- Pessimismus, Optimismus, Fatalismus, Realismus, und der Sinn von der *Ich-AG* - - Baldur der Ketzer, 01.11.2003, 20:54
- Re: Pessimismus, Optimismus, Fatalismus, Realismus, und der Sinn von der *Ich-AG* - - Euklid, 01.11.2003, 21:06
Pessimismus, Optimismus, Fatalismus, Realismus, und der Sinn von der *Ich-AG* -
-->Hallo,
anknüpfend an Burning_hearts Ansicht von Pessimismus ab Forum, ein paar Gedanken darüber, und die Meldungen der letzten Tage.
So, wie man eine Prostituierte spaßigerweise als selbständige Unternehmerin bezeichnen kann, verhält es sich auch - ganz ernsthaft - mit der Ich-AG.
Während man früher (ca. 1960-1990* oder so) davon ausging, daß alles auf berechenbaren Abläufen beruhen würde (also, Lehrstellensuche ergibt auch Lehrstelle, Lehrstelle ergibt auch spätere Anstellung, Beruf ergibt (arbeitslebens-lang gesicherte) Beschäftigung, Arbeitslosigkeit dauert nur vorübergehend, bis neuer Job übers Arbeitsamt vermittelt wird), wird es langsam spürbar, daß es diese geregelten Umstände nicht mehr gibt.
(* = zumal ja in der DDR offenbar sowieso Beschäftigungsgarantie bestand, unabhängig von der rentabilität des Systems)
Jetzt plagen sich die Deutschen zur Zeit am meisten überhaupt mit als zu hoch empfundenen Abgabenlasten herum. (wie beim Sorgen-Alkoholismus kommt es nicht darauf an, ob die Abgaben berechtigt sind oder objektiv als angemessen betrachtet werden können, sondern nur auf das individuelle Empfinden des Betroffenen, daß seine Lebenslage rein subjektiv eben unbefriedigend ist).
Gleichzeitg werden die Kassen immer leerer, die Ausgaben steigen tendenziell (und zwar berechenbar, siehe kommende Beamtenpensionsverpflichtungen etc.), die Einnahmen brechen weg.
In diesem Umfeld senken die Nachbarstaaten die Steuern, wie wir unten lesen konnten, sind Kroatien und die Slowakei Vorreiter, auch GB ist interessant, Firmen überlegen sich den Wegzug in die Schweiz, ebenso vermögende Privatleute, die baltischen Staaten gehen mit relativ überschaubaren Steuern an den Start, also nehmen die Alternativen zu, bei denen einem mehr vom sauer verdienten Geld bleibt als hier.
Jetzt schlage ich den Bogen zur ICH-AG, das ist echt kein dummer Begriff.
Man hat eine gewisse produktive Lebensspanne, und es liegt an einem selbst, was man daraus macht. (bzw. analog auf Familienebene)
Wie ein Unternehmer nach Zukunftsmärkten, Substanzerhaltung, Kunden(zufriedenheit), Trends etc. suchen muß, so muß dies auch die kleinste wirtschaftlich-unternehmerische Einheit tun, man selber nämlich.
Es gibt also keinerlei Unterschied zwischen der strategischen Zukunftsplanung eines Einzelnen und derjenigen einer großen Unternehmung.
Bei beiden geht es um die Maximierung des Eigennutzens, wobei der bei Firmen eher finanziell ist, bei Privaten spielt auch Lebensqualität mit hinein.
Also, wie maximiere ich, ausgehend von meinen Möglichkeiten, mein Lebensergebnis?
1) Möglichkeiten ausbauen, Wissen, Fähigkeiten, Kenntnisse maximieren. Wenn man das freiwillig macht, ist der Erfolg ungleich gigantischer, als bei aufgezwungenen Qualifizierungsmaßnahmen ohne Einsicht in deren Notwendigkeit.
2) Lebensqualitäts-Ziel festlegen: ist mir Bequemlichkeit so viel wert, daß ich auf Chancen und besseren materiellen Lebensstandard verzichte?
a) falls ja, wird man mit heimischen Problemen eher klarkommen, als bei
b), falls nein, wird dies tendentiell zur Selbständigkeit und zum Wegzug ins Ausland führen.
Man muß die Varianten klar über einen bestimmten Zeitraum prognostizieren und für sich, nach seiner individuellen Lebenslage, verschiedene Möglichkeiten vergleichen.
Wie schwierig das ist, weiß eh jeder Chef. Auch im Einmannbetrieb.
Wenn man in einem beruflichen Bereich tätig ist, dessen Leistungserstellung ortsunabhängig darstellbar ist (Berater, Makler, Händler, Erfinder, Leistungsanbieter, Finanzdienstleister etc.), muß man ganz einfach auch eine Variante durchrechnen, welches Kosten/Nutzen/Verhältnis sich bei einem Wegzug ergäbe.
Tut man es nicht, setzt man das Ausharren in der Heimat als fix voraus, muß man diese Entscheidung quantifizieren, wie viel einem das in monetären Größen wert ist.
Als unternehmerisch denkender ICH-AGler ist man nicht nationalistisch, nicht gewerkschaftlich, nicht nostaligisch, sondern nüchtern am Rechnen von bewerteten Ergebnissen.
Jetzt zieht mal so ein paar Varianten durch und überlegt, ob man dann Schröder, Eichel und Co. oder deren angeblich schwarzer Konkurrenz eine gedeihliche Zukunftsprognose geben kann. Samt dort wohnhaften Untertanen.
Deutschland hat über Jahre hinaus eine Melkkuh-Rolle inne, ob uns das paßt oder nicht. EU-Finanzierung, Vergangenheitskomplex, Zuwanderung, Integration, *Errungenschaften*, hinzu kommen die internen Aufgaben des Aufbau-Ost.
Umliegende Länder haben diese Probleme auch, aber sie bieten gleichzeitig immer irgendwelchen Vorteile. Das heißt, die Landesprobleme werden beim Steuerzahler nicht gleichermaßen spürbar.
Die Osterweiterungsländer haben die Chance auf einen *Neubeginn*, sie übernehmen alte Zöpfe erst gar nicht.
Der bericht unten über Kasachstan übrigens war höchstinteressant, vielen Dank an dieser Stelle nochmals.
Da sind Leute gierig auf Wohlstand und werden buckeln, bis die Schwarte kracht, denn sie sehen ja auch den Erfolg unmittelbar.
Hier sieht man, daß man für weniger jetzt mehr arbeiten soll, daß einem die Verwaltung das Leben möglichst schwer machen will, und daß - frei nach Ulla-Trulla und Ruuuhhhg-Bauernherzog, der Laden einem um die Ohren fliegt, wenn sich nicht sehr bald was gravierendes ändert.
Dazu besteht aber ja nirgends Einigkeit, ein doofer Politdödel ist schlimmer als der andere, allen geht es nur um Profilierung, nicht um das Volkswohl.
Jetzt kommt Merz mit einem Vorschlag, den Uldall schon vor mehr als zehn Jahren hatte. Den will keiner hören.
Vorschlag hier, Vorschlag da, Tatsache ist, es kommt NICHTS über die Gesetzeshürde in die Umsetzung, und so bleibt alles so (unerträglich geworden), wie es ist.
Wasch mir den Pelz, mach mich nicht naß.
Wie lange schaut ein gewissenhafter ICH-AG-Geschäftsführer da zu?
Bekanntlich glaubte auch ich das Geschwafel des Diggn von der leistung, die sich wieder lohnen müsse, von der geistig-morchelsoßigen Wämde. Anfangs. Bis die Großindustrie und Klein-Baldur 1990 merkten, da ändert sich gar nix.
Wäre ich daheim geblieben, wär ich schon lange pleite. Die Substanz, um in schlechten zeiten zubuttern zu können, kann man daheim gar nicht mehr ansparen. Das geht nur, wenn einem dazu genug übrigbleibt.
Wie, um alles, will man den deutschen Haushalt noch bändigen? Auch bei 6% Defizit (ungeniert und so) werden die Abgabenlasten unerträglich bleiben. Für viele zumindest.
Eine Steuerreform, die entlastet, ist doch gar nicht finanzierbar, und bis Optimismus greift, hält man den Eiertanz nicht durch.
Ich habe in den letzten Tagen echt Optimismus geschöpft, weil für einen Ich-AGler der Markt so groß ist wie die ganze Welt (theoretisch halt), aber nicht im Geltungsbereich deutscher Bürokratiegesetze gefangen ist.
Natürlich bin auch ich zu sehr auf Deutschland fixiert, statt die Chancen andernorts zu sehen. Statt auf dortige Politdeppen zu schimpfen, sollte man andernorts Gewinne machen. Ob an der Börse oder sonst geschäftlich oder als Jobinhaber, ist egal.
Der Blick muß weg vom Schmierentheater. Sushicat hat da völlig Recht.
Eventuell ist das alles organisiert, damit die Zeitungen wissen, wie sie die leeren Blätter füllen und Käufer finden, und, damit die leut abgelenkt sind.
Und *man* da oben Zeit gewinnt - Monat für Monat.
Ein Bekannter kennt einen ehemals eifrigen dt. Politiker privat. Der wundert sich schon lange, daß es überhaupt so lange gehalten hat - die wundern sich doch selbst.
Christian fragte, was man für sich verbessern kann - die Antwort steht oben - seine Ausgangsbasis so optimieren, wie ein Unternehmen in der Sanierung. Kosten runter, Kernkompetenzen maximieren.
Und dann nach einem aussichtsreichen Markt suchen, für sich, als Einzelunternehmer bzw. als Familienkern - der wird immer öfters außerhalb der BRDDR liegen......
ist der Baldur von überzeucht. Beste Grüße vom Ketzer

gesamter Thread: