- Ã-konomen fordern höheren Druck auf Arbeitslose - Sascha, 07.10.2003, 07:36
- Re: Ã-konomen fordern höheren Druck auf Arbeitslose - sensortimecom, 07.10.2003, 09:15
- Nicht das genaue Problem... - fridolin, 07.10.2003, 09:32
- Re: Nicht das genaue Problem... - Euklid, 07.10.2003, 10:08
- Das Problem sind die Konzerne.... - Tofir, 07.10.2003, 10:43
- Re:...und die Unternehmensberatungen - Stephan, 07.10.2003, 11:47
- Das Problem sind die Konzerne.... - Tofir, 07.10.2003, 10:43
- Re: Nicht das genaue Problem... - sensortimecom, 07.10.2003, 10:18
- Re: Nicht das genaue Problem... - Euklid, 07.10.2003, 10:08
- Re: Ã-konomen fordern höheren Druck auf Arbeitslose - Euklid, 07.10.2003, 09:49
- Re: Deutsche in Polen, Lettland usw. auf d. Suche nach Gelegenheitsarbeit - kingsolomon, 07.10.2003, 10:02
- Sehr richtig. - Nachfrager, 07.10.2003, 10:02
- Genauso ist es docj - MarkXzzz, 07.10.2003, 12:02
- Re: Genauso ist es docj - Euklid, 07.10.2003, 12:11
- Nötigung und Verarschung [mkT] - Sascha, 07.10.2003, 16:29
- Re: Nötigung und Verarschung - Willkommen in der Realität - Baldur der Ketzer, 07.10.2003, 17:38
- Re: Nötigung und Verarschung - Willkommen in der Realität: Beifall -punktgenau - foreveryoung, 07.10.2003, 19:20
- Re: Knallhart und Illusion? - AxB, 08.10.2003, 00:31
- Re: Knallhart und Illusion? - Sascha, 08.10.2003, 11:15
- Re: Es gibt eigentlich keine offenen Stellen - AxB, 07.10.2003, 21:42
- Gestern beim Arbeitslosen-Stammtisch - Sascha, 08.10.2003, 10:56
- Re: Nötigung und Verarschung - Willkommen in der Realität - Baldur der Ketzer, 07.10.2003, 17:38
- Das Leben 2010, Es ist Mittwoch, der 25. Juni 2010, 5 Uhr morgens [lesenswert] - Sascha, 07.10.2003, 16:32
- Nicht das genaue Problem... - fridolin, 07.10.2003, 09:32
- Re: Höherer Druck auf Arbeitslose - das fundamentale Mißverständnis. - Bob, 07.10.2003, 10:42
- großartiger Beitrag, hab mich weggelacht:-). oT - igelei, 07.10.2003, 14:26
- Re: Höherer Druck auf Arbeitslose - das fundamentale Mißverständnis. - Pluto, 08.10.2003, 00:16
- Re: Ã-konomen fordern höheren Druck auf Arbeitslose - Worldwatcher, 07.10.2003, 11:08
- Re: Ã-konomen fordern höheren Druck auf Arbeitslose - sensortimecom, 07.10.2003, 09:15
Nötigung und Verarschung [mkT]
-->Hallo Erich!
Danke für diese Worte. Du sprichst an wie es ist.
Natürlich darf man mit einer guten Ausbildung, einem guten Studium oder mit Engagement nicht erwarten, daß man gleich Millionär wird. Auch kann man nicht erwarten, daß sich die Arbeitgeber gegenseitig überbieten nur weil sie einen Arbeitnehmer haben wollen. Auch darf man heute nicht mehr erwarten, daß man einen Arbeitsplatz in seinem Ausbildungsberuf bekommt.
Das ist alles richtig und teilweise auch tragbar und vertretbar. Ich verstehe also schon irgendwo auch die andere Seite wenn da einige sagen, daß man auch von Seiten der Arbeitnehmer Kompromisse erwarten muß.
Nur: Wo kommen wir denn hin wenn man als Arbeitnehmer nicht nur mehr ein Jahr oder zwei Jahre berufsfremd arbeiten soll sondern am besten gleich für die nächsten zehn Jahre. Dann hat das nichts mehr mit Kompromissen zu tun sondern ist einfach Verarschung. Man legt den jungen Leuten nahe, daß sie dies und jenes studieren sollen oder diesen oder jenen Ausbildungsberuf anstreben sollen und läßt sie dann auf der Straße sitzen und sie bekommen jahrelang keine adäquate Arbeit in Bezug zu ihrer Ausbildung und ihrem Engagement. Und dann hört der Spaß für die meisten auf.
Und genau deswegen verstehe ich auch viele Menschen die teilweise Arbeiten ablehnen. Die Leute sind zu vielenm bereit.
Viele müssen schon heute viele unbezahlte Überstunden machen und man empfindet dies schon als normal. In vielen Tarifverträgen steht neben der gewöhnlichen Bezahlung von Überstunden noch was von Überstundenzuschlag oder Feiertags- oder Sonntagszuschlag. Das alles existiert ja eh in den meisten Fällen nur noch auf dem Papier. Beispiel: Bauindustrie. Auch da steht das im Tarifvertrag. Aber der Tarifvertrag wird überhaupt nicht eingehalten. Die Leute werden zuerst mal eine Stufe niedriger eingestuft was das Gehalt angeht aber dürfen die Tätigkeiten der nächsthöheren Stufe oder gar Stufen ausführen. Zuschläge, Weihnachtsgeld & Co. gibt es auch nicht und die Spitze des Eisbergs ist dann noch, daß selbst die Tarifgehälter noch mit an den Haaren herbeigezogenen Begründungen unterschritten werden. Da wird also gleich mehrfach beschissen.
