- Bayer verkauft Firmenteile; kann man da was zocken; Bitte um Meinungen!!! - H. Thieme, 28.10.2003, 09:44
Bayer verkauft Firmenteile; kann man da was zocken; Bitte um Meinungen!!!
-->Aus der FTD vom 28.10.2003 www.ftd.de/bayer
Bayer prüft Verkauf von Firmenteilen
Von Klaus Max Smolka, Frankfurt
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer denkt darüber nach, sich von größeren Teilen seiner Kunststoffsparte zu trennen. Zwei Segmente der Kunststoffsparte mit etwa 2 Mrd. Euro Jahresumsatz sollen veräußert oder ausgegliedert werden.
Das Unternehmen erwägt, die defizitären Geschäfte mit Reifenkautschuk sowie dem Kunststoff ABS (Acrylnitrilbutadienstyrol) zu verkaufen oder in Gemeinschaftsunternehmen auszugliedern. Zusammen steuern die Geschäftseinheiten nach Angaben von Firmenkennern mit etwa 2 Mrd. Euro rund ein Fünftel zum Umsatz der Kunststoffsparte bei.
Die Kunststoffsparte Bayer Polymers macht mit 10,8 Mrd. Euro Umsatz über ein Drittel des Konzernumsatzes aus und ist damit die größte der vier Bayer-Sparten. In einem internen Strategiepapier des Bayer-Polymers-Vorstands seien Reifenkautschuk und ABS als Kandidaten für eine Veräußerung oder Ausgliederung genannt, verlautete aus firmennahen Kreisen. Bayer lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher sagte nur:"In klar definierten Produktsegmenten werden Optionen geprüft - auch Kooperationen mit externen Partnern."
Bayer erzielt mit künstlich erzeugtem Kautschuk (Synthesekautschuk) 1,4 Mrd. Euro Jahresumsatz - den etwas größeren Teil mit den Kautschuken BR und SBR für die Reifenproduktion; den Rest mit Spezialkautschuken für andere Anwendungen. BR und SBR mit schätzungsweise 800 Mio. Euro Umsatz stehen zur Disposition. Bayer selbst nennt keine Zahlen für die einzelnen Bereiche.
Interne Restrukturierung ausgeschlossen
Der zweite Verkaufskandidat, das Geschäft mit ABS-Kunstoff, kommt unter anderem in der Automobilindustrie zum Einsatz - etwa für Handschuhfächer, Kühlergrills und Rückspiegelgehäuse. Den Umsatz beziffern Bayer-Kenner auf über 1 Mrd. Euro.
Bei beiden Produkten sieht der Vorstand nach Angaben aus firmennahen Kreisen eine interne Restrukturierung als nicht aussichtsreich an."Ein formeller Beschluss ist noch nicht gefallen. Der Vorstand sucht aber eine Lösung außerhalb des Konzerns", ist zu hören."Das kann ein Verkauf, die Ausgliederung in ein Gemeinschaftsunternehmen oder auch ein Buyout sein." Im Zuge eines Buyouts könnte Bayer - gegebenenfalls zusammen mit einem anderen Unternehmen - eine neue Gesellschaft für Synthesekautschuk gründen und einen Anteil an das Management verkaufen, aber das Eigenkapital als Finanzinvestition halten. Bayer könnte an einer solchen Gesellschaft beispielsweise 45, der Partner 35, das Management 20 Prozent halten.
Ausschlaggebend ist, dass das Unternehmen das defizitäre und selbst nach einem Konjunkturaufschwung wohl weiter renditeschwache Geschäft nicht mehr in der Bilanz konsolidieren müsste."Bayer will seine Finanzkennzahlen verbessern", verlautet aus firmennahen Kreisen.
Stark fragmentierter Synthesekautschuk-Markt
Bei Synthesekautschuk konkurriert Bayer etwa mit Dow Chemical und Goodyear. Das Problem des Geschäfts ist, dass der Markt für Synthesekautschuk stark fragmentiert ist. Bayer gehört mit rund acht Prozent Weltmarktanteil schon zu den größten Anbietern. Zudem sind die Hersteller von zwei Seiten mit konzentrierten Märkten konfrontiert: So gibt es nur noch wenige Lieferanten des Ausgangsmaterials Butadien. Diese Firmen können deshalb die Preise bestimmen. Auch von den Abnehmern, den Reifenherstellern, sind wenige Firmen übrig; sie haben dadurch eine starke Einkaufsmacht.
Die Fachzeitschrift"Chemical Week" berichtete zudem kürzlich, Bayer verhandele über einen Einstieg in ein bestehendes Gemeinschaftsunternehmen der Konkurrenten BASF und Huntsman (USA) sowie vierer chinesischer Firmen. Dabei geht es um die Produktion des Kunststoffvorprodukts MDI in China. Die Firmen verhandelten über einen 30-prozentigen Anteil Bayers.
Die Pläne sind Teil von Überlegungen über eine groß angelegte Umstrukturierung bei Bayer. Die angeschlagene Pharmasparte suchte vergeblich einen Partner und muss sich nun eine andere Strategie überlegen. In der Sparte Chemie hat sich Bayer seit längerem für die Lösung Gemeinschaftsunternehmen offen gezeigt. Die Polymere leiden besonders stark unter der Konjunkturschwäche. Das einzige Geschäftsfeld, in dem gegenwärtig einigermaßen Ruhe herrscht, ist der Pflanzenschutz.
© 2003 Financial Times Deutschland
URL des Artikels: http://www.ftd.de/ub/in/1067066338075.html

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