- The Daily Reckoning - Too Many Treasure Hunters (Marc Faber) - Firmian, 13.11.2003, 18:32
- Re: Deutsche Version - Firmian, 13.11.2003, 18:35
- Deutsche ( DANKE!!!!!!!! ) Version. Gruss (owT) - Tofir, 13.11.2003, 18:47
- Re: Deutsche Version - Fürst Luschi, 13.11.2003, 20:32
- Re: Deutsche Version - Firmian, 13.11.2003, 18:35
Re: Deutsche Version
-->Die Bürger von Squanderville
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die Bürger der imaginären Stadt Squanderville - so nennt
Investmentlegende Warren Buffett in einem Artikel im Fortune-Magazin
die USA - sind ein glückliches Volk. Sie glauben an glückliche Dinge;
es kümmert sie nicht, dass die Dinge, an die sie glauben, unmöglich
sind.
Nach fast 20 Jahren meist fallender Zinssätze... und meist fallender
Inflationsraten... und meist steigender Aktien- und Immobilienpreise
glauben die Leute mittlerweile, dass die Welt in Squanderville so
funktioniert. Und weil die Zinsen meistens fallen, und die
Immobilienpreise meistens steigen, denken sie sich, dass sie sich
wenig Sorgen machen brauchen.
Selbst die Profis in Squanderville waren sich niemals so sicher: Eine
Umfrage unter Volkswirten der großen Brokerhäuser fand heraus, dass
100 % von ihnen mit steigenden Aktienkursen in den nächsten 12 Monaten
rechnen. Und Immobilien? Wer glaubt schon, dass die Immobilienpreise
fallen werden?
Nun, Michael Vaupel glaubt das. Er ist Chefredakteur des Börsenbriefs
"Optionsschein-Profits".
Er rechnet damit, dass die Immobilenpreise fallen werden, wenn die
Zinsen steigen. Höhere Zinssätze bedeuten höhere monatliche
Belastungen. Und da in den USA nur wenig Leute zusätzliche Kapazitäten
in ihren monatlichen Budgets übrig haben, werden höhere
Hypothekenzahlungen (in den USA haben viele Leute Hypothekendarlehen
mit flexiblem Zinssatz gewählt) es schwierig machen, höhere Preise für
Immobilien zu zahlen. Das wird das allgemeine Preisniveau bei den
Immobilien drücken, genauso wie niedrige Zinsen es nach oben gedrückt
haben.
Kurioserweise erwarten die gleichen Volkswirte, die mit höheren
Aktienkursen rechnen, auch, dass die Fed bis Mitte 2004 die Zinsen
erhöhen wird. Australien und Großbritannien haben ihre Leitzinsen
bereits erhöht; sie denken deshalb, dass es nur noch eine Frage der
Zeit sei, bis die USA folgen würden. In ihren simplen Gehirnen haben
die niedrigen Zinssätze der Fed eine"Erholung" produziert, die die
gleiche Qualität wie alle früheren Erholungen hat. Sie glauben, dass
das übliche Trendmuster folgen wird: Höhere Beschäftigtenzahlen,
höhere Preise, und höhere Zinsen.
Nicht, dass sie sich besondere Sorgen machen würden. Denn die
Volkswirte von Squanderville erwarten, dass die Erholung mehr Jobs und
höhere reale Einkommen produzieren wird, mit genug Kraft durch
zusätzliche Gewinne, um den Anstieg der Zinsen überkompensieren zu
können.
Ich denke, dass sie gerade in diesem letzten Punkt enttäuscht werden.
Denn es ist zwar schön und gut, positiv zu denken und glücklich Geld
auszugeben, aber es sind Ersparnisse und Investitionen, die reale Jobs
und reale Gewinne produzieren. Aber wenn die Leute in Squanderville
ihre Hypotheken erhöhen, um weiter konsumieren zu können, dann geht
ein großer Teil des Geldes in eine andere Stadt - Buffett nennt sie
Thriftville (und vielleicht meint er damit China).
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Donnerstag, 13. November 2003
Sind die Wirtschaftszahlen wirklich so gut?
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Eine Reihe von Volkswirten beginnt, die sogenannten positiven
wirtschaftlichen News genauer in Frage zu stellen."Wir hassen es,
Spielverderber zu sein", so David Rosenberg von Merrill Lynch am
Dienstag gegenüber Yahoo! News,"aber wie kann der Arbeitsmarkt als
stark bezeichnet werden, wenn die Zahl der insgesamt geleisteten
Arbeitsstunden im Baubereich um 0,1 % und im produzierenden Gewerbe um
0,2 % zurückgegangen ist?"
