- Lobeshymnen auf den Telekom-Chef - die Belegschaft (und Kunden) sehen das anders - kizkalesi, 13.11.2003, 11:20
Lobeshymnen auf den Telekom-Chef - die Belegschaft (und Kunden) sehen das anders
--><font="5">"Milliarden versieben und dafür Millionen einstecken" </font>
Beim Intranet-Chat zeigt sich, dass der Frust vieler Telekom-Mitarbeiter tief sitzt -
Unverständnis über den Mix aus millionenschwerem Sponsoring und Personalabbau
Auszüge zusammengestellt von Lutz Frühbrodt.
Im Juli führte Vorstandschef Ricke ein neues Konzernleitbild ein, mit dem ein Klima geschaffen werden soll, das die Telekom-Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt. Denn für Ricke ist es"zuallererst der gemeinsame Spirit, der ein erfolgreiches Unternehmen antreibt". Mit dem"T-Spirit" genannten Leitbild will Ricke"unsere Werte" verändern. Ein Teil davon: mehr Diskussionskultur. So veranstaltet die Presseabteilung Intranet-Chats mit den Mitarbeitern. Diese zeigen aber, dass die Telekom offenbar noch weit von echtem Wir-Gefühl entfernt ist.
Eigentlich sollte beim Chat über die Marke"T-Com", die die Festnetzsparte seit einigen Monaten trägt, debattiert werden. Doch alles kam anders, wie die Beispiele zeigen...
Peter: Sehr geehrter Vorstand, so lange das Unternehmen systematisch ausgedünnt wird - und das vor allem mit Fachkräften, die dem"Clearing" (Personalabbau) zum Opfer fallen - können Sie das Unternehmen noch so oft umbenennen. Ich glaube kaum, dass der Markenrelaunch irgendwo auf großes Interesse gestoßen ist.
Bei unseren Kunden hat es Jahre gedauert, bis der Wandel Post-Telekom vollzogen war. Mit T-Com wird es ähnlich laufen. Da nützt es auch nichts, den Millionären vom FC Bayern das Gehalt aufzubessern. Fast täglich hinzu kommende"Horrormeldungen" wie Beschäftigungspakt, Kürzung von Zuwendungen und kaum Perspektiven tun ihr Übriges. Hier sollte einmal angesetzt werden.
Orkaner: Unsere Kunden wissen bald nicht mehr, wohin sie sich wenden sollen. T-Com, T-Mobil, T-Systems, T-Online, Deutsche Telekom. Für den Kunden wird es immer undurchschaubarer. Bestes Beispiel ist die Problematik T-Online - Deutsche Telekom. Da wurden die Zuständigkeiten auch immer hin und her geschoben. Und der Kunde war am Ende wieder einmal unzufrieden!
Antwort von Stephan Althoff, Leiter der Unternehmenskommunikation T-Com: Wenn der Kunde unzufrieden ist, liegt dies sicherlich nicht (nur) an der Markenstrategie des Konzerns, sondern (auch) daran, dass wir in puncto Kundenorientierung immer noch - trotz aller Fortschritte - gewaltige Defizite haben.
T-Loser: Neuer Name, aber beim Kunden läuft trotzdem nichts. Habe persönlich die Erfahrung, dass dem Kunden der Service vor Ort fehlt. Nur mehr Kundenservice bringt mehr Kunden!
Klaun: Kann es mit Leuten, denen ein"Solidaritätsbeitrag" zur Prosperität des Unternehmens abgefordert wird, welcher an deren nackte Existenz geht, eine sachliche Diskussion über Unternehmensnamen geben?
Telekom: Könnten Sie Ihre Frage konkretisieren?
Klaun: Ich denke an Menschen, die durch den Kauf einer Immobilie in Hochpreisregionen saftige, 20 bis 30 Jahre währende monatliche Verpflichtungen eingegangen sind, und für die eine zehnprozentige Gehaltskürzung [wie sie Personalvorstand Klinkhammer fordert], ein Desaster darstellt. Weiter denke ich daran, dass die zehnprozentige Personalkostenersparnis einen Betrag von vielleicht 150 Mio. Euro einbringt, was gerade mal etwa einer Zwei-Prozent-Verzinsung der acht Mrd. Euro für die UMTS-Lizenz entspricht. Kurz: Wenn Leute Milliarden versieben und dafür Millionen einstecken, dann haben sie nicht die Glaubwürdigkeit, neue Wertegerüste zu proklamieren.
Dummerchen: Neue Marke, altes Problem: Weiterhin gibt es Korruption und Betrug. Vor allem in höheren Positionen. Konkrete Hinweise werden nicht verfolgt. Absicht? Natürlich! Weil fast jeder Dreck am Stecken hat und Angst hat, dass auch er verpfiffen wird. Oder liege ich da vollkommen falsch mit meinen Vermutungen?
Achim Berg, Bereichsvorstand T-Com: Da wüsste ich gern Details - wir haben im Management diverse Programme aufgesetzt, um Missbrauch aufzudecken und zu bekämpfen. Es hat bei allen mir bekannten Fällen zu direkten Konsequenzen geführt.
Armer Mensch: Von Hochglanz-Broschüren und noch so toller Fernsehwerbung hat der Kunde nichts. Man macht den Leuten den Mund wässrig und dann werden T-Punkte geschlossen. Und bei den Hotlines hört man immer nur, es wären alle Mitarbeiter mit Kundengesprächen beschäftigt, man solle später wieder anrufen - und dies stundenlang. Dabei sitzen in der Personalserviceagentur (PSA) Tausende qualifizierte Mitarbeiter herum und drehen Däumchen.
Harry Potter: Ich bin einer der Besten bei T-Com - warum darf ich nicht arbeiten? Ich soll weniger arbeiten! Ich soll in die PSA gehen - lasst mich doch arbeiten!
Borussia: Was hat die Telekom mit"t-wurst" zu tun? Die Telekom ist Inhaber der Domain"www.t-wurst.de". Wollen wir demnächst in den"Food-Bereich" einsteigen?
Andrea Vey, Pressesprecheri: Diese Domain ist uns zu einem äußerst günstigen Preis angeboten worden. Und wir haben uns daher entschlossen, sie zu erwerben, damit mit unserem Markenelement"T" kein Unfug getrieben wird.
Ninus Minimax: Personalführung ist die Kunst, den Mitarbeiter so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfindet! In diesem Sinne: Machen Sie weiter so!!
http://www.welt.de/data/2003/11/12/196012.html?s=1

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