- Vom Klonen zurück: Josephspfennig entdeckt! - dottore, 13.09.2003, 19:59
- Re: Vom Klonen zurück: Josephspfennig entdeckt! - Jochen, 13.09.2003, 21:20
- Re: 1 % p.m. als Investivkredit? - dottore, 14.09.2003, 09:51
- Re: vielen Dank dottore! (owT) - Jochen, 14.09.2003, 11:07
- Re: 1 % p.m. als Investivkredit? - dottore, 14.09.2003, 09:51
- Re: Vom Klonen zurück: Josephspfennig entdeckt! - Jochen, 13.09.2003, 21:20
Re: 1 % p.m. als Investivkredit?
-->>>Die wichtigsten Schriften, die aus dunnemal überliefert sind, bestehen aus Papyros. Und im Journal of... (14, 1962, 23 ff.) ward ich denn fündig. Zinssätze und Zinsgeschäft im Recht der..., Der Autor ist der große Papyrologe Johannes Hermann.
>>Schön, dass er damit beginnt, den Zins nirgend als"legalisiert" (also per Legaldefinition) in einer Rechtsquelle zu Finden.
>>Er kommt auf den bekannten Straf-, alias Verzugszins und auf den Zinssatz, der beides zu vermeiden hilft. Ersteres 2 %, zweiteres 1 % pro Monat.
>>Das macht trotz des"Zinseszinsverbotes" (hoppala - ne ultra alterum tantum) wirklich was her. 1 % pro monat und das bis heute durchgezogen.
>>Scholli, Scholli! Da laufen ja wirklich Gestopfte rum, von denen wir keinerlei Ahnung haben.
>>Ja und dann schaut man auch noch in CJ nach. Und findet dort, ganz klein und hinten nach allen mögliche schuldrechtlichen Passagen auch a bisserl was über den Zins ("usura") - ach, der Justinian war schon Klasse, vor allem sein Latein ist so herrlich"klassisch" und die Fälle, wie aus dem Leben des 14./15. Jh. gegriffen (hoppala, war der Codex in Florenz damals, wo er lag und bis heute liegt, noch unbekannt?), Heissa!
>Hallo Dottore,
>welche Fälle sind das denn z.B. aus dem 14./15.Jh.? Hast du da ein Beispiel? Medici, mal so vermutet?
1. Der CJ soll 1406 aus Pisa, wo er unentdeckt und unerkannt in einer Abschrift aus dem 6. Jh. gelegen haben soll (wie dorthin? Niemand weiß es) nach Florenz gekommen sein. Sieh a. Mommsen in seiner Edition.
2. Dann kam er als Kriegsbeute nach Florenz. Dort erscheint er in keiner Sammlung (Niccoli, Medici), auch nicht im Staatsschatz (siehe die Passagen bei Poggio und Machiavelli in deren Florentiner Geschichten).
3. Also? Fake.
4. Der Zinssatz war p.m. und kann sich schon deshalb niemals auf"Investivkredite" o.ä,. bezogen haben, sondern auf kurzfristiges Geld.
5. Normalfall: Beim Saldieren der Wechsel (die selbst unverzinslich waren, aber Laufzeit hatten), ergaben sich Spitzen, die nicht in cash abgedeckt werden konnten (Skontration). Der passiv Betroffene musste sich den Cash beschaffen (sofern er nicht den nächsten Wechsel reiten konnte). Dazu war ein Monat quer durch Europa ausreichend.
6. Das mit dem"Zinssatz" ist ein Schwindel. Usura war nichts anderes als eine Strafe für das nicht termingerechte Beischaffen von Cash.
7. Die Medici hatten den Banco grosso und den Banco minuto. Ersterer für Transfer großer Summen, die an Ort und Stelle ausgezahlt und niemals transportiert wurden (was die"Tauschtheorie", wie oft genug geschrieben, auch erledigt). Transportiert wurden Wechsel oder Anweisungen, siehe deren Kurse bei Chiarini 1484. Zwischen Florenz und Pisa: 5 %.
8. Die Fälligkeit von Titeln, die Herrschaften ausstellten, ab dem 15. Jh. en masse, und die nicht à terme eingelöst wurden (in cash) führte zum Disagio der Papiere, ergo zu deren Kurs, ergo zum"Zins". Die geschuldete Summe änderte sich dabei um kein Milligramm.
9. Der Banco minuto waren - wie die montes pietatis - Leihhäuser, wo allerlei Pretiosen verpfändet wurden. Wozu aber cash gegen Pfand nachsuchen? Weil man den Cash schuldig war. Alles in den durchgehend erhaltenen Büchern des Mons in Siena nachzulesen (Bank bis heute).
10. Das mons-Problem spitze sich im 15. Jh. zu, da"Wucher" vermutet wurde. Die Stories von Franziskanern / Dominikaner setze ich als bekannt voraus - siehe auch Savonarola. Alexander VI. (Borgia) hatte ein Pro-Usura-Breve in den 1490er Jahren veröffentlicht. Ich hab's als Druck, aber gerade nicht gefunden.
>Bin in Erfurt leider nicht dabei.
Was ist denn in Erfurt? Ein Zins-Kongress?
Gruß!
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