- So wurden wir alle ausgeplündert: Mafia ist ein Rosengarten im Vergleich! - Emerald, 07.09.2003, 14:31
So wurden wir alle ausgeplündert: Mafia ist ein Rosengarten im Vergleich!
-->Artikel vom 7. September 2003 / Quelle: SonntagsBlick
quote:
Wie Vermögensverwalter weltweit die Pensionskassen plündern
Schwupps - da waren wieder 40 Milliarden weg
VON WERNER VONTOBEL
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So sehen Ritter der Eigeninteressen aus: (von links) Frank Quattrone kassierte 1999 gut 100 Millionen Dollar. John Meriwether brachte mit seinen Spekulationen beinah die Weltmärkte zum Absturz. Roland Chlapowski und Dominque Morax von der Rentenanstalt machten mit LTS privat Kasse.
ZÜRICH - Der Börsencrash ist nicht der einzige Grund dafür, dass weltweit die Renten unsicher geworden sind. Einen Teil der verschwundenen Milliarden haben sich die Vermögens- und Pensionskassenverwalter abgezweigt.
«Warum haben in den Neunzigerjahren viele grosse Pensionskassen den Grossteil ihrer Finanztransaktionen bei kleinen Finanzboutiquen statt bei den etablierten Banken abgewickelt? Und warum sind Finanzspezialisten mit einer halben Kiste Fixum Schlange gestanden für einen 120 000-Franken-Job als Pensionskassenverwalter?»
Die Frage stammt von einem, der damals dabei war. Dass er seinen Namen unter keinen Umständen genannt haben will, hängt mit der brisanten Antwort zusammen: «Weil die Pensionskassenverwalter bei uns mit Kick Backs, Front Running usw. sehr viel Geld verdienen können.»
So machte Credit-Suisse-Banker Quattrone Beute
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Die bisher grösste Beute haben die Geldverwalter mit den Börsengängen junger Firmen (IPO) gemacht. 1999 - auf dem Höhepunkt der IPO-Welle - investierten die US-Anleger bei 446 IPO ingesamt 50 Milliarden. Dachten sie.
Effektiv gingen 36 Milliarden als Beute an die Banken, ihre bevorzugten Kunden. Gut vier Milliarden gingen in die Privatkassen der Gründer. Nur zehn Milliarden flossen als Betriebskapital in die Firmen - die sich nicht selten als Scheinfirmen entpuppten. Wie dies konkret lief, ist inzwischen in den Protokollen der Börsenaufsicht SEC nachzulesen. Anfang Juli 1999 verkaufte Frank Quattrone von der CS seinen bevorzugten Kunden 3,4 Millionen Aktien der Gadzook zu 21 Dollar. Macht 71,4 Millionen. Davon nahm die CS fünf Millionen Kommission. Der Rest floss in die Kassen der Gadzook.
Am 20. Juli kommt Gadzook an die Börse. Tagesschlusskurs: 74 Dollar. Quattrones Kunden sind um 180 Millionen reicher geworden.
21. Juli. CS-Kunde X kauft via CS 180 000 Coca-Cola-Aktien, verkauft sie gleich wieder und zahlt dafür der CS 180 000 Dollar an Kommissionen. Mit solchen Deals zahlen die bevorzugten Kunden der CS in der Regel 30 bis 50 Prozent des Gewinnes zurück.
Insgesamt verdient die CS mit dem Gadzook-Deal 60 Millionen Dollar. Quattrone hat 1999 rund 100 Millionen Dollar kassiert.
In der Tat sind seit den Neunzigerjahren viele Pensionskassenverwalter auffällig reich geworden. Sie konnten sich etwa rechtzeitig mit Aktien eindecken, von denen sie wussten, dass der Kurs dank der Käufe der Pensionskassen steigen würden (Front runnig) oder sie erhielten von den Banken persönliche Vergünstigungen (Kick Backs) für die lukrativen Aufträge, die sie ihnen zuhielten.
Die Chefs der Rentenanstalt, dem grössten Pensionskassenverwalter der Schweiz, holten sich ihre Kick Backs, indem sie sich an der LTS beteiligten, die für die Hedge-Fonds-Anlagen der Rentenanstalt (und ihrer Pensionskassengelder) zuständig war. (Siehe Kasten).
Auch Martin Ebners BZ-Bank gehörte ursprünglich zu den kleinen Finanzboutiquen, die mit grossen Pensionskassen dick ins Geschäft kamen. Seine LTS war die BK Trust. Sie erhielt von Ebner den Auftrag, die Vermögen der vier «Visionen» zu verwalten. Die BK Trust kassierte dafür von 1992 bis 2002 rund vier Milliarden Franken - Geld, das letztlich von den Anlegern bezahlt wurde. Weitere rund 200 Millionen Franken gingen als Verwaltungsratsshonorare an Ebners Freunde, darunter Christoph Blocher.
Doch die ganz grossen Geschäfte machen die Vermögensverwalter, wenn es ihnen gelingt, einen ganzen Markt zu beherrschen und die Börsenkurse zu steuern. So brachte etwa George Soros 1992 im Alleingang das britische Pfund zu Fall und wurde dabei um 2 Milliarden Dollar reicher. John Meriwether und sein Long Term Capital Management LTCM spielten dank komplexen Derivaten mit dem US-Obligationenmarkt und brachten dabei fast die Weltmärkte zum Einsturz. Doch zuvor hatten er und viele Mitglieder seines Teams jahrelang zweistellige Millionenbeträge kassiert.
Ebner spielte eine Liga tiefer. Doch mit seiner «Pharma-Vision» und dank einem schwunghaften Optionen-Handel gelang es ihm immerhin, den Markt für Roche-Aktien, dem wichtigsten Titel der Schweizer Börse zu beherrschen. Für seine Anleger war dies von Vorteil. Für alle andern eher nicht. Doch das Meisterstück der Marktbeherrschung - und des Abzockens - war die weltweite Gründungswelle von 1995 bis 2001. Dank sorgfältig orchestrierten Kursgewinnen gelang es den Investmentbanken, die Anleger zur kollektiven Besinnungslosigkeit zu treiben. Nebst einigen durchaus ernst zu nehmenden Firmen, wie etwa Netscape oder Amazon, wurde massenweise Firmenschrott - wie etwa Think-Tools - an die Börse gebracht und zu Höchstpreisen verkauft.
Wer rechtzeitig ein- und ausstieg, konnte dabei dennoch Geld verdienen. Die Vermögensverwalter hatten dabei einen Wissensvorsprung, und den haben sie reichlich genutzt.
unquote.
Die Kriminalität war, und ist heute vielleicht immer noch, die Geschäfts-
Grundlage der Zocker-Gemeinde. It is a shame!
Emerald.
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