- Jammerossis? Eher JAMMERUNTERNEHMER! Standort D SO MIES, daß EXPORT-Weltmeister! - RK, 14.10.2003, 09:14
- Re: EXPORT-Weltmeister! - Tassie Devil, 14.10.2003, 10:10
- Re: EXPORT-Weltmeister! - RK, 14.10.2003, 12:42
- Re: Giganten am Himmel - Tassie Devil, 14.10.2003, 15:11
- Re: EXPORT-Weltmeister! - RK, 14.10.2003, 12:42
- Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) - Popeye, 14.10.2003, 11:27
- Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) - RK, 14.10.2003, 12:30
- Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) - Popeye, 14.10.2003, 13:10
- Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) - RK, 14.10.2003, 13:28
- Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) - Popeye, 14.10.2003, 13:10
- Re: Devisenreserven sind Nullnummer - dottore, 14.10.2003, 13:38
- Re: Exportüberschüsse und merkantiles Denken (langweilig!) - RK, 14.10.2003, 12:30
- Aufschlußreich: KEINER geht auf Aspekte BINNENKAUFKRAFT+VERSCHULD.PROFITEURE ein - RK, 14.10.2003, 16:15
- Re: EXPORT-Weltmeister! - Tassie Devil, 14.10.2003, 10:10
Re: Devisenreserven sind Nullnummer
-->>Booaah wir sind wieder Exportweltmeister! Uns geht es gut! Die Gewerkschaftsfunktionäre wetzen die Tarifmesser, es geht aufwärts.
>So oder so ähnlich sind wohl die allgemeinen Vorstellungen bezüglich solcher Meldungen.
>Richtig? Diese nicht auszumerzende Vorstellung geht auf altes, längst als Unsinn entlarvtes merkantilistisches Denken zurück: Exporte bringen Geld (damals meistens Gold) ins Land und Gold ist die Inkarnation des Reichtums. Der Unsinn wird deutlich, wenn man sich vorstellt, dass ein Land alle Waren ins Ausland verkauft hat und nun auf einem Berg von Gold verhungert.
>Dieses Bild ist heute leider nicht so ganz falsch, denn für die US-Dollar die ein Exportüberschuss u.a. generiert, und die letztendlich heute bei der Zentralbank landen wird sich in Gänze niemand irgendetwas kaufen können.
Einspruch. DCX verkauft in USA einen Benz für 100 Mille ($ = €). Der Ami zahlt von seinem Konto (aktiv bei der US-Bank, also ein Guthaben = Forderung, die er dort hält), diese schreibt dem Händler gut. Der Händler muss nun die 100 Mille in € an DCX überweisen. Dazu kauft dessen Bank Euro am Devisenmarkt (beeinflusst WK) und hat nun eine Forderung gegen eine Euro-Bank, welche sie dann der DCX-Bank gutschreibt, die damit den Benz als bezahlt abhakt. DCX hat jetzt ein Guthaben auf € lautend bei seiner Bank. Eine ZB tritt überhaupt nicht in Erscheinung.
Kauf der Ami mit Kredit seiner Bank, läuft's ganz genauso, nur dass er über 100 Mille jetzt bei seiner Bank im Soll ist. Genauso gut könnte sich der Ami die 100 Mille direkt bei einer deutschen Bank leihen oder seinen Benz über die DCX-Bank finanzieren. In jedem Fall muss der Ami an eine Bank die 100 Mille zurückzahlen, was nur geht, wenn er später entsprechende Einkünfte hat. Wer das Kursrisiko $/€ trägt, müssen die Beteiligten untereinander ausmachen.
Eine ZB kommt nur ins Spiel, wenn sie den WK selbst beeinflussen will und $/€ entweder kauft oder verkauft. M.a.W.: DCX ist immer bezahlt und so etwas, wie eine"thesaurierten" Exportüberschuss gibt es ebensowenig, wie entsprechende"Minussalden".
Alles, worum es geht: Wird der Kredit abgelöst und falls ja, ob eine Kursdifferenz, die sich in der Zeit zwischen Kredit und Fälligkeit ergibt, entsteht, die der jeweilige Schuldner, der dann wieder über den Devisenmarkt gehen muss, zu seinen Kreditkosten schlagen muss.
Was sind nun"Devisenreserven"? Das sind Staatstitel eines Landes in einem Währungssraum, welche die jeweiligen ZBS in einem Währungsraum halten (und in der Bilanz zum Niederstwert buchen, also dem Niederst-WK).
Laufen die Titel ab, kann die ZB diese durch andere, noch laufende des anderen Landes ersetzen. Dann steigen die Devisenreserven letztlich um den Zins der Staatspapiere (bewertet werden sie wie eben, können also auch - trotz Zinszubuchungen - fallen).
