- Wir sitzen in der Schuldenfalle - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 11.11.2003, 19:59
- Re: Wir sitzen in der Schuldenfalle / und Euklid liest es wieder nicht ;-) - JüKü, 11.11.2003, 20:32
- Re: Wir sitzen in der Schuldenfalle / und Euklid liest es wieder nicht ;-) - Euklid, 11.11.2003, 20:50
- Re: Wir sitzen in der Schuldenfalle / der einsame Krüger... - JüKü, 11.11.2003, 21:07
- Re: Wir sitzen in der Schuldenfalle / und Euklid liest es wieder nicht ;-) - Euklid, 11.11.2003, 20:50
- Re: Wir sitzen in der Schuldenfalle / und Euklid liest es wieder nicht ;-) - JüKü, 11.11.2003, 20:32
Wir sitzen in der Schuldenfalle
-->Konjunktur
Eine solche Blase wie jetzt gab es noch nie"
09. November 2003 Vermögensberater Langen von der Goltz sieht schwarz angesichts der hohen Schulden von Staaten und Privaten.
Herr Langen von der Goltz, trotz Börsenrally wollen viele Anleger nichts von Aktien wissen. Zu Recht?
Die Anleger, die 1999 oder 2000 eingestiegen sind, haben sich so erschrocken, daß sie für viele Jahre nicht an die Börse zurückkehren. Die Skepsis ist berechtigt, denn die Erholung der Weltwirtschaft ist nur ein Strohfeuer.
Warum?
Wir verdanken den Aufschwung allein der Schuldenmacherei in Amerika. Die Vereinigten Staaten brauchen inzwischen 2000 Milliarden Dollar neue Gesamtschulden, um das Bruttosozialprodukt um 500 Milliarden Dollar zu erhöhen. Das ist so, wie wenn ein Unternehmen für jeden Dollar Umsatz vier Dollar Schulden aufnehmen muß. Noch beängstigender ist die Situation in Japan. Auch Europa hätte gut daran getan, die Maastricht-Kriterien zeitweise auszusetzen. Sich zu Tode sparen ist keine Politik.
Wir sitzen in der Schuldenfalle?
Die Weltwirtschaft hat eine Verschuldung aufgebaut, die dreimal so hoch ist wie das Bruttosozialprodukt, mit dem diese Schulden eines Tages zurückgezahlt werden müssen. Eine normale Firma wäre schon längst bankrott. Aber Staaten gehen nicht bankrott, sondern drucken Geld. Die Schuldenkrise wird das Schicksal der Weltfinanzmärkte bestimmen.
Einen Ausweg gibt es nicht?
Nur zwei Wege führen aus der Falle: Inflationieren oder bankrott gehen. Die Notenbanken in Amerika und Japan haben sich dafür entschieden, die Wirtschaft in Geld zu ertränken.
Ist das nicht verhängnisvoll für den Dollar?
Wir sehen ein nahes Ende der Dollarherrschaft. Die amerikanische Konjunkturlokomotive verheizt heute 80 Prozent aller Weltersparnisse. In diesem Jahr wird Amerika ein Leistungsbilanzdefizit von 600 Milliarden Dollar ausweisen. Aber schon bald wird es niemand mehr geben, der bereit ist, das Defizit zu finanzieren. Wir rechnen damit, daß bald 1,50 Dollar für einen Euro gezahlt werden müssen, vielleicht sogar zwei Dollar. Damit wird der Welt der Geldhahn zugedreht.
Das bedeutet auch das Aus für den Aufschwung in Asien?
Asien hängt wie auch Europa am Tropf der amerikanischen Wirtschaft. In dem Moment, wo Euro, Yen und Yuan massiv aufwerten, wird das Wachstum dort beschädigt. Aber daran führt kein Weg vorbei. Asiatische und europäische Produkte müssen für Amerikaner so teuer werden, daß es sich für amerikanische Firmen wieder lohnt, im eigenen Land zu produzieren. Das wird enorme Verwerfungen für die Weltwirtschaft mit sich bringen.
Die Rally an den Börsen wird bald enden?
Es ist nicht auszuschließen, daß die Kurse zunächst weiter steigen. Schließlich versuchen Amerikas Notenbank und Regierung mit allen Mitteln, Konjunktur und Aktienkurse am Laufen zu halten. Eine solche Liquiditätsblase gab es noch nie in der Finanzgeschichte. Das ist aber das letzte Aufgebot.
Die Blase wird platzen?
Die amerikanische Börse ist total überdreht. Die Nasdaq-Papiere sind mit dem achtfachen Buchwert bewertet, der breite Markt mit dem vierfachen Buchwert. Am Ende des Börsendramas 1973/74 wurden die Unternehmen des S&P 500 zum halben Buchwert gehandelt - und keiner wollte die Aktien kaufen. Dabei waren damals die wirtschaftlichen Verhältnisse viel besser als heute. Sie sehen also, was möglich ist, wenn die Aktionäre wieder nüchtern werden.
Sie halten sich von den Aktienmärkten fern?
Die Börsen sind noch immer viel zu hoch bewertet. Es ist zu gefährlich, in einem solchen Umfeld stark investiert zu sein. Wir greifen uns in der Börsenrally zwar ab und zu den einen oder anderen Titel, investieren kurzfristig zehn oder 20 Prozent des verwalteten Vermögens und verkaufen nach wenigen Monaten wieder. Kurz: Wir erlauben uns kleine Angriffe an der Börse, um dann schnell wieder in Deckung zu gehen. Das bleibt unsere Strategie für die nächsten Jahre.
Sie fürchten nicht, daß die Konkurrenz mit üppigen Renditen davonzieht?
Wir müssen nicht bei jeder Rally dabeisein, sondern wollen dauerhaft überleben. Unsere oberste Prämisse ist, kein Geld zu verlieren. Denn das kann der Kunde alleine. Deshalb haben wir schon frühzeitig auf Anleihen gesetzt und unseren Kunden Verluste erspart.
Ist es nicht gefährlich, in Ihrem Szenario auf Anleihen zu setzen?
Auf Dauer sind Renten der Verlustbringer par excellence. Denn die wahrscheinliche Lösung der Schuldenfalle ist in fünf bis sieben Jahren Inflation. Nur so läßt sich das Weltschuldenproblem lösen. Die Amerikaner werden ihre Kredite eines Tages mit wertlosem Geld zurückzahlen. Deswegen besitzen wir nur vorübergehend Anleihen.
Sie fürchten keine Zinswende?
Noch ist es nicht soweit. Aufgrund der weltweiten Überkapazitäten bleibt die Deflation weiter das Problem Nummer eins. Da können Sie soviel Geld drucken, wie Sie wollen, schauen Sie nur nach Japan. Von amerikanischen Anleihen lassen wir natürlich die Finger - wegen des Dollar-Risikos.
Und europäische Anleihen?
Sie sind noch für einige Zeit ein sicheres Investment. Während der Dollar verfällt, wird der Euro an Stärke gewinnen. In Europa werden die Preise fallen, während sie im Amerika schon steigen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Europäische Zentralbank die Flucht nach vorne ergreift und die Zinsen senkt.
Ist da nicht Gold der sicherere Hafen?
Wir gehen davon aus, daß Gold eine große Zukunft hat. Auch die Goldminenhausse steht erst am Anfang. Die meisten Leute haben keine Vorstellung davon, was geschieht, wenn der Dollar als Weltwährung abgesetzt wird. Was soll denn den Dollar ersetzen? Der Euro und der Yen können es nur bedingt, also wird es Gold sein. Ich kann mir in zehn oder zwanzig Jahren Goldpreise von 1000 Dollar und mehr vorstellen. Aber auch die Weltschuldenfalle kann für weitsichtige und flexible Anleger zu einer Goldgrube werden.
Text: Interview: Catherine Hoffmann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.11.2003, Nr. 45 / Seite 47
<ul> ~ Ratz FAZ</ul>

gesamter Thread: