- EU-Sondergesandter vor UN-Tribunal in Den Haag: Owen entlastet Milosevic!!! - RK, 05.11.2003, 22:01
- Und DAS phantasiert (oder lügt) sich die taz hierzu zusammen. (Rotzfehler?!) - RK, 05.11.2003, 22:37
EU-Sondergesandter vor UN-Tribunal in Den Haag: Owen entlastet Milosevic!!!
-->HAT IRGENDJEMAND VON EUCH D A S IN DER SYSTEMPRESSE GELESEN???
WÜRDE MICH ECHT INTERESSIEREN?
RK
http://www.jungewelt.de/2003/11-05/007.php
05.11.2003
Ausland
Matthias Gockel
Owen entlastet Milosevic
Früherer EU-Sondergesandter vor UN-Tribunal in Den Haag: Jugoslawiens Expräsident wollte Frieden
Im Verfahren gegen Slobodan Milosevic vor dem »Internationalen Straftribunal für das ehemalige Jugoslawien« ist am Montag und Dienstag ein Zeuge aufgetreten, der auch die Aufmerksamkeit der ansonsten desinteressierten westlichen Presse für den »Prozeß des Jahrhunderts« kurzfristig wiedererweckt hat. Lord David Owen, ehemaliger britischer Außenminister und von 1992 bis 1995 EU-Sonderbeauftragter für den Balkan, war in Den Haag auf eigenen Wunsch als »unabhängiger Zeuge«, nicht als Zeuge der Anklage, vorgeladen.
Jugoslawiens Expräsident Milosevic betrachtet das UN-Tribunal als unrechtmäßig, will den Prozeß jedoch dazu nutzen, um möglichst viele Fakten an die Ã-ffentlichkeit zu bringen, die das Zerrbild der jüngsten Balkan-Kriege als eine Reihe »serbischer Aggressionen« widerlegen. Zu diesem Zweck verteidigt er sich selbst. Chefanklägerin Carla del Ponte behauptet, Milosevic habe eine rassistisch motivierte Politik mit dem Ziel eines »Großserbiens« verfolgt. Dazu sollten Kroaten und Muslime aus Teilen Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas - nicht aber aus Serbien - mit Gewalt vertrieben werden. Mit dieser Konstruktion will die Anklage die Verbindung zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und den Kriegen in deren Nachbarländern herstellen. Bisher ist es del Pontes Team jedoch nicht gelungen, hierfür einen handfesten Beweis vorzulegen.
Die 1992 neukonstituierte und inzwischen wieder aufgelöste Bundesrepublik Jugoslawien war ein Staat aller ihrer Bürger, ohne Ansehen der ethnischen Herkunft. Selbst wenn es in den mehrheitlich serbischen Gebieten in Kroatien und Bosnien-Herzegowina Bestrebungen gab, der BRJ beizutreten, war es undenkbar, daß dies zu Lasten nichtserbischer Bevölkerungsgruppen hätte geschehen können. Owen ist der erste hochrangige Zeuge, der dies jetzt bestätigt hat. Milosevics Frage im Kreuzverhör, ob er (Milosevic) nach dem 23. April 1993 die Idee eines »Großserbiens« vertrat, beantwortete Owen mit »Nein«.
Owen sagte ferner, Milosevic sei kein Rassist, sondern ein »Pragmatiker«. Er habe keineswegs »ethnische Säuberungen« gegen Muslime unterstützt, weder in Bosnien-Herzegowina noch in Serbien. Owen kritisierte allerdings, daß Milosevic im Frühjahr 1993 seinen Einfluß auf die bosnischen Serben nicht genutzt hat. Damals lag der »Vance-Owen-Plan« auf dem Verhandlungstisch, der nach Owen und dem damaligen US-Außenminister Cyrus Vance benannt worden war. Er sah vor, Bosnien in zehn halbautonome Regionen aufzuteilen.
Owen räumte zudem ein, daß Milosevic sich seines Einflusses nicht immer bewußt gewesen sei. Milosevic wies darauf hin, daß er seinen Einfluß geltend gemacht, damit aber keinen Erfolg gehabt habe. In der Tat versuchte er im Mai 1993, die Versammlung der bosnisch-serbischen Republik in Pale zu einer Zustimmung zum Vance-Owen-Plan zu bewegen, scheiterte jedoch. Owen wies zudem auf den Unterschied zwischen militärischer Befehlsgewalt, die Milosevic, im Gegensatz zur Behauptung der Anklage, nicht gehabt habe, und politischem Einfluß hin.
Die Anklage verzichtete wohlweislich darauf, genaue Anhaltspunkte für diesen »Einfluß« herauszuarbeiten. Auf die Frage von Milosevic, ob Serbien seine Nachbarn hätte militärisch angreifen sollen, erwiderte Owen, daß Serbien auf militärischem, wirtschaftlichem und politischem Wege hätte Druck auf die bosnischen Serben ausüben sollen. Tatsächlich hatte Belgrad seine Unterstützung für die Serbische Republik in Bosnien-Herzegowina nach deren Zurückweisung des Vance-Owen-Plans reduziert. Die Beziehungen hatten sich seit dem Zeitpunkt merklich verschlechtert.
Owen betonte in Den Haag, daß Milosevic die damaligen Friedensbemühungen konstruktiv unterstützt habe. Im Widerspruch zur Anklagekonstruktion bezeugte der ehemalige britische Außenminister gegenüber seinem früheren Verhandlungspartner: »Ich glaube, daß Sie seit April 1993 Frieden wollten.«
Im Verfahren gegen Slobodan Milosevic vor dem »Internationalen Straftribunal für das ehemalige Jugoslawien« ist am Montag und Dienstag ein Zeuge aufgetreten, der auch die Aufmerksamkeit der ansonsten desinteressierten westlichen Presse für den »Prozeß des Jahrhunderts« kurzfristig wiedererweckt hat. Lord David Owen, ehemaliger britischer Außenminister und von 1992 bis 1995 EU-Sonderbeauftragter für den Balkan, war in Den Haag auf eigenen Wunsch als »unabhängiger Zeuge«, nicht als Zeuge der Anklage, vorgeladen.
Jugoslawiens Expräsident Milosevic betrachtet das UN-Tribunal als unrechtmäßig, will den Prozeß jedoch dazu nutzen, um möglichst viele Fakten an die Ã-ffentlichkeit zu bringen, die das Zerrbild der jüngsten Balkan-Kriege als eine Reihe »serbischer Aggressionen« widerlegen. Zu diesem Zweck verteidigt er sich selbst. Chefanklägerin Carla del Ponte behauptet, Milosevic habe eine rassistisch motivierte Politik mit dem Ziel eines »Großserbiens« verfolgt. Dazu sollten Kroaten und Muslime aus Teilen Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas - nicht aber aus Serbien - mit Gewalt vertrieben werden. Mit dieser Konstruktion will die Anklage die Verbindung zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und den Kriegen in deren Nachbarländern herstellen. Bisher ist es del Pontes Team jedoch nicht gelungen, hierfür einen handfesten Beweis vorzulegen.
Die 1992 neukonstituierte und inzwischen wieder aufgelöste Bundesrepublik Jugoslawien war ein Staat aller ihrer Bürger, ohne Ansehen der ethnischen Herkunft. Selbst wenn es in den mehrheitlich serbischen Gebieten in Kroatien und Bosnien-Herzegowina Bestrebungen gab, der BRJ beizutreten, war es undenkbar, daß dies zu Lasten nichtserbischer Bevölkerungsgruppen hätte geschehen können. Owen ist der erste hochrangige Zeuge, der dies jetzt bestätigt hat. Milosevics Frage im Kreuzverhör, ob er (Milosevic) nach dem 23. April 1993 die Idee eines »Großserbiens« vertrat, beantwortete Owen mit »Nein«.
Owen sagte ferner, Milosevic sei kein Rassist, sondern ein »Pragmatiker«. Er habe keineswegs »ethnische Säuberungen« gegen Muslime unterstützt, weder in Bosnien-Herzegowina noch in Serbien. Owen kritisierte allerdings, daß Milosevic im Frühjahr 1993 seinen Einfluß auf die bosnischen Serben nicht genutzt hat. Damals lag der »Vance-Owen-Plan« auf dem Verhandlungstisch, der nach Owen und dem damaligen US-Außenminister Cyrus Vance benannt worden war. Er sah vor, Bosnien in zehn halbautonome Regionen aufzuteilen.
Owen räumte zudem ein, daß Milosevic sich seines Einflusses nicht immer bewußt gewesen sei. Milosevic wies darauf hin, daß er seinen Einfluß geltend gemacht, damit aber keinen Erfolg gehabt habe. In der Tat versuchte er im Mai 1993, die Versammlung der bosnisch-serbischen Republik in Pale zu einer Zustimmung zum Vance-Owen-Plan zu bewegen, scheiterte jedoch. Owen wies zudem auf den Unterschied zwischen militärischer Befehlsgewalt, die Milosevic, im Gegensatz zur Behauptung der Anklage, nicht gehabt habe, und politischem Einfluß hin.
Die Anklage verzichtete wohlweislich darauf, genaue Anhaltspunkte für diesen »Einfluß« herauszuarbeiten. Auf die Frage von Milosevic, ob Serbien seine Nachbarn hätte militärisch angreifen sollen, erwiderte Owen, daß Serbien auf militärischem, wirtschaftlichem und politischem Wege hätte Druck auf die bosnischen Serben ausüben sollen. Tatsächlich hatte Belgrad seine Unterstützung für die Serbische Republik in Bosnien-Herzegowina nach deren Zurückweisung des Vance-Owen-Plans reduziert. Die Beziehungen hatten sich seit dem Zeitpunkt merklich verschlechtert.
Owen betonte in Den Haag, daß Milosevic die damaligen Friedensbemühungen konstruktiv unterstützt habe. Im Widerspruch zur Anklagekonstruktion bezeugte der ehemalige britische Außenminister gegenüber seinem früheren Verhandlungspartner: »Ich glaube, daß Sie seit April 1993 Frieden wollten.«

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