- Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H". - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 22.10.2003, 19:48
- Re: Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H" / hört hört... - -- Elli --, 22.10.2003, 20:29
- Re: Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H" / hört hört... - Euklid, 22.10.2003, 21:12
- Re: Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H" / hört hört... - - Elli -, 22.10.2003, 21:30
- Kostolany zu Prechter (und dottore) - Helmut, 22.10.2003, 22:18
- Prechter - Gezeitenwechsel [mB] - Sascha, 22.10.2003, 21:44
- Prechter ist seit 1987(vor Kurssturz) bearish - kingsolomon, 22.10.2003, 21:55
- Re: Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H" / hört hört... - - Elli -, 22.10.2003, 21:30
- Re: Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H" / hört hört... - Euklid, 22.10.2003, 21:12
- Re: Prechter ist"B-E-A-R-I-S-H" / hört hört... - -- Elli --, 22.10.2003, 20:29
Kostolany zu Prechter (und dottore)
-->Andre Kostolany in"Die Kunst über Geld nachzudenken":
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...Diese neue Variante der Spekulation eröffnete auch der
Arbitrage ein neues Spielfeld. Computergesteuert kaufen die
großen Investmentbanken Terminkontrakte in Chicago, wenn
diese billiger sind als die Aktien in New York, und umgekehrt
(siehe dazu Seite 33, »Arbitrageure«) Die Index-Arbitrage
verbindet den New Yorker Aktienmarkt mit dem Terminmarkt
in Chicago wie zwei kommunizierende Röhren.
Die geringen Einschüsse entfesselten 1987 ein
hemmungsloses Spiel in diesen Indexkontrakten. Fast
regelmäßig war das Volumen der in New York umgesetzten
Aktien geringer als das aller in Chicago an einem Tag
gehandelten S&P-500-Kontrakte, was den Terminmarkt zur
dominierenden Kraft werden ließ. Nicht mehr der Hund wedelte
mit dem Schwanz, sondern der Schwanz mit dem Hund. Die
Golden Boys waren voll engagiert und trieben mit ihren
Indexkäufen den Markt weiter nach oben. Ein Rekord im Dow-
Jones nach dem anderen wurde mit Champagner begossen. Die
Broker freuten sich über immer höhere Umsätze und versuchten,
weitere Anleger in die Spielhölle hereinzulocken. Ein
Börsenguru namens Robert Prechter, der mit Hilfe der Elliot-
Wellen einen Dow-Jones von 3686 für 1988 voraussagte, war
der Star der Anleger. Seine Berühmtheit war ein klares Indiz
dafür, daß sich die Papiere bereits überwiegend in den Händen
der Zittrigen befanden. Jeder nur ein wenig erfahrene Börsianer
würde niemals einem Guru hinterherlaufen, der behauptet, den
Dow-Jones auf den Punkt genau vorhersagen zu können. Man
kann optimistisch oder pessimistisch sein, aber was Prechter
machte, war eine Beleidigung des gesunden
Menschenverstandes....
...Nach dem 19. Oktober 1987 pilgerten auch viele
Sensationstouristen nach New York. Sie dachten, die Wall-
Street-Magnaten würden wie 1929 aus den Fenstern springen.
Doch sie warteten vergebens. Niemand sprang. Rund 50 000 der
Golden Boys verloren zwar ihre Jobs, doch ihr Leben verloren
sie glücklicherweise nicht. Und die Kündigungswelle war nicht
bedauerlich, sondern eine gesunde Bereinigung. Schließlich
waren es die Golden Boys, die aus der Wall Street ein
Spielcasino gemacht hatten.
Auch Guru Robert Prechter schwenkte ins Lager der
Pessimisten um. Fortan prognostizierte er einen Dow-Jones von
unter 1000 Punkten. Tatsächlich markierte der 19. Oktober
bereits den tiefsten Stand. Es folgte die Korrektur, und da sich
die Wirtschaft entgegen der Prophezeiungen der Professoren
weiter nach oben entwickelte, konnten die Kurse weiter steigen
und in die Phase der Begleitung durch gute Nachrichten
übergehen. Und was waren das für Nachrichten? Der Zerfall der
Sowjetunion, die deutsche Einheit und ein neues
technologisches Zeitalter....
...Eigenartigerweise sind die meisten Börsengurus Crash-
Propheten. Hausse-Gurus gibt es nur wenige. Den
Weltuntergang zu predigen erregt eben mehr Aufsehen. Doch
sie haben harte Zeiten hinter sich. Von den meisten spricht heute
kaum noch jemand. Robert Prechter und Joe Granville aus
Amerika habe ich schon erwähnt. In Deutschland war es mein
lieber Kollege und Freund Paul C. Martin, der in einem Buch
nach dem anderen den Crash prophezeite. Heute schreibt er für
die Bild-Zeitung. Oder der Ex-Bankier Philipp Freiherr von
Bethmann. Er wollte bestimmt nie die Kurse manipulieren,
sondern war hundertprozentig von seinen Prognosen überzeugt.
Er schaltete vor einigen Jahren in der FAZ eine ganzseitige
Annonce mit der Warnung vor dem wirtschaftlichen Untergang
der Welt. Diese Anzeige kostete ihn schließlich eine Menge
Geld, ohne daß er dadurch irgendeinen finanziellen Nutzen
gehabt hätte. Doch auch von ihm hört man nichts mehr. Aktiv ist
nur noch Roland Leuschel, der vor einigen Jahren ins Lager der
Crash-Gurus überwechselte. Bereits bei einem Dow-Jones von
3000 Punkten prognostizierte er ein zweites 1929. Bröckeln die
Kurse zwischenzeitlich ab, spricht er immer wieder vom so
genannten Salami-Krach, was bedeuten soll, daß der Crash sich
in kleinen Schritten vollzieht. Natürlich ist das semantisch völlig
falsch. Ein Crash ist etwas Plötzliches und Unerwartetes mit
sehr bösen Folgen. Meine Definition für einen Crash sieht so
aus: Das Zimmermädchen kommt mit der Suppenschüssel ins
Speisezimmer und lässt sie fallen. Den ersten Krach gibt es,
wenn die Porzellanschüssel den Boden erreicht. Dann fliegen
die Scherben auseinander und zum Schluss macht die Hausdame
dem Mädchen einen Krach. Das ist ein Crash - ein Triple-Crash
sogar.

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