"Insgesamt ist das berühmte Glas für mich immer noch halb leer", so
stimmt Stephen Roach von Morgan Stanley zu."Für eine an Ersparnissen
knappe, überschuldete und arme Volkswirtschaft denke ich weiterhin,
dass es zu früh ist, Entwarnung zu geben."
"Ich bin kein nervöser Bär", so mein Freund Bob Prechter, der noch
weiter geht,"aber ich bin der Ansicht, dass sich hier eine im Leben
einmalige Bären-Einstiegsmöglichkeit bietet. Die Muster, Zyklen und
technischen Indikatoren sprechen eine erstaunlich eindeutige Sprache.
Dass alle Indikatoren so für eine Richtung sprechen, ist doch
eigentlich der Traum eines jeden Analysten."
"Ich hatte das Glück, bis jetzt schon zwei solcher Perioden miterlebt
zu haben", so Prechter weiter."Das erste Mal war 1975 bis 1984, als
die Furcht regierte. Aber die Aktienkurse steigen, und die Blue Chips
explodierten. Das zweite Mal war von 1998 bis jetzt, als die Euphorie
regierte. Aber gerade das führte zu dem folgenden Bärenmarkt."
"Das Komische an beiden Perioden ist die unglaublich lange Zeit, die
beide angehalten haben. 300 Jahre Aktienmarktdaten zeigen nichts
Vergleichbares. Extreme technische Bedingungen, die normalerweise
innerhalb von Wochen zu einem Trendwechsel führen, hielten Monate, und
die, die normalerweise Monate dauerten, dauerten Jahre."
"Wenn dieser Bärenmarkt schließlich vorbei sein wird", prognostiziert
Prechter,"dann wird sich fast keiner mehr an die Stimmung erinnern,
die im Sommer 2000, im Frühjahr 2001, im Frühjahr 2002 und im Sommer
2003 existierte. Der S&P 500 und der Nasdaq werden Indizes sein, die
lange gefallen sind, mit ein paar Rallys auf dem Weg. Und die
Historiker werden sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass
die Investoren während dieser Rallys besonders bullish gewesen sein
könnten."
Also... was hat diesen"Schein-Boom" wirklich verursacht? Im
Frühsommer wuchs in den USA die Geldmenge mit einer phänomenalen
Jahresrate von 22 %. Auch die Staatsausgaben boomten - zum größten
Teil im Zusammenhang mit dem Krieg gegen den Irak. Innerhalb von 18
Monaten verwandelte sich der amerikanische Haushaltsüberschuss in das
größte Defizit der Geschichte - ein Schwung von einer Dreiviertel
Billion (!) Dollar.
Und dann... was wird als nächstes passieren? Wird die US-Regierung
noch größere Haushaltsdefizite anpeilen? Werden die Leitzinsen ein 14.
und ein 15. Mal gesenkt werden... auf Null? Wird die Geldmenge mit
50 % pro Jahr wachsen?
Was wird die Wirtschaft in den vor uns liegenden Monaten stimulieren?
Ich weiß es nicht. Aber ich stelle fest, dass der Zuwachs der
Geldmenge... und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes... beide
fallen. Und die Hypothekenzinsen beginnen zu steigen... oh, là là ...
Amerika hatte seit 50 Jahren keinen nationalen Kollaps bei den
Immobilienpreisen mehr. Aber es gab regionale Bärenmärkte bei
Immobilien. In New York City fielen die Preise um 8 %, und sie
brauchten 10 Jahre, um sich zu erholen. In Boston fielen die Preise um
6 %, und sie kamen 6 Jahre lang nicht auf dieses Niveau zurück.
Natürlich haben sich in Japan die Immobilienpreise immer noch nicht
von ihrem Kollaps erholt, der unmittelbar nach dem Start des
Bärenmarktes am Aktienmarkt im Januar 1990 begann.
Ich wäre nicht überrascht, wenn die US-Immobilienpreise um bis zu 30 %
fallen würden. Was würden Sie machen, wenn Ihr Haus plötzlich 30 %
weniger wert ist, als sie dafür bezahlt haben? Die meisten Leute
würden einfach still bleiben und das aussitzen. Sie sind
zuversichtlich, dass sich die Immobilienpreise wieder erholen
werden... genau wie der Aktienmarkt."Man sollte nicht verkaufen,
wenn die Preise im Keller sind", würden die Nachbarn sagen.
