- Wahlkampf-Millionen von der Wall Street -Deutsche Töchter mischen mit... - Nickelman, 04.11.2003, 20:49
Wahlkampf-Millionen von der Wall Street -Deutsche Töchter mischen mit...
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Knapp 50 Millionen Dollar haben die Wahlkampf-Strategen für George W. Bushs Wiederwahl allein von Juli bis September eingesammelt. Besonders die Wall Street zeigt sich diesmal spendabel.
Insgesamt sind bis jetzt knapp 84 Millionen Dollar in den Wahlkampftopf des US-Präsidenten geflossen. Fast 300 professionelle Spendensammler sind damit beschäftigt, die Wahlkampfkasse zu füllen. Weil größere Spenden von Firmen und Organisationen seit 2002 verboten sind, müssen die Millionen in kleinen Beträgen bis maximal 2.000 Dollar zusammen getragen werden. Unter den Spenden-Sammlern finden sich bekannte Größen der Wall Street wieder. Auf der offiziellen Bush-Internetseite"www.georgewbush.com" sind sie eingeteilt in"Ranger" und"Pioniere". Bekannte Wall-Street-Ranger wie Merril-Lynch-Chef Stan O'Neal haben mindestens schon 200.000 Dollar gesammelt. Pioniere wie John Mack von Credit Suisse First Boston und Henry Paulson von Goldman Sachs schafften schon mehr als 100.000 Dollar für den Präsidenten heran.
Strippenzieher Mack
Wall Street-Spenden für die Politik sind nichts Neues. Schon in den 90er Jahren, als John Mack noch auf der Gehaltsliste von Morgan Stanley stand, unterstützte der Investmentbanker den Wahlkampf von Senatoren, Gouverneuren und Präsidenten - ganz gleich ob Demokrat oder Republikaner. Für den aktuellen Wahlkampf von George W. Bush sammelte er bis August 20.000 Dollar, die an das"Republican National Committee" flossen, so die aktuellen Daten der Federal Election Commission (FEC). Kleinere Spenden kamen der Organisation"Americans for a Republican Majority" (ARMPAC) und dem offiziellen Wahlkampftopf"Bush-Cheney 04 Inc." zugute.
Dass auch die Töchter der deutschen Finanzkonzerne eine Rolle im US-Spenden-Zirkus spielen, liegt zwar auf der Hand. Beim Bundesverband deutscher Banken heißt es dazu aber schlicht:"Das ist nicht unser Thema." Der Bankenverband, so Pressesprecher Thomas Schlüter, habe gar keine Übersicht, über die Spendenpraxis deutscher Töchter in den USA."Natürlich sind die USA für uns ein Schlüsselmarkt", räumt Schlüter ein,"und es gibt auch viele innenpolitische Themen in den USA, von denen deutsche Banken betroffen sind." Eine Bevorzugung der einen oder anderen Seite durch Spenden kann sich der deutsche Banken-Sprecher aber nicht vorstellen.
Deutsche Töchter mischen mit
Nach den Unterlagen der Federal Election Commission haben Topmanager der Allianz-Tochter Pimco Advisors den Wahlkampf George W. Bushs in den Jahren 1999/2000 mit unzähligen Einzelspenden unterstützt. Der sechsstellige Löwenanteil der Spenden der Pacific Investment Management Company, immerhin einer der größten Vermögensverwalter für festverzinsliche Wertpapiere weltweit, floss aber an das"Investment Management Political Action Committee of the Investment Company Institute" (IMPAC). Auf der Spendenliste des IMPAC, dessen Schatzmeister pikanterweise auf den Namen Lawrence R. Maffia hört, finden sich allerdings Demokraten wie Republikaner. Ähnlich hält es die Deutsche Bank, die seit der Übernahme der US-Investmentbank Bankers Trust 1999 ebenfalls zu einem der größten ausländischen Akteure auf dem US-Finanzmarkt wurde.
Auf beide Pferde setzen
Auch wenn die Wall Street beim aktuellen Wahlkampf eher auf das Lager der Republikaner zu setzen scheint, halten es viele US-Finanzkonzerne wie die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young: Die spendeten beim letzten Präsidentschaftswahlkampf knapp 180.000 Dollar an Bush, hatten aber sicherheitshalber auch den Wahlkampf von Al Gore mit knapp 135.000 Dollar unterstützt, fand das"Center for Responsive Politics" bei der Auswertung der Daten der"Federal Election Commission" heraus, die am 1. Oktober 2001 veröffentlicht wurden. Ganz so eifrig wie die Familie Egan sind aber weder Banker noch Wirtschaftsprüfer: Richard Egan, milliarden-schwerer Gründer der High-Tech-Schiede EMC, und seine Söhne trugen bereits 600.000 Dollar an Spenden für George W. zusammen.
Thomas Kohlmann

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