- Hatte Kostolany tatsächlich von Wirtschaft keine Ahnung, dottore??? - Bernd Niquet, 02.11.2000, 09:10
- Re: Ursachen von Krisen - Jochen, 02.11.2000, 09:32
- Eigentlich will ich mich aus dieser intressanten Diskussion ja raushalten - BF, 02.11.2000, 10:00
- Re: Eigentlich will ich mich aus dieser intressanten Diskussion ja raushalten - Jochen, 02.11.2000, 10:11
- In wie weit sich - BF, 02.11.2000, 10:41
- Re: In wie weit sich - Dschariskazi, 02.11.2000, 11:01
- Re: In wie weit sich - Jochen, 02.11.2000, 18:48
- Man muss unterscheiden - Bernd Niquet, 02.11.2000, 11:40
- In wie weit sich - BF, 02.11.2000, 10:41
- Genauso sehe ich das auch. Vielen Dank - Bernd Niquet, 02.11.2000, 11:36
- Re: Eigentlich will ich mich aus dieser intressanten Diskussion ja raushalten - Jochen, 02.11.2000, 10:11
- Ich sehe es so... - Bernd Niquet, 02.11.2000, 11:35
- Eigentlich will ich mich aus dieser intressanten Diskussion ja raushalten - BF, 02.11.2000, 10:00
- Re: Hatte Kostolany tatsächlich von Wirtschaft keine Ahnung, dottore??? Ja! - dottore, 02.11.2000, 09:32
- Auch wenn man Gold hasst... - Bernd Niquet, 02.11.2000, 11:28
- Re: Auch wenn man Gold hasst... - dottore, 02.11.2000, 13:39
- Na dann sind wir doch einig?! - Bernd Niquet, 02.11.2000, 14:42
- Re: Na dann sind wir doch einig?! - dottore, 02.11.2000, 16:29
- Na dann sind wir doch einig?! - Bernd Niquet, 02.11.2000, 14:42
- Re: Auch wenn man Gold hasst... - dottore, 02.11.2000, 13:39
- Auch wenn man Gold hasst... - Bernd Niquet, 02.11.2000, 11:28
- Re: Ursachen von Krisen - Jochen, 02.11.2000, 09:32
Re: Hatte Kostolany tatsächlich von Wirtschaft keine Ahnung, dottore??? Ja!
Lieber Bernd,
ich hatte mindestens 50 Gespräche mit Kosto und bin ca. 30 Mal zusammen mit ihm in Vorträgen aufgetreten. Da kenntn man seinen Pappenheimer.
>ich glaube, es ist eine bewusste Missinterpretation, Kostolany in die Schuhe zu schieben, dass er den Goldstandard als Ursache der Krise von 1929 bis 1935 betrachtet hat.
Dies tat er, wie in allen seinen Büchern nachzulesen. Er hasste Gold.
>Doch an der Auffassung, dass der Goldstandard einen maßgeblichen Anteil daran hatte, dass aus einer lokalen Krise eine Welt(!!!)-Wirtschaftskrise wurde, wirst doch auch du nicht zweifeln wollen. Und nichts anderes hat Kostolany behauptet.
Es war keine"lokale" Krise. Sie brach 1926 in GB aus, dann 1929 in den USA und 1930 in D.
Was heist denn"maßgeblichen Anteil. Das ist wie mit dem Rauchen, das einen maßgeblichen Anteil an Gefäßkrankheiten hat. Ich rauche auch und habe die Gefäßte - wie nach zwei Herzkathtetern belegt - eines 20jährigen.
>Dazu nur ein paar Fakts von meiner Seite:
>1. Natürlich war es illegitim, dass Frankreich und die USA die Goldzuflüsse nicht auf die Geldmenge haben durchschlagen lassen, wie es der Goldstandard verlangt hätte.
Das genau war der Kern. Aber illegitim ist letztlich nur, wen nicht gerichtlich einklagbar ist.
>Doch kann man von Demokratien verlangen, die eigene Wirtschaft im Dienste der Allgemeinheit zu ruinieren? Hier sieht man bereits das Unzeitgemäße des Goldstandards.
