- Suche Ursachen für den Ersten Weltkrieg - Junior von McShorty, 27.10.2003, 16:51
- Schau mal hier - Tierfreund, 27.10.2003, 17:12
- Re: Suche Ursachen für den Ersten Weltkrieg - chiquito, 27.10.2003, 19:43
- Nachdenken über geschichtliche Ereignisse in Kategorien/Ebenen - El Sheik, 27.10.2003, 21:14
- Re: Suche Ursachen für den Ersten Weltkrieg - Junior - nereus, 27.10.2003, 21:37
- Re: Suche Ursachen für den Ersten Weltkrieg - Junior / auch stark! (owT) - JüKü, 27.10.2003, 22:53
- Re: Suche Ursachen für den Ersten Weltkrieg - Junior - Boyplunger, 28.10.2003, 14:09
- Krieg der Welt - Helmut, 28.10.2003, 16:46
- Re: Suche Ursachen... Vorsicht, Tretminen! - bernor, 27.10.2003, 22:01
- Re: Suche Ursachen... Vorsicht, Tretminen! / stark! Danke für die Infos, bernor! (owT) - JüKü, 27.10.2003, 22:19
- Israels Geheimvatikan - Raubgraf, 28.10.2003, 10:05
- Ich denke, wir sind alle gespannt auf einen nachträglichen Bericht ;-) (owT) - stocksorcerer, 28.10.2003, 20:58
Re: Suche Ursachen für den Ersten Weltkrieg - Junior
-->Hallo Junior!
Dein Wunsch, etwas abseits von der gültigen Geschichtsauffassung, einen Beitrag über die Ursachen von WK I zu verfassen, ist sicher einfacher als über bestimmte Ereignisse von WK II zu berichten.
Doch soo einfach ist es nun auch wieder nicht. ;-)
Eine Kleinigkeit hätte ich jedoch, allerdings muß ich auf die Quelle verzichten.
Im August 1968 verstarb in den Vereinigten Staaten der vielfach geehrte Historiker Prof. Dr. Harry Elmer Barnes. Er lehrte an unzähligen Hochschulen Amerikas, an der Columbia, Syracuse- und Clark-Universität, am Barnard- und Smith-College, an den Universitäten von Colorado und Indiana und vielen anderen. Er war hochgeachtetes Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen, u. a. der American Historical Association, der Academy of Political Science, der Societe de Sociologie Masaryk, der Society of American History und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
Er traf mit den führenden Politikern des 1. Weltkrieges zusammen, mit Kaiser Wilhelm II., mit Tirpitz, mit den Botschaftern Schön, Pourtales, Bogitschewitsch, Jules Cambon, mit dem österreichischen Außenminister Graf Berchthold, mit Joseph Caillaux aus Frankreich, mit Bens in England, mit Freiherrn von Schilling, dem Kanzleichef des russischen Auswärtigen Amtes usw. Bei seiner Europareise 1926 erregte er mehr Aufsehen als Präsident Th. Roosevelt 1910. Allein in München sprach er zu fast 20.000 Zuhörern. Prof. Barnes hat über 70 Bücher und Hunderte von Aufsätzen veröffentlicht...
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges war auch die Geschichtswissenschaft ins Wanken geraten. Die politische Propaganda hatte sich tonangebend durchgesetzt. Eigenständige Forschung war kaum mehr gefragt. Aufgabe des Historikers sollte von nun an sein, die"richtige", d. h. die gerade opportune Auffassung fachlich zu untermauern. Also galt es, wie in Versailles festgelegt, die alleinige Schuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges nachzuweisen. Die Qualität des Argumentes war dabei weniger wichtig, wenn nur das Ergebnis stimmte. Die Gründe dafür hatte Lloyd George so dargelegt:"Für die Alliierten ist die deutsche Verantwortlichkeit grundlegend. Sie ist die Basis, auf der das Gebäude des Vertrages errichtet worden ist."
Gegen diese Art von Geschichtsbetrachtung schlossen sich zunächst in den USA Anfang der 20er Jahre einige aufrechte Historiker zusammen.. Ihnen ging es darum, die bisherigen Grundlagen wissenschaftlicher Geschichtsforschung zu erhalten. Gewissenhaftes Quellenstudium und unbestechlicher Wille zur Wahrheit lauteten ihre Parolen. Neben Sidney Bradshaw Fay, Walter Millis Gratton und dem berühmten Charles Beard war Harry Barnes einer ihrer profiliertesten Vertreter. Unerbittlich entlarvte er Lüge und Fälschung, zunächst:
Die Kronratslegende vom 5. Juli 1914
An diesem Tage soll Kaiser Wilhelm II. mit seinen Getreuen beschlossen haben, Europa in einen Krieg zu stürzen. Barnes wies nach, daß die meisten der angeblichen Teilnehmer sich damals gar nicht in Berlin befanden und zitierte den französischen Ministerpräsidenten Poincaré, der seinerseits dazu feststellte:"Ich behaupte nicht, daß Deutschland und Ã-sterreich während dieser ersten Phase die bewußte Absicht hatten, einen allgemeinen Krieg zu provozieren. Es existiert kein Dokument, welches uns das Recht zu der Vermutung geben könnte, daß sie zu jener Zeit einen so systematisch durchdachten Plan gehabt hätten."
Zur russischen Mitwisserschaft am Mord in Sarajewo ermittelte Barnes das folgende:"Daß die Russen dem ganzen Verschwörerwesen ihre Unterstützung angedeihen ließen, steht absolut fest. Der russische Gesandte in Belgrad, Hartwig, wußte von dem Komplott lange vor seiner Ausführung. Oberst Bozin Simitsch, Bogitschewitsch und Leopold Mandel haben nachgewiesen, daß Dimitrijewitsch in heimlichem Einverständnis mit Artamanow, dem russischen Militärattaché in Belgrad, handelte. Iswolski erzählt, unmittelbar nach dem Mord habe ein Bote des Königs von Serbien ihm die Meldung überbracht:"Wir haben soeben ein gutes Stück Arbeit verrichtet."
Die französische Politik charakterisierte Barnes als auf völlige Vernichtung Deutschlands gerichtet. Zwei Belegstellen mögen insoweit genügen:
1. Der belgische Botschafter in Frankreich, Baron Guillaume, im Januar 1914:"Ich hatte bereits die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Herren Poincaré, Delcassé, Millerand und deren Freunde es sind, welche die nationalistische, militaristische und chauvinistische Politik ausgesonnen und betrieben haben, deren Wiedererwachen wir miterleben. Sie ist eine Gefahr für Europa und für Belgien. Ich sehe darin die schwerste Gefahr, die heute Europas Frieden bedroht."
2. Poincaré am 29. Juli 1914 auf die Frage:"Glauben Sie, Herr Präsident, daß man den Krieg abwenden kann?""Dies zu tun, wäre sehr bedauerlich, denn wir werden niemals günstigere Umstände finden."
Barnes legte dar, daß England keineswegs nur wegen der Verletzung der belgischen Neutralität in den Krieg eingetreten war. Als Kronzeugen dafür berief er sich auf den englischen Außenminister. Grey"selbst sagt uns in seinen Memoiren, daß er auch ohne Belgien den Versuch gemacht haben würde, England in den Krieg hineinzuziehen, und daß er zurückgetreten wäre, wenn ihm dies mißlungen wäre."
Unterstreichend führte Barnes den englischen Gelehrten Conybeare an, der nach dem Kriege zugeben mußte:"Grey war zweifellos in der Woche vor dem Krieg genauso ein Heuchler, wie er es in den 8 Jahren vorher gewesen war. Wir griffen Deutschland aus drei Gründen an. Erstens, um seine Flotte zu demütigen, ehe sie noch größer geworden war, zweitens, um seinen Handel in unsere Hand zu bekommen, drittens, um ihm seine Kolonien wegzunehmen."
Besonders scharf ging Barnes mit der amerikanischen Politik ins Gericht. Nicht der uneingeschränkte U-Bootkrieg der Deutschen war der eigentliche Kriegsgrund. Die Finanzwelt witterte Geschäfte."Von den Aussichten dieser Mächte auf Kriegserfolge und von ihrer Fähigkeit, den Krieg in die Länge zu ziehen, hing das relative Ausmaß der amerikanischen Profite und die Wahrscheinlichkeit ab, die diesen Ententemächten verkauften Waren bezahlt zu bekommen." Wilson ließ daher seinen Vertrauten House an Lord Grey die Botschaft übermitteln:
"Die Vereinigten Staaten hätten den Wunsch, daß Großbritannien alles tue, was den Vereinigten Staaten dazu behilflich sein könne, den Verbündeten Beistand zu leisten."
Schon im April 1916 hatte der amerikanische Präsident seine Absicht angekündigt,"die Vereinigten Staaten in Kriegszustand zu versetzen, und dies sofort... Wilson drohte nun und sagte, jeder, der ihm in den Weg trete, würde, wenn er einmal seinen Vorsatz durchzuführen begänne, politisch vernichtet werden."
In der Reihenfolge der Verantwortlichkeiten faßt Barnes den.. Standpunkt für die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges wie folgt zusammen: In erster Linie Serbien, Frankreich und Rußland. Sodann Ã-sterreich,"obschon dieses niemals einen allgemeinen europäischen Krieg gewünscht hat". Endlich Deutschland und England,"wobei der deutsche Kaiser viel eifrigere Anstrengungen zur Erhaltung des europäischen Friedens (machte, d. V.) als Sir Edward Grey".
Man kann dieser Bewertung nun zustimmen oder nicht, Tatsache bleibt, daß Barnes wesentlich dazu beigetragen hat, die Versailler Kriegsschuldlüge ad absurdum zu führen. Die von ihm angeführten Beweise sind ja nicht zu bestreiten und können von jedermann nachgeprüft werden. Wenn also Poincare, Wilson u. a. sich für den Krieg ausgesprochen haben, so sind sie zweifellos mitschuldig an der Katastrophe von 1914-1918.
Mitte der 30er Jahre hatten sich diese Erkenntnisse fast überall durchgesetzt. In Frankreich folgten George Demartial und Fabre-Luce, in England E. D. Morel, Robinson und Durham, in Deutschland Montgelas, Draeger, Brandenburg, Alfred von Wegerer, Friedrich Stieve u. v. a. Kein Werk, das die Forschungen von Prof. Barnes übergangen hätte. George Peabody Gooch, Herausgeber des englischen amtlichen Aktenwerkes über die Ursachen des 1. Weltkrieges und unangefochtene Autorität auf dem Gebiet der Diplomatiegeschichte, würdigte schon damals den großen Wahrheitsforscher mit den Worten:"No other American has done so much as Prof. Barnes to familiarize his countrymen with the new evidence which has been rapidly accumulated during the last few years, and to compel them to revise their war-time judgements in the light of this new material."
Prof Barnes war einst ein geachteter Historiker.
Als er jedoch die Mitwisserschaft der US-Regierung im Fall Pearl Harbor geißelte, geriet er auf die Abschußliste.
So ging es Jahrzehnte später auch einem gefeierten englischen Historiker als er ein gewisses Ereignis anders betrachtete, als es offiziell erwünscht war.
Beide stehen inzwischen auf den"schwarzen Listen" der Gesinnungspolizei.
..
Ach, wenn das der Erich, der welcher alle doch liebte, noch erleben dürfte.
Seine besten Regimenter marschieren nach seinem Tod.
..
Der unrühmliche Part Frankreichs wird auch durch andere Quellen gestützt.
Suche einfach ein wenig im Spinnennetz oder besser noch in einem Antiquariat.
Die amerikanische Position wird u.a. auch durch Karl-Heinz Deschner näher beleuchtet.
Ich habe aber jetzt nicht den Buchtitel parat.
Mit den Barnes-Argumenten dürftest Du Deinem Geschichtslehrer zumindest ein Stirnrunzeln abgewinnen. [img][/img]
mfG
nereus

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