- Es wird den Dollar erwischen... - stocksorcerer, 25.10.2003, 15:22
- Wie die Amerikaner über den Dollar den Rest der Welt das Fürchten lehren - stocksorcerer, 25.10.2003, 15:49
Wie die Amerikaner über den Dollar den Rest der Welt das Fürchten lehren
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Wie die Amerikaner über den Dollar den Rest der Welt das Fürchten lehren - Äußerlich ist noch alles ruhig, aber...
(22.10.2003)
Am internationalen Devisenmarkt bilden sich die Wechselkurse zweifellos nach den realen Kapitalflüssen. Doch was diese Kapitalflüsse treibt, ist so vielschichtig, wechselhaft und in großen Teilen so undurchsichtig, dass es sich kaum lohnt jedem einzelnen Faktor nachzugehen. Man würde sich ganz einfach im Dickicht der Geflechte verlieren.
Ein verheißungsvoller Ansatz zur Beurteilung der jeweils aktuellen und der künftigen Lage sind die Interessen der Länder oder Regionen, die hinter einer Währung stehen. Und damit wollen wir an unser EDITORIAL von gestern (21. Oktober) anknüpfen.
Diese Notenbanken sind, sofern sie nicht aus eigenem Antrieb handeln, Vollstrecker realpolitischer Absichten. Da die Notenbanken das Monopol zum Gelddrucken halten, verfügen sie über eine Macht, die bei umsichtiger und geschickter Handhabung letztlich ganze Märkte brechen kann. Die Amerikaner haben diese Erkenntnis in der knappen Warnung"Never fight the Fed!" zusammengefasst.
Wenn wir mit Blick auf die gegenwärtige Lage einmal versuchen, die realpolitischen Interessen der drei großen Währungsräume, nämlich USA, Euroraum und Japan, zu ergründen, so fällt das nicht schwer. Alle Drei wollen ihre Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs bringen. Aber offenkundig nicht alle um jeden Preis. Dabei spielte die jeweilige Einstellung gegenüber der Inflation eine herausragende Rolle.
Doch die Ausgangssituation ist in jedem dieser drei Fälle unterschiedlich:
Japan hat überhaupt keine Sorgen, dass ein massiv gelockertes fiskalisches und monetäres Vorgehen Inflation hervorruft. Im Gegenteil, Inflation wäre in der gegenwärtigen Lage sogar sehr erwünscht.
Die USA machen sich ebenfalls keine Gedanken über die Inflation. Vielmehr hat die Notenbank in Washington (Fed) mehrfach offiziell erklärt, das große Risiko für die Wirtschaft des Landes liege in einem unwillkommenen weiteren Rückgang der ohnehin schon geringen allgemeinen Teuerung.
Im Euroraum hingegen wird die Geldpolitik noch immer von Besorgnis über die Inflation geprägt. Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint wenigstens unter der nun endenden Ägide Duisenberg erst die Inflation wieder aufs gesteckte Maß zurückstutzen zu wollen, bevor sie ihre Geldpolitik zur Anregung der Wirtschaft massiv lockert.
Anzumerken bleibt, dass die EZB dazu im Gegensatz zur amerikanischen und zur japanischen Notenbank noch so gut wie alle Pfeile im Köcher hält.
Da die Fed wegen der unbestrittenen Wirtschaftskraft der USA die mächtigste geldpolitische Institution der Welt ist, werden sich der Euroraum und Japan letztlich am Konzept der USA orientierten müssen. Andernfalls würden sie einen hohen wirtschaftlichen Preis zahlen.
Die amerikanischen Interessen sind zweifelsfrei auf bedinglose Reflationierung der Wirtschaft gerichtet. Dabei spielen die Folgen der augenblicklich von der Fed erzeugten Liquiditätsschwemme, die Haushaltsdefizite und die Leistungsbilanzdefizite aus amerikanischer Sicht nicht die geringste Rolle.
Die Reflationierung der amerikanischen Wirtschaft kann aber nur bis zur Vollendung reifen, wenn die anderen bedeutenden Volkswirtschaften mitziehen. Eine weitere Voraussetzung ist, dass der Eine so wenig wie möglich Wachstum vom Anderen stiehlt, also keine Politik der kompetitiven Abwertung betreibt, wie es Japan durch Interventionen zu Gunsten des Dollar und zu Lasten des Yen immer wieder -erfolglos- versucht.
