Edelmetallbewahranstalt und anderes: - dottore, 28.10.2000, 21:04
- Falschgeld - Rudow, 28.10.2000, 22:17
- Re: Falschgeld - Jochen, 28.10.2000, 20:37
Falschgeld
Lieber R.Deutsch,
ich verfolge mit großer Spannung die Disputation und versuche verzweifelt auch eine eigene Geldtheorie zurechtzubasteln; aber es ist schwierig...
Also seit gestern habe ich 212,38* DM Bargeld in der Hosentasche; auf meinem Gehaltskonto liegt noch das halbe Gehalt vom vorigen Monat, also 63 126, 34* DM.
Hier auf meinem Schreibtisch fliegend dauernd Münzen rum, aus dem Schulranzen meiner Jüngsten hat gestern meine Frau noch die Schulspende vom September aus der Griffeldose geholt...
Es interessiert mich nicht die Bohne, ob dieses Geld gedeckt ist, ob es irgendwo Waren in Form von Kartoffeln oder Russenriegel hat oder nicht.
Aber wenn ich Morgen in der Früh an meinem Kiosk die Morgenzeitung kaufen will, dann will ich wenigstens, dass der Zeitungsmensch glaubt, dass meine Zweimark dazu taugen, dass er seinen Lieferanten bezahlen kann, weil der nämlich glaubt, dass der Verlag glaubt dass die Kreditbank glaubt usw. usw.
Das gilt wohlgemerkt! nur für meine Zweimark - nicht für den ganzen Schrott der da sonst auf meinem Konto, meinem Schreibtisch, meiner Hosentasche oder in der Griffeldose meiner Tochter rumfliegt.
Und genau hier sehe ich eine Möglichkeit, die Kontroverse zwischen der Currency-Theorie (Deckung des Geldes über einen Warenkorb (Sozialprodukt))und der Banking-Theorie (Sicherung der Salden durch Eigentumstitel bzw. Wechsel) sozusagen für meinen ganz privaten Geldgebrauch zu versöhnen.
Während also für mich alles Geld, das irgendwo rumschwirrt völlig Wurst ist, und demnach auch, ob es dafür auch eine entsprechende Warenmenge gibt, ist es für den Banker, der dieses Geld irgendwanneinmal als Darlehen in Folge eines Kreditvertrages ausgezahlt hat, auch egal, ob dieses Geld mit Waren gedeckt ist - er will es nur wieder haben. Und den dazugehörenden Zins. Darum braucht der Banker erst recht keine Deckung für das Geld, sondern Sicherheiten (idealerweise 1 Kg Fleich aus dem Körper des Schuldners - und das, obwohl kein Kanibalist!).
Aber mit dem Geld, das ich morgen Früh zum Kauf meiner Zeitung einzusetzen gewillt bin, möchte ich auch wirklich meine Zeitung bekommen. Und das wird dann der Fall sein, wenn jemand mein Geld braucht - und zwar als Geld! Wenns auf die Warendeckung ankäme, könnte ja der kreditverschuldete Verlag der Bank einen Haufen Zeitungen vor die Tür werfen. Wollen die aber nicht. Die wollen Geld.
Und da können die mich gut gebrauchen, denn ich will kein Geld, sondern Zeitung. Und ich habe Geld. Jedenfalls genug für die Zeitung.
-------schnipp---------
Beim Kreditgeld gleichen sich Forderung und Schuld aus (Gläubiger-Schuldner-Beziehung), Zentralbankgeld hingegen ist idealiter die (anonyme) Verbriefung der Erstausstattung Eigentumsbeziehung), also bloß die Homogenisierung bzw. Fungibilisierung des ultimativen Zahlungsmittelbestands (der bereits produzierten Güter, keineswegs der zukünftigen oder der Produktionsmittelbestände). Damit ist das Zentralbankgeld vorzugsweise auf die Tauschfunktion, das Kreditgeld auf die intertemporale Zahlungsmittelfunktion gerichtet. Die beiden Beziehungen, die Gläubiger-Schuldner-Beziehung als Grundlage des Bankgeldes und die Eigentumsbeziehung als Grundlage des Zentralbankgeldes sind beide simultan notwendig zur Fundierung der Geldtheorie, sie sind je einer anderen Geldfunktion zuzuordnen.
Dies ist auch die Ratio des zweistufigen Bankensystems. Bankgeld ist bloß die Vermittlung eines zinstragenden Kredits zwischen Privaten; die Budgetrestriktiofl muß eingehalten werden, soll die Kreditforderung erfiüllbar bleiben. Die im Zentralbankgeld implizierte Forderung gegen die Zentralbank ist hingegen systematisch eine leere Forderung, weil damit nur die Erstausstattung an Gütern verbrieft wird; die Gegenbuchung ist also die Forderung der Zentralbank auf Rückgabe des Geldscheins, jeweils nach dem Vollzug der Tauschvorgänge; es darf kein false trade vorliegen, wenn diese Rückgabe möglich sein soll. In der Realität ist natürlich eine Verquickung der beiden Funktionen festzustellen, die leider auch den Blick auf die prinzipiell notwendige Trennung der beiden Geldfunktionen in zwei Medien und dementsprechend zwei notwendige geldpolitische Instrumente verstellt.
(Bernd Prior: Grundelemente einer noeklassischen Geldtheorie in der Arrow-Debreu-Welt. in: Herausforderung der Geldwirtschaft. Theorie und Praxis währungspolitischer Ereignisse. Herausgegeben von Hans-Joachim Stadermann und Otto Steiger. 1999. ISBN 3-89518-231-1-)
-----schnapp---------
Grüße
von Rudow
Und so schließt sich der Kreis.
(* Das Komma in dem Betrag wurde vom Autor geändert.)
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