- Firmen setzen auf das Prinzip Hoffnung (HB) - Sascha, 26.09.2003, 03:05
- unsere heldenhaften Wirtschaftslenker setzen Hoffnung in d. potemkinschen Dörfer - kingsolomon, 26.09.2003, 09:20
Firmen setzen auf das Prinzip Hoffnung (HB)
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Ifo-Index zeigt: Noch spielt sich der Aufschwung in der Phantasie der Unternehmen ab - Aktuelle Lage wieder schlechter
HANDELSBLATT, 26.9.2003
ost DÜSSELDORF. <font color="#FF0000">Der Aufschwung in Deutschland ist immer noch mehr Wunsch als Wirklichkeit</font>. Das zeigt der Ifo-Geschäftsklima-Index im September. Zwar blicken die Unternehmen des Landes deutlich zuversichtlicher in die Zukunft als noch im August. Zugleich beurteilen sie allerdings die aktuelle Geschäftslage schlechter als im Vormonat - dies „mahnt weiterhin zur Sorge“, sagt Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts.
Insgesamt ist das Barometer, das auf einer Umfrage unter 7 000 Firmen basiert, im September zum fünften Mal in Folge gestiegen. Mit 91,9 Zählern nach 90,8 im Vormonat steht der Ifo-Geschäftsklima-Index inzwischen so hoch wie seit April 2001 nicht mehr. Das Plus war im September sogar etwas größer als erwartet. Aufgehellt hat sich das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel - im Bau und im Großhandel sank es dagegen etwas.
In der Regel läuft der Index der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung etwa ein Quartal voraus. Noch signalisiert das Barometer aus Sicht von Volkswirten aber keinen raschen Aufschwung - sondern nur eine „sich zum Jahresende allmählich belebende Konjunktur“, sagt Elisabeth Andreae von der Commerzbank. Ähnlich sieht es Lothar Hessler von HSBC Trinkaus & Burkhardt: Mehr als 1 % Wachstum sei auch 2004 nicht drin. Immerhin: Fast alle Bankenvolkswirte erwarten, dass die Rezession in Deutschland im dritten Quartal zu Ende geht. Gegenüber dem zweiten Jahresviertel dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 bis 0,3 % wachsen. Zuvor war das BIP drei Quartale in Folge geschrumpft.
Enttäuscht waren die Beobachter aber davon, dass das September-Plus ausschließlich der deutlichen Verbesserung der künftigen Geschäftserwartungen zu verdanken war. Diese Teilkomponente kletterte um drei Zähler auf 105,2 Punkte. <font color="#FF0000">Die Zuversicht ist damit inzwischen wieder fast so groß wie im Frühjahr 2002</font>. <font color="#FF0000">In der Realität kommt der wachsende Optimismus bislang aber nicht an: Die aktuelle Lage wird weiterhin als schlecht eingeschätzt</font>. Der entsprechende Teil-Index rutschte um 0,7 Punkte auf 79,2 Zähler ab und tritt damit seit Jahresbeginn quasi auf der Stelle (Grafik) - obwohl der Zukunftsoptimismus schon seit Mai zunimmt. Im August war auch die Geschäftslage zuversichtlicher als im Vormonat beurteilt worden. <font color="#FF0000">Experten hatten dies als Beleg dafür gewertet, dass die erhoffte Erholung in der Realität zu greifen beginnt - eine Hoffnung, die sich nun zunächst als trügerisch erwiesen hat</font>.
<font color="#FF0000">Die jetzt wieder wachsende Lücke zwischen der Beurteilung der Lage und den Erwartungen zur künftigen Geschäftsentwicklung weckt böse Erinnerungen an das Frühjahr 2002</font>. Damals verbesserten sich die Geschäftserwartungen monatelang, während die Lage als unverändert schlecht eingeschätzt wurde. <font color="#FF0000">Im nachhinein erwies sich die Zuversicht als überzogen</font>."<font color="#FF0000">Wenn die Produktionstätigkeit nicht bald ansteigt, wird eine erneute Erwartungsblase immer wahrscheinlicher"</font>, warnt Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der Deka-Bank. Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei Invesco Asset Management, sieht die Sache dagegen gelassener:"Solch eine Lücke zwischen stagnierender Lageeinschätzung und steigenden Erwartungen ist am Anfang einer Konjunktur- Erholung nichts ungewöhnliches", betont er.
Auch Stefan Bielmeier von der Deutschen Bank relativiert die Parallelen zum Frühjahr 2002: Damals habe eine Reihe von exogenen Schocks den Aufschwung abgewürgt - der Kursverfall an den Börsen, die Unternehmensskandale in den USA und der sich abzeichnende Irak- Krieg."Ähnliche Ereignisse sind derzeit nicht absehbar", betont Bielmeier. Einen Risikofaktor sieht er aber in der Wirtschaftspolitik"Wenn die Reformen zum Stillstand kämen oder deutlich verwässert werden, dürften das Geschäftsklima und die Konjunktur-Aussichten leiden."
Die wachsende Zuversicht in den Unternehmen erklären Volkswirte vor allem mit den besseren Konjunktur-Signalen aus den USA. Dort dürfte die Wirtschaft im dritten Quartal deutlich kräftiger wachsen als im zweiten. „Die deutschen Unternehmen hoffen daher, dass die Exporte anziehen werden“, sagt Scheuerle. Die jüngste Euro-Aufwertung falle dagegen kaum ins Gewicht - weil die Entwicklung der Weltnachfrage wichtiger sei als die der Wechselkurse.

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