- Wirbel um Villen des IG-Metall-Chefs Peters - Trixx, 26.09.2003, 15:29
- Re: Spiegel wie immer hinterher - dottore, 26.09.2003, 20:25
Wirbel um Villen des IG-Metall-Chefs Peters
-->SPIEGEL ONLINE - 26. September 2003, 14:56
Neue Heimat in Hannover
Wirbel um Villen des IG-Metall-Chefs
Von Hendrik Ankenbrand
Jürgen Peters gerät schon wieder unter Druck. Der frisch gekürte IG-Metall-Chef hat zusammen mit Arbeitskampf-Partner Hasso Düwel zwei idyllische Luxus-Villen in einer der besten Wohnlagen Hannovers gekauft. Der Preis sei verdächtig niedrig, behaupten Kritiker - und der Verkäufer ist ein Unternehmen der Stadt.
Hamburg - Die gelb gestrichenen Häuser mit rotem Dach, Jägerstraße 15 in Hannover-Herrenhausen, stehen an einem idyllischen Plätzchen. Nebenan der Georgengarten, ein öffentlicher Park, unweit plätschert der Leinealtwassersee, nur selten verirrt sich ein Auto hierher. Eine exklusive Wohnlage, die bald einen berühmten Anwohner haben wird: Jürgen Peters, Boss der weltgrößten Industriegewerkschaft IG Metall.
Seit vergangenem Dezember ist Peters Mitbesitzer von Häusern und Grundstück - doch seit Donnerstag dürfte ihm sein künftiges Wohnparadies mehr Ärger als Freude bereiten. Die"Bild"-Zeitung, Leib- und Magenblatt der deutschen Arbeiterschaft und damit auch von Peters IG Metall-Klientel, brachte auf der zweiten Seite einen vermeintlichen Skandal ans Tageslicht:"Zwei Villen für 700.000 Euro: IG-Metall-Chef sorgt mit Hauskauf für Wirbel."
Peters habe mit Verwandten und Vertrauten eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die beiden Villen mit einer Gesamt-Wohnfläche von knapp 615 Quadratmetern sollen den Herrschaften einst als Alterswohnsitz dienen. Eine richtige"Oldie-WG" solle dort entstehen, bestätigte IG-Metall-Sprecher Georgios Arwanitidis der"Bild" - und in die soll ausgerechnet auch noch ein Mitstreiter Peters aus dem verlorenen Streikdebakel in Ostdeutschland einziehen: der damalige Bezirksleiter der IG Metall in Brandenburg, Hasso Düwel.
Kaufpreis angeblich zu niedrig
Während das Hauptaugenmerk der"Bild" am Donnerstag noch auf den bisherigen Mietern der Häuser lag, die der IG-Metall-Chef nun hinauswerfen wolle, legte das Blatt am Freitag mit schwerwiegenderen Vorwürfen nach: Ob es bei dem Grundstücksdeal mit rechten Dingen zugegangen sei, fragte die"Bild" und zitierte Makler, die den Preis für Grundstück und Häuser von 700.000 Euro als viel zu niedrig einschätzten.
Pikant an dem Vorgang: Der Verkäufer ist kein privates Maklerunternehmen, sondern die"Gesellschaft für Bauen und Wohnen Hannover mbH" (GBH) - das größte Wohnungsunternehmen der Stadt Hannover. Der kommunale Wohndienstleister stellt laut Eingenwerbung ein"sozial verträgliches Handeln in den Mittelpunkt" seines Wirkens und kassiert dafür reichlich öffentliche Zuschüsse.
Was an dem Deal mit Peters"soziales Handeln" sein soll, ist Enno Hagenah, Grünen-Abgeordneter im niedersächsischen Landtag und ehemaliger Aufsichtsrat der GBH, völlig unverständlich. Die öffentliche Wohnungsgesellschaft habe die Häuser an Peters"verschenkt". Der Wert von Häusern und Grundstück betrage gut das Doppelte, sagte Hagenah gegenüber SPIEGEL ONLINE:"Jürgen Peters hat bei dem Deal nur den Wert des Grundstücks bezahlt."
"Doppelte Preis wäre erzielbar gewesen"
Schließlich liege das Grundstück in bester Wohnlage: Inmitten eines von der öffentlichen Hand gepflegten Parks, an einer überaus ruhigen Straße und verkehrsgünstig unweit einer Straßenbahnlinie-Haltestelle. Auch der Grünen-Fraktionsvize Michael Dette schätzt den tatsächlichen Preis der Objekte viel höher ein:"Selbst unter Freunden wäre der doppelte Preis erzielbar gewesen", sagte er der Hannoverschen"Neue Presse"."Skandalös" sei der Verkauf an Peters, so ein FDP-Lokalpolitiker in der gleichen Zeitung.
Ob der Kaufpreis tatsächlich zu niedrig war, ist allerdings umstritten. Die"Neue Presse" zitiert Immobilienmakler, die den Preis als"marktüblich" bezeichnen. Schließlich müssten die Häuser stark saniert werden. Bei dem Geschäft habe es"keine Mauschelei" und"keine Trickserei" gegeben, sagte GBH-Sprecherin Bettina Otto der Zeitung. Ein höherer Preis sei nicht erzielbar gewesen. SPIEGEL ONLINE konnte in der GBH-Zentrale niemanden für eine Stellungnahme erreichen.
In der Tat muss Peters mit Verwandten und Freunden die 1826 erbauten Häuser wohl renovieren. Doch weil diese unter Denkmalschutz stehen, könnte die Sanierung zumindest billiger werden: Reparatur- und Instandhaltungskosten können die neuen Eigentümer dann in größerem Maße von der Steuer absetzen.
Gerangel um Gebote
Die Frage bei dem vermeintlichen Spitzendeal ist nun laut Hagenah:"Geschah dies aus Willfährigkeit oder Unfähigkeit auf Seiten der GBH?" Mit anderen Worten: Hat ein öffentliches Unternehmen Peters und seine Mitkäufer bevorzugt? Immerhin war Peters langjähriger IG-Metall-Statthalter in Hannover mit besten Kontakten zur Lokalpolitik.
In der"Bild" behauptet der Kaufmann Fritz Hein, 10.000 Euro mehr als die Peters-Gesellschaft für die Häuser geboten zu haben. Er wird mit den Worten zitiert:"Die GBH hat Peters die Häuser zugeschustert!"
Dies sei jedoch falsch, sagt Enno Hagenah und beruft sich dabei auf Kreise um den GBH-Aufsichtsrat. Vielmehr habe der Kaufmann ein niedrigeres Angebot als die Peters-Gesellschaft abgegeben und dann nachgebessert - allerdings erst, als die Angebotsfrist schon abgelaufen gewesen sei - im Dezember habe die GBH unter Führung des damaligen Geschäftsführers René Schweyer den Deal genehmigt.
Die Basis will Peters zur Rede stellen
Auch Peters dürfte nun ein Interesse an Aufklärung haben. Eine Stellungnahme des IG-Metall-Chefs gibt es jedoch bisher nicht, Sprecher Arwanitidis antwortete bislang nicht auf eine Anfrage von SPIEGEL ONLINE.
Glaubt man der"Bild", brodelt angeblich die Stimmung an der Metaller-Basis, der neue Vorsitzende solle am Gewerkschaftstag am 14. Oktober zur Rede gestellt werden.
<ul> ~ http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,267298,00.html </ul>

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