- Gold: Herr Hildebrandt (FAZ) signalisiert Beunruhigung, das wiederum beunruhigt - Popeye, 18.09.2003, 09:31
Gold: Herr Hildebrandt (FAZ) signalisiert Beunruhigung, das wiederum beunruhigt
-->mich, wenn Herr"hi" das Lager wechselt:
Offene Goldpositionen beunruhigen
Gerüchte über"Carry Trades" / Physische Nachfrage im Blickpunkt
hi. FRANKFURT, 17. September. Am Goldmarkt ist es in diesen Tagen auf den ersten Blick vergleichsweise ruhig. Die Notierungen bewegen sich in engen Grenzen, obgleich zuletzt verstärkter Verkaufsdruck zu verzeichnen war. Begründet wird dies mit der freundlicheren Verfassung des amerikanischen Dollar, zu dem sich Gold verhält wie eine Währung. Beim Nachmittags-Fixing am Mittwoch in London wurde ein Preis von 374,25 Dollar je Feinunze ermittelt.
Die Hauptaufmerksamkeit gilt derzeit wieder einmal den als noch immer extrem hoch bezeichneten offenen Netto-Kaufpositionen der spekulativen Fonds an der Terminbörse für das Edelmetall in New York (Comex). Barclays Capital erklärt hierzu, diese Engagements seien unter kurzfristigen Aspekten ein klares Risiko, das zu einer scharfen Preiskorrektur führen könnte. Macquarie Bank äußert sich ähnlich und verweist darauf, daß die Netto-Kaufpositionen an der Comex in der Woche zum 9. September um nur 24,1 Tonnen auf 358 Tonnen gesunken seien.
Gold Fields Mineral Services (GFMS) kündigt in einem gerade erschienenen Lagebericht noch vor dem Jahresende einen Preisanstieg auf 390 Dollar, ja möglicherweise vorübergehend sogar auf mehr als 400 Dollar an. Voraussetzung dafür sei jedoch, daß die Investmentnachfrage steige, um rückläufige Käufe der Produzenten im Zuge des Abbaus früher getätigter Sicherungs- oder Vorausverkäufe (Hedge Books) aufzuwiegen. Auch GFMS schätzt die Wahrscheinlichkeit, daß die Liquidation spekulativer Kaufengagements zunächst noch einmal deutlich niedrigere Preise beschert, als hoch ein. Dies würde langfristig orientierten Anlegern dann aber wohl eine gute Gelegenheit zum Kauf physischer Ware bieten, meint das unabhängige britische Unternehmen, das als Quelle der umfassendsten Informationen zum Gold- und zum Silbermarkt gilt.
Die Investmentnachfrage ist ein herausragendes Thema am Goldmarkt. Über den Umfang der physischen Käufe kursieren seit geraumer Zeit sehr unterschiedliche Berichte. Manche Beobachter äußern immer wieder den Verdacht, daß einige Händler hierzu mehr sagen könnten, als sie es im Interesse ihrer Geschäfte wagten. Grund dafür ist der schwer beweisbare, aber wiederholt geäußerte Verdacht, daß einige führende Banken und andere im Finanzbereich tätige Unternehmen über massive Baisse-Positionen am physischen Markt verfügten. Diese Positionen erschienen nicht in den Bilanzen der Unternehmen oder könnten wenigstens nicht ohne tiefere Einblicke ins Zahlenwerk identifiziert werden, heißt es. Sie beruhten zu einem großen Teil auf sogenannten"Carry Trades". Deren Inhaber hätten sich Gold zu einem extrem geringen Zinssatz von Zentralbanken oder anderen bedeutenden Hortern ausgeliehen, die physische Ware verkauft und mit dem Erlös wiederum Anleihen erworben.
Die weite Differenz zwischen den Anleiherenditen und den niedrigen Zinsen auf das geliehene Gold habe über lange Zeit hinweg hohe und sichere Erträge gebracht. Wegen des tendenziell stark gestiegenen Goldpreises seien die Baisse-Positionen aber trotz noch so ausgetüftelter Sicherungsoperationen zunehmend in Gefahr geraten. Daher tauche seit geraumer Zeit bei jedem nennenswerten Rückschlag am Goldmarkt massives physisches Kaufinteresse auf, das allem Anschein nach dem Bezug von Ware zur Abdeckung der Verpflichtungen aus der Goldleihe diene. Diese Käufer konkurrierten hier mit jenen Produzenten, die ihre"Hedge Books" abbauen wollten. In Mutmaßungen heißt es, insgesamt seien mindestens 5000 Tonnen Gold in solche"Carry Trades" eingebunden. Dies wäre mehr als das Doppelte der Weltproduktion eines Jahres, die GFMS für 2003 auf mehr als 2600 Tonnen schätzt.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2003, Nr. 217 / Seite 22

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