Aber die Leute verkaufen ihre Häuser oft, weil sie es müssen. Sie
trennen sich, verlieren ihre Jobs oder finden woanders bessere Jobs.
Dann sind sie gezwungen, zu verkaufen, und der Verkaufspreis - selbst
wenn es ein Notverkauf ist - ist eine neue Richtschnur für die Preise
der Häuser der gesamten Nachbarschaft.
Nun, der Asienexperte Mac Faber denkt übrigens, dass wir nicht weit
davon entfernt sind, die Baubeginne von Häusern in China als Maß für
die globale wirtschaftliche Aktivität zu messen. In einem Interview
meinte Faber, dass dies eine Folge der Bevölkerungszahlen sei. Der
Journalist, der Faber interviewte, meinte:
"Faber betonte, dass der Schweizer Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade
sehr hoch sei - aber der geringste Zuwachs beim chinesischen
Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade würde die gesamte Schweizer
Schokoladennachfrage klein aussehen lassen. Ein kleiner Wechsel bei
den Konsumgewohnheiten einer Nation von fast 1,3 Milliarden Menschen
schafft das. Dasselbe gilt für Holz, Getreide, Ã-l, Kupfer, Aluminium
und alles andere. Man kann das Pro-Kopf-Einkommen dieser Nation, die
viermal mehr Einwohner als die USA hat, in 10 Jahren verdoppeln, in 20
Jahren vervierfachen. Es ist jede Menge Platz für fortgesetztes
Wachstum..."
"Die Amerikaner werden sich von der Hegemonie verabschieden, bevor sie
gelernt haben, wie man dieses Wort buchstabiert." Mehr von Dr. Faber
in einem Gastartikel, siehe unten...
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Donnerstag, 13. November 2003
"Rally der Trottel"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Es gibt wieder Neuemissionen, so das Wall Street Journal. Und
Daytrading ist auch wieder angesagt. Die durchschnittliche Aktie an
der Nasdaq hat ein KGV von über 40 - und viele Unternehmen erzielen
überhaupt keine Gewinne. Die amerikanischen Konsumenten geben mehr
Geld als je zuvor aus. Wir sind wieder da, wo wir 1999 waren.
Juppieh!
Als Philosoph bin ich verzweifelt. Aber als Investor bin ich erfreut;
denn nichts wärmt das Herz eines Investors so stark, als so viele
Leute so viele dumme Dinge tun zu sehen.
Jeremy Grantham spricht von einer"Rally der Trottel" an der Wall
Street. Warren Buffett sagt, dass er nicht eine Aktie finden kann, die
kaufenswert wäre; das erste Mal seit 72 Jahren kauft Buffett
ausländische Währungen. Soros warnt, dass das ganze Ding in die Luft
fliegen könnte. John Templeton rät, aus dem Aktienmarkt raus zu gehen.
Und Richard Russell warnte letzte Woche auf der Investmentkonferenz in
New Orleans, an der ich teilnahm:"Wenn es jemals eine Krise gab, die
die Weltwirtschaft erschüttern könnte - dann diese!" Und mein Freund
Jim Rogers will sogar, dass seine kleine Tochter Chinesisch lernt!
Aber der durchschnittliche Kleinanleger denkt, dass er intelligenter
sei als Buffett, Soros, Templeton, Rogers und Russell. Und dankt Gott
für die Kleinanleger! Ohne die Kleinanleger wüssten die Profis ja
nicht, an wen sie verkaufen sollten, oder?
*** Ich wollte unser lokales Orakel... einen Betrunkenen, der auf der
Straße vor unserem Pariser Büro rumhängt... fragen, was er von der
amerikanischen"Wirtschaftserholung" hält. Aber ich fand einen Hinweis
an der Tür der Kirche St. Maria, der mich darüber informierte, dass
der Landstreicher gestorben war. Ich stellte mir vor, wie er einfach
auf den Stufen der Kirche einschlief, wie er das immer getan hatte,
und einfach nicht mehr aufgewacht war. Er war wahrscheinlich von den
Müllmännern gefunden worden, als die ihre Runde machten. Diese ganze
Sache ist so traurig; denn ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe mich
wirklich mit ihm über wirtschaftliche Dinge unterhalten, und seine
Investmentprognosen waren so gut wie die von Profis, aber deutlich
billiger. Was kann ich sagen? Die Guten sterben jung. Ruhe in Frieden.