<font color="#FF0000">Insofern muß man feststellen, daß viele Arbeitnehmer in den letzten Jahren viele Einschnitte getragen haben.</font>
Der Druck ist teilweise so groß geworden, daß Krankheiten wie Herzinfarkte viel häufiger auftreten und die Zahl der Menschen die an einem Burn-Out-Syndrom erkranken glatt verdoppelt hat. Den Leuten wird immer mehr und mehr abverlangt. Sie sollen die Arbeit des entlassenen Kollegen am besten für's gleiche Geld noch nebenher mitmachen. Der Druck ist auch so groß geworden, daß sich viele dem Druck einfach fügen. Aus Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren wo da ein ganzes Heer von Arbeitslosen ist welches größtenteils auch arbeiten will. Also macht man halt was man kann und schiebt Überstunde für Überstunde. Gemobbt wird ohne Ende in den Betrieben. Keiner will schließlich der Dumme sein und zum Kreis der Auserwählten gehören wenn die nächste Entlassungswelle aufgrund von Produktivitätsfortschritten oder Verlagerung von Unternehmensbereichen ins Ausland ansteht.
Und nun soll es noch so weitergehen? Zumutbarkeitskriterien verschärfen? Feiertage streichen? Länger arbeiten? (was eh schon fast überall der Fall ist!), noch höhere Steuern und Abgaben? Aber hallo...
Wenn ich manchmal das dumme Gelabere von Clement höre mit den Zumutbarkeitskriterien wird mir geradezu schlecht. Es ist in Ordnung, daß man Faulenzer härter ran nimmt in Zeiten in denen das Geld knapp wird. Aber es ist nicht in Ordnung wenn man meint Arbeitslose nötigen zu müssen die teilweise 15 Jahre oder länger hart gearbeitet haben und dann mal - ohne eigenes Verschulden - für ein halbes Jahr arbeitslos sind. Die Leute haben teilweise zehn, fünfzehn und zwanzig Jahre Monat für Monat in eine Versicherung einbezahlt welche den schönen Namen"Arbeitslosenversicherung" trägt. Und wenn sie dann mal arbeitslos sind dann bekommen sie 200 Euro mehr als der Sozialhilfesatz. Ist das etwa noch eine Versicherung? Das ich nicht lache! Aber die 200 Euro bekommt man natürlich nur dann wenn man irgendwelche bekloppten Trainigsmaßnahmen über sich ergehen läßt, sich auf'm Arbeitsamt blöd anmachen läßt und nach 6 Monaten nicht den Sackträgerjob am Rheinauer Hafen ablehnt. Sonst muß man selbstverständlich mit einer Sperre des Arbeitslosengeldes rechnen. Man gilt ja in den Augen mancher Leute sofort als faul wenn man den supertollen Job am Rheinauer Hafen nicht sofort annimmt nachdem man 15 Jahre einen anderen Beruf erlernt hat und ausgeführt hat.
Die Sache stinkt bis zum Himmel. Den Druck erhöhen... Solche ein Geschwätz!
Rund 4,5 Millionen Arbeitslose haben wir in etwa offiziell. Diejenigen die in Lehrgängen, Trainingsmaßnahmen oder berufsvorbereitenden Jahren und oder ABM-Maßnahmen geparkt sind oder gezwungenermaßen nur Jobben und Nebenjobs oder Teilzeitjobs machen aber gerne richtig arbeiten würden sind da alle noch gar nicht dabei. Genausowenig wie die vielen die sich in Rente verabschieden weil sie so und so keinen Arbeitsplatz mehr bekommen oder diejenigen die aus Hoffnungslosigkeit auswandern oder gar eine Ich-AG mit wahnwitzigen Ideen eröffnen um dann nach ein oder zwei Jahren wieder pleite gehen weil zu viele andere Menschen die gleiche Idee hatten und auch eine Ich-AG aufmachten mit dem Untertitel"Ich mache alles!". In Wirklichkeit haben wir doch schon sieben bis acht Millionen Arbeitslose. Wenn nicht sogar mehr. Wenn man alle Sozialhilfeempfänger noch dazuzählt sind wir wohl eher bei zehn Millionen.
Wieviele offene Stellen gibt es in Deutschland. 400.000, 500.000? Ich weiß es nicht. Vielleicht sind es auch eine Million weil es natürlich Stellen gibt die beim Arbeitsamt nicht gemeldet sind.
Und dann reden die da was von"Druck erhöhen".
Auf so manche Stellenazeige kommen heute 80, 100 und noch viel viel mehr Bewerber. Das ist bei Ausbildungsplätzen genauso wie bei Angestelltenverhältnissen oder auch Akademikerjobs. Fast überall ist es mittlerweile eigentlich schon so.
"Druck erhöhen". So ein Sch...! (sorry muß es einfach mal so ausdrücken).
Ich kenne so viele Leute die geben sich wirklich Mühe. Schreiben 80, 100 und noch mehr Bewerbungen, lesen täglich die Zeitung, suchen täglich im Netz nach Stellen, bewerben sich überall, versuchen sich weiterzubilden, machen Nebenjobs und sonst auch alles. Nix, null, keine Arbeit. Und diese Leute will man dann in die Pfanne hauen indem man den Druck erhöht. Sowas ist einfach eine ungeheuerliche Frechheit. Man kann fast niemandem einen halbwegs gescheiten Arbeitsplatz anbieten weil es davon kaum welche gibt aber will für das ganze Heer der Arbeitslosen die Zumutbarkeitskriterien erhöhen.
Da sind haufenweise Menschen dabei die echt engagiert sind und eine gute Ausbildug haben und teilweise schon lange in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt haben und die will man dann zwingen und nötigen.
Da geht einem echt der Hut hoch!
Viele Grüße,
Sascha

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