- Nicht gelesen und schon weitergeleitet: Weil urgent! - Emerald, 30.09.2003, 15:09
- Re: Nicht gelesen und schon weitergeleitet: Weil urgent! / danke - Quelle? (owT) - marocki4, 30.09.2003, 15:16
- Re: Nicht gelesen und schon weitergeleitet: Weil urgent! / danke - Quelle? (owT) - Emerald, 30.09.2003, 15:22
- Quelle - wihoka, 30.09.2003, 15:24
- merci! (owT) - marocki4, 30.09.2003, 15:36
- $ abziehen? Wohin denn? - VictorX, 30.09.2003, 15:42
- Re: $ abziehen? Wohin denn? sachwerte, gleich welcher art - LOMITAS, 30.09.2003, 15:46
- Re: $ abziehen? Wohin denn? sachwerte, gleich welcher art - VictorX, 30.09.2003, 15:50
- Re: $ abziehen? Wohin denn? sachwerte, gleich welcher art - MC Muffin, 30.09.2003, 16:11
- Re: $ abziehen? Wohin denn? sachwerte, gleich welcher art - Euklid, 30.09.2003, 17:01
- Re: $ abziehen? Wohin denn? sachwerte, gleich welcher art - VictorX, 30.09.2003, 15:50
- Re: $ abziehen? Wohin denn? sachwerte, gleich welcher art - LOMITAS, 30.09.2003, 15:46
- Mit den $: Vielleicht Kuwait 50% der Ã-lreserven komplett abkaufen? - LenzHannover, 30.09.2003, 17:46
- Ein guter Teil dieser sog. Reserven steckt i.d. US-Kriegsführung - kingsolomon, 30.09.2003, 17:50
- Re: Nicht gelesen und schon weitergeleitet: Weil urgent! / danke - Quelle? (owT) - marocki4, 30.09.2003, 15:16
Nicht gelesen und schon weitergeleitet: Weil urgent!
-->Asien - Lachen bis zuletzt
Von Alan Beattie, Washington
Die wachsenden Dollar-Reserven, mit denen Schwellenländer in Asien das
Leistungsbilanzdefizit der USA finanzieren, beunruhigen Experten. Was
passiert, wenn die Staaten ihre Mittel abziehen?
Währungsreserven
Kenneth Rogoff ist ein Mann, der sich in Währungsfragen gewöhnlich sehr
behutsam äußert. Angesichts der Milliardensummen, die asiatische
Zentralbanken in den vergangenen Jahren aufgehäuft haben, findet jedoch
sogar der scheidende Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF)
drastische Worte:"Es ist eine Sache, für Notzeiten zu sparen, aber Reserven
von 1000 Mrd. $ erinnern eher an den Bau einer Arche Noah."
Laut IWF hielten vergangenes Jahr die Schwellenmärkte Asiens zwei Fünftel
der weltweiten Reserven in Höhe von insgesamt 2500 Mrd. $. Japans Reserven
beliefen sich auf weitere 500 Mrd. $. Ein Anteil, der den Anteil der Region
am Welthandel und am globalen Volkseinkommen um ein Vielfaches übersteigt.
Die Regierungen beteuern, sich vor einer erneuten Wirtschaftskrise schützen
zu wollen. Indem sie die heimischen Währungen billig halten, verschaffen sie
ihren Unternehmen Exportvorteile gegenüber westlichen Industrienationen.
Ã-konomen fürchten jedoch, die Staaten könnten die internationalen
Kapitalmärkte ins Wanken bringen, wenn sie ihre Devisenmengen, die sie im
Ausland investiert haben, plötzlich zurückziehen.
Asiatische Zentralbanken springen ein
Dass asiatische Staaten Kapital exportieren, ist kein neues Phänomen. Die
Sparquoten in der Region sind hoch, das Geld wird im Ausland angelegt,
häufig in den USA. Dort finanziert es den Konsum der Amerikaner, der durch
eigene Ersparnisse nicht gedeckt ist. In den vergangenen Jahren floss
allerdings immer weniger Kapital aus dem Privatsektor in die USA, vor allem
europäische Beteiligungsgesellschaften schraubten nach dem Höhenflug der
Börsen im Jahr 2000 ihre Einkäufe zurück.
