- Die Werner-Verschwörung - dottore, 11.09.2003, 14:02
- WERNER - das muß kesseln!! (owT) - LOMITAS, 11.09.2003, 14:49
- Re: Ist´s Irrsinn auch, so hat´s Methode,fast sogut wie Werneer, der Komikerheld - André, 11.09.2003, 15:13
- Re: C = Conspiracy usw. - dottore, 11.09.2003, 15:49
- Re: C = Conspiracy usw. - Standing Bear, 11.09.2003, 17:29
- Re: C = Conspiracy usw. - dottore, 11.09.2003, 15:49
- Ist das der junge Spund (30-40), dt. + VWLer? ca. 10 Jahre in Japan - owT - McShorty, 11.09.2003, 15:24
- Auf der Suche nach geistiger Verwandtschaft - Die Werner-Verschwörung - Popeye, 11.09.2003, 19:34
Die Werner-Verschwörung
-->Hi,
ein neuer Shooting Star in der boomenden C-Branche ist aufgetaucht: Richard A. Werner.
Seine These: Die ZBs"steuern" die Wirtschaft über die Manipulation der Kreditmenge (Menge!), welche die Banken vergeben.
Sein Aha-Erlebnis hatte er in der BoJ, wo er eingangs der 9oer tätig sein durfte. So ähnlich wie dort sieht bzw. vermutet er es überall. Kurzum:"The Central Bankers Conspiracy to Manipulate Everything and Everybody".
Dabei unterlaufen ihm gelegentlich böse handwerkliche Schnitzer, aber das macht doch nichts. Er sagt zur WELT (Posting 29. 3. 03) auf die Frage"Sind die (japanischen) Institute wirklich so gefährdet?"
"Ja. Schuld haben allerdings nicht die Not leidenden Kredite der Bubble Ära. Die sind längst [sic!] abgeschrieben."
Interessant! Denn noch per November 02 lagen die bad debts bei 37 Billionen (unseren Billionen) Yen und per Anfang Februar waren 3,1 Bio. davon runter (AP 7. 2. 03), also 7 Prozent. Über den Stand hatte ich bereits gepostet. Gerechnet wurde über die 132 wichtigsten Banken des Landes.
Dass AP der letzte Dreck ist, wissen war zwar auch seit Chomsky, aber das ist eine andere Baustelle.
Davon dass umgerechnet ca. 370 Mrd CHF"längst abgeschrieben" seien, als Werner seine Behauptung in die WELT posaunte, konnte nicht der Anflug einer Rede geschweige denn der Wahrheit sein.
Aber der Mann ist ja"Japan-Experte" und deshalb glaubt man ihm alles.
Nun kommt Werner mit dem weiteren Teil seiner Verschwörungstheorie daher. Die Zentralbanken, mehr oder weniger alle, wie er, nachzulesen am 17. April 02 im Forum hier, zum Besten gibt, kontrollieren alles durch"informelle, extralegale [sic! - darüber wird sich SB besonders freuen] Guidance".
Das ist natürlich dem dummen Publikum unbekannt und Werner meint: "Als ich Alan Greenspan 1997 traf, bestätigte sich mein Verdacht, dass die Federal Reserve den gleichen Ansatz verfolgt. Ã-ffentlich wird das aber nie zugegeben."
Na klar, sonst wär's ja keine Verschwörung.
Die sind also echt Klasse, die ZBs, schon weil sie sich so gut tarnen können. Aber Richard A. Werner reißt ihnen endlich die Maske vom Gesicht. Die ZBs manipulieren sogar die Finanzmärkte über die Kredite, die Banken vergeben, was immerhin die Frage aufwirft, warum sie in dem von ihm so intensiv durchschauten Japan das ab 1990 nicht fortgesetzt haben.
Immerhin waren die Loans and Discounts der japanischen Banken von 1985 und 1990, also der Zeit, als die Sonne prall das Land beschien, von (in 100 Mio Yen und gerundet) von 2.700.000 auf 4.400.000 gestiegen (logisch, siehe oben,"gesteuert" durch die BoJ) und die Securities in den Assets der Banken von 580.000 auf 1.240.000, was man durchaus als gesamthafte Verdoppelung bezeichnen kann.
Nun waren die Steuerungsraten in den 90er Jahren in der Tat nicht mehr so heftig, die Loans and Discounts stagnierten und die Securities gingen noch auf 1.640.000.
Da hat die BoJ also (extralegal!) dran"gedreht", vermutlich, um alles in jene Grütze zu fahren, als die sich die 34 Billionen Yen bad debts heute darstellen.
