- Kolummne zu meinem"Lieblingspolitiker" (IchHaltDieNaseInDieLuftUndWerdDenZeit- - rocca, 04.10.2003, 01:20
- Re: Joschkas Familienwappen - Tempranillo, 04.10.2003, 02:08
- vor 25 Jahren konnten sie noch mit einer Blume quer im Mund über die Tische.... - prinz_eisenherz, 04.10.2003, 08:33
- Ich glaube, Frau Röhl hat ein ernstzunehmendes Problem - alberich, 04.10.2003, 12:14
- Re: Ich glaube, Frau Röhl hat ein ernstzunehmendes Problem - Jacques, 04.10.2003, 12:46
- Re: Ich glaube, Frau Röhl hat ein ernstzunehmendes Problem - alberich, 04.10.2003, 13:32
- Wer wäre denn der oder die Richtige? - prinz_eisenherz, 04.10.2003, 18:01
- Nachtrag zu unserem größen Außenminister aller Zeiten - prinz_eisenherz, 04.10.2003, 19:32
- Re: Ich glaube, Frau Röhl hat ein ernstzunehmendes Problem - Jacques, 04.10.2003, 12:46
- Ich glaube, Frau Röhl hat ein ernstzunehmendes Problem - alberich, 04.10.2003, 12:14
Kolummne zu meinem"Lieblingspolitiker" (IchHaltDieNaseInDieLuftUndWerdDenZeit-
-->geistSchonErschnuppern) Fischer [img][/img]
Das Paarungsverhalten des Außenministers und andere Erfolge der
Achtundsechziger
Der Außenminister hat eine Neue. Die Boulevardpresse berichtete Mitte
September über die Scheidung, Fotos von der Nachfolgerin gab's schon
vorher."Bereits in den vergangenen Wochen hatte sich Fischer immer
häufiger mit seiner neuen Herz-Dame in der Ã-ffentlichkeit gezeigt -
beim gemeinsamen Samstags-Einkauf im Gemüseladen oder beim Bummel über
Fischers Lieblings-Flohmarkt am Spreeufer," wußten die Paparazzis in
Springers"Bild zu berichten [1].
Vier Ehen hat der grüne Frontmann bis dato hinter sich gebracht, und
das könnte man als seine Privatangelegenheit auf sich beruhen lassen,
wäre der Partnerwechsel nicht jeweils im Zuge einer vollständigen
politischen und charakterlichen, teilweise sogar körperlichen Mutation
erfolgt: Der muskulöse Sponti der siebziger, der verfettende Grüne der
achtziger, der heruntergehungerte Minister der späten neunziger Jahre
hatte jeweils die passende Lebensabschnittsgefährtin und verkörperte
den jeweiligen Zeitgeist.
Als Umweltminister in Wiesbaden ähnelte er physiognomisch dem
Landesvater Holger Börner und bediente gleichzeitig sein altes Milieu
über eine tigerhosengewandete Punkerin an seiner Seite. Als
Kriegsminister in Wiesbaden verbandelte er sich, dem Vorbild in
Washington folgend, mit einer Praktikantin. Deutschlands Durchbruch zur
Weltspitze, der erste Kriegseinsatz der Bundeswehrmacht 1999 gegen
Jugoslawien, konnte nur ein Minister erzwingen, der selber zäh wie
Leder und flink wie ein Windhund [2] war. Nun ist es wieder aus mit dem
Marathonmann: Aus dem abgezehrten Joseph ist wieder der dickliche
Joschka geworden, der nach vorübergehenden Querelen und Petzereien
wieder an der Hand des Großen Bruders aus Amerika spaziert.
Die Abkehr von der öden Monogamie betreiben auch andere aus der
politischen Klasse: Schröders fliegender Wechsel von Hillu zu Doris,
Scharping ("Bin Baden") zuerst im Pool und dann auch vor dem Standesamt
mit seiner Gräfin, selbst der biedere Waigel hat sich auf seine alten
Tage noch die medaillenschwere Skifahrerin Irene Epple geschnappt. Der
Beständigste unter den Wendehälsen ist noch Jürgen Trittin, der sich
bis dato nur von seinem Schnauzbart getrennt hat - rechtzeitig zum
Inkrafttreten des Zwangspfandes."Gestern war ich eine Flasche, heute
bin ich ein Dose", kalauerte das Magazin KONKRET unter einem
Bildvergleich(früher/heute) des Umweltministers.
Der Unterschied zur Bonner Republik ist gewaltig: Dominierten damals
gutmütige Patriarchen wie Kohl oder autoritäre Vaterfiguren wie
Schmidt, an deren Seite man ein ganzes Leben lang treusorgende
Ehefrauen wie Hannelore oder Loki bewundern und bemitleiden durfte, so
regieren uns jetzt Leute mit sogenannten"gebrochenen Biographien", die
mindestens einmal im Jahrzehnt die Frau oder sogar die sexuelle
Orientierung wechseln.
An dieser Flexibilität wäre an sich wenig auszusetzen, würde sie nicht
mit Konformismus Hand in Hand gehen. Fischer posiert mit Halbbrille und
Siegelring, als wolle er den ersten Preis im
Erich-Böhme-Ähnlichkeitswettbewerb gewinnen. Dreiteiler, Zweireiher und
Sockenhalter sind obligat. Die rebellische Attitüde der 68er-Spätlese
("Wer immer mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment")
verbindet sich mit einer erzreaktionären Politik, die die 1968
amtierende CDU-Garde vor Neid erblassen lassen würde: Was sind schon
die Notstandsgesetze gegenüber Schilys Otto-Katalog der Inneren
Sicherheit, was Kiesingers heimliche Unterstützung des Vietnamkrieges
gegenüber Fischers offene Aggression gegen Jugoslawien?
Die 68er haben gesiegt
Make Love and War: Der Krieg erfordert keine normierte
Volksgemeinschaft mehr, sondern verträgt sich auch gut mit der
Spaßgesellschaft. Gestorben wird nämlich nur woanders, wir aber feiern
- bis zur Vergasung. Harald Schmidt, Pionier und Vorkämpfer der schönen
neuen Republik, bringt den Zeitgeist auf den Punkt [3]:
Man muss ja sagen, dass Jürgen und Sabrina (Mitwirkende der ersten
Staffel von"Big Brother", Anm. J.E.) letztlich die Basis für
Müntefering und Schröder sind. Alle sind super drauf, locker, alles
läuft tierisch. Keine Vorurteile. Jürgen möchte, dass ein Schwuler in
die WG kommt. Sabrina beurteilt niemanden nach der Hautfarbe.
Die Achtundsechziger haben gesiegt, der Spießer ist tot: Außenminister
und Kanzler dürfen sich x-mal scheiden lassen, Schwule können heiraten
und Berlin regieren; was früher als pervers galt, kann man heute in der
Volkshochschule lernen. Gegenüber Minderheiten ist Deutschland
tolerant, und anderen Staaten, die noch nicht soweit sind, wird
notfalls mithilfe von Cruise Missiles Multi-Kulti beigebracht.
Die Achtundsechziger haben gesiegt, und deshalb ist die Welt so
hässlich, wie sie heute ist. Selbstverständlich gibt es Lüge und Betrug
nicht nur bei den Grünen, sondern auch bei Konservativen, Liberalen und
Sozialdemokraten. Wer erinnert sich nicht an die unzähligen
Parteispendenaffären, an Brandts Versprechen"Mehr Demokratie wagen"
und die Berufsverbote, an Kohls"blühende Landschaften" und die
folgende Deindustrialisierung. Doch nur die Achtundsechziger haben es
geschafft, via grüne Partei ihre wichtigsten programmatischen
Grundsätze, nämlich Ã-kologie und Frieden, vollständig zu verraten und
das auch noch als Prinzipientreue [4] zu loben.
Fighting for peace is like fucking for virginity, höhnten sie als
Apo-Rebellen. Heute verkaufen sie die dreißigjährige Bestandsgarantie
für AKW als Atomausstieg und den weltweiten Krieg als
Friedenssicherung. Dieses doppelte Spiel ist das Kennzeichen der
Schönen Neuen Welt: der Präsident, der Haschisch raucht, ohne zu
inhalieren; das gepiercte Girlie, das auf"Schände mich" herausgeputzt
ist, aber vorehelichen Sex ablehnt; der schwäbische Abgeordnete, der
als Türke renommiert (oder umgekehrt); die Erfinderin des Feminismus,
die den Macho Schröder anhimmelt. Alles ist doppelt codiert, niemand
ist festgelegt.
Libido und Marktwirtschaft
Die Achtundsechziger haben gesiegt; das heißt aber auch, dass sie weder
sich noch die Linke verraten haben, wie es etwa Jutta Ditfurth in ihrer
Abrechnung [5] mit den Grünen vertritt. Vielmehr haben sie sich zur
Kenntlichkeit entstellt, schon auf ihrer Startdiskette waren
Killerviren eingespeichert. Der entfesselte Individualismus und
Hedonismus vernichtet, wie Michel Houellebecq in seinem Roman
"Elementarteilchen" beschreibt, jede Form von kollektiver Geborgenheit,
nur die Schönsten und Skrupellosesten überleben [6].
