- GSEs (meine persönliche Quintessenz) mlT u.v.Ls - Schlangenfuchs, 13.05.2000, 13:21
- Re: GSEs -- gut! Auszug aus Richbacher Artikel.. - Black Elk, 13.05.2000, 14:08
- Fragen über Fragen... - NickLeeson, 13.05.2000, 20:05
- noch'n Link - NickLeeson, 13.05.2000, 21:47
- Re: Fragen über Fragen... - Schlangenfuchs, 14.05.2000, 20:01
Re: Fragen über Fragen...
Hallo NickLeeson,
besten Dank für den Link zu der genannten Diplomarbeit. Sie ist umfassend und erklärt im Detail genau.
Was ist ein ABS?
ABS heisst nun also einfach gesagt, dass ein Gläubiger einen Pool von Forderungen (Kredite, Leasing, etc) gegenüber einem Schuldner an einen Dritten weiterverkauf und sich dadurch (über die Zahlung des Dritten) refinanziert. Damit wird sein Risiko damit abgebaut, die Eigenmittelquote aufbessert und neue Mittel frei für weitere Kredite.
Hier einige kurze Bemerkungen zum Text:
1. Besonders anschaulich sind die Schemen auf Seiten 27/28 (Papierzählung (PZ)) oder 34/35 (Akrobatreader (AR)), die den Ablauf einer konkreten Emission, Absicherung, juristische Instanzen, Käufer etc. aufzeigen.
2. Eigentlich entspricht diese ganze Konstruktion in ihrer Komplexität einer Art Finanzakrobatik und kann darum sehr interessant sein. Ich persönlich mag mich dabei nicht zu sehr ins Detail einlassen und es genügen mir die Grundprinzipien, wie in den folgenden Zitaten aus der Diplomarbeit formuliert:
A)"Unternehmen verfügen häufig über Forderungen als Aktivposten in ihrer Bilanz. Diese Vermögenswerte sind üblicherweise illiquide, beinhalten Risiken und binden sowohl Fremd- als auch Eigenkapital. Mit Hilfe der Veräußerung und der anschließenden Verbriefung dieser Forderungen wird es Unternehmen ermöglicht, die darin enthaltenen Risiken aus der Bilanz auszugliedern und die gebundene Liquidität vorzeitig freizusetzen, um eine quantitative und qualitative Verbesserung ihrer Unternehmens- und Finanzierungsstruktur zu erreichen. Die Verwendung von Asset Backed Securities gestattet es Unternehmen, ihre Unternehmenskennzahlen zu verbessern und die vorhandenen Risiken besser zu strukturieren. Daraus ergeben sich zusätzlich auch qualitative Aspekte, beispielsweise die Verschuldungsfähigkeit, die Unternehmensreputation oder die finanzielle Unabhängigkeit, wobei diese sich allerdings schwerer bewerten lassen."[i] (S. 39 (PZ), 45 (AR)
oder selbstverständlich:
B)[i] Asset Backed Securities, abgekürzt ABS, bedeutet im wörtlichen Sinn"durch Aktiva gedeckte Wertpapiere". Eine weitere treffende Übersetzung ist"forderungsgestützte Wertpapiere" beziehungsweise
"forderungsgestützte Verbriefung". Bei der Finanzierung mittels einer ABS-Transaktion wird ein diversifizierter Pool von Vermögenswerten,
insbesondere solcher, die einen regelmäßigen Zahlungsstrom generieren, verselbständigt. Eine ausschließlich zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft kauft die Finanzaktiva an und refinanziert sich durch die Ausgabe von"durch Aktiva gedeckten" (asset backed) Wertpapieren. Ziel ist es, vorzeitig liquide Finanzmittel aus nicht im Produktionsprozeß gebundenen Finanzaktiva zu erhalten und die darin enthaltenen Bonitätsrisiken aus der Bilanz des Assetverkäufers auszugliedern. Die Zahlungsansprüche der Investoren werden aus den Cash Flows der zugrundeliegenden Assets bedient und nicht aus dem allgemeinen Cash Flow des Forderungsverkäufers, auch Originator genannt. Für die Bonitätseinstufung der ABS sind demnach in allererster Linie die Ertragskraft und Werthaltigkeit der zugrundeliegenden Vermögenswerte relevant und nicht die Kreditwürdigkeit des Originators selbst. Als Finanzaktiva kommen insbesondere Forderungen in Betracht, da diese in der Regel einen Cash Flow generieren. (S. 3(PZ), S. 9 (AR))
3. Auf Seite 8 (PZ), S. 14 (AR) werden mögliche Forderungen genannt, die aus der Buchhaltung mittels ABS ausgegliedert werden. Der Autor definiert die Hypotheken auch als Assets und meint, dass darum Pfandbriefe auch unter ABS fallen müssen. (Dies ist nun ein Doktorenstreit und mir eigentlich nicht so wichtig. )
4. Was bringt die Ausgliederung von Forderungen aus der Buchhaltung:
Auf Seite 33/34 (PZ), 3940 (AR) wird ausgerechnet, dass über die ABS-Finanzierung (7.69%) 1.3% gespart werden konnte verglichen mit einer primären Finanzierung über die Bücher von GMAC (8.99%). Diese Einsparung ist aber sehr von der berechnungsart abhängig und von gewissen Parametern, die im Folgenden (Seite 38 (PZ), Seite 44(AR))diskutiert werden.
5. Etwas ganz Tolles ist die historische Einführung zu Beginn der Arbeit (um Seite 6). Diese steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem von frama hier publizierten Diamanten aus 1977. Ich werde mich wahrscheinlich dazu später noch äussern.
6. Ganz generell bin ich zur Ansicht gekommen, dass die ABS über eine recht aufwändige Konstruktion juristischer Art und eine hoch strukturierte Ausgestaltung verfügen, um die wirkliche Ausgliederung zu bestmöglichen Bedingungen aus der Buchhaltung zu gewährleisten. Das Risiko vermindert sich dadurch für denjenigen, der die Forderungen aus der Buchhaltung ausgliedert und gehen auf denjenigen über, der sie übernimmt.
Zu den anderen Links:
1. http://biz.yahoo.com/prnews/000503/ny_s_p_con_1.html
So wird es immer schwerer, die Conseco Finance Corp zu verkaufen. Das Rating sinkt, die ausstehenden Schulden werden immer teurer in der Finanzierung und das Rating sinkt weiter. Was für ein Teufelskreis!
2. http://biz.yahoo.com/rf/000504/oc.html
Ich glaube, die steigenden Zinsen sind der Grund, warum Conseco in solche Schwierigkeiten geraten ist. Wenn es Fannie Mae gut macht mit den Derivaten, dann entgehen sie vielleicht selber diesen Problemen, weil sie es schaffen, die Risiken an einen anderen überzuwälzen, der sie dann tragen muss. Beliebt ist das Verteilen der Risiken, wozu ich auch den Steuerzahler (Geldentwertung, Bailout) als ultimative Form zähle.
Vielen Dank und eine spannende Woche gewünscht
Schlangenfuchs
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: