- Alternativinvestment Olivenbäume! - Otto_Ludwig_Piffel, 10.10.2003, 12:11
- Re: Alternativinvestment Olivenbäume! - kizkalesi, 10.10.2003, 14:28
- und wer möchte, ich kann auch liefern, - Dieter, 10.10.2003, 17:39
Alternativinvestment Olivenbäume!
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Nizza - Thierry Derbez von der Baumschule bei Saint-Tropez an der Côte d'Azur war etwas überrascht. Wollte doch ein betuchter Kunde glatt 45.000 Euro auf den Tisch blättern, um sich einen zwei Jahrtausende alten Olivenbaum in den mediterranen Garten seiner Villa stellen zu können. Gärtnerei-Kollege Valerio Bianchi in Nizza kennt diesen südfranzösischen Trend schon:"Die Jet-Set-Leute kaufen die hundertjährigen Olivenbäume so, wie sie sich Diamanten schenken." Die knorrigen Bäume, von denen manche ein biblisches Alter haben können, sind spektakulär in Mode gekommen.
Wachsende Nachfrage
Die Nachfrage nach den urwüchsigen Symbolen des Friedens und der Langlebigkeit steigt Jahr für Jahr an. Der ebenfalls in Nizza tätige Baumschulbesitzer Daniel Roseto verkauft inzwischen etwa 100 alte Olivenbäume im Jahr."So um 1995 herum waren es gerade einmal zehn. Unlängst flatterte mir eine Bestellung für einen 'Olivier' ins Büro, der mehr als 1.000 Jahre alt sein und einen Umfang von mindestens sieben Metern haben sollte", berichtet er von der Baum-Manie.
Den"Sturm" auf die ästhetischen Uralt-Gewächse mit den silbrigen Blättern erklären sich die Gärtnereien und Baumschulen an der"French Riviera" vor allem so: Gerade ältere Leute mit dem nötigen Kleingeld möchten ihre Residenz mit einem Baum schmücken, der sofort Langlebigkeit und Gediegenheit ausstrahlt. Der schon etwas betagtere Olivenbaum ist für etwa 5.000 Euro zu haben. Hat er geschätzte eineinhalb tausend Jahre Geschichte in seinem knarzigen und verdrehten Stamm und einen Umfang von sechs Metern, kostet der Baum bereits gut und gerne 30.000 Euro.
Spanische Importware
Dabei sind diese bizarr geformten Objekte der Begierde in den meisten Fällen überhaupt nicht in der Provence groß geworden. Den Bestellzettel im Gepäck reist Valerio Bianchi regelmäßig nach Andalusien. Er sucht sich also in Südspanien die prächtigsten Bäume aus. Sie werden entwurzelt und treten dann auf einem Sattelschlepper eine nahezu 2.000 Kilometer lange Reise in ihre neue Heimat an - um danach in einem weitläufigen Gelände mit Zypressen und Oleander zu stehen.
Spanien hat zwar mehr stolz aussehende und betagte Olivenbäume als jedes andere Anrainerland des Mittelmeeres. Und doch gibt es angesichts des gewinnträchtigen"Exodus'" der immergrünen Ã-lbaumgewächse mit den weißen Blütenständen mittlerweile auch kritische Stimmen. Sie sprechen von einem Ausverkauf des spanischen Kulturerbes. Wer sich unbedingt einen Baum im Alter von mehreren hundert Jahren schenken will, kann jedoch auch anderswo bedient werden - etwa mit tunesischen Ã-l-Bäumen. Viele südfranzösische Baumschulen bedienen sich auch ausgiebig in Italien.
Modebewusstsein
Niemand kann allerdings so ganz genau sagen, wie alt so ein bis zu zehn Tonnen schweres Naturgewächs ist, das oftmals kaum noch Oliven trägt. Um einigermaßen sicher zu sein, müsste man eine Kernbohrung vornehmen, worunter der Baum aber übermäßig leiden könnte. Also geht der Fachmann vom Umfang des Stammes aus und befragt die alten Bewohner in dem Dorf, in dem er das Luxus-Gewächs erwirbt. Ist der Kandidat für eine"Auswanderung" in die Provence mehr als acht Meter hoch, dann thront er für den"außergewöhnlichen Konvoi" ganz allein auf dem Lastwagen, um zu seinem modebewussten neuen Besitzer in Südfrankreich zu gelangen.
Gruss
Otto

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