- Edelmetalle: Händler sehen glänzende Zeiten für Gold (FTD 27.10.03) - Nickelman, 26.10.2003, 18:51
Edelmetalle: Händler sehen glänzende Zeiten für Gold (FTD 27.10.03)
-->Aus der FTD vom 27.10.2003
Edelmetalle: Händler sehen glänzende Zeiten für Gold
Von Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Nach einem Preisanstieg am Freitag gehen die Händler und Anleger am Goldmarkt voller Optimismus in die neue Woche. Für die nächsten Tage erwarten Sie zumindest ein neues Sieben-Jahres-Hoch.
Am Freitag war der Goldpreis für kurze Zeit über die Marke von 390 $ je Unze gesprungen. Mehrheitlich prognostizieren die Experten, dass das gelbe Metall kurzfristig mindestens auf das Sieben-Jahres-Hoch von Ende September, das bei 393,30 $ gelegen hatte, springen kann. Einige Marktteilnehmer rechnen sogar mit weitergehenden Gewinnen und einem Test der psychologisch wichtigen Marke von 400 $ je Unze.
Sie verweisen auf die Wiederbelebung der Nachfrage von Fonds, die das Gold ebenso wie andere Rohstoffe zur Portfoliodiversifizierung einsetzen. Unterstützung fand das Metall aber auch durch eher kurzfristige Faktoren wie fallende Aktienmärkte und die wieder verschärften Spannungen im Nahen Osten. Dazu kam erneut ein schwacher Dollar. Mit Kursen von mehr als 1,18 $ gegenüber dem Euro war seine Schwäche eine der treibenden Kräfte hinter den Kursgewinnen beim Goldpreis der vergangenen Woche.
Eine Trendwende auf der Devisenseite dürfte allerdings auch wieder Druck auf das Gold mit sich bringen. Eine erste charttechnische Unterstützung läge in einem solchen Fall bei 380,00 $, darunter dann weiter bei 375,00 $.
Niedrige Importe
Die physische Nachfrage hat bei dem Preisanstieg in der vergangenen Woche keine besondere Rolle gespielt. Sowohl aus Indien als auch aus Japan wurde angesichts der wieder stark gestiegenen Preise eher von Zurückhaltung der Käufer berichtet. Die Importe nach Bombay, so lokale Händler, hätten in den vergangenen acht Tagen nur bei einem Fünftel der in anderen Jahren verzeichneten Menge gelegen.
Über Japan teilte die Marketingorganisation der Goldminenindustrie World Gold Council (WGC) in einer Analyse mit, dass die Importe in diesem Jahr auf den tiefsten Stand seit den 80er Jahren fallen könnten. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2002 seien sie 2003 um mehr als 60 Prozent zurückgegangen, so das WGC. Die Entwicklung habe sich auch im dritten Quartal fortgesetzt. Die sinkenden Einfuhren gingen dabei nur zum Teil auf das Konto eines höheren lokalen Angebots. Vielmehr, so berichten Marktteilnehmer, würde auch die Nachfrage, besonders aus dem Schmuckbereich, durch veränderte Konsumgewohnheiten deutlich nachlassen.
Platin hat in der vergangenen Woche den seit Juni bestehenden Aufwärtstrendkanal auf der oberen Seite durchbrochen und erreichte mit 748,00 $ je Unze einmal mehr einen neuen Höchststand. Das Motiv für die Käufe ist in der positiven fundamentalen Lage zu suchen, eine Trendwende nicht in Sicht. Die industrielle Nachfrage beschränkt sich angesichts der hohen Preise derzeit auf dringend notwendige Beschaffungskäufe. Allerdings steigt bei Industrieunternehmen derzeit das Interesse an Sale-und-Lease-Back-Programmen. Mit dem Verkauf der in der Produktion gebundenen Platinmetalle und einer daran geknüpften (Rück-)Leihe des Metalls setzen Unternehmen durch die Bestände gebundenes Kapital frei, das sie anderweitig einsetzen können.
Das Palladium konnte vom Anstieg des Platinpreises in der vergangenen Woche nicht profitieren und notierte zwischen 190 und 200 $ je Unze. Silber durchbrach, unter anderem unterstützt durch den Goldpreis, bereits am Montag die Marke von 5 $ je Unze. In der Spitze erreichte es dann 5,17 $ und damit einen neuen Monatshöchstkurs.
Wolfgang Wrzesniok-Rossbach ist Produktmanager Edelmetalle und Rohstoffe bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in Frankfurt.
© 2003 Financial Times Deutschland
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