- Kapitalismus = Krieg? Interessanter Grundlagenbeitrag - Frank, 22.10.2003, 18:23
- Re: Hi, Frank - wie wär's mit einer Antwort? - dottore, 22.10.2003, 18:53
- Frage - Ricardo, 22.10.2003, 19:34
- Re: Frage / verstehe ich nicht, bitte präziser oT - - Elli -, 22.10.2003, 19:38
- Re: Frage / verstehe ich nicht, bitte präziser oT - Ricardo, 22.10.2003, 19:43
- Re: Frage / verstehe ich nicht, bitte präziser oT - dottore, 22.10.2003, 20:39
- dynamische Betrachtung wäre jetzt noch interessant - Ricardo, 22.10.2003, 20:56
- Re: Zinsmärchen und Steuerwirklichkeit - dottore, 23.10.2003, 12:59
- dynamische Betrachtung wäre jetzt noch interessant - Ricardo, 22.10.2003, 20:56
- Re: Frage / verstehe ich nicht, bitte präziser oT - dottore, 22.10.2003, 20:39
- Re: Frage / verstehe ich nicht, bitte präziser oT - Ricardo, 22.10.2003, 19:43
- Re: Frage / verstehe ich nicht, bitte präziser oT - - Elli -, 22.10.2003, 19:38
- Re: Hi, Frank - wie wär's mit einer Antwort? - JeFra, 22.10.2003, 19:38
- Re: Hi, JeFra - - Elli -, 22.10.2003, 19:43
- "Mein Anderer" - Gespräch mit der Frau Scholz am Rhein - BillyGoatGruff, 22.10.2003, 20:09
- Frage - Ricardo, 22.10.2003, 19:34
- Keynes? das war eine andere Epoche! - Ricardo, 22.10.2003, 20:02
- Re: Hi, Frank - wie wär's mit einer Antwort? - dottore, 22.10.2003, 18:53
Re: Zinsmärchen und Steuerwirklichkeit
-->>>Ja, logisch. Es sollte doch nur verdeutlichen. Natürlich hat der längste Titel die höchsten Zinsen, siehe Zinskurven. Also dann bitte:
>>100 + 80 + 50.
>>Okay? Es kam mir darauf an zu zeigen, dass alle Zinsen für die jeweilige Fälligkeit (die dann auch gezahlt werden) in der Statistik addiert sind, obwohl sie saldiert werden müssen. Am Ende steht dann die berühmte Zinsdifferenz.
>>Gruß! (Muss leider wech)
>vor allem weil in Priode 1 schon Gewinn in Höhe von Zinsdifferenz bei A, C usw. anfällt. Wenn ich nicht irre.
Das stimmt. Der"Gewinn" wird aber nicht als Gewinn ausgeschüttet, sondern dient dazu, die laufenden Geschäfte zu finanzieren, was bei Banken hauptsächlich Löhne und Gehälter sowie allgemeiner Verwaltungsaufwand sind und somit als Einkommen, bei denen werden, die diese Aufwendungen als Erträge haben (und die somit in die BIP-Rechnung eingehen).
Der Zinsüberschuss der Banken lag 02 bei 85,6 Mrd., die Verwaltungsaufwendungen bei 78,3 Mrd., was sich nicht viel gibt. Der Rest macht dann zusammen mit dem Provisionsüberschuss (24,3) dann abzüglich der sonstigen Aufwendungen wie Sachaufwand zzgl. sonstiger Erträge das Betriebsergebnis (38,2) aus.
Davon gehen dann die Bewertungsveränderungen (Abschreibungen usw.) ab, so dass am Ende vor Steuern ein Jahresüberschuss von 10,6 Mrd. bleibt (minus 27 % gg. Vj.), der dann abzgl. Ertragsteuern, Dotation des Sicherungsfonds usw. zu einem Jahresbilanzgewinn aller Banken in Höhe von 4,7 (nach 7) Mrd. führt. Nachdem der ausgeschüttet wurde, wird er zu Einkünften und ergo wieder zu BIP.
Es geht also einzig und allein um den Zinsüberschuss, der an anderer Stelle (Nichtbankensektor) ein"Unterschuss" sein muss. Dazu kommen in Frage: Publikum, Staat, Ausland.