*** News aus meiner Familie...
Die Klasse von meinem Sohn Henry fährt nach Rom, um da den Papst zu
treffen. Meine Frau macht sich deshalb Sorgen - deshalb hat sie ein
Treffen mit dem Schulpriester von Henry vereinbart.
"Was ist das Problem?" fragte ich meine Frau.
"Nun, Henry ist doch gar nicht katholisch", erklärte sie mir.
"Hm? Er geht aber auf eine katholische Schule. Er geht in die Messe.
Er ist sogar Messdiener. Man kann nicht katholischer sein."
"Ja, aber er wurde als Anglikaner getauft."
"Ja und?"
"Ich weiß nicht... aber was ist, wenn der Vatikan das herausfindet?"
"Die haben sicher Wichtigeres zu tun..."
***"Maria", so begann meine Frage an meine Tochter,"wie war gestern
Dein Termin bei der Royal Academy (einer Schauspielschule in London)?"
"Nun, ich habe geweint, als ich herauskam. Aber die Frau, die das
Programm veranstaltet, hat uns gesagt, dass wir uns keine Sorgen
machen sollen. Sie erklärte uns, dass man als Schauspielerin doppelt
so hart wie jeder andere sein muss. Denn man muss immer um Jobs
kämpfen... und man bekommt nicht viele."
"Ich denke, dass ich mich besser auch bei anderen Schauspielschulen
bewerben sollte... nur für alle Fälle..."
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Donnerstag, 13. November 2003
Zu viele Schatzjäger
von Dr. Marc Faber
Die Investment-Management-Industrie ist in den meisten
Industriestaaten ein großer Sektor der Volkswirtschaft geworden. Und
die Beträge, die zu Anlagezwecken rund um die Welt eilen, übertreffen
die Beträge, die durch reale Handelsströme entstehen, um ein
Vielfaches. Denken Sie nur einmal darüber nach, dass in den USA die
Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe auf den niedrigsten
Stand seit den 1950ern gefallen ist, während die Schulden als Anteil
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Rekordniveau stehen und weiter
steigen, und auch der Anteil der Marktkapitalisierung des
Aktienmarktes am BIP steht nahe Rekordwert.
Einfach gesagt - die USA scheinen weniger Güter zu produzieren, aber
einen zunehmenden Berg an Papiergeld, und das immer schneller. Diese
Trends führen zu einem im Vergleich zur realen Wirtschaft
überproportionalen Wachstum der Finanzmärkte. Wenn das so weitergeht -
und ich bezweifle, dass das für immer so weiter geht - werden die
westlichen Industrienationen nur noch sehr wenig (als Anteil am BIP)
selbst produzieren, aber eine immer größer werdende Armee von
Finanz-Zauberern wird ihre Tage mit dem Handeln von Finanzinstrumenten
wie Aktien, Anleihen, Optionsscheinen und so weiter verbringen!
Wie nachhaltig ist so ein Trend, wenn die Finanzmärkte selbst keinen
Reichtum schaffen, sondern nur ein Nebenprodukt von der Produktion von
Reichtum in der realen Wirtschaft sind? Das mag eine kontroverse Frage
sein, aber lassen sie uns für einen Moment zwei Volkswirtschaften
vergleichen. In der ersten Volkswirtschaft arbeiten die Leute in
Fabriken und im Dienstleistungssektor, und sie investieren ihre
Ersparnisse, um die Produktion zu verbessern. In dieser Wirtschaft ist
die Finanzwirtschaft nur ein Lotse, der die Ersparnisse zu den
Investitionen leitet. In der zweiten Volkswirtschaft hat die gesamte
Bevölkerung das Arbeiten größtenteils aufgegeben, stattdessen handeln
sie 24 Stunden pro Tag mit Finanzanlagen.
Es ist leicht zu sehen, dass beide Volkswirtschaften Vollbeschäftigung
und"Wachstum" haben könnten. Aber realer Reichtum kann nur in der
ersten Volkswirtschaft geschaffen werden, die Güter und
Dienstleistungen produziert; die pure Finanzmarkt-Volkswirtschaft kann
nur Papiergeld oder imaginären Reichtum produzieren, der langfristig
nicht nachhaltig sein würde.
Ich sage nicht, dass die USA schon den Fall der zweiten
Volkswirtschaft erreicht haben. Ich stelle nur einige Dinge fest: Eins
der Symptome für eine Volkswirtschaft, die"künstlichen Reichtum"
durch eine Inflation bei Vermögenswerten schafft, ist ein schwacher
Trend der eigenen Währung. Mit anderen Worten: Je länger die Fed
versucht, die US-Wirtschaft durch eine Inflation bei Vermögenswerten
(Aktien, Immobilien) und eine Politik des ultraleichten Geldes
(Niedrigstzinspolitik) anzukurbeln, desto länger können wir erwarten,
dass der Dollar weiter fallen wird.