Wie kann nun eine ZB ihre Devisenreserven wieder abbauen? Ganz einfach: Titel auslaufen lassen. Dann muss der Fremdstaat an die ZB in täglicher Fälligkeit leisten und zwar in deren Währung (muss sich also wieder über Devisenmarkt usw. diesen Betrag beschaffen).
Dann erhält die ZB ihr eigenes Geld zurück und es ist wech, wie alles Geld, das in die ZB strömt. Aktiv werden die Devisenreserven ausgebucht und passiv je nachdem, was dem entspricht, letztlich Banknoten.
Woraus folgt: Devisenreserven sind nicht etwa eine Art"Schatz", sondern gar nichts.
Die SNB hat dem bisher am besten Rechnung getragen und ihre"Devisen" (52,9) durch Rückstellungen (38,5) schon zu ca. 3/4 aus der Welt geschafft:
Hier
Was passiert nun in den USA, wenn US Treasury die Titel von ausländischen ZBs nicht mehr prolongiert erhält, weil diese reinen Tisch machen wollen?
Dann muss US Gov die nächsten Titel im Inland open market unterbringen, was auf steigende Zinssätze hinauslaufen dürfte.
>Seit David Ricardo wissen wir darüber hinaus, dass Außenhandel nicht deshalb wohlfahrtssteigernd wirkt, weil wir „billiger“ anbieten können als unsere Exportpartner. Vielmehr kommt es auf die sog. Komparativen Kostenvorteile zum Exportpartner an. M.a.W. damit Außenhandel wohlfahrtssteigernd wirkt, müssen nicht absolute Kostenvorteile vorliegen, sondern es genügen „relative“ bzw. „komparative“ Kostenvorteile.
>(Relative Kosten sind Kosten eines Gutes in Relation zu Kosten eines anderen Gutes.)
So isses. Die"Wohlfahrt", die da gesteigert wird, läuft aber auch nicht auf irgendwelche"Schätze" hinaus, sondern ganz einfach darauf, wer - relativ zum anderen - weniger arbeiten muss. Dadurch wird kein Wohlstand gesteigert, sondern einfach eben nur im Land A weniger als im Land B gearbeitet (umgerechnet übrigens über die Arbeitsrelationen in den jeweiligen Ländern selbst), wobei in einem der beiden Länder insgesamt weniger als im anderen gearbeitet werden kann.
>Diese relativen Kostenrelationen werden durch die sog. Terms of Trade gemessen.
>Konkret z.B.: Wie viele US - Personal Computer bekommen wir für einen BMW den wir exportieren. Ein steigender Exportüberschuss ist regelmäßig ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich diese Terms of Trade des Exportlandes verschlechtern, dass heißt wir bekommen weniger PCs für einen BMW.
So isses oder siehe eben (sofern alles cash bezahlt wird): die PC-Fritzen müssen weniger arbeiten. Da aber mit Kredit gearbeitet wird, und die Amis mehr BMWs auf Kredit kaufen als wir PCs, müssen die Amis das später abarbeiten und zwar in den USA selbst (denn dort sitzen ihre Gläubiger) und nicht in Europa.
Da das US-Handelsbilanzdefizit nur entstehen kann, wenn in den USA die Privaten sich mehr verschulden als sich die Privaten im Überschussland, müssen sie die Schulden auch dort abarbeiten, wo sie gemacht wurden.
Die"Bedrohung" des US-Außendefizits besteht einzig und allein darin, dass die Amerikaner für Amerikaner noch viel, viel mehr arbeiten müssen - wie es sich für Schuldner auch gehört.
>Geht es den Unternehmen nun wegen des hohen Exportüberschüssen gut. Schön wärs! Der jüngste „Exportboom“ ist vielmehr der verzweifelte Versuch vieler Unternehmen ihren fehlenden Inlandsabsatz durch Preiszugeständnisse auf Exportmärkten aufzufangen - so jedenfalls meine persönliche Beobachtung bei Unternehmen die ich kenne.
So ist es leider in der Tat. Die deutschen Firmen können auch als Exportweltmeister pleite gehen. Die Gefahr ist immens, dass die knappen Gewinne, die im Ausland noch erzielt werden, und man dann nicht mehr aus den Märkten rauskommt und die dafür aufgebauten Inlandskapazitäten auch noch durchhalten muss (Kündigungsschutz), in Verluste umschlagen, die dann im Inland durch dort bessere Preise auch nicht mehr aufgefangen werden können (von der Unmöglichkeit Exportkapazitäten siehe eben nicht sofort abbauen zu können ganz zu schweigen).
An diesem"Exportboom" wird Deutschland noch gänzlich zugrunde gehen, vor allem geht das ganz fix.
Und nochmals für Dich, Euklid:
Wir sind die Parasiten und Amerika ist unser Wirtstier. Geht das ein, sind wir mausetot.
Gruß!

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