- Friß oder stirb! Gen-Food-Koplott (Metro, Bayer, Monsanto) aufgedeckt! - RK, 01.11.2003, 13:37
- Re: Friß oder stirb! Gen-Food-Koplott (Metro, Bayer, Monsanto) aufgedeckt! - Euklid, 01.11.2003, 13:47
- Zuhälter sind harmlos - Dieter, 01.11.2003, 15:55
- auch meine Meinung:-) (owT) - stocksorcerer, 01.11.2003, 18:44
Friß oder stirb! Gen-Food-Koplott (Metro, Bayer, Monsanto) aufgedeckt!
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01.11.2003
Wochenendbeilage
Udo Hörster
Friß oder stirb!
Metro, Bayer, Monsanto: Genfood-Komplott eines Handelsunternehmens und zweier Gentech-Konzerne
»What we do - in every sense of the words - is this: Change Minds«, heißt es in der Selbstdarstellung von Manning Selvage & Lee (MS & L), einer der weltgrößten Werbeagenturen. An Instrumenten hat sie für potente Kunden unter anderem im Angebot: Krisenkommunikation, langfristige Ã-ffentlichkeitskampagnen, Kontakte zu Politikern, Unterstützung bei Klagen, das Schmieden von Allianzen und vorgebliche »Grassroots«-Aktivitäten. Auf kaum einem Gebiet sind solche Praktiken der Gehirnwäsche derzeit so gefragt wie auf dem der »grünen Gentechnik«. Allen Umfragen zufolge lehnt die Mehrheit der Verbraucher das Frankenstein-Essen ab. Darüber hinaus üben Gentech-Kritiker mit diversen Aktionen gehörigen Druck auf die Branche aus. So folgten bislang über 170 Firmen dem Appell von Greenpeace, keine Lebensmittel mit Zutaten aus genmanipulierten Pflanzen herzustellen oder zu verkaufen, darunter Coca Cola, Lindt und Lidl.
Allein bei der Metro, zu der unter anderem die Supermarktketten Real und Extra, Kaufhof und die Marke TIP gehören, gingen 6 000 Postkarten mit der entsprechenden Forderung ein. Aber der Konzern ignorierte sie - nicht umsonst sitzt mit dem Bayer-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Schneider der Repräsentant eines der mächtigsten Gen-Multis im Metro-Aufsichtsrat. Auf dem kurzen Dienstweg einigte man sich, eine Gegenbewegung zu initiieren und beauftragte MS&L damit, die »öffentliche Meinung zu ändern«. Ein erstes Strategietreffen fand am 15. September in der Düsseldorfer Zentrale des Handelsriesen statt. Außer Vertretern von Metro, Bayer und MS & L nahmen Abgesandte von Monsanto und der Dölle Unternehmensberatung sowie ein Emissär vom »Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde« teil.
Zunächst ging man ans »Allianzen schmieden«. Die Runde entschied sich, Kontakte zu Aldi und Tengelmann herzustellen und das Genfood-Netz europaweit auszubauen. Bayer & Co. setzten sich zum Ziel, auf dem »Euro Commerce«-Meeting Mitte Oktober internationale Supermarkt-Ketten wie Carrefour und Tesco einzubinden. Den Genfood-Standort Bundesrepublik beabsichtigten sie, auf einer Sitzung der Bundesvereinigung deutscher Handelsverbände entscheidend zu stärken. Die dafür nötige Überzeugungsarbeit sollte ein Konzept leisten, das schlüssig darlege, »wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine zielführende Kommunikation zum Verbraucher aufgebaut werden kann«. Darin wollten die Gentech-Verkäufer unter anderem folgende Fragen geklärt wissen »Mit welchen Argumenten wird gearbeitet?« »Welche Medien werden genutzt?« und »Welche finanziellen Mittel müssen bereitgestellt werden?«
Bevor sie richtig ins Laufen kommen konnte, geriet die Kampagne ins Stocken, weil Greenpeace Sand ins Getriebe streute. Der Organisation war ein Protokoll der Strategiesitzung vom 15. September zugespielt worden. Sie ging damit sogleich an die Ã-ffentlichkeit und führte eine publikumswirksame Aktion vor einem Düsseldorfer Real-Markt durch. »Metro macht sich zum Handlanger der Genindustrie und täuscht seine Kunden«, begründete Greenpeaceler Alexander Hissting die Aktion.
Die Metro legitimierte daraufhin den Verzicht auf den Genfood-Verzicht mit ihrer Aufrichtigkeit. Den Verkauf von Lebensmitteln, die ohne Gentechnik produziert worden seien, könne sie beim besten Willen nicht mehr garantieren. Ein Sprecher des Handelsunternehmens verwies auf Angaben des Verbraucherschutzministeriums, wonach »60 bis 70 Prozent der auf dem Markt befindlichen Lebensmittel in irgendeiner Weise mit der Gentechnik in Berührung gekommen sind«. Auf Nachfrage von Greenpeace allerdings gab die zuständige Ministerin Renate Künast an, diese Zahlen stammten nicht aus ihrem Hause. Die »Gentechnik ist überall«-Bekundungen sind somit Teil einer auf die Parole »Widerstand ist zwecklos« setzenden Produkteinführungskampagne, die »Friß oder Stirb!« überschrieben sein könnte.
Die Aufdeckung des Genfood-Komplotts, die auch den letzten Glauben an die »Transparenz«-Beteuerungen der Gen-Multis zerstört haben dürfte, läßt hoffen, daß die Verbraucher sich weigern, die Gen-Suppe auszulöffeln, die ihnen Bayer & Co. einbrocken wollen.
<ul> ~ http://www.jungewelt.de/2003/11-01/031.php</ul>

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