- Erschütternde Beispiele zum Arbeitslosengeld II - Sushicat, 06.11.2003, 12:04
- Mal ganz nebenbei bemerkt: - Taktiker, 06.11.2003, 12:36
- Re: Mal ganz nebenbei bemerkt: - Tierfreund, 06.11.2003, 13:02
- und wie spricht man Rachel aus? - Taktiker, 06.11.2003, 13:10
- Re: und wie spricht man Rachel aus? - Tierfreund, 06.11.2003, 13:29
- Den Amis mache ich die Rachel ja auch nicht madig - Taktiker, 06.11.2003, 13:40
- Re: und wie spricht man Rachel aus? - PuppetMaster, 06.11.2003, 13:48
- Re: Zur Namensaussprache - Firmian, 06.11.2003, 14:11
- Re: und wie spricht man Rachel aus? - Tierfreund, 06.11.2003, 13:29
- und wie spricht man Rachel aus? - Taktiker, 06.11.2003, 13:10
- Re: Mal ganz nebenbei bemerkt: - Tierfreund, 06.11.2003, 13:02
- Mal ganz nebenbei bemerkt: - Taktiker, 06.11.2003, 12:36
Erschütternde Beispiele zum Arbeitslosengeld II
-->Hallo zusammen,
wenn man den folgenden Text liest, spürt man, daß die"goldenen Zeiten", die den Einzelnen im sozialen System beruhigt und in Hinblick auf den Leistungsgedanken unbesorgt leben ließen, endgültig vorbei sind und daß uns allen der Wind eiskalt ins Gesicht wehen kann, und zwar ganz schnell.
Da kann man noch so sehr daran glauben wollen:"Wer arbeiten will, findet Arbeit!" Es ist aber verdammt noch mal keine mehr da für die zig Millionen, die demnächst aus Verzweiflung jeden Job annehmen müssen.
Mit dem Rücken zur Wand - und trotzdem am Abgrund stehen!
Feine Aussichten....
^o.o^
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Bei den Arbeitslosenzahlen kommt es zu keiner Entspannung. Florian Gerster, der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, erwartet erst für das Jahr 2005 einen deutlichen Rückgang bei den Erwerbslosen. Gleichzeitig dreht die Bundesregierung den Geldhahn zu. Was mit Arbeitslosengeld II so harmlos klingt, ist bittere Medizin. Die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe trifft insbesondere Arbeitslose mit guter Ausbildung und ehemals gutem Einkommen hart - und die Ehepartner gleich mit dazu. Der politisch gewollte soziale Abstieg kann für alle zum freien Fall werden.
Rachel Bauer ist Stammgast auf den Flohmärkten in der Region Stuttgart, denn sie muss ihre Ansprüche ganz zurück schrauben und überall sparen. Ob Wäsche, Kleider oder Möbel, was sie benötigt, muss sie auf diese Weise einkaufen. Auch im Haushalt bleibt der gelernten Modezeichnerin nichts als zu improvisieren, denn Selbermachen spart Geld. Seit zwei Jahren ist Rachel Bauer arbeitslos. Anfangs erhielt sie noch 500,- € Arbeitslosengeld. Doch der Schock folgt, als sie auf Arbeitslosenhilfe herabgestuft wird. Nur noch 40,- € im Monat werden gezahlt, denn nun wird das Einkommen ihres Mannes angerechnet. Als Rettungssanitäter bringt er 1.800,- € monatlich nach Hause. Das reicht, meint Vater Staat - und streicht bei den Ansprüchen der Ehefrau.
Gegen derartige Einschnitte sind am ersten November-Wochenende 100.000 Menschen auf die Straße gegangen. Im Zentrum der Kritik steht das so genannte Arbeitslosengeld II. Wenn es im Sommer 2004 die Arbeitslosenhilfe ablöst, wird das Einkommen des Partners noch strenger angerechnet als bisher.
Beispiel: Bringt bei einem kinderlosen Paar der Ehemann mehr als 1.200,- € nach Hause, erhält die arbeitslose Ehefrau nach einem Jahr keinen Cent mehr vom Arbeitsamt- auch wenn sie jahrzehntelang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat.
Karge Zeiten mit Arbeitslosengeld II
Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle. Nach Angabe des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes leben derzeit etwa 3,7 Millionen Menschen in Haushalten, in die Arbeitslosenhilfe einfließt. Mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II werden davon über eine Million gar nichts mehr erhalten. Diese Menschen verschwinden aus der Leistungsstatistik.
Doch auch, wer noch Leistungen erhält, wird sich warm anziehen müssen. So wie der 61-jährige Peter Langos, der ehrenamtlich Arbeitslose berät. Bis vor einem Jahr hat er damit als Angestellter noch gutes Geld verdient. Dann wurde die Stelle gestrichen. Wenn das Arbeitslosengeld II eingeführt wird, spielt sein früheres Einkommen keine Rolle mehr. Der Abstieg ist vorprogrammiert. Als Sozialberater verdiente er knapp 2.000,- € netto. Davon sind ihm nur 1.350,- € Arbeitslosengeld geblieben.
Und im Sommer 2004 droht der tiefe Sturz: Gerade noch 500,- € wird ihm der Staat dann zahlen, zuzüglich einer angemessenen Unterkunft. Dabei muss Peter Langos ebenfalls Abstreiche in Kauf nehmen. Vor vier Jahren sind er und seine Ehefrau in eine 82-Quadratmeter-Altbauwohnung gezogen. Im Alter wollten sich die beiden noch etwas gönnen. Nach den Kriterien, die im kommenden Jahr für Arbeitslosengeld II-Bezieher gelten, müssen sie wahrscheinlich wieder ausziehen. Nach dem Sozialhilfe-Recht gelten für zwei Personen gerade einmal 60 Quadratmeter als angemessen. Peter Langos muss sich auf karge Zeiten einstellen.
Keine Lösung für Wirtschaft
Mit der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe will der Staat pro Jahr 3,6 Milliarden € einsparen. Eine Rechnung, die nach Ansicht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtverbandes nicht aufgeht: Die Einführung des Arbeitslosengelds II löst demnach keine wirtschaftspolitischen Probleme. Das eingesparte Geld wird den Arbeitslosen an Kaufkraft entzogen. Dies schlägt sich auf den Konsum und damit die Konjunktur nieder. Außerdem werden soziale Probleme verschlimmert und mehr Armut erzeugt, denn Menschen sinken auf ein Leistungsniveau, mit dem sich nicht einmal die bescheidensten Bedürfnisse befriedigen lassen.
Schmelzende Altersvorsorge
Schon heute erhalten Arbeitslose einen Vorgeschmack darauf. Im Mannheimer Arbeitslosentreff begegnet [plusminus Brunhilde und Thomas S. Die Arzthelferin und der Übersetzer haben - wie immer gefordert - fürs Alter vorgesorgt, mit einer privaten Rentenversicherung über 37.000,- €. Doch dann wurde das Ehepaar arbeitslos. Im vergangenen Jahr erhielten sie zusammen noch 1.600,- € vom Arbeitsamt. Doch Anfang dieses Jahres wurden die Vermögens-Freibeträge drastisch herabgesetzt. Nun erhalten beide keinen Cent mehr. Bevor sie Leistungen beziehen können, sollen sie erst einmal die Hälfte ihrer Altersvorsorge aufbrauchen. Doch lieber borgt sich das Ehepaar Geld bei Freunden. Denn die beiden befürchten, nie mehr so viel Geld ansparen zu können, wäre es erst einmal ausgegeben. Sparen auf dem Rücken der Arbeitslosen - immer mehr zieht sich der Staat aus der Förderung zurück. Und wer dabei herausfällt, verschwindet auch aus der Statistik. So kann man die Zahl der Arbeitslosen auch senken.
<ul> ~ Quelle: SWR</ul>

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