- US-Konjunktur: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen - Bodo, 07.09.2003, 21:06
- Re: US-Konjunktur: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen - Cosa, 07.09.2003, 22:04
- Re: US-Konjunktur: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen - -- Elli --, 07.09.2003, 22:26
- So (s. o.) gefällt mir dieses Forum! oT - Frank, 07.09.2003, 23:25
- Re: US-Konjunktur: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen - -- Elli --, 07.09.2003, 22:26
- Re: US-Konjunktur: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen - Cosa, 07.09.2003, 22:04
US-Konjunktur: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen
-->Seit der Veröffentlichung der BIP-Wachstumszahlen im 2. Quartal 2003 beiderseits des Atlantiks sehen sich die Börsen in der ganzen Welt in Ihren Erwartungen eindrucksvoll bestätigt: dynamisches Wachstum in den USA - Stagnation und Rezession in der Eurozone. Westlich des" Großen Teichs" liegt angeblich die Zukunft, östlich dagegen sei alles in alten Strukturen verkrustet. Die USA dienen nach diesem Muster wieder als Konjunktur-Lokomotive. Entsprechend verliefen die Marktreaktionen. Die Terminsätze an den Geldmärkten spekulieren über die ersten FED-Leitzinserhöhungen, die Renditen der 10-Y-Treasuries kletterten um 150 Bp, und der Euro fiel gegenüber dem Dollar von 1,20 unter 1,08. Die Devisenmärkte rechnen schon wieder mit dem Erreichen der Parität in einigen Monaten. An der Wallstreet stehen die Aktien auf Jahreshöchststand. Das BIP-Wachstum in den USA wurde mit 3,1% und in der Eurozone mit rund 0% gegenüber dem ersten Quartal errechnet. Erst in den letzten Tagen kamen an den Börsen Zweifel an diesem Bild auf. Ein Vergleich der volkswirtschaftlichen Daten über das BIP in den USA und der Eurozone mutet an, wie der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Die amerikanischen Daten werden nach völlig anderen Methoden ermittelt als die deutschen oder europäischen.
Die US-Wachstumsrate von 3,1% ist annualisiert, also auf Jahresbasis hochgerechnet. Nach der hiesigen Methode würde ein Wachstum von 0,8% ausgewiesen. Das ist in Anbetracht des im historischen Vergleich noch nie dagewesen Umfanges an Ankurbelungsmaßnahmen durch die amerikanische Geld- und Fiskalpolitik enttäuschend. Immerhin sind die Geldmarktzinsen von 6,5 auf 1,0% gesenkt worden, Steuern wurden in Milliardenhöhe zurückbezahlt, und der Staat hat sich in einem noch nicht erlebten Ausmaß verschuldet (Deficit Spending), indem aus einem Haushaltsüberschuss von 125 ein Defizit von 400 Mrd. Dollar wurde. Vom BIP-Wachstum von 0,8% oder 73,1 Mrd. Dollar entfallen 40,6 Mrd., das sind 55,5% des gesamten Zuwachses, auf Rüstungsausgaben (Irak-Krieg), dem höchsten Zuwachs seit dem Korea-Krieg Anfang der 50er Jahre. Ein solcher Schub lässt sich kaum wiederholen.
Die Investitionen in Computer-Hard- und Software legten im 2Q03 um 12% zu, dem höchsten Zuwachs seit 3 Jahren. In Zahlen: von 319,1 um 38,4 auf 357,5 Mrd. Dollar. Doch dieser Zuwachs ist ausschließlich nach der hedonischen Rechenmethode (vgl.Richebächer Letter) zu Stande gekommen, in dem anders als bei uns Qualitätsfortschritte hochgerechnet werden als wären sie ein Umsatzzuwachs. In Wirklichkeit stiegen die Ausgaben von 76,3 um nur 6,3 auf 82,6 Mrd. Dollar Statt 6,3, wie es hier üblich ist, geht in die Rechnung ein fiktiver Anstieg um 38,4 Mrd. Dollar ein. Allein diese Rechenmethode macht schon mehr als 50% des gesamten BIP-Wachstum von 73,1 Mrd. Dollar aus. Die hedonische Methode trägt zum gesamten BIP-Zuwachs von 73,1 Mrd. 32,1 Mrd. oder 43,9% bei. Ohne diese Methode wäre das BIP nach der hier üblichen Berechnungsart nur um 41 Mrd. Dollar gestiegen, also um 0,42% oder annualisiert 1,68%. Ein Anstieg um 0,42% ist alles andere als ein" Wirtschaftswunder".Die Strukturprobleme sind ungelöst und bremsen die Erholung ab.
Folgerung: Die Konjunkturerholung in den USA hat sich keineswegs verstärkt und an Breite gewonnen. Ein sich selbst tragender Aufschwung ist nicht in Sicht.
<ul> ~ www.wallstreet-online.de</ul>
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