Das Motiv dafür liefert Werner ebenfalls: Es ging der BoJ darum, die Banken"billig an ausländische 'Aasgeierfonds' zu verkaufen". Das leuchtet jedem ein. Denn erstens sitzen die Aasgeier irgendwo in Süd-Manhattan und zweitens freuen die sich schon darauf, endlich mal Banken mit ganz vielen Uneinbringlichkeiten ins Portefeuille nehmen zu dürfen. Und drittens ist es extralegal, nanana!
Was Werner auch noch vermutete, dass nämlich die BoJ"hintenrum" die Banken zwingen würde"durch Kreditrückforderung Großbankrotte zu erzeugen" hat sich bisher noch nicht so richtig verwirklichen lassen. Mal sehen, was kommt.
Das Rätsel, warum die"Lending Attitude of Financial Institutions" lt. TANKAN-Bericht von 1992 bis Ende 1997 ununterbrochen positiv war (0 über 20 [!] bis 4, ab 1998 negativ {die Gründe dafür sind nicht schwer zu erraten], ab 2000 wieder positiv, ab 2002 wieder negativ), bleibt ungelöst.
Ebenso, warum lt. Loan Survey (ermittelt unter den Senior Loan Officers bei großen Banken) der "Demand for Loans" so saftig ins Minus gerutscht ist (zuletzt 4-6 03: minus 23).
Aber vermutlich fangen die Agenten der BoJ die Kreditsuchenden schon vor den Banken ab, damit sie nur ja nicht mit ihrem Kreditwunsch an den Tresen treten könnten. Schließlich kontrollieren die Zentralbanken"nicht nur ihre eigene, sondern auch die Bank-Kreditschöpfung". Und wenn niemand an die Quelle tritt, kann aus ihr auch nicht geschöpft werden.
Wie meinen Herr Werner so schön? Das meinen:"Die Politiker sind genauso Puppen im Spiel der Zentralbanken wie alle anderen."
Damit hat die Weltverschwörung eine neue, möglicherweise die finale Dimension erreicht: Ein top-geheimer Club von Notenbänkern steckt hinter dem gesamten Weltgeschehen!
Damit ist auch klar, warum was vor 2 Jahren geschehen ist. Hinter allem steckt nicht die lächerliche Clique um Herrn Bush. Die Strippen wurden ganz woanders in Washington gezogen, nämlich dort, wo keine Einschlagstelle auszumachen ist: Im herrlichen Gebäude des Federal Reserve Boards.
Eeeeendlich hab's auch ich geschnallt.
Mit bekehrtem, kleinlautem und um Gnade winselndem Gruß!
PS.: 5 Sterne für das Buch, Popeye? Nein - 50!
Und für den Aufsatz gibt's gleich 500! Denn am besten hat mir der Passus gefallen:"... the central bank can stimulate demand by simply [sic!] creating more money..." wobei er auf das japanische Gnadenjahr 1995 verweist.
Wie sah's in den 90ern insgesamt aus? (Zahlen gg. Vj. in % 91 - 00, 1995 gefettet):
M1: 5,2, 4,5, 3,0, 5,4, 8,2, 13,7, 8,8, 8,1, 10,5, 8,2
M2+CD: 3,6, 0,6, 1,1, 2,1, 3,0, 3,3, 3,1, 4,0, 3,6, 2,1
Da fragt man sich, warum die Segensperiode ("significant recovery") nicht über 1995 hinaus angehalten hat, wo doch dann das"creating more money" so richtig abzog?
Die Lösung ist ganz einfach: In der Lending Attitude sehen wir diese Sequenz 1994 bis Ende 1995: 8 - 9 - 13 - 14 - 14 - 18 - 20 - 20. (Danach, wie geschrieben, Abfall).
Immerhin: Auch die Geldtheoretiker müssen Werner dankbar sein. Schließlich hat er ihnen endlich auch die Quantitätstheorie des Kredits (!) geschenkt. Dieses muss jetzt nur noch"passend" gemacht werden: bloß nicht mehr in"bubbles", sondern schön in die"real economy".
Aber das kriegen wir auch noch hin. Vielleicht mit zwei Kreditarten: Der eine Kredit darf nur für"financials" inkl. Immobilien verwendet werden, der andere zum Kauf von realen Gütern. Der erste wird direkt von der ZB zugeteilt (Windhundverfahren?), der andere mit Umlaufsteuer belegt. Dann finden Bernanke und viele arme, herumirrende Seelen endlich ihren Frieden.
Nochmals Gruß!
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