Detaillierte Berechnungen über den"Unterschuss" gibt es als mir bekannte leider nicht, aber es können Näherungslösungen versucht werden:
Der Staat zahlte 02 lt. VGR 67,2 Mrd. Zinsen. Damit wären noch 18,4 Mrd. offen. Die Banken hielten in 02 291,3 Mrd. ausländische Wertpapiere. Setzen wir den Zinssatz darauf mit 6 % an, haben wir 17,5 Mrd. Das inländische Publikum geht also im Wesentlichen mit plusminus Null aus dem Rennen.
Natürlich werden vom Publikum Zinsen bezahlt und bezogen. Und selbstverständlich sind die Zinsbezieher und Zinszahler nicht identisch, was bedeutet, dass es reine Nettozinsbezieher und reine Nettozinsbezahler gibt, aber auch das ist zu relativieren:
Der größte Block z.B. der Kredite an inländische wirtschaftliche unselbständige und sonstige Privatpersonen (Summa 959,5) sind Kredite für den Wohnungsbau (725,1, Rest u.a. Ratenkredite mit 115,5 und Debet auf laufenden Konten mit 22,1).
Die von diesem Teil des Nichtbankensektors zu zahlenden Zinsen sind durch zeitgleich auflaufende, wenn auch nicht sofort ausgezahlte Zinsen"gedeckt", z.B. über Thesaurierungsstellen, wie Lebensversicherungen (kaum jemand finanziert Haus/Wohnung auf"Pump", ohne durch eine LV abgesichert zu sein, die LV wird sogar häufig ausdrücklich zur Finanzierung des Kaufs/Baus eingesetzt, um nach Ablauf der LV dann"schuldenfrei" zu sein, was nur geht, wenn die LV zwischenzeitlich seine Zinsen"bunkert").
Man kann es also drehen und wenden wie man will, am Schluss bleibt der Staat (Inland, Ausland) als Zinsbezahler übrig. Die Zinsen holt er sich entweder über Steuern aus dem Publikum, um sie wieder an dasselbe abzugeben oder er zieht auf künftige Steuereinnahmen, was die Zinszahlung nur erhöht, aber am Prinzip nichts ändert.
Die ganze Geschichte von der ungeheuerlichen"Zinsbelastung" ist ein Märchen. Was wir haben ist eine ungeheuerliche Steuerbelastung (egal ob jetzt schon fällig oder später). Zins = census = Steuer, und das war's auch schon.
Davon abgesehen ist freilich richtig, dass sich diese Belastung unterschiedlich ("ungerecht") verteilt, wie nicht anders zu erwarten und in der Geschichte auch nie anders zu erkennen. Dadurch, dass der Staat über Staatsverschuldung de facto Steuern (census) an die Halter der Staatstitel abtritt, liegen letztlich jene vorn, die Staatstitel bunkern können, da nur aus diesen Titeln tatsächlich Zinsen (= Steuern = census = dann wieder ausgezahlte Staatseinnahmen) fließen.
"Ungerecht" ist und bleibt die Steuerbelastung, wobei die Titelhalter, das, was ihnen nach Abzug wiederum der Steuern darauf netto bleibt, ihre sonstigen Steuern mindern oder ihre Steuerlast sogar netto auf Null stellen können. Wer nur Staatstitel hält, kassiert eben (statt des Staates, der ja an ihn abgetreten hat) Steuern (= census = Zins).
Dass dies nicht auf Dauer funktionieren kann, leuchtet unmittelbar ein. Jene, die netto Steuern zahlen, verarmen relativ zu denen, die netto Steuern kassieren (die der Staat an sie abgetreten hat, um es nochmals klar zu machen).
Gegensteuern ginge über eine höhere Steuer nur auf Staatstitel, was aber unvorstellbar ist, da der Staat am Kapitalmarkt im Wettbewerb steht. So wird sich die Verteilung des allein entscheidenden Steuer-Inkassos immer weiter verschlechtern. Am Ende wird die Steuerbelastung (laufende oder künftige) so hoch werden, dass sich kein Wirtschaften mehr einstellt und demnach auch keine Besteuerungsbasis mehr zeigt.
Die Mixtur aus Staatsbankrott und Umsturz ist also angerichtet. Sie köchelt auf schöner Flamme, wie wir täglich weltweit miterleben dürfen.
Gruß!

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