- Angebliche Probleme im EW-Forum? (owT) - Vlad Tepes, 17.10.2003, 21:08
- Ja ich soll der Zersetzer sein;-)) (owT) - Euklid, 17.10.2003, 21:14
- Na ja, aussser..... - crosswind, 18.10.2003, 00:02
- Re: Na ja, aussser..... - Euklid, 18.10.2003, 09:06
- Re: Beim Appell an die Vaterlandsgefühle ist der große Beschiß unterwegs - Tempranillo, 18.10.2003, 11:45
- Re: Beim Appell an die Vaterlandsgefühle ist der große Beschiß unterwegs - Euklid, 18.10.2003, 12:03
- Re: Alles steht bei Karl Kraus - Tempranillo, 18.10.2003, 15:25
- Re: Alles steht bei Karl Kraus - was ist das alles für ein Graus - Baldur der Ketzer, 18.10.2003, 16:37
- Re: Baldur, ein Meister auch der fremden Stile. Bravo und Danke! (owT) - Tempranillo, 18.10.2003, 18:07
- Re: Alles steht bei Karl Kraus - was ist das alles für ein Graus - Baldur der Ketzer, 18.10.2003, 16:37
- Re: Alles steht bei Karl Kraus - Tempranillo, 18.10.2003, 15:25
- Re: Die Gabi-Bauer-Sendung war tatsächlich ein Highlight - JLL, 18.10.2003, 13:02
- Lebensfremd? - Euklid, 18.10.2003, 13:11
- Re: Beim Appell an die Vaterlandsgefühle ist der große Beschiß unterwegs - Euklid, 18.10.2003, 12:03
- Re: Beim Appell an die Vaterlandsgefühle ist der große Beschiß unterwegs - Tempranillo, 18.10.2003, 11:45
- Re: Na ja, aussser..... - Euklid, 18.10.2003, 09:06
- Na ja, aussser..... - crosswind, 18.10.2003, 00:02
- Ignorieren. Nix da. - BillyGoatGruff, 17.10.2003, 21:17
- Re: Ignorieren. Nix da. - Vlad Tepes, 17.10.2003, 21:21
- Meine Headline unten sollte natürlich ein Scherz gewesen sein! Von 'Zersetzung' - Galiani, 17.10.2003, 22:10
- Ja ich soll der Zersetzer sein;-)) (owT) - Euklid, 17.10.2003, 21:14
Re: Alles steht bei Karl Kraus
-->Hallo Euklid,kar
>Wenn sie mit diesen Gefühlen anfangen zu spielen wirds brandgefährlich.
Du schreibst in einem Satz, wofür ich mehrere Absätze gebraucht habe! In Wahrheit ist alles, worüber wir uns aufregen ein alter, uralter Hut.
In gespenstischer Eindringlichkeit und Genauigkeit - wenn es sich um große Kunst handelt, kann Genauigkeit gespenstisch sein - kann das bei Karl Kraus in den"Letzten Tagen der Menschheit" (was für ein toller Titel), eine abgründige Darstellung von K.u.K-Ã-sterreich und Deutschland im Ersten Weltkrieg - nachgelesen werden.
Von Helmut Qualtinger, der heuer, am 8.10., 75 Jahre alt geworden wäre, gibt es eine kongeniale Lesung des Karl Kraus´schen Monsterdramas, die, wegen der phänomenalen Wandlungsfähigkeit Qualtingers, dem ausufernden Werk unendlich besser gerecht wird als jede szenische Aufführung. So viele Schauspieler-Typen gibt es gar nicht, wie Qualtinger, mit nichts anderem als seiner Stimme und sprachlichem Variantenreichtum auftreten läßt. Davon gibt es eine Video, das für mich, neben einigen anderen Ton-Aufzeichnungen, zum Besten gehört, was man im 20. Jahrhundert finden konnte.
Unbegreiflich, wie ein unansehnlicher, von Alkoholexzessen gezeichneter, faulige Zähne entblößender, unappetitlicher Klumpen ganz allein, nur mit seiner Stimme, seiner Visage und seinem Parodisten-Genie ausgestattet, ein Menschheitsdrama akustisch Gestalt werden läßt.
Glanz und Elend des g´schlamperten, verkommenen Genies, wie man es in dieser Form vielleicht nur in Wien finden wird.
Sehr bezeichnend war es für mich, daß der 75. Geburtstag Qualtingers zwar in den diversen Feuilletons seinen Niederschlag gefunden hat, aber im Fernsehen seltsamerweise nur, und das auf allen Kanälen, aus dem enormen Spektrum Qualtingers vor allem der"Herr Karl" ausgewählt wurde. Kein Piepser aus den letzten Tagen der Menschheit, fast nichts aus der Zusammenarbeit mit Gerhard Bronner, kein Jedermann-Calypso und auch"ka Wüder auf seiner Maschin", eine Vorwegnahme der spätkalitalistischen Überdrehtheit:"I waß net, wo i hiwü, dafür bin i schneller durt". (Der Motorradfahrer: Ich weiß nicht, wo ich hin will, dafür bin ich schneller dort)
Statt dessen der faschistoide Wiener Kleinbürger, der Herr Karl. Warum nur wird der geniale Qualtinger zu einem Schmalspur-Kabarettisten verengt? Könnte es nicht sein, daß der Herr Karl gegenwärtig sehr viel harmloser ist als das andere, noch dazu, wo man mit dieser Figur problemlos Gutmenschen-Propaganda treiben kann?
Am Beispiel von Qualtingers"Herrn Karl" läßt sich die ganze Verkommenheit der Political Correctness darstellen. Als Qualtinger diese Figur auf die Bühne gebracht hat, ist er ein massives Risiko eingegangen, indem er den ganzen Unmut der österreichischen Selbstgerechtigkeit provoziert hat. Er hat es in Kauf genommen, zur Unperson zu werden.
Diejenigen aber, die heute den Herrn Karl in der Endlosschleife abspulen, riskieren goar nix. Sie reihen sich ein in den Reigen derer, die sich in aller Ã-ffentlichkeit vor dem Führerbild ohne jedes Risiko einen runterholen; weil sie wissen, daß sie von Seiten der veröffentlichten Meinung nicht anderes als uneingeschränkte Zustimmung erhalten werden.
Sie wissen, daß der ganze, gegen eingebildete Feinde kämpfende Pöbel, der in Sandra Maischberger, Brei mit Illner, Sabine Christiansen, Gabi Bauer, Alfred Biolek, Johannes B. Kerner, Reinhold Beckmann, Guido Knopp u.a. seine Wichsvorlagen findet, es nur darauf abgesehen hat, sein Weltbild gegen störende Einflüsse abzudichten.
Tempranillo

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