- Greifen die Pharmazeuten und Mediziner bald nach den Kindern...???????? - Tofir, 24.09.2003, 13:39
- Hier noch die Quelle (mL) (owT) - Tofir, 24.09.2003, 13:41
- Re: BRDDR-Alltag (owT) - Theo Stuss, 24.09.2003, 13:47
- Re: Heute stand schon so ein Teaser im FAZ Wissenschaftsteil: - Bob, 24.09.2003, 15:09
Greifen die Pharmazeuten und Mediziner bald nach den Kindern...????????
-->Die Tür zur medizinischen Forschung an Kindern soll sich öffnen
Gesetzentwurf würde erstmals nicht den individuellen Nutzen des Betroffenen voraussetzen / Ethik-Kommission wägt ab
Erstmals will die Bundesregierung medizinische Forschung an Kindern erlauben, von der nicht das betroffene Kind selbst profitiert, sondern nur Dritte. Das sieht ein Gesetzentwurf zur Änderung des Arzneimittelgesetzes vor, der nach FR-Informationen kurz vor der Kabinettsvorlage steht. Die Bundestags-Enquete"Ethik und Recht in der modernen Medizin" ist zu dem Thema noch unentschieden.
BERLIN, 23. September. Die Kommission aus Parlamentariern und Sachverständigen steht noch mitten im Abwägungsdilemma zwischen Menschenwürde, Arzneimittelsicherheit und gesellschaftlichem Nutzen. Bislang ist die medizinische Forschung an nicht-einwilligungsfähigen Personen nur dann erlaubt, wenn ein Heilversuch vorliegt, also ein individueller Nutzen des Patienten. Zu der Gruppe gehören Demenzkranke, Behinderte, Koma-Patienten, aber eben auch Kinder und Jugendliche. Bei nicht-einwilligungsfähigen Erwachsenen soll es beim Forschungsverbot bleiben, denn eine Auflösung wäre auch aus historischen Gründen äußerst heikel. Zudem hofft der Gesetzgeber vermutlich zumindest bei Demenz-Erkrankungen auf die wachsende Bedeutung von Patientenverfügungen - also Willenserklärungen, die man im zurechnungsfähigen Zustand für spätere Lebenszeiten abgeben kann.
Für die Forschung an gesunden und kranken Kindern soll nun eine gewisse Möglichkeit eröffnet werden. Mit dem"Gruppennutzen" als Begründung hat sich das Ministerium im Gesetzentwurf an eine EU-Richtlinie angelehnt und das hässliche Wort"Fremdnützigkeit" vermieden. Die Vorlage sei auch eine Reaktion auf die Forderung des Bundestages nach mehr Arzneimittelsicherheit für Kinder, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Wolle man beispielsweise die Wirkung eines Medikaments mit einer nachträglichen Blutuntersuchung testen, ist dies nach geltendem Arzneimittelgesetz nicht möglich, weil das Kind selbst davon keinen Nutzen mehr habe. Gleichzeitig wird in der Gesetzesbegründung betont, dass aus der grundgesetzlich garantierten Menschenwürde abzuleiten sei, dass"der Minderjährige nicht Objekt finanzieller Interessen werden darf". Das Schutzgut körperlicher Unversehrtheit Minderjähriger müsse ebenso beachtet werden wie die Minimierung des Risikos, die bei der Forschung zwingend gelten muss.
Die Brisanz des Themas kennend, hat das Gesundheitsministerium schon den Referentenentwurf der Ã-ffentlichkeit zugänglich gemacht und ins Internet gestellt - ungewöhnlich für Gesetzesvorlagen vor der Kabinettsreife. Die Bundestags-Enquete hat auf dieser Grundlage Experten eingeladen und das Papier diskutiert. Bei der siebenstündigen Anhörung am Montag wurde deutlich, dass bereits jetzt eine Grauzone in der Praxis gepflegt wird, in der Forschung eben als Heilversuch mit individuellem Nutzen deklariert wird. Dies finde"am Rande der Legalität" statt, weswegen ein neues Gesetz von Nutzen sei, sagte Hans-Gerd Lenard, ehemaliger Direktor der Universitätskinderklinik Düsseldorf. Er wies darauf hin, dass 70 Prozent der Therapien bei Säuglingen nur auf Grund von Erfahrungswerten verabreicht würden. Dabei könne ein Antibiotikum für Erwachsene bei Säuglingen tödlich wirken. So wurde zum Hauptargument der Befürworter der Änderung des Arzneimittelgesetzes, dass vier Fünftel aller verabreichten Medikamente nicht an Kindern erprobt wurden und Nachholbedarf bei der Forschung bestehe. Kritiker befürchten dagegen eine weitere Verschiebung der Grauzone und halten am individuellen Nutzen für das Kind fest.
[ document info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau online 2003
Dokument erstellt am 23.09.2003 um 18:24:23 Uhr
Erscheinungsdatum 24.09.2003
$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$
... und immer weniger zählt der (hilflose) Einzelne...
tofir

gesamter Thread: