- The Daily Reckoning - The Emperor Has No Clothes (Kurt Richebächer) - Firmian, 07.11.2003, 19:27
- (Kurt Richebächer) Für Freunde der deutschen Sprache... - libertaryan, 07.11.2003, 19:35
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(Kurt Richebächer) Für Freunde der deutschen Sprache...
--> Freitag, 7. November 2003
Der Kaiser ohne Kleider
von Dr. Kurt Richebächer
Amerikas wirtschaftliche Erholung und deren Stärke waren und bleiben
die größte wirtschaftliche Sorge der Welt.
Laut allgemeiner Ansicht wird die US-Wirtschaft in der zweiten
Jahreshälfte so schnell wie nie seit den späten 1990ern wachsen. Laut
einer monatlichen Umfrage des Wall Street Journal Online unter 53
Ã-konomen wird für das vierte Quartal ein Wachstum von 4 % erwartet.
Während ein paar Ã-konomen davor gewarnt haben, dass die Entwicklung
dieser Erholung enttäuschen könnte, ist meine Meinung, dass die hohen
Wachstumsraten im zweiten Quartal völlig trügerisch waren. Wenn man
sich nur auf die harten wirtschaftlichen Zahlen stützt wie
Beschäftigung, persönliche Einkommen, Produktion, Investitionen und
Gewinne - dann sehe ich überhaupt keine Erholung in den USA.
Seit 2001 haben die USA auf monetärer und fiskalischer Ebene die
Wirtschaft finanziell stimuliert, wie man es in diesem Ausmaß vorher
noch nie gesehen hat. Im Juli führten die Steuersenkungen zu einem
Zuwachs der Einkommen von 19 Milliarden Dollar - was letztlich zu
einem Zuwachs von 120 Milliarden Dollar bei den verfügbaren Einkommen
führte.
Laut der herrschenden allgemeinen bullishen Stimmung wirkt die Medizin
jetzt. Nach der Revision des BIP-Wachstums für das zweite Quartal -
der Wert wurde von 2,4 % auf 3,1 % erhöht - ist eine Euphorie
ausgebrochen.
Diese Wachstumsraten sind übrigens aufs Jahr hochgerechnet. Wenn
amerikanische Ã-konomen also von einem Wachstum von 4 % sprechen, dann
meinen sie eigentlich 1 %, und das ist nicht unbedingt besonders viel.
Die Wachstumsraten in Nachkriegs-Erholungen lagen in den USA in den
ersten zwei Jahren nach einer Rezession bei durchschnittlich 5,4 % -
und sie brauchten nur sehr wenig monetäre und fiskalische
Stimulierung.
Der zweite Grund, warum mich die angeblich hohen Wachstumsraten nicht
überzeugen, ist die Tatsache, dass sie hauptsächlich den erhöhten
Staatsausgaben zu verdanken sind. Im vierten Quartal war der Anstieg
der Staatsausgaben für 24,5 % des Wachstums verantwortlich, im ersten
Quartal 2003 für 40,7 % und im zweiten Quartal für 38,2 %.
Der wichtigste negative Punkt ist allerdings die angebliche Erholung
bei den Investitionen der Unternehmen nur ein statistisches Wunder
ist. Im zweiten Quartal 2003 lagen die IT-Investitionen bei 1,1199
Billionen Dollar - nach 1,1268 Billionen Dollar im ersten Quartal
2002.
Ich muss Sie nicht daran erinnern, dass eine wirkliche wirtschaftliche
Erholung im Kern sowohl durch einen Anstieg der Konsumausgaben als
auch durch einem Anstieg der Investitionen zustande kommt. Aber was
ist mit diesen beiden Faktoren in der ersten Jahreshälfte 2003
passiert?
Lassen Sie uns den Anstieg des aggregierten BIP betrachten. In
aktuellen Dollar ist es im ersten Quartal um 99,6 Mrd. Dollar und im
zweiten Quartal um 105,5 Mrd. Dollar gewachsen, kaum eine
Beschleunigung.
Wenn man sich die Nachfragekomponenten ansieht - mit den
Konsumausgaben als der größten Komponente - dann sieht man, dass es in
diesem Bereich einen Rückgang von 87,1 Mrd. Dollar auf 83,1 Mrd.
Dollar gab. Die Investitionen von Ausländern fielen im ersten Quartal,
erreichten im zweiten Quartal aber wieder ihr voriges Niveau. Vom
ersten zum zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum der
Regierungsausgaben von 40,7 Mrd. Dollar auf 33,6 Mrd. Dollar. Das
stark steigende Handelsbilanzdefizit nahm im ersten Quartal 11,1 Mrd.
Dollar vom BIP-Wachstum, im zweiten waren es 23,8 Mrd. Dollar.
Aber dieses durchwachsene Bild - gemessen in aktuellen Dollar -
änderte sich radikal, nachdem die Statistiker diese Zahlen mit ihren
Preisindizes behandelt hatten. Demnach hat sich das BIP-Wachstum von
33,8 Mrd. Dollar auf 73,5 Mrd. Dollar beschleunigt. Das Wachstum der
Konsumausgaben explodierte regelrecht, von 33 Mrd. Dollar auf 62,4
Milliarden Dollar, und das Wachstum der Regierungsausgaben erhöhte
sich von 1,7 Mrd. Dollar auf 31,7 Mrd. Dollar.
Den größten Beitrag zum BIP-Wachstum lieferte jedoch die
Preisanpassung bei den Computern. In aktuellen Dollar sind die
Investitionen in diesem Sektor im ersten Quartal um 0,8 Mrd. Dollar
und im zweiten um 6,3 Mrd. Dollar gestiegen, aber der Preisfaktor
führte zu einem Anstieg von 15,3 und 38,4 Mrd. Dollar! Damit waren die
Wachstumsraten bei den Ausgaben für Computer für 43 % des gesamten
BIP-Wachstums im ersten und für 44 % des gesamten BIP-Wachstums im
zweiten Quartal verantwortlich.
Die breite Finanzpresse hingegen nahm den angeblichen Anstieg der
Computer-Investitionen als Beleg für die Rückkehr der
Hightech-Investments. Die Wall Street zelebrierte das mit einem
Anstieg des Nasdaq-Composite um 56 % seit März.

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