Das Unzeitgemäße war zunächst einmal der Krieg. Der war nun wahrlich unzeitgemäß. Wären alle kriegsführenden Nationen auf den GS geblieben, hätten sie die Aueinandersetzungen schon nach zwei Wochen beenden müssen, da kein Geld mehr zur Finanzierung aufzutreiben gewesen wäre."Illegitim" war der Abgang von Goldstandard durch die kriegsführenden Mächte in den ersten Augustwochen.
Wenn sich die Teilnehmer am GS nicht an die Regeln halten (= Ausweitung der Geldemission entsprechend den Goldzuflüssen) mag das mit nationaler Selbstsucht zu tun haben, aber sicher nichts mit dem GS. Der funktioniert und operiert völlig unabhängig, ob Monarchie oder Demokratie.
>2. Man darf jedoch nicht verkennen, dass das Zentrum der Weltwirtschaft damals noch Großbritannien war, dass jedoch - aus den von dir beschriebenen Gründen - seine Verantwortung nicht mehr wahrnehmen konnte. (GB hatte 1929 nur noch 7 Prozent der Weltreserven.)
Was heißt denn schon wieder"Verantowortung". Im GS ist niemand für jemanden verantowrtlich. Er läuft ganz für sich allein, wie die Bahnhofsuhr, die auch überall automatisch weiter lief.
>3. Und nun zur Weltwirtschaft: Friedman und Schwarz beschreiben sehr ausführlich, wie du auch weißt, wie „die starren Ketten des Goldstandards“ die Deflation weltweit ausgebreitet haben.
Milton Friedman und Anna J. Schwartz konnten sich mit den USA in diesem Punkt gar nicht richtig beschäftigt haben. Denn die USA hätten jederzeit die Geldemissionen entsprechend der unheuren Goldbestände ausweiten können. Warum haben sie es nicht getan (Antwort: Weil die Fed die Hausse abwürgen wollte, siehe deren Protokolle, die ich eingesehen habe. Quote: Aber das (der Diskontsatz Anfang Sep auf 6 %) würde doch WS abwürgen?"Ich would be glad of it."
>4. Dazu noch eine paar Zahlen aus Derek Aldcroft, „Die zwanziger Jahre“: Goldreserven Südamerika 1928 bis 1930 minus 40 Prozent, Asien minus 20 Prozent, Ozeanien alleine 1929 bis 1930 minus 60 Prozent und Argentinien, Brasilien und Australien verloren fast das ganze Gold.
Klar, weil es in die USA abfloss, weil die ihr Preisniveau künstlich niedrig gehalten hatten. Klassischer Imperialismus, hat aber mit dem GS absolut nicht zu tun. Die Kausalkette läuft umgekehrt.
>5. Wenn wir heute über Geldmengenabschwächungen reden, dann sprechen wir über die Reduktionen der Zuwachsraten (!!!) und nicht um absolute Abnahmen. Doch jeder überlege sich selbst, was es für den Geldumlauf bedeutet, wenn eine Golddeckung vorgeschrieben ist und derartige Abflüsse zu verzeichnen sind. Denn dann heißt es: Gute Nacht allerseits!!!
Abflüss von einem Land sind Zuflüsse in ein anderes. Das erste Land geht mit den Preisen runter (Goldautomatismus), das andere rauf - und schon gleicht sich wieder alles aus.
>6. Quintessenz: Natürlich hat die Krise vielfältige Ursachen. Das wird niemand bestreiten, wobei natürlich die Rolle der Börse, die du nicht genannt hast, auch wichtig erscheint. Doch ebenso sicher ist die Rolle des Goldes ebenfalls nicht zu verkennen.
Die Börse erlebte 1923 ff. die selbe klassische disinflationäre Hausse, die wir jetzt wieder erlebt haben. Auch die Börse kann nichts dafür, wenn der Staat erst Inflation macht (Kriegsfinanzierung) und dann Disinflation sich einstellt und ergo die Zinsen massiv sinken und ergo die Aktien massiv haussieren.
>Doch heute ist das ja glücklicherweise überwunden!
Schaumermal.
>Mit den besten Grüßen
>BN
Besten Gruß
d.
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