Was können die Amerikaner nun tun, um ihr Interesse an einer möglichst breiten Reflationierung gegenüber dem Euroraum und Japan durchzusetzen? Sie müssen nur bei ihrer Politik des Schaffens unermesslicher Defizite und unermesslicher Liquidität bleiben.
Als letzte, aber psychologisch wirksamste Waffe bliebe den Amerikanern noch, die"Politik des starken Dollar" offiziell und lautstark aufzugeben. Dies würde"alle Welt" offen dazu einladen, gegen den Greenback zu setzen.
Die Kehrseite der Medaille bestünde darin, dass der Euro und der Yen in diesem Fall in einen unkontrollierbaren Aufwertungsstrudel gezogen würden. Als Reaktion müssten der Euroraum und Japan die fiskalischen und die monetären Schleusen bis über den Anschlag hinaus öffnen, und zwar ohne Rücksicht auf Inflationsgefahren und andere Bedenken.
Sollten sich der Euroraum und/oder Japan einer solchen Reaktion auf den Willen der Amerikaner zu entziehen versuchen, gingen sie wirtschaftlich unter. Der Euroraum und Japan müssten eine chaotisch verlaufende Aufwertung ihrer Währungen sehr viel mehr fürchten als die Amerikaner eine chaotisch verlaufende Abwertung des Dollar.
So ist es, und nicht anders. Und wenn heute noch jemand glaubt, zuerst an Inflation und dann erst an die reale Wirtschaftstätigkeit zu denken, liegt er absolut falsch. Was wirklich an Inflationsgefahren bleibt, ist späteren geldpolitischen und fiskalischen Reparaturarbeiten vorbehalten.
Das Gebot der Stunde ist Wachstum um jeden Preis. Dahinter haben alle Ideologien, Dogmen und Theorien zurückzustehen. Denn ohne Wirtschaftswachstum ist alles nichts.
Übrigens: Besonders mit Blick auf das in seinen unergründlichen Wurzeln überwiegend sozialistisch orientierte Europa muss sich die Frage stellen, was mit der Demokratie hier geschehen würde, wenn es wirtschaftlich tatsächlich wieder einmal in den Abgrund ginge wie in den zwanziger und in den dreißiger Jahren. Die noch jungen Demokratien hier werden ihre Feuerprobe vielleicht erst bestehen, wenn sie einmal eine wahre Wirtschaftskrise ausgehalten haben.
Arnd Hildebrandt
Herausgeber
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Und hier stelle ich mir folgende Frage:
Das Gebot der Stunde ist Wachstum um jeden Preis. Dahinter haben alle Ideologien, Dogmen und Theorien zurückzustehen. Denn ohne Wirtschaftswachstum ist alles nichts.
Ich habe das Problem, dass wir halt nicht über abgeschlossene Wirtschaftsräume reden. Sonst hätte ich nämlich gesagt, dass das Augenmerk hauptsächlich auf die Beschäftigungslage gelenkt werden müßte mit Senkung von Lohnnebenkosten und Stärkung der Binnennachfrage nach eigenen Produkten. Was bringt ansonsten ein Wachstum, wenn es an den ehemalig Beschäftigten vorbei fließt und in Kanäle sickert, in die schon viel zu viel geflossen ist? Ich denke, das wichtigste am Wachstum wäre, wenn es sich auf so vielen Schultern wie möglich gründet.
Ich stolpere noch immer über meine Vorstellung, dass eine breite in Arbeit stehende Masse nach dem Geld verdienen anständig konsumiert. Und ich frage mich daher, wie man höhere Beschäftigung erreicht und der Steuerzahler gleichzeitig nicht über einen massiv abwertenden Dollar eine neue Bürde auferlegt bekommt.
Wie müssen wir uns verhalten? Bundesbank, Parlament, EZB? Gibt es einen Trick, nicht als erstes Opfer auf der Schlachtbank zu landen, oder sind wir schlicht ohne Chance dem Untergang geweiht, weil Amerika den seinen hinauszögern wird, bis es nicht mehr geht? Ist es nicht andererseits so, dass Amerika mit einer Abwertungsstrategie seine eigenen Ansatzmärkte tötet? Und wie soll dann weiteres Kapital nach Amiland fließen können?
winkääää
stocksorcerer
PS: Meine Meinung ansonsten ist ja vermutlich allen hier klar. No return. Game over. Das Schutzschild der Enterprise ist schon auf 0% und Scotty liegt dank schottischem Whiskey im Vollsuff auf der Intensivstation.... während beim Gegenüber alle Phasor-Bänke aufgeladen werden.
<ul> ~ hier ist´s her:-)</ul>

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