Asiatische Zentralbanken haben die Lücke gefüllt. Nach Angaben der Bank für
Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel stockten ausländische
Zentralbanken im vergangenen Jahr ihre Dollar-Reserven um 220 Mrd. $ auf und
finanzierten somit fast die Hälfte des US-Leistungsbilanzdefizits."Sie
haben die Rolle des rettenden Dollar-Käufers übernommen", sagt Alan Ruskin
von der Wirtschaftsberatungsfirma 4Cast in New York.
Leistungsbilanzsaldo
Für die asiatischen Schwellenstaaten hat dies eine überaus vorteilhafte
Nebenwirkung: Die heimischen Währungen werden verbilligt. China hat durch
wiederholte Interventionen den Wechselkurs zum Dollar bei 8,28 Renminbi Yuan
eingefroren. US-Hersteller, die mit Importen aus Fernost konkurrieren
müssen, beklagen sich über die Quasikopplung der chinesischen Währung an den
Greenback. Hartnäckige Lobbyarbeit der USA veranlasste die Gruppe der sieben
größten Industrienationen (G7) dazu, auf dem jüngsten Treffen in Dubai
flexible Wechselkurse einzufordern.
Peking zögert jedoch, sein Währungsregime zu ändern und die
Kapitalverkehrskontrollen zu lockern. Die Regierung will Schaden vom
chinesischen Finanzsystem abwenden, das mit riesigen notleidenden Krediten
zu kämpfen hat. Eine plötzliche Aufwertung der heimischen Währung könnte
Banken an den Rand des Ruins bringen und eine Wirtschaftskrise
heraufbeschwören.
Asiatische Währungen sind unterbewertet
Viele Staaten in der Region ziehen wohl oder übel mit und häufen ebenfalls
gewaltige Dollar-Reserven auf. Thailand und Malaysia zum Beispiel
konkurrieren mit China auf Märkten in Drittländern. Sie fürchten, weniger
wettbewerbsfähig zu sein, wenn ihre Währungen gegenüber dem Renminbi
aufwerten."China ist die Lösung für alles", sagt Edward Luttwak vom Centre
for Strategic and International Studies in Washington."Niemand wird sich
bewegen, solange sich China nicht bewegt."
Das Ungleichgewicht als Folge der Dauerinterventionen nimmt immer
dramatischere Züge an. Der US-Ã-konom David Hale schätzt, dass Ostasiens
Währungen gemessen am Außenhandelsvolumen um 10 bis 20 Prozent unterbewertet
sind. Staaten, die auf Grund ihres Wirtschaftswachstums eigentlich
Netto-Kapitalimporteure sein müssten, verzeichnen
Leistungsbilanzüberschüsse. Die Regierungen verzichten darauf, die heimische
Nachfrage durch Kapitalspritzen anzukurbeln, und verleihen stattdessen Geld
an Volkswirtschaften wie die USA, die im Gegenzug - auf Pump - asiatische
Güter nachfragen.
Schwache Währungen, eine hohe Exportquote und fleißiges Sparen gelten in den
Tigerstaaten als Rezept für den wirtschaftlichen Erfolg in den vergangenen
Jahrzehnten."Zweifellos ist dies der Grund, dem die Asiaten selbst ihren
Aufstieg zuschreiben", sagt Adam Posen vom Institute for International
Economics in Washington.
Angst vor neuer Asienkrise
Ob dieser Zusammenhang stimmt, ist unter Ã-konomen umstritten. Klar ist, dass
die Regierungen Angst vor einer Wiederauflage der Asienkrise haben. Zu
Beginn der 90er Jahre ließen sie bewusst steigende Leistungsbilanzdefizite
zu: Zwischen 1990 und 1994 zog die Boomregion Asien nach Angaben der Uno ein
Fünftel der weltweiten ausländischen Direktinvestitionen an. Als dann die
Finanzmärkte liberalisiert wurden, strömten riesige Zuflüsse kurzfristiger
Kreditmittel in die Länder - und die Leistungsbilanzen rutschten tief ins
Minus.
Der Schock, der 1997/98 die asiatischen Volkswirtschaften erschütterte,
führte zu einem raschen Stimmungsumschwung der Investoren, und die Länder in
der Region kehrten zur früheren Strategie zurück, Leistungsbilanzüberschüsse
zu erwirtschaften, um den heimischen Export zu fördern.
Diese erneuten merkantilistischen Strömungen wirken auf den Ã-konomen Posen
wie der Rückfall eines Alkoholikers unter Stress. Die asiatischen Staaten
verfielen in alte Gewohnheiten, um die Schocks zu verkraften, denen ihre
Region ausgesetzt ist: die langsame Erholung von der Asienkrise (mit
Ausnahme Koreas), der jüngste Kursverfall des US-Dollar und die allgemeine
Schwäche des Welthandels.
Politiker warnen vor Ungleichgewichten
Für die Region selbst ist die Anhäufung von Milliardenreserven eine
gigantische Verschwendung. Die asiatischen Schwellenländer mit ihren relativ
hohen Zinsen für Inlandskredite verlieren Geld, wenn sie den USA
Niedrigzinsdarlehen gewähren und sich dann daheim refinanzieren, um eine
Schwemme auf den nationalen Geldmärkten zu verhindern.
Außerhalb der Region, so warnen Politiker immer nachdrücklicher, führe die
asiatische Interventionspolitik zu wachsenden Ungleichgewichten. Bei der
IWF-Tagung in Dubai hieß es mehrfach, inflexible Wechselkurse verursachten
untragbare Belastungen für die USA, die wichtigste Konsumlokomotive der
Welt. Deren Leistungsbilanzdefizit ist in den vergangenen Monaten auf mehr
als fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen. Ein Absturz des
Dollar ist wegen der anhalten Kapitalzuflüsse indes ausgeblieben.
Doch wie lässt sich das US-Defizit ausgleichen? Eine Abwertung des Dollar
wäre kaum ein idealer Weg. Die starken Kursschwankungen in den 80er Jahren
haben gezeigt, dass eine drastische Änderung des Dollar-Kurses erst nach
zwei bis drei Jahren zu einem Umschlagen der Leistungsbilanz führt.
Aussichtsreicher erscheint es, die allgemeine Nachfrage außerhalb der USA zu
beleben.
Zusammensetzung des Wachstums
Dies ist allerdings gerade auf den Wachstumsmärkten in Asien schwierig:
Japan versucht seit zehn Jahren, die Überreste der geplatzten
Spekulationsblase zu beseitigen und die private Nachfrage anzukurbeln -
vergeblich. In den übrigen asiatischen Staaten führen die künstlich
geschwächten Währungen zu niedrigen Reallohnzuwächsen. Importgüter aus den
Vereinigten Staaten sind dort für viele Menschen unerschwinglich.
Die größte Gefahr für die amerikanische Wirtschaft besteht indes in einem
plötzlichen Kurswechsel der Notenbanken. Stellt nur eine von ihnen die
Kreditvergabe ein, könnte es schnell zur Massenflucht aus dem Dollar kommen,
die Kurse von US-Anleihen fielen ins Bodenlose. Die Asiaten haben mit ihren
Reserven einen starken Hebel in der Hand.
Angst vor Flucht aus dem Dollar
Wie gefährlich eine solche Abhängigkeit für die USA ist, hat sich Anfang der
70er Jahre gezeigt. Damals kamen Dollar-Reserven als geopolitische Waffe zum
Einsatz. Unter dem Bretton-Woods-Abkommen, bei dem der Dollar durch Gold
gedeckt war und andere Währungen an die US-Währung gekoppelt waren, horteten
viele Länder Dollar-Reserven. Als die USA ihr Leistungsbilanzdefizit durch
vermehrtes Gelddrucken finanzieren wollten, kam es zum Eklat: Der
französische Präsident Charles de Gaulle, dem die amerikanische
Wirtschaftsdominanz ein Dorn im Auge war, setzte die Amerikaner unter Druck,
indem er offen Dollar gegen Gold verkaufte. Dies führte zu einer Flucht aus
der US-Währung und letztlich zum Zusammenbruch des Systems.
Würden die asiatischen Regierungen ähnlich agieren und ihr Kapital abziehen,
schadeten sie sich allerdings selbst. Eine Massenflucht aus dem Dollar
würde, wenn sie die Zinsen hochtreibt und US-Verbraucher zu drastischem
Sparen zwingt, unmittelbar die asiatischen Exporte treffen:"Wenn der Dollar
unter Druck gerät, kommen diese Länder unter Druck", sagt 4Cast-Experte
Ruskin,"also schützen sie den Dollar."
Das Dilemma, in dem Asiens Regierungen stecken, hat der US-Milliardär John
Paul Getty so beschrieben:"Schuldest du der Bank 100 $, hast du ein
Problem. Schuldest du ihr 100 Millionen, hat die Bank ein Problem."

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