Viele Jahre später sollte Bruno feststellen, dass die Welt der
Kleinbürger, die Welt der Angestellten und mittleren Beamten
toleranter, liebenswürdiger und aufgeschlossener ist als die Welt der
Aussteiger, der am Rande der Gesellschaft lebenden jungen Leute, die
damals durch die Hippies verkörpert wurden. 'Ich kann mich als ehrbarer
Angestellter verkleiden und von ihnen akzeptiert werden', sagte Bruno
gern. Dafür brauche ich nur einen Anzug, eine Krawatte und ein Oberhemd
zu kaufen - das ganze für 800 Francs im Schlussverkauf bei C&A...
Dagegen würde es mir nichts nützen, mich als Aussteiger zu verkleiden:
dafür bin ich weder jung, noch schön, noch cool genug.
Parolen wie"Wir wollen alles, und zwar sofort" oder"Es ist verboten
zu verbieten" klangen 1968 anarchistisch. Vor allem in der
Bundesrepublik schien es, als ob der rebellische Angriff eine
emanzipatorische Wirkung haben würde: Die Jugend wollte sich von ihren
Nazi-Vätern nicht mehr vorschreiben lassen, wie lang die Haare zu sein
haben, wann der richtige Zeitpunkt für das erste Mal gekommen ist und
welche Schallplatten man hören darf. Der von allen Reaktionären
gepredigte Verzicht war out - für Kirche, Kapital und Vaterland wollten
die Teenager auf gar nichts mehr verzichten, und das war gut so.
Doch die Befreiung der Triebe zerfraß auch jene Formen von
Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, die die Grundlage jeder
nicht-kapitalistischen Gesellschaft bilden. Houellebecq fragt:
Warum hat sich das sozialdemokratische schwedische Modell nie gegenüber
dem liberalen Modell durchsetzen können?
Seine Antwort:
Die Lösung der Utopisten - von Platon über Fourier bis hin zu Huxley -
besteht darin, die sinnliche Begierde und das Leiden, das damit
verbunden ist, zu stillen, indem sie deren unmittelbare Befriedigung
organisieren. Die eros- und werbungsorientierte Gesellschaft, in der
wir leben, ist dagegen bestrebt, die sinnliche Begierde in unerhörtem
Ausmaß zu fördern, wobei sie deren Befriedigung jedoch der Privatsphäre
zuordnet. Für das reibungslose Funktionieren der Gesellschaft, für das
Weiterbestehen des Wettbewerbs, ist es erforderlich, dass die sinnliche
Begierde zunimmt, sich ausbreitet und das Leben der Menschen verzehrt.
Psychoanalytisch gesprochen: In den reaktionären Gesellschaften, vor
allem im Faschismus, werden die Triebe unterdrückt, die Libido wird im
Stahlbad des Krieges aufgelöst. In den postmodernen Gesellschaften
stimuliert die Werbung die Triebe ins Unermeßliche, sex sells anything.
In beiden Fällen verkümmert das Ich, das die eigenen Bedürfnisse mit
denen des Nächsten und der Gesellschaft souverän ins Verhältnis setzt
und allein die Grundlage für eine solidarische Welt sein kann.
Verbindet sich der anarchistische Impuls mit einer egalitären
Wirtschaftsordnung, wie es die Achtundsechziger zunächst anstrebten
(eine Liaison, die sich bei einer kleinen Minderheit auch noch heute
finden lässt), so wird das eigene Glück mit dem Glück der anderen
verbunden. Geht der Anarchismus aber einen Pakt mit der Marktwirtschaft
ein, wie es sich spätestens mit dem Zerfall der Studentenbewegung Ende
der sechziger Jahre abzeichnete, so entsteht ein deregulierter
Manchesterkapitalismus, in dem es"verboten ist zu verbieten":
Der kapitalistische Hedonist will abends um zehn Uhr noch shoppen gehen
- also muss das Ladenschlussgesetz fallen. Der kapitalistische Ã-kologe
will im eigenen Land keinen Atomstrom erzeugen - also werden die
ärmeren Länder zur Lieferung der schmutzigen Energie gezwungen. Die
kinderlose Feministin und der schwule Yuppie wollen
Aufstiegsmöglichkeiten für sich und ihresgleichen - zur Hölle mit
Familienförderung und Rentensystem, nach uns die Sintflut. Der
entfesselte Individualismus und die sogenannte sexuelle Revolution
"vernichtete das letzte, was zwischen dem Individuum und dem totalen
Markt stand: die Liebe und die Familie" (Houellebecq).
<ul> ~ gugge da</ul>

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