Aktien steigen langfristig nicht immer. Die Realität ist, dass die
meisten Gesellschaften langfristig nicht mehr bestehen, und dass die
Investoren kontinuierlich nach neuen Gesellschaften, Regionen,
Sektoren und Vermögensklassen im Investment-Universum suchen müssen.
Im heutigen Investment-Klima haben die Fondsmanager, die meine
Bedenken über die US-Wirtschaft teilen, nur zwei Möglichkeiten, wenn
sie mit einem steigenden Aktienmarkt konfrontiert werden. Sie können
entweder ihre defensive Strategie beibehalten (hohe Bargeldbestände
und das Halten von Aktien mit einer niedrigen Volatilität) und ihre
Jobs und Bonuszahlungen und den Verlust von ungeduldigen Kunden
riskieren, weil sie für eine lange Zeit schlechter als der Markt
abschneiden werden; oder, trotz ihrer bearishen (pessimistischen)
Einschätzung können sie Aktien mit dem stärksten Momentum kaufen - und
das sind auch oft die Aktien mit den schwächsten Bewertungen (in den
letzten 6 Monaten waren es Hightech-Aktien). Und damit können sie eine
gute Performance erzielen.
Sie als Leser werden sicher leicht sehen, welche Wahl die meisten
Fondsmanager getroffen haben. Ehrlich gesagt tun mir meine Freunde in
solchen Situationen leid, denn sie müssen wider besseres Wissen Aktien
kaufen, um mit der Performance des Marktes mithalten zu können - und
um ihre Jobs behalten zu können. Aber das ist eigentlich völlig gegen
ihre eigene fundamentale Analyse und Einschätzung.
Es mag harsch klingen, aber die gesamte Finanzindustrie ist wie ein
großes Bordell. Die Broker pushen Aktien, von denen sie nichts wissen,
nur deshalb, weil die gerade laufen. Und weil ihnen das dann schöne
Provisionen bringt. Die Analysten empfehlen Aktien nicht
notwendigerweise deshalb, weil die Fundamentals gut sind, sondern
deshalb, weil diese Aktien in letzter Zeit gestiegen sind und andere
Analysten die auch empfehlen. Und die Fondsmanager werden von den
Bordellbesitzern dazu gezwungen, Sektoren, die gerade laufen, zu
kaufen - denn das befriedigt die Kunden des Bordells.
Ich möchte betonen, dass ich zwar kritisch in Bezug auf das
Finanzsystem und die Finanzindustrie bin - dass ich aber nicht
kritisch in Bezug auf die meisten der sehr brillanten Fondsmanager,
Analysten und Volkswirte bin. Ich bin wirklich beeindruckt von der
Qualität der Analyse, der Breite des Wissens und von den
Persönlichkeiten, die ich in der Finanzindustrie getroffen werden.
Aber leider zwingt das rücksichtslose Gelddrucken der Fed diese Leute
dazu, oft wider besseres Wissen Aktien zu empfehlen, die ihnen
eigentlich fundamental gar nicht gefallen.
Für meinen Geschmack sind die westlichen Finanzmärkte zu groß,
verglichen mit der realen Volkswirtschaft. Und es gibt auch zu viele
smarte Leute und Schätzjäger in der Finanzindustrie, die es für den
durchschnittlichen Anleger schwierig machen, eine gute Performance zu
erzielen.
Die Bewertungen bleiben extrem hoch, und die alten Favoriten unter den
Aktien sind die neuen. Das ist ein Symptom dafür, dass wir nur eine
Bärenmarkt-Rally im langfristigen Abwärtstrend sehen, und nicht den
Beginn eines neuen Bullenmarktes. Die alten Favoriten werden
irgendwann wieder enttäuschen, so wie das bei der Spekulationsblase,
die 1973 platzte, bei Eastman Kodak, Polaroid und Xerox der Fall war.
Ich glaube nicht, dass das derzeitige Umfeld gute
Einstiegsmöglichkeiten bietet. Wenn die Korrektur nicht jetzt kommt,
dann wird sie später wahrscheinlich noch stärker ausfallen - und
deshalb sollte man darauf vorbereitet sein, erst in den nächsten 12
bis 18 Monaten einzusteigen.

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