- Börsianer geben US-Zentralbank schlechte Noten - Theo Stuss, 16.09.2003, 09:53
- Re: Warum stiegen die Zinsen nach dem schwarzen Freitag? - Theo Stuss, 16.09.2003, 09:57
- Re: Warum stiegen die Zinsen nach dem schwarzen Freitag? - Cosa, 16.09.2003, 11:35
- Re: Vielleicht war es jemand anders - Theo Stuss, 16.09.2003, 14:58
- Re: Vielleicht war es jemand anders - Euklid, 16.09.2003, 15:08
- Re: dies? - Cosa, 16.09.2003, 15:46
- Re: Vielleicht war es jemand anders - Theo Stuss, 16.09.2003, 14:58
- Re: Warum stiegen die Zinsen nach dem schwarzen Freitag? - Cosa, 16.09.2003, 11:35
- Re: Warum stiegen die Zinsen nach dem schwarzen Freitag? - Theo Stuss, 16.09.2003, 09:57
Börsianer geben US-Zentralbank schlechte Noten
-->Greenspan gerät für seine Kommunikationspolitik unter Beschuss - Reale Gefahr für den Konjunkturaufschwung
von Holger Zschäpitz
Berlin - Der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, wird sich schon bald im Clubhaus seines Golfvereins feiern lassen können. Denn unter seiner Ägide hat es die EZB geschafft, an der US-Notenbank Fed vorbeizuziehen. Zumindest bei der Kommunikation mit den Märkten geben Finanzprofis Duisenberg & Co. inzwischen bessere Noten als der US-Konkurrenz. Während die Glaubwürdigkeit seines US-Pendants Alan Greenspan zunehmend schwindet, zeigt die Respektkurve der EZB derzeit nach oben.
Das geht so weit, dass eine der einflussreichsten US-Investmentbanken, Goldman Sachs, nun sogar eine bessere Kommunikationspolitik der US-Währungshüter anmahnte."Es gibt Raum für eine bessere Verständigung zwischen den Märkten und der Fed", schreibt Chefökonom Bill Dudley. Gerade in Zeiten, in denen die Märkte immer stärker die Realwirtschaft beeinflussten, sei eine gelungene Kommunikation mit der wichtigste Bausteine der Geldpolitik. Die direkte Senkung oder Erhöhung der Leitzinsen habe immer weniger Einfluss auf die Realwirtschaft - stärker zählten die Erwartungen der Märkte."Wenn die Fed von den Marktteilnehmern aber falsch verstanden wird, dann verpufft die Geldpolitik wirkungslos."
Genau dies fürchtet nicht nur Dudley. Obwohl Greenspan nämlich nicht müde wird, eine Phase lang anhaltender niedriger Leitzinsen vorauszusagen, rechnen Marktteilnehmer bereits im ersten Quartal 2004 mit steigenden Sätzen. Damit nehmen die Terminmärkte die Zinswende vorweg. Bereits 2005 werden US-Sätze von weit über drei Prozent erwartet. Seines früheren Nimbus der geldpolitischen Allmacht beraubt, muss der Fed-Chef auf der heutigen Notenbanksitzung nun verbale Seelenmassage betreiben. Ihm kann nicht daran gelegen sein, dass die Märkte eine Zinswende spielen, bevor die Konjunktur nachhaltig ins Rollen gekommen ist. Der Aufschwung könnte so schnell zum Rohrkrepierer werden und Greenspan stände vor dem Scherbenhaufen seiner Geldpolitik."Die Abkoppelung zwischen der Fed und den Märkten ist dramatisch", meint John Shepperd von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Bei der aktuellen Diskussion gerät die formale Zinsentscheidung fast schon zur Nebensache. Ohnehin sind sich sämtliche Experten darüber einig, dass weder die Fed am heutigen Dienstag noch die EZB am Donnerstag Änderungen an der aktuellen Geldpolitik vornehmen wird. Zwar spiegelt der Terminmarkt nach Ansicht von Experten auch für EZB-Leitzinsen ein zu hohes Niveau. Jedoch wird die Schuld hierfür nicht der EZB zugeschrieben."Die Future-Märkte bei den europäischen Sätzen werden von den USA beeinflusst", sagt Jose Alzola von der Citigroup. Die EZB habe ihre Kommunikationspolitik zuletzt stark verbessert."Europas Währungshüter haben ein klares Inflationsziel und veranstalten regelmäßig Pressekonferenzen, in denen die Geldpolitik diskutiert wird. All das gibt es bei der Fed nicht", sagt Alzola. Auch Stephen Lewis von Monumentum Research teilt diese Auffassung."Die EZB ist bei ihrer Markt-Ansprache jetzt erfolgreicher als die Fed."
Noch vor dem Sommer sah dies anders aus. Doch auf der Fed-Sitzung Ende Juni hatte Greenspan durch einen Minizinsschritt und ungewohnt optimistische Konjunkturäußerungen seine bisherige Politik völlig über Bord geworfen und heftige Turbulenzen ausgelöst. Diesen Schock haben die Märkte bis heute nicht verarbeitet und wollen auch angesichts starker Konjunkturdaten deshalb Greenspans Niedrigzinsversprechen nicht folgen. Shepperd:"Niemand möchte noch einmal getäuscht werden."
WELT Artikel erschienen am 16. Sep 2003
Wie Dottore immer sagt: Zentralbankiers machen keine Zinsen, die macht der Markt!
Die Zinswende ist nicht da wegen einer Konjunkturerholung, sondern wegen der falliblen Schuldner.
In Hochzinsphasen mit einer echten Konjunktur ist die Differenz zwischen Zinsen auf Spareinlagen und Zinsen auf Kredite niedrig.
Hier haben wir es aber mit einer immer grösser werdenden Schere zwischen Zinsen auf Guthaben und Kreditzinsen zu tun. Die Differenz wird grösser, weil es um die Liquidität der Banken schlecht bestellt ist. Genau deshalb will Greenspan seinen Diskontsatz niedrig halten; der soll nämlich die Banken entlasten, die anfangen, ihre Schuldner zu belasten und die ihren Sparern nichts zu geben in der Lage sind. Die Schuldner sollen dann den Banken die Liquidität besorgen, in dem sie hohe Zinsen bezahlen. Dieses Geld kann aber nur durch zusätzliche Verschuldung kommen, während gleichzeitig die Altschulden durch höhere Zinsen anfangen zu drücken. Das riecht nach Deflation.
Cosa hatte doch vor einigen Monaten Daten zu Zinsdifferenzen in das Forum gestellt.

gesamter Thread: