- Bald ist Weltspartag! Aber was machen wenn der Spargroschen fehlt! - Otto_Ludwig_Piffel, 30.10.2003, 09:56
- Re: Prämiensparbuch - wihoka, 30.10.2003, 10:44
- hehe... - Otto_Ludwig_Piffel, 30.10.2003, 10:57
- Re: Prämiensparbuch - wihoka, 30.10.2003, 10:44
Bald ist Weltspartag! Aber was machen wenn der Spargroschen fehlt!
-->Wenn der Spargroschen fehlt
Weltspartag: Jeder zweite Bundesbürger kann nicht vorsorgen
Von Hermannus Pfeiffer
Am heutigen Weltspartag wird deutlich: Nur jeder zweite Bundesbürger kann es sich leisten, ausreichend Geld auf die hohe Kante zu legen.
Die Kinder bekommen von der netten Verkäuferin eine »Käpt’n-Blaubär-Box« oder einen Schulkalender mit leckeren Esstipps in die Hand gedrückt, Rentner erhalten immerhin noch ein buntes Faltblatt mit Schoko-Euro geschenkt. Wenn es in der Bank etwas umsonst gibt, wissen wir - es ist Weltspartag.
Oktober 1924 in Mailand: Die Cassa di Risparmio delle Provincie Lombarde lud Sparkassenvertreter aus dreißig Ländern in die norditalienische Metropole, um den »1. Internationalen Sparkassen-Kongress« zu begehen. Aus diesem wuchs die Idee, zur Erinnerung an die Tagung von Instituten »aller Kulturländer« in jedem Jahr einen »Weltspartag« zu feiern. Als Datum für das Fest wurde der Schlusstag des Kongresses gewählt. Seither wird um den 31. Oktober »der Spargedanke gefördert«, freut sich eine Verbandssprecherin. Mittlerweile »feiern« auch private Banken und genossenschaftliche Institute den »Weltspartag«, den die UNO 1989 offiziell weltweit absegnete.
Den Begründern des Weltspartages ging es nicht allein um das Zurücklegen des schnöden Mammons, sondern auch darum, dass »mit der Zeit, der Kraft und allen Dingen dieser Welt« fortan sparsam umgegangen werden sollte, wie es in der noch vom Schrecken des 1. Weltkrieges geprägten Resolution heißt. Von diesem Anspruch der Nachhaltigkeit ist heute genauso wenig zu spüren wie vom Grundgedanken von 1924, die triste Situation von Arbeitslosigkeit und Inflation durch gemeinsames Vorgehen und aktives Handeln zu meistern. Die Bevölkerung sollte ermutigt werden, an die Zukunft zu glauben und Reserven zu schaffen.
Letzteres gelingt indes auch heute noch. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts haben die privaten Haushalte im vergangenen Jahr gut 146 Milliarden Euro zurückgelegt. Die Sparquote, das Verhältnis der von privaten Haushalten gesparten Summen zum verfügbaren Einkommen, hat sich gegenüber dem Vorjahr von 10,1 auf 10,4 Prozent erhöht, auch wenn sie deutlich niedriger als Mitte der neunziger Jahre liegt. 2003 wird die Neigung zum Sparen laut Bundesbank drastisch zunehmen.
Diese Entwicklung ist volkswirtschaftlich problematisch, worauf Rolf Kiefer, Sprecher der Volks- und Raiffeisenbanken, hinweist: »Die anhaltende konjunkturelle Schwäche und das im Jahresverlauf sinkende Konsumentenvertrauen dürften zu einer zunehmenden Kaufzurückhaltung geführt haben.« Diese Trends fördern das Sparen, dämpfen jedoch gleichzeitig die Konjunktur. Geiz ist für die Wirtschaft eben alles andere als geil.
Immerhin, so rechnen die Wiesbadener Statistiker vor, hätte das im Jahr 2002 neu Ersparte ausgereicht, um über sieben Millionen Mittelklasse-Pkw zu finanzieren. An diesem Punkt zeigen sich auch Widersprüche in der Politik. Einerseits sollen nach dem Willen fast aller Parteien die Bundesbürger für Alter und Gesundheit zukünftig noch mehr Geld zurücklegen, wird Arbeitslosen und sozial Schwachen das Einkommen weggespart, anderseits wird über Steuerreform und Gute-Laune-Programme versucht, Konsumneigung und Konjunktur auf Trab zu bringen.
Noch ein anderes gesellschaftliches Problem verbirgt sich in den Zahlenkolonnen, die von Banken und Sparkassen zum Weltspartag freizügig verteilt werden. Im Durchschnitt sparten wir im zurückliegenden Jahr pro Kopf rund 1800 Euro. Durchschnittlich verfügte damit jeder Haushalt über ein Vermögen von 94 300 Euro, dem Verbindlichkeiten, insbesondere für den Bau eines Eigenheims, von 39 600 Euro gegenüber standen. Nun mag jeder Leser für sich entscheiden, wie durchschnittlich er ist. Die Gesellschaft durchzieht jedenfalls ein Riss, der sich weiter vertieft. »Immer mehr Haushalten fehlt einfach das Geld zum Sparen«, lautet das Fazit einer Umfrage des Verbandes der Privaten Bausparkassen. Während viele Haushalte für die Vorsorge zusätzlich sparen, seien andere nicht mehr in der Lage, neben den laufenden Ausgaben noch Geld auf die hohe Kante zu legen. 49 Prozent können daher mittlerweile nicht mehr für einen bestimmten Zweck sparen. Bei ihnen reicht es höchstens für das Zurücklegen eines Notgroschens.
Als Antwort auf Hartz-Gesetze, Rentenkürzungen und Gesundheitsverteuerung wollen von unten Gewerkschaften, Caritas und Attac den Weltspartag für Protestaktionen nutzen. Klagen kommen aber auch von oben, denn auch Reiche mussten Federn lassen. Die dramatischen Kursverluste am Aktienmarkt im Jahr 2002 ließen unterm Strich den Geldvermögensbestand um 15 Milliarden Euro schrumpfen. Damit bescherten sie Deutschland den ersten Rückgang des Geldvermögens seit der Währungsreform 1948. Zum Feiern besteht am diesjährigen »Weltspartag« also kein Grund
Gruss
Otto
P.S. Ich heirate nur ne Frau mit Prämiensparbuch!:-)

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